Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1880
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800115026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1880011502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880011502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-15
- Monat1880-01
- Jahr1880
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erschein Drchl>t«t« 2 M»l. Früh 6',, Uhr. Nachmittag 5'/, Uhr. Sou», un- Festtags nur früh 6 >/, Uhr. Rr-arti»» »»> Lr-kUt»»» IohauniSgaste 33. dt» Ntuhab, ^n«,>oi»»Irr Vk«»i^. kl«»»» «achl ,>« di» Üt«d>,cU».> :»«» »»idtndttch. Vnnadme der sür dir «ickit ksttzntde Alorßen-Ausg-dr br stizguttru Iuserakr an Wochen tagt» dta 3 Uhr Nachminog-:-. au Sonn- and Festtage», fnU, dis '/,9 Uhr. Zn »«, Biiair» lür Iol ^i»a>Mr: tu» Klemm, Unw-eriitäre-tz». ^2, LviitS Lösche, Kaldariucustr. lb,p. nur Als "r8 Uhr. Abend »Ausgabe. Anzeiger. Z° L«. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nvd Eeschästüderkehr. Donnerstag kn, 15. Haimar 1880. »>N<>V »».«>«. -d»»»t«t»l»»ret« viertelt. L Vit. »nck. vringerloha « Lick., durch die Post bezogen « Rk. Jede einzelne Nummer 2'. Ps. Belegexeniplar lg Pf. Gebühren für Estrabeilageu »hnr Pofibefi-rdrrimg 3'» Rk. mit Postdefvrdenwg 48 Mk. Inseeete Sgesp Petitzeile 20 P' GrShrrr Lchnftrn laut unseren, PreiSverzrichmh — Tadellanfcher Sah nach höherem Tarif. >«!««, „ter de« »cd>tli««il,ut: di» Spaltzeil« 40 Pf. Inserate sind stets au d. <e»edtN»u zu senden. - Aadatl we.o nntn gegrdru Zahluuapr». num^e»,^» »der durch K-stvorsänif!. 74. Jahrgang. Leipzig, 15. Januar. Preußischer Lau-la,. * Berliu, 14. Januar. Das Abgeord netenhaus setzte heute die Gencralbiscussion über dre Verwaltungsresormgesetze fort. Abg. v. Zedlitz-Neukirch, der den den Bor lagen verhältnißmäßig güustigsten Standpunet der Freiconservativen darlegte, billigte die Absicht der Regierung, die Organisation der Landesoerwal- tung sogleich für den ganzen llnisang der Mon arch»? «nzuführen, erklärte die Brrtegung des Schwergewichts der Verwaltung in die Bezirke für richtiger als die Verlegung i» die Provinz, sprach seine Bedenken gegen die Vcr'bnielzung der Bezirksverwattungsgerichte mit den Bezirksrätheir auS und warf dem Centrum vor. auch die Ver ständigung Uber diese Gesetzgebung durch unange messene Heranziehung von Cuiturkampfsragcn zu erschweren. Abg. Richter-Berlin molivirte den ablehnenden Standpunet seiner Partei gegen über diesen Gesetzen; er will zunächst den Erlaß einer Städte- und Landgememdeordnunq als den «othwendigen Unterbau äbwarten und hält über haupt die schlechte Compromißgesetzgebung der Jahre 1875, und >876 nicht für geeignet, um daraus weiter zu bauen; in vielen Beziehungen bedeute diese Gesetzgebung einen Rückschritt, so namentlich in der Unterstellung auch der größeren Städte unter den Landrath; die Uebertragung der Verwaltungsgerichtsbarkeit aus die Bezirksrätbc sei geradezu eine Verminderung deS Rechtsschutzes. Schließlich faßte der Redner icine Kritik in de», herben Urtheil zusammen, diese Gesetzgebung sich durch da» Fehle» jedes sreiheit-- liche» Gedanken« und daö Streben nach Stärknng deS bureaukratischen Clements. Minister Gras Eulcuburg widersprach entschieden der Bebau p- tung de« Vorredners von dem rein bureaukratischen