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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.01.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060106025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906010602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906010602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-01
- Tag1906-01-06
- Monat1906-01
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Sonnabend, ti. Januar IVU« ?I 6 Pl^e ns» nicht eingenommen, »udnehr lasen auf der «st«» Reche sämtlich« neuemtreceicken Herren, während sich die «»deren »ach Belieben ans der zweiten und dritten Reche verteilt hatten. Nachdem die E i,«verjüng erfolgt und das KöniaShoch ausgebracht war, legten die Neuen,gewiesenen ihren Amtsschmuck au. während die soMtdLmokrauich>en Stadtverordneten teils ihre Amtsketten- Etuis unberührt liehen, teils aber sic öffnete» und die Kette und das daran befindliche Stadtwappen betrachtet«», um dann das Etui wieder zu schließen. Hm Kollegium nahm man davon nicht besonders Noküz. Hm Berliner Stadtverordnelen-Kolleaium werden die Auilskeke» von den sozialdemokratischen Mitgliedern ««tragen. — Bei den W ah l e n d e r A u s i ch ü s s e erhielten di« von den Sozialdemokraten außerhalb der Anträge des Wahlaus schusses oorgeichlagenen Kandidaten ztvischen 6 und 11 stimmen, woraus herrorgeht. das, merkwürdigerweise auch außer den Sozioü- demokraieu immer einige Herren der Meinung warm, datz eS 'ich empsehle. von dem erwähnten Brauch, neueingetretene Stadt verordnete nicht in die Ausschüsse zu wählen, zu gimsten der Sozialdemokrateu ab,»weichen —* An der Tech» i^ch en Hochschule haben im Fahre 1905 bestanden 122 lsrudierende die Diplom-Bor- Prüfung, und zwar 2t Architekten. 31 Bau-Ingcnieure. 3 Vermessungs-Ingenieure, 36 Maschinen- und Elektro- Fngenieure, 21 Chemiker, 7 Fabrik-Inaenieure: 114 Studierende die D i p l o m - H a ii p t p r ü s u n ä . und zwar 19 Architekten. i3 Bau-Ingenieure 5 Vermessungs-Ingenieure, 28 Maschinen- Fugenleure. 4 Elektro-Inaenieure, 2t Chemiker, 5 Fabrik- Fngeuieure. Mil dem Bestehen der Diplom-Hauptprüsung m die Erwerbung des Grades eines Diplom-Ingenieurs oer- vunden. Außerdem wurde au 12 Regierungsbauiiieisler bez. Nkgierungsbau iibrer aus Grund eingereichter Arbeiten der Grxad eines DtpIom-IiigenieurS erteilt. Promotionen zum Dohwr-Ingenieur fandeu auf Grund einer Prüfung 23 statt, und zwar 6 an der Hochbau-, 2 an der Bau-Ingenieur-, 3 an der iLechaniichen und l2 an der chemischen Abteilung. —Der „H i l s s a u s s ch u ß für die notleidenden D e u 6ch e n R n ß 1 a n d s" ist bereits in regster Tätigkcit. In Riga ycxnen schon vor mehreren Wochen die deutschen Frauen dasell'N erneu Hilssausschuß gebitdet: nunmehr ist dort die Bil dung eine> großen Ausschusses ui die Wege geleitet, der sowohl Reichsdeutsche wie Balten amsaßt und der Not steikern soll, die .nnerrettS durch Las Stillstehen jeder wirtschaftlichen Tätigkeit, anderseits kn.'rch das Hereinströmen der Deutschen vom Lande enttrasden isr. Der Hilssausschuß in Berlin hat bereits dahin Geld c.emndt. ebenso nach Varschau, von wo ein Notruf an km