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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1880
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800110021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1880011002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880011002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-10
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Srschckkl D-cheÄl» 2 Ml. Früh 6',. Uhr. Nachmittag 5'/, Uhr. So«», »av SrMGg» NM früh 6 V, Uhr. »r»«nj», «ch Gk^ttv», J-hanm-gaffr SS. »«riiildNch. «nn ah»« dar für die wtgnche V itlmmtrn iagn, diS S an r«m dts Z» »n, BU«tr, M »«tz»«: Ott» «e»M UniverMtsstr rr. Lo«t» Lssche,Mrchori««Gr.»«»». nur »t» U U-r. Abend-Ausgabe. und Anzeige«. Organ str Politik, Localzkfchichte, HaodrlS- und Gtschästsvrrkchr. Aufiage 1V.00V. -»»»«»cntoerrl» viertel,. L ML» .i^i.«rinDoaehn «Ml. dnrch Hi« Pop dezegni s ML Jod« ch-zelve Nu»Nter ?ä Pf. v«<vrreWp^r »0 Pf. SMtzssrn für Szlradeüay« »tz»e Pssibelördkriin^ SV Mt. MN Pvstbesibderung 43 Mt. Austritte bgrsp. Pcinzeite 2V Pf Größere Schrtstcu taut unserem "preTsverze.chi.i« - TabeLonIct'ei E»tz nach hödenm Tarif. tl«t«nni «»Irr »r« RrH>ctt»»>ßstch d« Spaltzetlc 4V Pf. IMnat« find st«, «, d. «»«»ttt«» jN f«nv«n. — Viadatt wird nicht gegeben. Zahluna i>ri^a^a»«r»ach» >^er dnrch PojwuZLuk 17. Sonnabend den 10. Januar 1880. 74. Jahrgang. Leipzig, 10. Januar. -er «nttzfta«» in vsterschleste«. Der Nothftand in Oberschlesien bat end lich glücklich die Phase der bureaukratiscven Er mittelungen und Untersuchungen überwunden, und das Resultat ist gestern dem preußischen Ab geordnetenbause in einer CredUvorlage von 6 Millionen Mark durch den Finanzminister vor- geleat worden. ES ist anzunehmen, daß die nach amtlichen Quellen ermittelte Zahl der Noth- leidenden nicht mehr als 105,—106,000 Seelen be trägt, wiewohl frühere, gleichfalls beglaubigte Mittheilungen eine höhere Ziffer angaben, ohne daß jene kreise binzuaerechnet ivaren, die später vom Nothstände ergriffen wurden. Tröstlich ist es, von Herrn Bitter zu erfahren, daß bis Ende dieses Monats reichliche Mittel vor handen sind; aber die Debatte im Hause wird den Zusammenhang dieses Satzes mit dem weiteren darthnn müssen, nach welchen» erst mit Ende dieses MonatS die staatliche Kcihülsc in größerem Umfange als bisher einzutretcn hat. Bis zur Stunde wurde die Unzulänglichkeit der Mittel, mit welchen der Staat den Nötbleidenden zu Hülfe kommen könne, als Hauptmotiv für die Dringlichkeit der Vorlage angenommen. Jeden falls bat unter diesem Eindruck die Privatwohlthätig- keit jene Erfolge erzielt, die unter anderen Umständen die erste Pflichterfüllung des Staates gewesen wäre. Die von dem Minister vorgeschlagenc Verwendung der 6 Millionen Mark fand unter den Abgeord neten eine getheilte Ausnahme. Man wollte weder zugeben, daß 1'/, Million Mark (mit Hinzunahme von 1 MilUou Mark aus bereiten Mitteln) ge nügen würden, um bis Ende Mai der Roth in allen Gestalten wirksam zu begegnen, noch weniger, daß mit weiteren 4',, Millionen Mark wieder solche Experimente mit Darlehen gemacht werden sollen, wie sie sich seiner Zeit beim ostpreußischen Nothstandc nichts weniger als bewährt haben. „Wie wir hören", schreibt man uns, „wird nach dieser Ricbtung hin eine Amendirung der Vorlage von libe raler Seite versucht werden, obwohl nickt viel Aussicht vorhanden, daß die Majorität des Hauses diese Vorschläge annehmcn wird Die Partei politik hat sich der NothstandSsrage bereits in der Presse bemächtigt und von konservativer Seite will, man nicht« davon wissen, daß der ultramon- lane Spuck und die AnSbcutungssucht der Groß grundbesitzer und Fabrikherrcn einen