Ziel dieserGesetze. Das könne man gewiß vonGesetzen nicht behaupten, welche die Unterstellung der landes- pvlizeilichen Verfügungen unter die venvaltnngs- gerichUichc Rechtscontrole. die Ausdebnung der Vcrwaltungsgcrichtsbarkeit und der Selbstverwal tung aus die gesammte Monarchie bezweckten. Sodann rechtfertigte der Minister den ringeschlagenen Weg. zunächst mit der allgemeinen Organisation der obersten Landesbehörden vorzuaehen, wenn dabei auch verschiedene provisorische Einrichtungen nicht zu vermeiden seien. Ganz haltlos sei der Cinwand, mit der Einführung der Organisation in den oberen Instanzen vermindere sich da« In teresse der Regierung an der vollen Durchführung der Selbstverwaltung; die Regierung hätte diese Vorlagen sicherlich nicht emgebracht, ioenn sie d«e Organisation nicht bis zu Ende durchzusühren gedenke. Den gefährlichste» Standpunet gegen die Vorlage» nehme der Abg. v. Raucbkaupt ein, der dieselben aus die nächste Session ver schieben wolle. Die Regierung lege den größten Werth daraus, das Wert sobald wie möglich zu vollenden, und babe zu diesem Zwecke eine Rach session angeregt. In, Einzelnen wandte sich dam, der Minister gegen die hinsichtlich vcr Behörden Organisation und Landesvertlxilung von Hannover vorgebrachten Beschwerden sowie gegen den Vor wurf, daß viele Lankrcube die Ausführung der Berwattungsresorui durch widerstrebendes Verhallen läbmtcn, und charakterisirle die verschiedenen Wege, ur Vereinfachung des verwaltungsgericbtlichen Ver- abrcns zu gelangen. Abg. v. Wedel l-Piesdor uchle den Vorwurf zu entkräften, als ob die con ervative Partei das Zustandekommen der Gesetz gebung in dieser Session erschnxren wolle. Abg Wind!korst unterzog die Vorlagen einer äußerst herben und erregten Kritik, bezcichnete sie für die Westprovmzen und Hannover ats ganz unannebm dar und erklärte den Ausbau vo» unten allein sür heilsam: er sieht die Organisation in starren BureaukrvtkSmuS und Präfectenwirthschast ans- arten und zieht selbstverständlich auch den Cultur- kamps wieder reichlich in die Debatte. Fortsetzung der Verhandlung morgen. Wie wir von zuverlässiger Seite ersahren, nimmt der Kaiser lebhaften Antheil an den bisherigen veralhungF» nnd Beschlußfassungen deS preußi schen Abgeordnetenhauses betreffs der Schankstcütrvorlsge. Unsere Informationen werden dadurch erganzt.daß der Reichskanzler schon aus diesem Grunde die Erledigung des Gesetzentwurfs in der ia,«senden Session dringend wünscht. Man zweifelt njck't, daß er. falls seine Aiuocsenlieit in der Hauptstadt noch in die Zeit siele, wo der Landtac versammelt ist. die Vcrtretuna der Regierungsvorlage übernebmen wird. Ob dadurch ein Umschwinij in der bisberigen Auffassung des Entwurfs seitens de» Abgeordnetenhauses eintreten dürste, nachdem die Commission ihre bekannten einschneidenden Blen derungen dorgenoinmen. muß allerdings abgewartet werden. Die Vertreter der Regierung hatten o schreibt man UN- aus Berlin — bis zuletzt f au der AuSdehnuncs des Gesetzes aus Wein- und Bierausschank festgehalten. wäbrend die Mehrkeit der Commission sich den Standpunkt des Abg. Richter ancignele, welcher bereits in der ersten Lesung aus den tiefgreifenden Unterschied hingewicscn hatte, der in ioeialpolitischer Beziehung zwischen den Brannt wein und den Bierlokalen