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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188001047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- unvollständig: S. 63/64 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-04
- Monat1880-01
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1880
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Srfihrlit Wschnttsß« 2 Ml. Früh 6'/, Uhr. Nachmittag 5 -Uhr. Som». und Festtags - nur früh 6'/, Uhr. Lrdacttaa »ad Lcpr-ltt»« Johannisgasse 33. Ml» dir RUckgadr r,n<>kiand«rr Maim> jcrtdtr macht sich dir d.ciro« nicht »rrdmdlich. üme der für die Morgen-Auaaave Ve iten Inserate an Wochen tagen dto 3 Uhr Nachmittags, o» Goa«, und Festtagen ftah bis '/.S Uhr. 2« d«a Ltltatea fSr 3>>s.X«m>t,mt: Otto IkleiMN, UniverMtSstr. 22, LouiS Lösche, Katbattneustr. 18,p. nur dis Uhr. Morgen - Ausgabe. RnaahMl ptHeatze stickmtrn nächst - Anzeiger. Orgm für Politik, Localgeschichk, Handels- und Geschäftsverkehr. Sonntag den 4. Januar 1880. Aaflagr ILMS. öd»i,im»riitv«<« viertelt, b ML, incl. Brrsgerloh« S Mi., durch dir Pos» bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar lo Pf. tiäedüdren für tLxtradetlagai ohne Postbesorderung SS ML vlit Postdefvrderung 4b LkL rnferat, Lgrfp. Petttzrile 20 Pf. Gröhere Lchttftcu laut unsere« Prei-verzelchmg. — TabeÜarrfcher Satz nach höherem Tarif. tlerttnnea unter »nu »edarttauchrlch dir Spaltzeil« 40 Pf. Inserate find stttS an d. SrprRN», zu senden — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«uuru«r»ach» oder durch Postvorschuß. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Die zum 5. Januar d. Js. angesetzte Holzauction im Connewitzer Reviere kann »vegen cingetretenen Hockm'affers nicht ftattfiatzen. Leidig, am S. Januar 1880. Des «aths Korst deputatton. Brennholz-Auction. «nar 1880 sollen von Vormittags 9 Uhr ab im Forstreviere Connewitz auf dem 2« theilung 41 s Mittwoch, den 14 Mittelwaldschlage in Abt ca. 112 starke «branmhauken, 94 saufen Lchlagrettzig (Langhausen) und 10V «und Dorne« unter den im Termine an Ott und Stelle öffentlich ausgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Lnsaininenkunft: auf dem Holzschlage in der Nonne an der nassen Wiese und dem Nonnenwege. Leipzig, am 90. December 1879. De» «aths Korstdepntation. ^ Bekanntmachung. »arcafle ist für den Monat Januar nächsten Jahres auf die achtnittagS beschränkt. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Freygang. Quittung. Für das Unterlassen der Zusendung von Neujahrskarten find uns heute noch zugegangen von Herrn Reichsoberhandelsgericbls-Ralh Mohrmann « und - Eduard Steinbach, Firma: F. E. Steinbach 6 .M, Worüber wir hiermit dankend quittiren. Leipzig, den 2. Januar 1880. Das Armentztreetartna». Im Auftrag: Hentschel. Die ExpeditionSzeit bei der städtischen Spa Tageszeit »o« 8 «hr «oraenS dis 2 Uhr Ra, Leipzig, den 29. December 1879. Bekanntmachung. In das Unterzeichnete Collegium sind neu eingetreten: alS XXIX der Kaufmann Herr Oscar Plalzmann, Sraßc Nr. 19 wob wohnhaft, 46—51 umfassenden . Hoffmann-Linke, »Haft, als Vorsteher des neugebilderen XXXII. Armendistrictes, welcher die frühere 2. Pflege des XXIV. Distriktes — die Ficblestraße, Südstraße, Kronprinzstraßc, Moltkestraße, Kaiser-Wilbelmstraßc — umfaßt, Herr Oberlehrer vr. Georg Vrler, Hospttalstraße Nr. 16 wohnhaft, als Vorsteher des neugebiidetcn XXXIII. Armendistrictes, welcher die Zeitzcr Straße und Kochstrabe — früher 3. Pflege des XXIV. Districles - umfaßt. Ferner hat Herr vr. weit. » Claras, Elsterstraße Nr. 1 wohnhaft^ die Function eines Armenarztes für die von dem Bezirke des Armenarztes verrn. Krieger abgetrennten Armcndistricle XIX. und XXVI. sowie für die 6. Pflege des XXIII. Armendistrictes, Herrn Armenarzt vr. me<i. Cohn, Nordftraße Nr. 54 wohnhaft, die interimistische Verwaltung der Armendistricte II und UI an Stelle des Herrn vr. me«!. Langbein, welcher sein Amt als Armenarzt mit Ende vorigen Jahres niedergelegt hat, übernommen. Leipzig, den 3. Januar 1880. Das »rmendtrektortn«. Ludwig-Wolf, Pors. Hentschel. Die Frist für die Einreichung der nach ß. 8 des ReichsimpfgesctzeS, beziehentlich 8. 