großen Theil der Schuld an der Verarmung des oberschlesischcn Volkes tragen. ES war eine wahre Wohltbat für die .Herren aus der Rechten, als Herr Bitter erklärte, daß das Netz durchrissen werden müsse, welches die Wucherer um die arme oberschlcsische Bevölkerung geschlossen. Sie be gleiteten ihn mit lebhaften BravoS, als er auf hie in den antisemitischen Organen häufig verkom menden Anklagen zu sprechen kani, daß die wuche rischen Bestrebungen sich leider auch während des NothstandeS geltend gemacht hätten, (ln der De batte Über die Vorlage werden wohl die näheren Umstände angegeben werden müssen, welche die Re gierung veranlassen, durch den Finanzminister an zukündigen . daß die Bevölkerung OberschlesicnS von den Wucherern, eventuell selbst gegen ihren Willen befreit werden müsse." Die Rede des Herrn Ministers hat folgenden Wortlaut: Meine Herren! Ich habe die Allerhöchste Ermäch tigung, dem hohen Hause einen Gesetzentwurf vorzu legen bet,ostend die Bewilligung von Staatsmitteln zur Beseitigung des durch Mißernte und lleberschwem- muna entstandenen NothstandeS in Oberfchlesien. Ich glaub« mich in, Allgemeinen auf Dasjenige beziehen zu düsten, waS ich bei Beantwortung der Znterpella- iion in der vorletzten Sitzung vor de« Festen aus gesprochen habe. Hm Wesentlichen haben sich die Ber- bäl Misse nicht »um Hesserw wohl aber durch die Ein wirkung des FrosteS zum Schlimmein gewendet. Um die Verhältnisse ganz genau nach allen Seiten hin übersehen »u können, haben wir es für nöthig gehal- irn, sie an Ort und Stelle einer eingehenden Bespre chung »u unterziehen, und der Herr Minister des (Innern u»d ich haben in Oppeln unter Zinichung aller Hetheiligtcn die Besprechung bis in die kleinsten Details stattsindcn lassen. Es hat sich daraus ergeben, daß außer den von mir früher grnannRn 6 Kreisen, in welchen erheblich« Nothstände zu beklagen sind, noch einige ander« Kreise von dem Nothstände betroffen worden sind, welche gleichfalls die Berücksichtigung in Anspruch nehmen. Die Zahl derjenigen Personen, welche als dem Nothstände verfallen betrachtet werden können, beziffert sich auf 106—106,000 Menschen. Es kann angenommen werden, daß blS zum Ende dieses MonatS reichlich« Mittel vorhanden sind, um jeder Gefahr zu begegnen. ES ist daher unrichtig, wenn be hauptet worden ist, daß irgend Etwa- versehen ist, daß irgend ein« Hülfe zu spät komme. Es fehlt weder an Naturalien, noch an Geld. Aber mit End« diese- Monqts ist es nothwendig, daß die Staatsmittel in größerem Umfange eintreten. Eine sorgfältig« Be rechnung hat ergeben, daß die Ernährung für diese große Anzahl von Personen im Ganzen aus 4 Mo nate bis zum I. Juni hin notbwe.idiq sein wird, wo angenommen werden darf, daß Arbeit reichlich Vor lauben ist und daß, um vollkominene Ernährung zu beschaffe», 2,600,000 .si in Anspruch werben genom men werben. ES sind augenblicklich an Mitteln vor- »anden über 1 Million Mark, und es werden also der Bewilligung des hoben Hauses zu diesem Zwecke anbeinigsttrllt werden 1,6<Xt,lX>» si. Damit ist aber der Bedarf für die notkleidenden Distrikte nicht gedeckt. ES ist nothwendig, daß für die Saal des nächsten Jahres ge- orgl werde, um den Bedarf für die notbleidendeu Distrikte ür das folgende Jahr beschaffe,, zu können, und es ist nothwendig. daß, bis Futtermittel durch die Natur ge währt werden, auch daS Vieh ernährt werde. Für diesen Hweck werden in Anspruch genommen zusammen 4 Will. Mark, so daß im Ganzen 6,600,000 Mark in runder Summe erforderlich sein werden, nm mit voller Sicherbeit den, Nothstand entgegenzutreten. Inzwischen ist cS nicht mit Bestimmtheit zu übersehen, ob und in ivelchem Maße diese Summe ansreicben werde, auch )edarf die Negierung nicht unerheblicher Mittel, um den (Gemeinden durch Unterstützung des Wegebaues u Hülfe zu kommen und denjenigen, die Arbeit eisten können und müssen, Arbeit zu beschaffen. Es geht -er Antrag der Negierung im vorliegenden (Gesetz entwurf dahin, eine Summe von 6 Mill. Mark zu >ewi lügen, um ihr nach allen Seiten bin freie Ver- ügung und die größtmögliche Sicherheit zu verschaffen. Ls ist die Absicht der Regierung, die zuerst genannten 1'/, Mill. Mark zur unmittelbaren Ernährung der nothleidenden Bevölkerung ä s«nä perä» bewilligt zu eben, und dieS ist in dem Gesetze ausgesprochen. Betreffs der Summe von 4'/, Mill. Mark wird es vor allen Dingen erwünscht sein, zunächst den Versuch zu machen, daß Diejenigen, die sich wieder empor- arbeiten können, um Rückzahlungen zu leisten, )i«se Summe nicht sofort » lonck peröu be kommen, sondern daß die Unterstützung ihnen mit der Verpflichtung der Rückgewäbr überwiesen werde. Es ist nicht die Absicht der Regierung, dies« Summen direct zu uberweisen, sondern A. 3 bestimmt, daß sie zur Beschaffung von Biehfutter und Saatgut den Kreisausschüssen zur Wiederein- ziebung nach näherer Bestimmung der Regierung überwiesen werden sollen. Die Kreisausschüffe sollen selbstständig darüber beschließen, ob die Empfänger ibrer Ersatzpflicht zu entbinden sein werden. Ich glaube, diese Bestimmungen werden dahin führen, ledc mögliche Rücksicht auf die einzelnen und aus die allgemeinen Verhältnisse eintreten zulasten, und daß die Kreisausschüffe wohl diejenigen Sclbstverwaltungs- behörden sind, die am ehesten in der Lage sein werden, direct den Verhältnissen ins Auge zu sehen, die Dring lichkeit zu beurtheilcn und danach nach selbstständigem Ermessen zu entscheiden. Dies sind die Principien, nach welchen der Gesetzentwurf, der dein hoben Hause vorgelegt wird, entworfen ist. Ich will noch daraus aufmerksam machen, daß bei Gelegenheit unserer Anwesenheit in Oppeln die Frage eingehender Er Wägung unterzogen worden ist, in welcher Weise es möglich sein wird, den Verhältnissen der ober schlesischen NothstandSkreise eine dauernde Ver besserung zu Theil werden zu lassen. Es ist eine Anzahl von Vorschlägen in Betracht gezogen worden, die sehr der Erwägung bedürfen und die der Staatsregicrung Veranlassung gegeben haben, be reits die ersten Schritte zu thun, um Klarheit und Sicherheit in diese Frage zu bringen. Wenn ich sie im Allgemeinen hier berühre, so geschieht es deshalb, weil sie im Gesetzentwürfe nicht Ausdruck finden konnteri, da die Verhältnisse noch nicht entwickelt genug sind, um die Mittel zu bezeichnen, deren Ge Währung »u beantragen sein würde. Vor Allem ist es erwünscht erschienen, das Land da. wo Eisenbahnen noch nicht bestehen, mit Eisenbahnen zu versehen, so daß durch dieselben eine leichte und schnelle Communi- cation nach den größeren Absatzgebieten herbeigeführt werde« kann, dnrch welche der dortigen Bevölkerung zu einem leichteren Verdienst und zur Erwerbsfähigkeit Gelegenheit gegeben wird. Es ist die Absicht, und es sind bereits die ersten Schritte inzwischen ge schehen, eine Eisenbahnlinie von Kreuzburg über Rosenberg nach Lublinitz und Tarnowitz mit einer A^weigung nach Vafsowska zu führen, so das also 8 Kreise, d,e bisher mit der Eisenbahn in keiner Ver bindung gestanden haben, in das Eisenbahnnetz ge zogen werden. Es ist ferner unsere Absicht, eine Eisenbahn von Gleiwitz nach Rybnik zu riehen, ferner von Oppeln nach Neiße und von Schidlow nach Grottkau. Es fragt sich, ob eventuell eine Linie zur Verbindung der Bahnstrecken Gleiwitz, Guido-Grube, Morgenrot- nach Kattowitz-Nenza zu ziehen ist. Es würde dies ein Bau lein von W3 sin, Länge und ungefähr 