besiehe. Die statistischen Ermittetnngen über Vermehrung und Verbreitung der Schaiikstätte» konnten gleichfalls Nicht« dazu »eitragen, die Commission von der Nothwendigkeil einer gleichmäßigen Bebandlung beider Kategorien zu überzeugen, da dieselben ergeben baben, daß die Vcrinehrnng der Brannlweinschänken in den Groß städten. welcher die Regierung in Folge der hier naturgemäß völlig ungenügenden Prüfung der R'dürsnißfrage nicht widerstehen zu können bc sauptete, weit hinter dem Durchschnitt aus der Gesammtinoiiarchie und besonders aus den Städten der niedrigsten Stenerstusen zurückblcibt. Was die von der Commission ermäßigten Steuersätze anlangt, so wird auf Seiten der Linke» betont, daß jene Bestimmung, wonach sür daS erste Iabr der sünssache Betrag der Steuer gezahlt werken oll, entschieden adznlehnen sei. Mitglieder der sinken haben sich dabin geäußert, daß ihnen eine olche Bestimmung im Widerspruch zu stehen cheine mit der Reichsgewerbcordnnng, nach welcher ür Beginn und Betrieb eines Gewerbe« irgend eine ConcessionSgebühr nicht erhoben wird. Es läßt sich nicht leugne», daß der Vorschlag der Schanksteuer-Commission in Fori» einer Zu- ichlagSsteuer eine solche ConcessionSgebühr dar- telleu würde. Abznwarten bleibt, ob dem Reichs läge eine Abänderung der Neichsgewerbeordnnng in den« angedeuteten Sinne rugemuthet werden wird. Daß eine solche Einschränkung der Ge werbefreiheit durch materielle Erschwerung des Betriebs bei der gegenwärtigen Zusammensetzung de« Reichstags und bei den Intentionen der Majorität desselben eine Mehrheit sinken würde, hat leider die Wahrsckceinlichkeit für sich. Eine in bohem Grade bedeutsame Kundgebung bat unS gestern der Telegraph vermittelt. Die halbamtliche Berliner „Provinzial-Corre- spondenz" tritt mit den in Rom unter den, Titel „Aurora" neu erschienenen Organ des Vatikans in ein« wenig «bantichc Polemik. Das päpstliche Blatt hatte in seine», Artikel den Ansgang der Ausgleichs versuche zwischen Berlin und Rom als lediglich vom Fürsten Bismarck abhängig dargestellt. Die„Prov.-Corr." tritt nun den Beweis dafür an, daß die zuständige Instanz für den weiteren Verlauf des „Cultur- kampses" nicht Fürst Bismarck, sondern der — Cultusminister sei. Ihre Deduktion lautet: „Die kirchenpolitische Gesetzgebung Preußens ist aber, entsprechend den geordneten Ressort Verhältnissen, von demCullusminister, allerdings im EinverstSndniß mit den, Gei'ammtministerium und auf Grund könig licher Ermächtigung, im Landlag eingcbracbt, Verth« digt und zur Annahme geleitet worden. Auf diesem Wege kann die preußische Kirchrngesetzgebung auch allein eine etwaige Weirereniwickclung erfahren, lieber die Beschwerden der kaihesischen Kirche sich zu unter rübien, das Lb nnd Wie einer etwaigen Abbülse zu erwägen und die enlipierbenden Maßregeln zuerst im Liaakc Ministerium und dann, nach eingeholter Alle» höchster Ittstimmung, dem Landtag vorzuschlagen, würde Ausg bc des preußischen C ultiiSmnnstrrS sein. Tieprcu- ßisck cKirchengFeßgn»nng ist ein Invig der innerstaatlichen preußischen Politik auf einem Gebiet, dessen Bearbei tung dem EultuSiMttlster in erster Linie obliegt. Es ist demnach ein vergrblickvs Bemühen, den deutschen Reichskanzler als den alleinigen, oder «uck nur baupt- sächlicheu Träger einer Verantwortlichkeit