19 der sächsischen Ausführungs-Verordnung dazu von den Herren Aerzten am Schluffe deS Jahres hei der Behörde vorMyuM den Listen der von ihnen im Laufe des Jahres Geimpften wird hierdurch für die hiesigen Herren AerzteaM zu« 7. Januar 188« mit dem Bemerken erstreckt, daß nach Ablauf dieses Tages unnachsichtlick gegen Säumige mit der in 8. 18 des Gesetzes angedrohten, nach Befinden bis zu 100 .4 ansteigenden Geldstrafe vorgegangen werden Leipzig, den 30. December 1879. Der »ath »er Stützt Leipzig. ^ Kret vr. Georgi. etschmer. England und Afghanistan. Der erste Lord des Schatzes Ihrer Majestät hat vor wenigen Tagen seine Staatssecretaire zu einem Ministerrathe unter dem Vorsitze der Königin ver sammelt, um einen Beschluß über die in Afghanistan fernerhin emävhaitende Politik Herbeizuführen. Es war in der Thal die höchste Zeit, mit kühnen Plänen bervorza treten, dem bisherigen Schlendrian im eng lischen Kriegsministerium ein Ende zu machen und die Asiaten des anglo-indischcn Grenzlandes die Macht Englands fühlen zu kaffen. Nur auf den Glauben an diese stützt sich der Einfluß Ihrer Majestät der „Kaiserin von Indien" in Asien, nur auf den Glauben an diese concentrirt sich die Staatökunst Jbres viceköniglichen Stellvertreters; wird dieser Glauben erschüttert, gelingt eS den Eingeborenen, den künstlich aufrecht erhaltenen Nimbus zu zer stören und den Bajonetten der „SepoyS" mit Erfolg Trotz zu bieten, so schwindet die Scheu vor ihnen und die Säulen einer mit fast märchenhaftem Erfolge auf recht erhaltenen Herrschaft gerathcn ins Wanken. Perrath und Intrigue würden Vas Ihrige dazu beitragen, um die Niederlagen vollständig zu machen, denn Rußland würde einen Sieg der Afghanen ausnützen, um seine Agenten weit hinein in daS .Land der fünf Ströme" zu senden und im Rücken der Engländer, die um jeden Preis die Schlappe wettzumachen suchen müßten, Ausstände und Ver schwörungen anzuzetteln. Auf Jahre hinaus könnte England für jede große Unternehmung labmgelegt V werden, und wenn bei der nächsten europäischen Ver wickelung die festländische Diplomatie fragte: Wo ist England? — würde sie sich selbst die Antwort geben müssen: „In Asien beschäftigt." Der Kampf um Kabul ist daher eine Eardinalfrage der Bea- consfield'schen Politik, mit deren unglücklicher Lösung der kometenaleich am Himmel keraüsgezogcne Stern des kühnen Staatsmannes rapid dahinsinken und in Nichts zerstieben würde. Aber noch steht dem allmächtigen Rathgeber der Königin von England bas Glücj zur Seite, denn vom afghanischen Kriegs schauplätze sind wider alles Erwarten höchst be friedigende Nachrichten eingetroffen. Es ist dem General Sir F. Roberts gelungen, nicht allein einen entschlossenen Angriff des Feindes auf das verschanzte Lager bei Scherpur zurückzuschtagen, sondern ihn auch gänzlich aus der Umgebung von Kabul zu »»erjagen, und zwar noch vor der Ankunft des Hülsscorps unter General Gough. In dem Augenblicke, wo wir diese Zeilen schreiben, weht bereits da« britische Banner wieder auf den Zinnen des Bala-Hissar. Ueber die Kämpfe liegen zwei ausführliche Berichte des General Roberts an den