12'/, Mill. Mark an Kosten verursachen. Es ist noch nicht auszusprechen, in welcher Weise die einleitenden Schritte, wie der Vau selbst vor- genonnnen werden sollen. Die Staatsregierung wird sich beeilen, sobald die Vorarbeiten im Gange sind, hierüber eine Vorlage zu machen, und dem hohen Hause die Prüfung dieser Verhältnisse mit allen Detail- anheimgeben. ES ist ferner in sehr dringliche Erwägung gestellt worden, daß namentlich die Vodenculturverbältniffe der NothstandSkreise einer Verbesserung bedürfen. Die Kreise leiden vorzugs weise an sehr schweren,, kaltem, undurchlässigem Boden, und es kann nur eine Verbesserung hier statt finden, wenn im großartigen Maßstabe «me Drai nage «ingeführt wird. (Sehr richtig!) Es hat sich gezeigt, wie sehr die Leistungsfähigkeit deS Bo den- auf drainirtem Lande steigt, und daß gerade in diesem Jahre auf den großen Gütern mit Drainage eine verbältnißmäßig sehr gute Kartoffel ernte ftaltgesunden hat, während nicht drainirlr Grund tückc fast ganze Mißernten zu erleiden batten. Nun ind trotzdem die Verhältnisse außerordentlich schwierig. Auf einer Fläche von einer Ausdehnung, wie ich sie ungern hier beziffern möchte, die aber doch in die Quadratmeilen geht, läßt sich die Drainage nur nach umfangreichen Vorarbeiten lrerstellen. Der Boden ist derart zerstückelt, in kleine Parcellen zersplittert, daß gerade dieser Zustand der Bodenverhältnisse nickt nur der Landeskultur im Allgemeinen im höchsten Grade entgegcnsteht, sie schwierig, oft unmöglich macht, sondern auch die Drainage erschwert. Zudem hat ich ergeben, da« in den Nothstandskreisen Rvbnik, Pleß und Gleiwitz die Zusammenlegung der Grnnd- tückc fast kaum noch versucht worden ist. Diejenigen Tkeile der Kreise, in N'elchen eine Separation nach dieser Richtung stattgesunden hat, sind ein Minimum gegen den Flächeninhalt Desjenigen, was noch zusam- menzuiegen ist. Es ist eine dringende Aufgabe der LaiideScuItur Verwaltung, eine schnelle und energische Abhülfe zu schaffen. Es wird nothwendig, die Aus- übrung des Drainagesystems mit einer solchen Zu- ämmenlegung der Grundstücke zu verbinden und neue CnlturvcrhLIiniffe zu schaffen. Sollte dies nicht möglich sein, so würde die Gesetzgebung dafür sorgen müffen, daß die Drainage nickt aujgehalten werde und die Eulturzwecke ohne Schwierigkeit so schnell wie möglich erfüllt werden. Es ist als ein sehr schwer wiegender lmstand bezeichnet worden, daß die Ereditverbältnisse ür die kleinen Leute sehr bedenkliche, bedauerliche eien. (Sehr richtig!) Es ist daraus hingewiesen vorder», daß die dortige arme Bevölkerung, wie es cbeint, mit einen» Netz, mit einem unzerreißbaren Netz von Wucher umgeben ist. (Hört! hört!) ES ist durchaus notbwendig, daß dies Netz durchbrochen werde. (Beifall.) Wenn überhaupt der Bevölkerung gebolsrn iverden kann, so wird es nur dadurch mög lich sein, daß in diese Verhältnisse Lickt und Sonnen schein gebracht wird. Zn welcher Weis« die« möglich sein w»rd, darüber enthalte ich mich »m Augenblicke feder weiteren Bemerkung. Ich bemerke nur, daß cs eine besondere Fürsorge der StaatSregirruna ist, diese Verhältnisse in genaue Erwägung zu nehme». Wenn alles das, was dort über die Einwirkung der wucherischen Bestrebungen in Bezug aus den Nothstand, unter denen wenigstens die arme Be völkerung leiden soll, wahr ist, und wir haben allen Grund zu glauben, daß die volle Wahrheit vorliegt, dann können diese Verhältnisse nicht so bleiben, dann muß irgend etwas geschehen, um die Bevölkerung vielleicht wider ihren Willen zu schützen. Es wird daraus Rücksicht genommen werden, daß der Bevölke rung der Credit leichter zugänglich gemacht werc e, damit der kleinere Grundbesitzer in di« Lage