Auch die stärksten natürlichen Kestungen bedurften für ihre Verwendung immer noch einer, wenn auch noch so geringen ergänzenden Tätigkeit. Lin hoher, unzugänglicher Kels mutzte durch eine Leiter oder Treppe erst zugänglich gemacht werden, wobei zugleich Vorkehrungen getroffen werden mutzten, die die Benutzung dieser Zugänge für den Kreund er leichterten, für den Keind aber unmöglich machten. Letzteres konnte unter Umständen mit den allereinfachsten Mitteln erreicht werden: Hoch ziehen der Leiter, verrammeln des Zuganges mit Steinen usw. Zn ähnlicher Weise konnte ein Höhleneingang geschlossen werden oder der Zugang zu einer Insel, der vielleicht über einen Baumstamm erfolgte, durch wegziehen dieses Stammes. Kelskuppen der Vogesen, der Schwäbischen Alb und des Elbsandstein gebirges, deren Zugänge vielleicht nur in Leitern, Strickleitern, hölzernen oder steinernen Treppen bestanden, waren nach Schließung des Zuganges der Waffengewalt gegenüber uneinnehmbar. War es dem Verteidiger gelungen, sich mit dem nötigen Kriegsmaterial und genügendem Proviant zu versorgen und konnte ihm das Wasser nicht abgeschnitten werden, so war es dem Angreifer einfach unmöglich, ihm beizutommen, denn es standen ihm keine Mittel zur Verfügung, das sturmfreie Hindernis zu überwinden. So galten z. B. Königstein a. d. Elbe und Bitsch in Lothringen bis ins vorige Jahrhundert und so gelten noch heutzutage Aden und Gibraltar im Volksglauben für uneinnehmbar. Wie schon gesagt, fanden sich völlig geschlossene, sturmfreie, also fertig natürliche Kestungen verhältnismäßig selten, sehr häufig dagegen solche, die aus dem größten Teile ihres Umzuges von Natur sturmfrei waren, die jedoch eine von der Natur schutzlos gelassene Angriffsfront hatten. Diese Angriffsfront mutzte also mit künstlichen Mitteln geschlossen und unter Umständen auch auf den übrigen Leiten die Sturmfreiheit ergänzt werden. Beides geschah ursprünglich wohl unter Benutzung von Baumstämmen und Asten, Zlechtwerk, an Grt und Stelle gewachsenen oder gepflanzten Hecken und Gebücken, zusammengelesenen oder ge brochenen Steinen, durch Herstellung von Steilabfällen und später auch unter Anwendung von Erde und Mauerwerk. Jedenfalls lernte der Mensch aus dieser Verstärkung und Ergänzung der natürlichen Kestungen die Befestigungskunst, die er auch da in Anwendung bringen konnte, wo keine natürlichen Kestungen vorhanden waren,- er wurde unabhängig vom Gelände. Die natürlichen Kestungen haben ja den Nachteil aller Kestungen ganz besonders, daß sie den Besitzer an einen bestimmten Grt binden. In Zriedenszeiten bedürfen sie dauernd einer Besatzung, damit sie nicht plötzlich und unerwartet dem Keind in die Hände fallen, und im Kriege will man sie dem Keind nicht überlassen, selbst wenn man sie für eigene Zwecke nicht verwenden kann.