gelangt ich. Desgleichen find bereits an einzelne notleidende Familten' unter den Flüchtlingen im Deutschen Reiche Unter stützungen verteilt worden. Der Aufruf hat im ganzen Deutschen Reiche'sehr lebhaften Widerhall gefunden, und aus euier großen Anzahl von Städten wird die Bildung von örtlichen Ausschüssen geweidet, ebrmm wie airch zahlreiche Zeitungen Sammelstcllen erössnet habM. An der Zentralsammelstelle bei der Königlichen Seehandluiwshau orkaffe in Berlin sind bisher etiva 50 000 Mark eingerangen, doch gibt dies kaum ein richtiges Bild des bis- hengen ErgeönriieS, da von den örtlichen L-aiiimelstelleir noch nichiS abgeführr ist. —* Heute kvat hier T a u wetter ein. das mit der Winter- herrlichttit bei uns ziemlich rasch ausräumte und die Straßen ui einen Marach verwandelte.^ Auch die Eisbahnen wurden unbrauchbar ger.eacht, da die Sonne es recht gut meinte und das Thermometer bis aus 5 Gr. 0. über 'Aull steigen ließ. Viele Hoffnungen auf Winterpartien, die morgen und am Sonn- tag geplant wären, dürsten durch den Wittcrungsuiirschlag ver eitelt »erden. -* Der Handelskammer Dresden sind vom Königlichen MlnisterÄnn des Innern Aufzeichnungen, betreffend die in Italien. Belgien. Rußland. Rumänien, 'der Schweiz, Serbien, Oesterreich-Ungarn und Bulgarien geltenden Bestr m- liiu Ilgen über die Verzollung der bei Inkrafttreten des neuen Zolltarites zur Verzollung gelangenden Aaren, soweit diese Bestimmungen mer bekannt, uberiandt worden Druck abzüge können in der Kanzlei der Handelskammer. Ostra-Allee 9, während der Geichästsstunden von 9 bis 1 und 4 bis 7 Uhr ent nommen werden. —* Heute ist die Skaßenbabnstrecke Deuben — Hains- berg dem Verkehr übergeben worden. Tie Wage» verkehren ab Postplatz bis Hainsberg von 5.18 Ubr vormittags bis 12 Uhr nachts aller 12 Minuten, iw Hainsberg bis Pm'tplatz von 5,15 Uhr vormittags bis 11,57 Uhr nachts aller 12 Minute». Die Jahr- Meise betragen: 10 Ptg.-Strecke» : Bahnhof Pvtschappel—Wag ners Gasthof in Deuben. Kirchstrnße—Bahnhof Hainsberg. Siemens Glasfabrik—Endpunkt Hainsberg. 15 Pfg.-Strecken: (tzastbos ,nr Kwne in Döltzschen—Wagners Gasthof. Bergstraße- Bahnhof Hainsberg. Weg »ach Gitteffee—Endpunkt Hainsverg. 20 Pig -Strecken Habsburger Straße—Wagners Gasthof, Gast 'beeenUl . die Kun .. ^ . . . .. Straße berw. Pvstplatz—Deuben ausgestellten Zeilfahrkarlen. sowie auch Äocheiikaiten und Schislermarken dieser Linien berechtigen zur Fahrt bis Enopuiikt Harirsberg. —* Die Sammlung des A l l d e u t s ch e n Verban des zu Gunsten unserer Truopcn in Deutich-Züdwestasrika ist inzwischen, abgesehen von der reichen :^ahl gespendeter Liebesgaben in Nahrnngs- und Genußmitteln. Kleidungsstücken uns ähnlichem, au? ODOOO Mark gestiegen. Der Ortsgruppe Dresden flössen für diese Sammlung erst dieser Tage 800 Mark zu. die ihr der A l o e r t - Z w e i g v e r e i n im Plauen- ! chen Grunde überwies. Weitere Gaben werden gern noch mtgegenaenommen. —* Eine Lohnbewegung unter den Textilarbeitern in Neugersdorf. die einen grenzen Umfang anznnehmen droht, ist in ein akutes Stadium eingetreten. In der E. G. Hofmannschen Fabrik haben die Scherer, etwa M an der Zahl, seit