kommt, seine Bedürfnisse an baarem Gelbe nicht ausschließlich aus den Händen der Wucherer zu beschaffen. Was die Schulverhälinisse betrifft, so sind uns vielfache Klagen zur Kennlniß gebracht worden. Der Herr Eultusminister »st von uns ersucht worden, der Sache seine genaueste Ausmerksamkeilzuzuwenden, um Dasjenige zu thun, was nölhig ist, um nach dieser Richtung hin Abhülse zu schassen. Meinerseits kann ich hinzusügen, daß ich selbst bei der schwierigen Finanzlage gern bereit sein werde, mit Hülfe einzutreten. (Bravol) Endlich kommt es daraus an, Arbeitsgelegenheit so weit zu schaffen, daß sur den Winter Arbeitsverdienst ge geben werde. ES ist dabei in erster Linie der Flachs bau in Aussicht genommen, der mit der Flacbsberci- tung im Winter einem großen Theile der Bevölkerung eine sehr nützliche und sehr lohnend« Beschäftigung geben kann, vor allen Dingen aber auch dazu führt, die Frauen zu beschäftigen, ihnen eine Thätigkeit zu eröff nen, di« ihnen für den Augenblick dort noch ganz fehlt. Daneben müßten andere Industriezweige, ich meine Strohsteckten und Hvlzarbeiten, soweit es irgend nölhig ist, auch eingeführt werden. ES ist also nach allen Sei ten hin, soweit die Regierung die Mittel in der Hand hat, ihre Absicht, nickt bloS überhaupt Einleitungen zu treffen, sondern diese Einleitungen schnell, sicher und energisch durckzuführen. Weiter Vorschläge hat die StaatSregierung m diesem Auz^nblick. indem sie sich vorbehält, nöchlgenfallS mit anderen Mitteln her vorzutreten, nicht zu macken. Wir glauben aber, daß das, was w'r Ihnen Vorschlägen, em sehr reiches Feld der Ardeit-thLtigleit sowohl für die Gemeinden, wie auch für die Selbstverwaltung und die Regierung eröffnet, und daß es möglich sein wird, wenn auch erst in einer längeren Zeit, durch feste und sichere Handhabung der Geschäfte, durch unablässiges Arbeiten auf demselben Felde und nach demselben Ziele hin endlich einen Zustand herbeizufübrrn, der besseren (Beifall.) Der erhabene Monarch, welcher die Geschicke deS deutschen Volkes lenkt, hat der Hoffnung cm die Erhaltung des Friedens erneuten Ausdruck ge geben. Ein Schreiben, mit welchem der Kaiser die Glückwünsche der Berliner Stadtver ordneten beantwortete, hat einen Inhalt, »velcher, die eeremonielle Bedeutung » eit hinter sich lassend, ein hochpolitisches Jnteress» in Anspruch nehmen muß. DaS Schreiben sagt nach einigen Worten freundlichen Dankes: Ihre Adresse gewährt Mir willkommenen Anlaß Meiner Hoffnung bestimmten Ausdruck zu geben, cS werde mit HMse deS Allmächtigen Meinem Einstuffe »einigen, dem Deutschen Reich« die Segnungen das Friedens zu sichern. Das deutsche Volk wird demnach Gelegenbett finden, sich durch Fleiß, Sparsamkeit und redliches Erwerben die Vortheile eines neugeborenen Wohlstandes zu verschaffen. ES wird Mir zur Be- riedigung gereichen, wenn ich in die Lage komme, günstige Erfolge solchen Strebens in weiten Kreisen N beobachten. Einen bestimmten Ausdruck will der.Kaiser einer Hoffnung geben, daß es seinen' Eiufiusse gelingen wird, dem deutschen Volk die Segnungen 'es Friedens sichern. Fester und nachdrücklicher konnte der Kaiser die Friedensmission des Reiches nicht betonen, als es in diesen Worten geschah, lber auch keine autoritativere Stimme in Europa >»nle sich zu», Organ so hoffnungsvoller Friedens- Versicherung machen ats der greise Herrscher. T>ie Berufung deS Reichstags ist für die erst« oder zweite Februarwoche mit Sicherheit zu erwarten. Wahrscheinlich wird, falls es zu einer Nachsession für den preußischen Landtag ömmen sollte, der letztere bald nach Zusammen tritt des Reichstags vertagt. Mai» nimmt in Berlin an, daß die Reichslagssession bis Ostern dauern wird. Die