Ausstellung von Werken aus dem Besitze der Staatlichen Sammlungen, veranstaltet aus Anlaß der Dresdner Museumswoche von der Staatlichen Gemäldegalerie und dem Staatlichen Kupferstichkabinett ; Gemälde, Zeichnungen, Kupferstiche und Holzschnitte ; Oktober/November 1937
1550, das im Juli 1676 der Ratsherr Zschimmer dem Kurfürsten Jo hann Georg II. als „Selbstbildnis" des Meisters verehrt hatte, ist schon nach 1707 als Geschenk König Augusts des Starken an den Großherzog von Toskana in die berühmte Malerbildnis-Sammlung der Uffizien zu Florenz gelangt. Die schwersten Einbußen aber hat der alte Besitz in der zweiten Jahrhunderthälfte durch Abgaben und Ver käufe erlitten. Besonders schwer war der Verlust durch die öffent lichen Versteigerungen von 1797/98. Für wenige Taler sind damals neben vielem Anderen Teile von Cranachs Katharinenaltar verschleu dert worden. Trotz alledem ist der heutige staatliche Besitz Sachsens an Werken Lucas Cranachs neben dem benachbarten preußischen in Berlin noch immer der bedeutendste, und die Vorstellung, die er von diesem Mei ster zu geben vermag, ist eindrucksvoll genug, um Cranach als einen der größten Stilbildner jener Blütezeit deutscher Malerei des 16. Jahr hunderts erscheinen zu lassen, als den Schöpfer eines ganz persönlichen Stils, dessen Wurzeln in der alten nationalen Tradition ruhen und der zugleich Vorläufer der Entwicklung deutscher Spätrenaissance ist. Alle Themen seines künstlerischen Bereiches sind in der Ausstellung vertreten: von den Bildnissen, in denen Wesen und Erscheinung aus eine großzügige und charakteristische Formel gebracht sind, den Altar tafeln, die für sächsische Kirchen und Schloßkapellen entstanden sind, den Darstellungen religiöser Stoffe und antiker Götter- und Äelden- geschichten, bis zu den Einzelfiguren, in denen Cranach sein persönliches Schönheitsideal zum Ausdruck gebracht hat und die im Gegensatz zum klassischen Kanon dem eingeborenen spätgotischen Formgefühl noch so nahestehen. Wohl fehlen die ungestümen, von einem revolutionären Naturempfinden beseelten Arbeiten seiner vorsächsischen Zeit. Allein der im Dresdner Kabinett als Unikum bewahrte Holzschnitt der „Kreuzigung" gibt in der Ausstellung einen Begriff von dem ur wüchsigen Gestaltungswillen dieser Frühzeit. Die stattliche Reihe seiner Malerwerke beginnt mit der frühesten Schöpfung des ein Jahr