zwei bis drei Tagen nach und nach die Arbetk eingestellt, weil die Auf besserungen, die der von den dortigen Fabrikanten ausgestellte neue Lolmtarif bringt, ihnen zu gering erscheinen. Infolge der Arbeitseinstellung der Schcerer ist mm Kettcnmaiigel eingelleten «... digung in Aussicht stelle» müsse. — L»O den gleiche» Gründen haben awch die Ä dis Sv Scherer der Fadttk von E L. Neu- uiann «. To. die Arbeit nledeigrlegt. auch dort dürfte diesem Vorgehen dl» Kündigung der Weber folgen. -* Der Frauen.ErwerbS-B«rein gibt soeben fernen 34. Jahresbericht vom 1. Oktober 1004 bis 1. Oktober 905 heraus. Die industriellen Kurse umfassen: Schneidern und chiuttzeichnen: Buchführung. Stenographie. Schreibmaschine, auShaltunasbuchführung: sowie Putzmochen. Kunststopfen, lasten, zensieren. Di« Nähschuie bildet ihre Schülerinnen in ehr- und Fortbildunqskur en zu Weißnäherinnen aus. Ferner bereitet dl« Gewerbezercken chule in dreijährigen Kursen begabte Schülerinnen zum Zeichenlchrerinnen-Examen von oder bildet sie zu Musterzeichnerinnen aus. Anschließend an die Knnststick- schule, deren Unterricht sich aus alle Techniken der antiken wie der moderne» Kunststickerei ausdebnt, besteht ein obligatorischer Zeichenunterricht. Außerdem unterhält die Schule Kurse für daä Dekorieren der Wohnräume. Der Besuch dieser vier Jach- schulen hielt sich auf her Höhe des vorigen Jahres. Die Schülerinnen bildeten sich teils für häusliche, zum größte» Teil jedoch für berufliche Zwecke auS. Tätig sind an den Vereins- schulen 19 Lehrerinnen und 6 Lehrer. A» jährlichen Beihilfen gewährte das Königliche Ministerium des Innern 3000 Ml., der Rat zu Dresden 2000 M. und die Königin-Amalien- Stistung 300 Mk. —* Eine große Allgemeine Geflügel-AuS- stellung findet in den Tagen vom 13. biS 15. Januar im Etablissement „KönigsHot in Strehlen statt: sie ist ver anstaltet vom Dresdner Geflügelzüchter-Verein und bringt reichhaltige Kollektionen von Hühnern. Taube». Enten und Ziergeslügel aller Rassen Gleichzeitig werden Brut maschine», Gerate sür Geflügelzucht. Literatur und anderes ausgestellt werden. —* P v l i z e i b e r i cht. 5. Januar. Ein in der Neustadt wohnbaster Gewcrbsgehiife brachte sich gestern abend in einem Anfalle von Schwermut in lelbstmörderilcher Absicht mit einem 'Messer mehrere Schnitte um Halse und einen stichindie Brust bei. Er wurde in die Diakonissenanstalt überführt. — In einer Tischlerei aus der Löbtauer Straße stürzte vorgestern ein Lehrling mit dem Iahrsstchle auS dem 1 Stock ins Erd geschoß herab und erlitt einen Schädelbruch. Er fand Auf nahme im Iriedrichslädter Krankenhause. — Am 24. v M.. vor mittags 3 Uhr. ist in der Antonstraße, und zwar zwischen den Häusern Nr. 5 und Nr. 6, ein ovaler, braumgestrichener Tisch mit Säule und drei Iüßen, der anscheinend als Gartentisch ge braucht worden ist, ausgefunden worden. Der Tisch ist vermut- pch in der Nähe genannter Straße irgendwo entwendet und aus Unfug an den Hundort gebracht worden. Der Eigentümer wird um Mitteilung an die Kriminalabteilung ersucht. — Vor gestern wurde im Polizeibericht erwähnt, daß dem Jagd hunde eines hiesigen Einwohners auf einer Wiese an