Vicekvnig vor. Der erste, aus Kabul vom 28. December dalirt, lautet: „Gestern fanden den ganzen Tag hindurch flüchtige Angriffe statt. Auf unserer Seite wurde ein Ge- «einer d-s «7. Fußreqiments verwundet. Im Laufe des TageS lies d« Kunde «n, daß beute bei Tages anbruch ein allgemeiner Angriff gemacht werden würde, zu welchem das Signal ein auf den Anhöben von Asmi angezündetes Feuer sein werde. Man sah - große feindliche Massen während des Tages die ent- 1 fernteren Dörfer, und beim Einbruch der Dunkelheit die näher gelegenen besetzen. Um 6 Uhr Morgens »nrde das Feuer sichtbar, und unverzüglich darauf begann der Angriff auf drei Seiten. Wir waren Alle vorbereitet. Auf der Süd- und Westseite zeigte der Feind micht viel Entschlossenheit, aber an der nordöstlichen Ecke der Anhöhen von Behmaru versammelten sich Einige Tausende in der augenscheinlichen Absicht, di« Stellung zu erstürmen. Hur befehligte General Hugh Gough und traf mit dem fähigen Beistände des Obersten Jenkins vortreffliche Dispositionen. Sobald die Absicht des Feindes völlig entwickelt war, beschloß ich, einen Gegenangriff mit Cavallerie und Artillerie vorzunehmen. Diese rückten aus dem Hohlwege zwischen den Anhöhen von Behmaru vor, eröffneten ihr Feuer aus die feindliche Flanke und trieben sie rasch aus der Stellung, die sie an der nordöstlichen Ecke einge nommen hatte. Die Cavallerie verfolgte und hreb Massen des Feindes nieder, der, von allen Punkten sich zurückziehend, eilig in die Stadt flüchtete. Wir haben nun einige der vorderen Dörfer besetzt, insbesondere die auf der Straße nacb Batkak gelegenen, um so den unbe helligten Vormarsch der Brigade des Generals Charles Gough morgen zu sichern. SeinLager ist ungefähr «Meilen nach Osten zu sichtbar. Ich werde entweder morgen Nachmittag oder am folgenden Morgen die Initiative ergreifen, und hotte bald berichten zu können, daß die Truppen Ihrer Majestät vom Bala-Hissar und der Stadt Kabul wieder Besitz genommen haben. Unser heutiger Verlust war gering. Ich bedauere, den Tod verursacht wurde, während sie damit beschäftigt waren, die Tyürme eines benachbarten Dorfes in die Luft zu sprengen." In seinem zweiten Telegramm, datirt Kabul, 24. December, meldet General Roberts: „Unser gestriger Erfolg war ein vollkommener, und der Feind erlitt schwere Verluste. Die in der Nähe von Kabul wohnenden Combattanten begaben sich nach ihrer Niederlage stracks nach ihren Behausungen, die Kohistanis und Logaris nach der Stadt, indcß nur für wenige Stunden; während der Nackt flohen Alle. Mollah Muschk i-Al»m und General Mohammed Dsckan, die beiden Führer, entfernten sich zeitig. Mohammed Pahir Cban, Sohn von Mohammed Scheriff Chan, der sehr rührig gegen uns war, hat. wie verlautet, Musa Chan, den ältesten Soyn Jakub Ckans, mtt sich genommen und entkam m der Richtung von Wardak. Cavallerie ist zu seiner Verfolgung abgegangen. Von dem Bala- Hissar, sowie von der Stadt wird heute Nachmittag Besitz genommen werden, und erster» wird besetzt werden, wenn Truppen Cbans Gattin (eine Tochter des berühmten Sirdars Akbar Chan), werden heute nach Scherpur gebracht. Sie haben Alles gethan, was in ihrer Macht stand, um die Auf regung aufrecht zu erhallen, und es verlautet, daß sie zu eabsicvtil sere 5 Tobte und 33 Verwundete, unter letzteren Lieutenant fliehen be ,en. Unsere gestrigen Verluste betrugen Gambier vom K.Pendschab-Cavallerie-Regiment (schwer verwundet) und Lieutenant Burn-Murdock vom Genie- Corps (leickt verwundet). Ich habe dem General Bright telegrapbirt, Seh Baba mit einer Abteilung eingeborner Infanterie aus Dscbagdallak zu besetzen und ein Regiment eingeborner