dinstellen ui wollen, welche wesentlich aus audrren Schultern ruht. Dieser Argumentation schcint eine auffällige Unkennt nis«, vielleicht auch eine absichtliche Verkennung der preußischen Staatsverhältniste zu Grunde zu liegen. Fürst Bismarck ist der verantwortliche Leiter der deut schen Reicksvolitik. Die Angelegenheiten der inner» preußischen Politik ge hären lediglich insoweit zu dem Krei>e seiner HustLndigkeit, als er in seiner gleich zeitige» Eigenschaft al» Vorsitzender des EtaatSmini steriiünS sür die unter seiner Mitwirkung und Gut heißung getroffenen Mannabmen der VtaalSregierung die Verantwortlichkeit seiner Mnistercollegen ibeilt." Ob diese Darstellung des Competenzverbält- ttisses sür italienische Leser überzeugend sein wird, müssen wir dahingestellt sein lassen, aus deutsche Leser könnte sie nur in einem Falle tieferen Eindruck machen: in dem nämlich, wen» der Staatsmann, der diesen großen kulturhistori schen Auseinandersetzung-proreß zwischen Staat und römischen« Klerus begonnen, seines eigenen Werkes müde und die Verantwortung sür den Verlauf desselben von sich ablehnen wollte. Wir dürfen wohl fragen, schreibt treffend die „Tribüne", welcher nationglaesinute Deutsche hält DaS bis heute sür möglich? Wer bürgt sür das Wort: „Nach Canossa gehn wir nicht!" — Fürst Bismarck oder Herr v. Pultkamer? Will die „Prov.-Corr." den Letzter» etwa als ein Hinderniß für den „Frieden" betrachtet wissen, dem Fürst Bis marck vielleicht geneigt wäre? Stellt man That- sachen richtig, indem man sie ans den Kops stellt? Die Antwort ans diese Frage» muß die Zutiinst bringen, in die man nach den obigen ossiciöse» Auslassungen eben nicht zuversichtlicher zu blicken vermag. — Herr von Puttkamcr äußerte neulich vom Ministertische aus: „Wem blutet nicht das Herz, wenn er bedenkt, daß bei einer Epidemie in Oberschlesie» zahlreiche Gemein den der geistlichen Segnungen verlnstig gingen?" Das ist, erwidert die „Köln. Ztg.", menschlich nnd schön und großherzig. Das ist eS aber auch, wor aus der Widerstand der Geistlichen gegen die .Kirchengesetze gegründet ist. Die Hierarchie hat kein so großes Herz sür die Gläubigen gehabt. sie hat lieber die ihr anvrrtranten Heerden im Stich nnd des geistliche» Trostspruchrs verlustig gehen lassen, als dem Staate zu geben, was ohne alle Frage de« Staates ist. Und nun zum ersten Male die Möglichkeit fick, zeigt, daß eine arg heim- gesuchte Bevöikerung sich sragen würde: wo sind denn unsere Geistlichen? giebt sich der preußische Cultusministtr de» Anschein, alä beklage er die Gesetzgebung, welcher die Geistlichen Hohn spre chen, anstatt den Geistlichei« vvrzuhallen, wstöh schwere Verantwortung sie sich ausgeladen, dastzsie lieber ihre Gemeinden im Stich ließen, atS den Gesetzen gehorchte«. Ein solches Wort wäre hter äm Platze gewesen. Daß die römische Curie einem Minister von solcher Auffassung der Staats- und Gesetzautvrilät gegenüber schon Einiges von ihren principiellen Anschauungen opfern würde, ist gern zu glauben. Unter seiner Venvaltnng würde sie in einen» Jahrzehnt Alles doppelt einbringe», was sie in diesem Eulturkamps ««gebüßt: und im nächsten Eulturkamps. der nicht ausbleiben könnte, würde eS dann der Staat sein, der eiiizubüßen hätte. — Der Artikel der „Prov. Ccrr." ebnete dieser bitteren Eventualität