der Nürnberger Straße die Vorderbeine zerschlagen worden sind. Inzwischen ist weiter zur Anzeige gelangt, daß am gleichen Tage — 28. Dezember — mittags gegen 1 Uhr dem Jagdhunde eines Bewohners der Vorstadt Planen mehrere Zähne mit Ge- Walt heransgerissen worbe» sind. Beide Mißhandlungen dürften von dcrs der Hunoe und zwar von rcir? ocav. , „ ... teilungen werden an die Kriminal-Abteilung erbeten. — Einem hiesigen Einwohner ist kürzlich ein hektographicrtes Schreiben zugcaangen. in dem sich eine Visitenkarte, aus: „Bertholde Alphonse Melcher, Directenr ('Neue Pariser Correspondenzs, Posre Restante. Nizza, 28 Boulevard Beaumarchais, Paris' lautend, beiand. Im Schreiben teilt der Absender dem Empfänger des Briefes mit. daß es ihm nach jahrelangem Suchen gelungen sei. ein Zahlensystem zu erfinden, nach dem es jedermann möglich sei, aus Rennplätzen am Totalisator untrüg liche Erwlge zu erzielen. Er leibst habe sich entschlossen, z u in Wohlc der Menschheit dieses System zu versenden, und zwar an jedermann, der an ihn, den Absender des Brieses, 10 Mk. einschickt. Dieses System dürste wohl nur dem Er finder selbst soweit Nutzen bringen, als es noch Leicht gläubige gibt, die ihm dis verlangtan 10 Mk. einsenden. Im allgemeinen dürste man es wohl nur mit einem Schwindel, manöve r zu tun haben, vor dem eingehend gewarnt werden muß. —* Beim Eisen wurde gestern nachmittag auf Blase, witzer Ilur unterhalb der Ibhannstraße ein unbekannter männlicher Leichnam, der schon sehr lange im Wasser gelegen zu haben schien, aus der Elbe gezogen und polizeilich aufgehoben. Der Tote trug einen geladenen Revolver bei sich. —* Auf der B l a s ew i tz.Los ch w i tzer Elbbrücke ereignete sich heute mittag gegen 1 Uhr ein schwerer Un» alücksfall. Auf dem Äornerplatze in Loschwitz stand vor der Nerchelchen Bäckerei ein zweispänniaer Mehltvagen der Hosmühle Pvtschappel, von welchem ein Rutscher Mehl ablud. Als der Kutscher einen Augenblick abwesend war, stürzte plötz lich Schnee vom Dache auf die Pferde. Erschreckt prallten diese zur Seite und liefen bis auf die Brücke, wo sie an ein nach Loschwitz fahrendes einspänniges Grünwarengeschirr an- stießen. Der Besitzer deS letzteren, Griintvarenhänoler August Boden aus Birkwitz bei Pillnitz, wurde durch den heftigen An- prall vom Bocke geschleudert und geriet zwischen die beiden Wagen, wodurch ihm die rechte Seite eingedrückt wurde. Der Verunglückte wurde dem Iohannsiädtev Krankenhause mittels Unfallwagens zugesührt. zsein Zustand ist besorgniserregend. —* Die Oberstaatsanwoltschast zu P l a u e n i. V- hat nun mehr die Untersuchung gegen die W ah l r e ch t s d e m o n - stranten vom 3. Dezember beendet und Ken 15 Mitbeteilig ten die Anklage zugestellt, die sich aus ZK 360. 11, 47 des Straf- gesetzbuches, auf K 116 des Strafgesetzbuches und aus K 13,33 des Vereinsgesetzes stützt. Unter den 15 Genossen befinden sich der Vorsitzende des Gewerkschaftskartells und Geschäftsführer des Gewerkschastshauses A. Dietze, der Vorsitzende des Mietervereins R. Prüfe, inchrere Konsumvereinsbuchhalter und -Lagerhalter und de>' „Obergenossc" Langenstoin. elben Person verübt worden sein. Die beiden Besitzer ve haben sür die Ermittelung des Täters Belohnungen, r von 100 bezw. 50 Mk. ausgesetzl. Sachdienliche Mit- . 