Infanterie nach Lata- band zu senden. Batkak wird morgen durch Truppen von hier- besetzt werden. In dieser Weise wird die Verbindung mit Indien rasch wieder hergestellt wer den. Ihrer Majestät huldreiche Botschaft ist empfangen und zur Kenntniß der Truppen gebracht worden, die sehr erfreut sind. Die Mehrzahl der Verwundeten befindet sich den Umständen nach wohl. Die Brigade des Generals Charles Gough kam heute Morgen an. Gestern fiel etwas Schnee." Der Vicekönig meldet unterm 27. December dem Indischen Amt: „Oberst Norman berichtet, daß er auf der Rückkehr von Pcireran, wohin er den schwerverwundeten Major Thackeray brachte, nach Dschagdallak am 24. December von 300 Ghilrais unter Azmatullah Chan angegriffen wurde. T Feind.versuchte ihm den Rückzug abzuschneiden, wurde aber mit einem Verlust von 25 Mann zu rückgeworfen. Unser Verlust betrug 3 Verwundete Eine Truppenabtheilung gelangte am 25. December unbehelligt von Pcizerän nach Dschagdallak. In Gandamak ist starker Schneesall cingetreten." Fasten wir diese Nachrichten, welche breitS in telegraphischer Kürze unfern Lesern mitgetheilt worden sind, zusammen, so dürfen wir unt dem Ausdruck der Bewuaderuug nicht rurückhalktn, die den Generalen der Königin, vor Allem Sir Roberts ?bührt. Seine stark decimirten, durch Hunger älte und Ueberfälle oft ins Wanken gebrachten Bataillone fochten mit unvergleichlicher Bravour für die Ehre und den Ruhm Englands in Asien und für die in Betracht kommenden Interessen Europas. Das ländergicrige Rußland lauerte auf seine Niederlagen, aus den vollständigen Untergang des kleinen, aber heldenmüthigen Heeres. Ber ge b c n s! Und darum wünschen wir, daß sich auch fernerhin der Sieg an Sir Roberts Fahnen heften und daß damit endlich dem sich mit rasender Schnellig keit ausbreitcnden moSkvwitischen Despotismus im Innern Asiens ein unüberstciglicher Wall cntgegen- gestclll werden möge. In diesem Sinne rufen »vir vereint mit der englischen Presse: „liule vritLmiiu!" politische liederlich». Leipzig. 3. Januar. Culturkampf aller Orten. Auch die ba dische Presse hat in der letzten Zeit wieder viel von dem erwünschten und schon so oft nahe ge glaubten Ausgleich mit der Curie gesprochen, von den: moclus vivenäfi unter dessen Aegide die selbe möglich wäre. Die Eramen-Frage kommt dabei zuerst in Betracht. Man scheint diese nun so lösen zu wollen, daß man den in Württem berg cingcsührten Modus auch in Baden cin- sührt, findet aber einen allerdings sehr beherzigcnö- werthen Anstoß in der Betrachtung, daß man die öffentliche Meinung in Baden und anderwärts kaum dadurch gewinnen dürste, wenn man der Curie für ihren fortgesetzten Widerstand gegen das Gesetz, und zwar gerade in dieser Examen-Frage, gleichsam eine Prämie zuer kannte. Noch näher als diese Angelegenheit berührt das Land im Augenblick die Steuer- Frage, deren schwierige Lösung in den letzten Tagen einigen Blättern Anlaß gegeben hat, auch einmal wieder einen Blick aus die „Abrüstung" zu »versen. UebrigenS sind die Ansichten über den Ausgleich deS Deficit« — heißt es in einer Cdrrespcndenz aus Baden — kaum weniger un geklärt, als die über die Abrüstung, die Losung freilich ebenfalls sehr schwierig, ja kaum möglich, ohne gewisse Jnteressenkreise zu verletzen. So hält man eine Erhöhung der direkten Steuern absolut für undurchführbar. Man hat dann von einer allgemeinen Einkommensteuer gesprochen, doch ist eS wieder still davon. Das Beste ist unterdessen, daß man endlich einmal doch ru sparen sucht; eine Anleihe soll dann für den Rest zu Hülse kommen. Das czechische Memorandum ,hat die Polen stutzig gemacht und der „Czas" lehnt die Unter