vorherrschende Absicht einfluß reicher Militairs, in dem diesjährigen Etat die bekannten Mehrforderunaen für die Artillerie einzustellen. soll an dem Widerstande gescheitert ein, der von anderer maßgebender Seite Dem entgegensetzt wurde. Es ist nicht nur erwogen worden, daß die Einführung des ZolltarijS, die Berstaat-- ichung der Privatbahnen :c. eine wenn auch nur momentane finanzielle Anspannung des Staatscredits erheischen, sondern auch, daß Frankreich nicht durch unsere artilleristischen Rüstungen alarmirt werden dürfe in einem Augen blicke, wo man schon um Rußland- willen die guten Beziehungen mit dem Elysöe aufrecht zu erhalten wünscht. Endlich haben auch der Nothstand in Oberschlesien und die unveränderte wenig gün- tige Lage des Handels und der Industrie (mit Ausnahme einiger weniger Artikel) dazu beige- tragen, den Moment nickt für opportun zu er achten, mit diesen Mehrsorberungen für d,e Be dürsnisse der Armee an die Nation heranzutreteu. Der Druck, der von Seiten des Berliner Eabinets auf die rumänische Regierung auögcübt worden ist, um dieselbe zu einer Abände rung der aus die Statutenrevision der rumäni sch en E i sei, b a h n e n bezüglichen Kammervorlaaen ru bewegen, hat seinen Erfolg nicht verfehlt. Die Bukarester Deputirtcnkammer hatte jene Bestimmungen des Regierungsentwurfs, die sich aus den Sitz der Generaldirection der Eisenbahn- gesellschast beziehen, dahin modifirirt. daß die letztere fortan in Bukarest, anstatt, wie in den Eonferenzen zwischen dem Finanzminister Sturdza und dem Berliner Consortium verein bart worden, in Berlin zu domiciliren habe. Beide Körperschaften der rumänischen Volksver tretung haoen nnnmehr die Fassung der ursprüng lichen Regierungsvorlage wieder hergcstellt. Daß der Einfluß, den somit die ReichSregierung aus die Gestaltung der Eisenbahnverhältnisse an der unteren Donau gewinnt, in manchen Kreisen ein leises Mißbehagen Hervorrust, kann nickt bcson berS Wunder nehmen. Indessen verdient eS dock Beachtung, daß d»e dem gegenwärtigen franzö sischen Cabinet nahe stehende und gewissermaßen als das Pariser „freiwillig gouvernementale Blatt" zu bezeichnende „Rspublique Fran^aise" sich zum Organ dieses neidische» lliimutl)es niacbt und ihren schlecht verhüllten Aerger unter einige» zweifel- basten Liebenswürdigkeiten gegen den Schöpfer des Berliner CongrcffeS versteht. Sehr bemeikt wird in dieser Bezielning in der Diplomatie nahesiebcnden Kreisen Berlins einmal, daß in den Ausführungen des sranzös,scheu Blattes die Einmüthiakeit der Welt mächte und Deutschlands in Rücksicht aus die conformc Behandlung verAnerkennungRumänienS geradezu anerkannt und auf ein bestimmtes Ab kommen zurückgeführt wird, dann aber, daß Frankreich gegenwärtig winc Veranlassung zu baden glaube, die privaten Interessen der deutschen Regierung zu unterstützen. Dieselben hätten mit dem Berliner Ver träge nicht das Geringste zu thun, und wenn sie auch nock so achtungswerth sein mögen, so be rührten sie doch in keiner Weise die Verpflichtungen Europas gegen Rumänien, noch diejenigen Rn- mänicnS gegen Europa, besonders nach der befrie digenden Lösung der Juden frage. Man muß sagen, Laß diese Auslassungen sehr an Wichtigkeit dadurch verlieren, daß sie post kastum kommen und dahin hinauslaufen, offene Thüren einzustoßen. Denn wie uns versichert wird, dürste au» Seiten deS Berliner CabinetS gegenwärtig kein Hinderniß mehr für eine Anerkennung Rumäniens vorlieaen Roch ist ein Ausgleich mit Rom nickt getroffen Gcheimrath Hnbler, der Vortragende Rath ans dem preußischen Eultusministerium, der dem deut schen Botschafter in Wien bei den Berkandlnngen «>
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