'atze 14 der Oberkellner Etenzel an» dort wohnend«, von ihm artrenut lebend« , nahmen die NachbarSleute einen lauten Wort, von einer Anzahl Schüsse unterbrochen wurde. D»e Herzue'ilenben knden den Mann sich tu seinem Blute aas de« «oben wälzend. Die Frau aber war nur leicht verwundet, obwohl ihr Mann drei- mal auS einem Revolver auf sie gefeuert hatte. Der Schwer- verletzte wurde sofort in da» jsimiknk ' - . r«- aber kurz nach seiner Einltesrrung und a»f. sei. der plötzlich »hau- transportiert, stach - Ueber Titschen wandert«» sin verflossenen Jahre 478« Personen nach Amerika aus. während dir Zahl der Auswanderer im Jahre 1904 7182 ivenlaer betrug. Die Echlder aus Amerika rurück- gekomnienen «„swanderer. welche Tetschen auf der Heimreise berührte», bezifferte sich im vergangenen Jahr« auf «392. —* Land( stürung hat s Franz Richard »rzico«.,,, wordmi. Die Anklage stützt sich wiederum aus Äorgäna"bci der Wahlrechtsdemonltration am 17 Dezember. Der Angc- klagte. e»l wegen Gewalttätigkeitsdelikte oit vorbestrafter Mensch, hatte am Abend des genannten Tages mehrere Galt- wirtschaften besucht und wandte sich um Mitternacht, von der Lckireibergasse kommend, nach dem Postvlatz Dort herrschte noch ein arger Tumult der Straßendemonstranten. Der Polizei war es in der Hauvtsache gelungen, die Menschen znrückzu- drängen und zu zerstreuen. F. stellte sich am Eingang der Wallstraße aus. wo bereits «ine große Anzahl halbwüchsiger Burschen standen, welche, wie F. oor Gericht aassagte, „am meisten schimpfe», den größten Mund haben und dann am ersten auSrcißen". Als die Polizei nochmals voroing, erhielt der in erster Reihe stehende Fischer zwei flache Säbelhiebe über den Rücken und begann sofort über diese „Frechheit" und „Gemein heit" zu schimpfen. F. will nun selbst die jungen Leute »nr Ruhe verwiesen habe», worauf einer der ärgsten Schreier ge antwortet Hube: „Sie alter Esel: da gehen Lie doch hin und helfen Sie der Polizei!" Unterdessen hatte sich wieder an dem Ltadtwaldschlößchen eine Menge von mindestens 50 Personen angesaminelt. Darunter befand sich auch Fischer. Ein« doppelte Postenkette von Gendarmen machte nochmals eine» Vorstoß, um die Demonstranten zu zerstreue». Die Gendarmen Lauensteiu und Neumann forderten die Menge, wiederholt mit lauter Stimme Vielfach wurde der den und entoeg. ve von der Polizei .en Sie. was Sie wollen: arieticren Sie mich doch!" Jetzt wurde die Lage wieder bedenklich. Die Demonstranten, welche schon zurüagewicbeir waren, drängten, durch daS Beispiel Fischers anqestachelt, wieder vor. BeRohliche Rufe, wie „Bluthunde", „Gemeinheit" und der gleichen wurden wieder laut. Die beiden obengenannten Gen darmen gilfsen daher zu und holten den Hauvtschreier Fischer heraus Auch ans der Polizeiwache benahm sich der Arrestant renitent, widersetzle sich der Durchsuchung und äußerte zu den Gendarmen: „Greifen Sie nur nicht in die Taschen I Mancher ist schon von der Polizei bemaust morden: zerreißen Sie mir nicht die Tasche». Sir habe» doch kein Geschick, sie