stützung desselben mit folgenden Worten ab: „Man müßte verblendet sein, um nicht einzusehen, daß jedes über die Grenzen der Billigkeit hinauSgehendc gef ein Attentat aus die politischen Freiheiten und auf die gewährleisteten verfassungsmäßigen Rechte. Tie Polen bedürsen für ihre Geschäfte nicht der Hülfe der Czechen. Auch fühlen keine Stammessympalhie für die Czechen. Es fi- fließt zwar unter den Polen manche einer solchen Sym pathie geneigte Herzen, aber die Czechen selbst machen diese Gefühle in uns erkaltend. Wer die Rüsten liebt, dem können die Polen nicht gänzlich vertrauen." In dem alt - czechischen Club zu Prag wurde vor einigen Tagen d»e Universitätsfrage ver handelt; vr. Rieger bestätigte dre Thatsache, daß die Regierung eine besondere, unter dem Borsitz deS Ministers Prazak tagende Commission eingesetzt hat, um die von den Czechen hinsichtlich ihrer Sprache gestellten Forderungen zu prüfen. In den politischen Kreisen Englands macht gegenwärtig ein Buch des Herzogs von Somer set: „Monarchie und Demokratie" einiges Auf sehen. Der Verfasser, welcher der liberalen Partei angehört, hegt große Befürchtungen für den Be stand der alten englischen Aristokratie. Er beklagt die Wahlreform und die Ohnmacht der Krone uvck verweist auf das Beispiel der Vereinigten Staate«, wo die Demokratie so viel Unheil angerichtet habe. In der fortschreitenden Bildung erblickt der Ver fasser keine Garantie gegen den SocialismuS üngen und kann seine , gen die Einführung de« allgemeinen Stimmrechtes für die englische Ge sellschaft haben würde, nicht unterdrücken. Die „Times" bemerkt hieru, daß die düsteren Prophe zeiungen des edlen Herzogs sich hoffentlich ebenso wenig bewähren werden wie jene David Home's über die Eingriffe des Unterhauses in die Rechte der Krone. Eine neue Ausdehnung des Stimm rechtes wird, nach der Meinung der „Times", England ebenso wenig erschüttern wie die vorher gegangenen Wcchtrcformen. Die Bewohner von CYpern sind mit dem neuen englischen Regimcnte sehr wenig zufrieden. Von all den stolzen Hoffnungen, welche sich an die Besitzergreifung der Insel durch England kntftfften, hat sich bisher nur sehr wenig erfüllt. Klagte inan früher über die Willkürherrschaft der Pa schas, so jammert man jetzt nicht weniger über die rücksichtslose Strenge der englischen Bureau- kraten, und in der That war es unter der Türken herrschaft »vcniger schlimm, als es heute der Fall ist. Man kennt die wunderbare Scala der Steuern, mit welchen die Pforte ihre Unterthanen belegte und welche so ziemlich der Hälfte aller Bruttoer- träqnifse gleichkamrn. Zur Zeit des Halbmondes wußte inan sich indeß ganz gut zu helfen: man zahlte dem betreffenden Beamten ein gutes Bakschlisch (Trinkgeld) und kam mit einer Zahlung davon, die zusammen höchstens dem Drittel der durch da« Gesetz vorgeschricbenen Steuern entsprach. Jetzt ist das anders. Die Steuergesetze sind bisher die selben geblieben, dagegen wird vonSeiten derenglischen Beamten mit unnachsichtlicher Strenge auch der letzte Piaster eingetricben. So zahlt man denn heute allerdings fast dreimal so viel Steuern als in früheren Zeiten. Das lastet aus der Geschäftswelt um so schwerer, als die Ernte fast auf der ganzen Insel in Folge der großen Dürre total mißrathen ist. Man befürchtet den Ausbruch einer Hungers- noth. Ein erheiternde« Bild russischer Zustände liefert ein Bericht aus Moskau. In einem Ta gesbefehle der dortigen Polizei wird zur allge meinen Kenntniß gebracht, der Generalgouverneur von Moskau habe bei Gelegenheit des Attentat« vom 19. November befunden, daß die Moskauer
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