vorläufig im Prineip die Wege. Die ..Rationalzeitn»g" resnmirt ihr Urtheil ivic folgt: „Ans dieser Eikläruna ergiebt sich, daß Fürst Bismarck die Verantwortlichkeit für den Stand der „Ausaleichsveil'ucbe" in erster Reihe von sich ab- und dem Eulrusininister v. Pultkamer zuweist. Ob diese Erklär»»» daraus hindeutet, dass diese Versacke zu einem „Ausaang" wirklich gekommen, ob die 2<erant wortiick'keit sür ein Scheit«», oder sür das Hustand^ kommen der Verständiguna abgeiehnt wird, da- sind die Fragen, die sich jetzt eröffnen und aus welche die Antwort nicht lange ausblribeu kann." Des Pudels Kern ist. daß der preußische Staat bei einer Versumpsuug der kirchen-poiiti scheu Frage angelangt und Herrn von Putt kam er der B§eg nach Eanosia srci gemacht «vorden ist. Einem Telegramm aus Wiesbaden zufolge ist daselbst am l 1. Januar der Herzog Friedrich Christian August von Schleswig » Holstein- Augusten bür g in Folg« eines Herzschlags plötz lich im 5l. Lebensjahre gestorben. Ei hiiilerläßt 5» Kinder, von denen der Erbprinz Ernst Günther, geb. 18«i-t. i» die Rechte des Vaters einzn treten berus«» ist. 4 Wie wir gestern aus Pest gemrtdel haben, Kal sich der Straßenkrawall vor dem Adelö- casino am Abend des tst. in ventärkter Weise wiederholt, mehrere Tausend Tinniiltuanle», da runter viele Studenten, erschienen psrijend und johlend vor dem Easino nnd schlugen sämmtliche Fenster desselben ein. Die dagegen einschrcitenden solizisten wnrden geschlagen. Später rückten acht Kompagnien Infanterie aus nnd säubert«» mit gefälltem Bajonett die Straße, wobei einige Per soneu verwundet sein sollen, verhaftet wurden ungefähr dreißig. Wir kommen ans dies, Vor gänge in der nächste« Morgenausgabe zurück. Im Westen der Türkei noch immer Krieg um ein«» Paragraphen des Berliner FriedenS- trartales! Die Schwierigkeit«» Montenegros bei Besivnahme von Ptawa und Gusfinje scheinen sich, trotz der siegreichen Abwehr deS neu- lichen Angriffe« der Albanesen, eher zu vermehre» als zu vermindern. Eine nach Wien grlangte Depesche aus Skulari schildert die Situation in Albanien wie folgt: Der Gouverneur von Ober Albanien, Izzet Pascha, tbeilte der Pforte mit, daß er Zuzüge von Bewaffneten nach Gnisinje nicht verhindern könne, da thatsäckstich die Liga regiere; die Bevölkerung sei aber in Folge der Kämpfe bei Pelika so erregt, daß er keine Truppe» ent bebreil könne. — Aus Prizrend wird berichtet, daß die Bestrebungen der Liga i» Folge der Ab hängigkeit der Pforte von den fremden Mächten aus die vollständige Autonomie Atbaniens gerichtet sind. Die albanesische Liga will ihren Standpunkt in der Gussinjc Affaire in einen» anSführlichen Memoire du» Großmächten unterbreite», mir dessen Abfassung Vassa Effendi nnd Essad Bey betraul sind nnd ivelches der Nationalversammlung der Liga in Dschakova vorgelegt werden soll. Wie aus Paris*gemeldet wird, erregt die Warst Gambctta'S zum Präsidenten der Depulnten kammer mit nur 25,st Stimmen großes Aussehen, da derselbe im vorigen Jahre stl l Stimmen erhalten hak. Die Radikale» gaben 40 weiße Zettel ab oder enthielten sich der Abstimmung. Da Gambetia nicht einnial die Hälfte der Gesainmtzalst der Deputirten aus sich vereinigt, so wird vielfach ge glaubt, daß er die Wahl ableimen werde, doch ist das wohl »»wahrscheinlich. Bei