wieder zu sticken!" Den bestimmten Zkiige»a»slagrn der Gendarmen kann der Angeklagte vor Gericht nicht widersprechen, behauptet nur zur Entschuldigung, daß er an keiner Protestversaminlimg teilgenom- iiien habe, nur ans Neugier unter die Demonstranten geraten und wegen der erhaltenen beiden Säbelhiebe in große Erregung ge- Iviiiiiien sei. Das Gericht verurteilt ihn, bei» Anträge des Staatsanwaltes gemäß, wegen Auflaufs und Ruhestörung zu 8 Monaten Gesänanis und 3 Wochen Haft. Me in Döbeln bedienstete Kellnerin Martha Elisabeth Friederike Ulbrich kam am 23. Februar 1905 von Großenhain «ach Dresden, stellte sich einem hiesigen bekannten Frauenarzt als , Dl rau von Russow" und Gattin eines reichen kuisischen^Großkaufmanns vor sehr Jahr , , . werde, woher auch ihre Krankheit komme. Der Arzt behandelte die Patientin, bis diese nach einigen Besuchen weablieb. aber bald daraus aus Leipzig einen mit „Frau M. v. Küssow" Unter zeichneten Briet ichrieo, worin der Arzt aufaesoroert wurde, seine Liquidation nach Leipzig zu schicken. Die dorthin aeiandte Rechnung wurde nicht respektiert, da die echte „Frau v. Russow", welche in Leipzig bei der Mutter der Ulbricht als Untermieterin wohnte, die Hilte des Arztes nickt in Anspruch genommen hatte. Die U. kam wegen Betrugs und Urkundensälschgng unter An klage. Sie behauptest bei der erst«? Konsultation des Arztes genügend Geld zur Bezahlung gehabt zu habest und nicht ge- willt gewesen zu sein, den Arzt zu betrügen. Tle Rechnung von 30 Mk. ist auch kurz daraus von ihr beglichen worden. Sie habe sich nur deshalb den Namen „Frau v. Russow" beigelegt, weil sie dazu die Einwilligung der berechtigten Trägers» dieses Namens voraussetzen konnte und sich schämte, als Mädchen mit der Krankheit behaftet zu sein. Da die Behauptungen der An geklagten nicht zu widerlegen sind, wird diese sreigesprochen. — Nach aeheimer Beweisaufnahme wird der jetzt in Hamburg in Arbeit stehende Fleischergejelle Willy Paul Thomas wegen Zuhälterei zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. — Die Dienst- mägde Ida Marie Toni Syniank aus Pröda und Anna Martha Opitz aus Kleinkagen erhallen nach geheimer Beweisaufnahme wegen versuchten Verbrechens gegen das keimende Leben bezw. Beihilfe dazu je 2 Wochen Gefängnis. — Die in Radeberg woh- lohn Walter Traber sortgetetzt und m einer das Leben gefähr denden Weise mißhandelt. Die unnatürliche Mutter schlug das schwächliche Kind bei der geringsten Veranlassung mit einem ledernen Leibriemen, an dessen einem Ende eine eiserne Söhnalle befestigt war. aus Kops und Rücken, stieß den Knaben mit den» Kopfe an die Wand und versetzte ihm Fußtritt« gegen den Unter leib. Abends bekam der Kleine kein Nachtgeschirr, durste jedoch auch nicht hinausgehen, und wenn er sich verunreinigte, setzte es wieder Schläge. Die Behauptung der wegen gefährlicher Körperverletzung Angeklagten, der Knabe sei lügenhaft, störrisch Kameraden zu such ins Haus nimmt, in sich dadurch verliebt ,u machen Milcht, daß sie sich ihm sogar entkleidet — natürlich hinter der Lzene — an de» Hals wirst und erst dann schließlich vahrhast au? den Geliebten erbost ist und ihn er'chlägt, als er sie Unberührte, auch Ungeliebte, um der Sache ein Ende, zu machen, dem buckeligen, immer noch verliebten Freier über antworten will. Das eine anständige und vernünftige Iung- >rau sich derart benehmen und kompromittieren sollte, erscheint aenn dock? vollstünsig ausgeschlossen, daß sie den Geliebten schließlich erschläai. ist vollends unmotiviert. Sie erschlägt ihn, als er den Großkaustnann. den sie haßt, die Statue zu zeigen droht. Sie er cmgevlich nach ihrem Körper geformt hat und die. wenn er will, der Großkau?mann sich nun erst recht ansshen könnte, ?alls dic'e Statue überhaupt existiert. Tas alles hatte .um mindesten viel schärstr motiviert werden müssen, um zu über zeugen. So aber, wie sie uns sich jetzt auf der Bühne zeigt, ist diese Herta eine hysterische verschrobene Person, die ebenso ungl-aubhast »nie nmveiblich und deshalb unsymvathnch ist. Auch daß der Bildhauer sie überhaupi zu sich nimmt, ohne die Fol gen seines unbesonnenen Schrittes vorher sich zu überlegen, nt sür jeden, der ruhig dem Gang der einigemal bedenklich nockenden Handlung ioigt, unbegreiflich. Damit aber fällt auch aas ganze Stuck trotz mancher hübschen Episode und obwohl verschiedene der austrelendcn übrigen Personen ganz glücklich und lebenswahr gezeichnet sind und in manchen Einzelheiten »er Verfasser eine sehr bnyncnkunoige Hand verrät. Einen dauernde» Gewinn ?nr die deut'chc Bühne dürste daher auch dieses Werk nicht bedenken: das maa man bedauern, inan wird aber ho?ie» dürfen, das, ein anderes Mol Hermann auch gerade in der Hanpt'ache eine noch glücklichere Hand hat, als diesmal. Die Au'sühruno war zumeist lobenswert. Besonders sind zu rühmen die Herta oer Hedwig Reicher, der Grölst von Ernst Barnstedt und der Professor Hartung von Hans Mülstboser. Die Hanotdirsreller wurde» wiederholt lelstmst hervorgerusen, auch der Veriaster .zeigte sich »ach den beiden letzten Akten wieder holt dankbar den, Publikum. P rot. T r. R. Siegen. st* Eine Gruppe Dresdner Künstler veranstaltet im Fanuar und Februar im Hagenbnnd in W i e n eine Ausstellung, die der sächsiichen Kunst im Auslanve sicher Anerkennung und neue Freunde zufi'chren dürfte. An dieser ersten Ausstellung beteiligen sich mit größeren Kollektionen di« Herren Proseporen Gotthard Kuehl, Eugen Bracht. Oscar Zwintscher, Osmar Schindler. Richard Müller, Robert Sterl, Selmar Werner und Graf Woldemar Reichenbach, dis Gruppe der „ Elbier " , sowie mit ein zelnen Werken die Herren Professoren Carl Sesfner, Carl Dantzer und Wilhelm Ritter, Carl Zeising, O- Nadler, Äur- mester usw. ufw. Die geschäftliche Vertretung der Künstler hat Herr Hofkunschändler Hermann Holst (Firma Emil Richters übernommen. st Die Witwe des verstorbenen Geheimen Kommerzienrats Siegle hat dem „Schwäbischen Merkur" zufolge der Universität Tübingen zu Zwecken des chemischen Instituts 50000 Mk. als Schenkung überwiesen. st Aus eine Rundfrage des ,,Lvk.-Anz.", welcher Augenblick im Leben bekannter Bühnengrötzen ihnen als der größte er spielten sei. hat u. a. auch Ferdinand Bonn geantwortet. Seine Antwort fügt zu seiner skurrilen Persönlichkeit einen neuen Zug hinzu. „Zehn Jahre lang — oft unterbrochen — hatte ich an „Andalosia geschrieben. Zwar war das Volk nicht anwesend, für das ich gedichtet, sondern zumeist Premieren-Tiger mit steinernen Herzen. Aber ich hatte ihnen doch gesagt, daß ick das „Gute, Schöne, Edle" wolle — war das nickt genug? Meine Phantasie war immer größer als mein Verstand: ich habe es oft genug gebüßt. Der Vorhang rauschte empor: Sieg oder Tod. Lange dauerte die Ruhe vor dem -Sturm, dann ging der H e r e n I a bba t los! Und da, im letzten Akt. während die Hausschlüssel gellten und das Geheul der Menge die Worte verschlang, kam im zu dem Schlußsatz: Ja, unseres Volkes Genius Kann uns hinauf bis zur Sonne noch tragen, Wenn jeder nur recht feine Heimat liebt Und traut her eigenen Stärke, Dann Gott im Himmel den Segen gibt Zn des wonnigen Daseins Werke! Da sagte mich der t u r c> r tvu t. c> u i an « , und, aas blanke Schwert in der Hand, ries ich dies „Ja" hinein in den toben den Strudel und die folgenden Worte drauf mit aller Kraft, die meine Seele an Ausdruck kennt: und wie mit einem Iaubenchlage war alles totenstill, niemand rührte sich mehr, und Ich de- zwang die vielen hundert Menschen, die zwei Akte lang ge höhnt hatten, ich bahnte sie fest, die eben noch gepfiffen und gejohlt hatten. Dreier Augenblick war der höchste in meinem Darstellerleben." st Ein Operette nkriea. Aus Wien wird ac- schrieben: Die Vorbereitungen zu Reinhardts neuester Operette im Karl-Tüeatcr, die sich „Krieg im Frieden" (nach dem Schöitthanschcn Lustspiel von Imins Wilhelms betitelt, liabcn zu einem echten Kriege geführt, der vielleicht einmal einer neuen Operette den Stofs liefert. Der Vorgang ist kurz folgender: Bor einiger Zeit hatte Herr Reinhardt in einem Wiener Watt sich in launiger Weise über die Leiden eines Overetten- k o inp on i ste V ans den Proben geäußert. Hierbei hatte an scheinend das Chorpersvnal am schlechtesten nbgeicknitten. Der Chor des Karl-TheaterS suhlte sich jedenfalls durch Reinhardts Aeußcrungen derartig getroffen, daß er dem Komponisten bei einer der letzten Proben von „Krieg im Frieden" offiziell den Krieg erklärte. Reinhardt wurde mit kauten Aeußcrungen de» Mißfallens empfangen, und als er sich solches verbat, streikte der Chor und - verschwand von der Bühne. Nun mischt« sich auch der Librettist Wilhelm in den Streit. Es kam zu Unter- Handlungen zwischen ihm und dem Chorführer, in dessen Ver laus Wilhelm erklärte: „Leisten Sie Besseres, dann werden Sie nicht angegriffen", lvoraus der Herr vom Chore entgegnet«: „Schreiben Sie bessere Operetten, dann werden wir auch besser singen." DaS Ende vom Liede >var, daß beide Autoren die Probe verließen. Merkwürdigerweise nahm die Direktion des Aarl- Dheaters bisher keine Stellung zu der Angelegenheit. So er klärte denn der Librettist, daß ihn das Karl-Theater nicht Wieder sehen werde. Der Kompoinst Reinhardt aber faßt« die Hache in der er an und für sich sckzon ganz gut zu entbehren ist. Künftig aber schreibe ich nur noch Operetten ohne Chor: der Operette ohne Chor, durch die das Genre an Vornehmheit nur gewinnen kann, gehört die Zukunst!"
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