der Eröffnung der Kammern waren nur wenige Neugierige zum Palais Bourbon geeilt. Die Rede des Alters Präsidenten Dessaur, eines Radikalen der alle» Schule, ries wegen ihres politischen Tons stürmische Unterbrechungen der Rechten hervor Betreffs der Wahl der B iee Präsidenten nnd Sccretaire sind Differenzen zwischen den Grupp«» der Majorität entstanden, da die äußerste Linke eben falls Vertretung im Bureau durch eine» Vikepräsi- denten und «neu Serretair verlangt Die „Union Röpublicaine" unt«stützt diese Forderungen. Die Verhandlungen der Delegirten führten zu keinem Resultate und mußten deshalb die weiteren Wadle» des Präsidiums aus heute verschoben iverden. Falls die -vßerste Linke durchdringt, würde das linkeCeiitrnm jsvie von ihn« bisher innegehabten Postei» im Bureau abgeben müssen. Die Purificatio» des Beamten Personals dauert fort und ist das „Journal Osstciel" täglich voll von Entlassungen und neuen Eine» nunge». Heute bringt es einen umfasieiiben Pra setlenschitb. für morgeü sind Absetzungen unter der Staassanwaltschast und den Beamten der >>usti; an- gekündigt. Das Verbleiben dev Grasen Saint Vallier ans seinem Posten in Berlin darf als definitiv entschieden gemeldet werden. So meldet die „Post" aus Paris. Ai» 10. Januar war der TodeStag des Kö nigs Victor Emanuel. Die kirchliche Ge> dächlnißseier sür ihn in Ron» ist auS Gründen liturgischer Opportunität aus heute verlegt worden: die Verehrer des Verstorbenen haben es sich aber nicht nehmen lasten, schon heute zu seinem Grabe im Pantlieon zu Wallfahrten. König Hnmbert war der Erste, der schon Morgens um 7 Uhr an der Asebe seines Vaters kniete; ihm folgte, was Rom an politischen Notabilitäten ausz,»weifen hat. aber dann auch das eigentliche Volk; man sab. daß der io pulumnamo den Italienern noch immer a»S .Herz gewachsen ist und daß sein Grab einer von den wenigen Altären ist, vor denen sie Alle ohne Unterschied opfern. Der wieder ausgenommeneFeldzug gegen Merio beschäftigt die russische Presse lebhaft. Es han delt sich znnächsl darum, ob die OperationSlinie bei Kraßnowodsk oder bei Kigischliar — beide an» Kaspischei» Meer — beginnen soll. Tie Ent sernung nach Merw wird 8—stOO Werst betragen, und für ei>» TruppenrorpS von 10,000 Mann würden 5,200 Kamecle iiothwendig sein. Im „Golos" wird »im der Vorschlag gemacht, weu» nicht eine Eisenbahn angelegt iverden könnte. es mit Straßen-Lvcomotiven zn versuchen, deren 20 bis 22 ausrcithe» nstirdci». Man sieht. daß das Unternehmen jedenfalls recht schwierig »nd kost spielig ist. Aus dem süd ani e r ika nischen KriegSschan platze bereiten sich mögliche «reise neue Venvick lungcn vor. Wie der „Eourrier des Etats Unis" meldet, scheinen sich die Verlegenl>eit«» sür Peru durch Schwierigkeiten zu mehre», welche von Bo livia kommen. Die in letzterem Staate auSge- hrcsthene Revolution hätte nach dem anicrikansick^en Blatte skstgendkBedkutung: „Bolivia giebt dieAllian; mit Peru ans und tritt de» von Ebili gewünschten Tbeil seines Gebietes an dasselbe ab. Dafür nimmt Cbili den Peruanern das Departement von Arica. ni» Bolivien ein Geschenk damit zu machen." D8»s sind die Bedingungen, wozu noch «ne Million Dollars kommt, westhe Cbili dein Präsidmten Daza zn wiederholte» Mate» augeboten bat, von de», sie jedoch ansgeschlagcu wurde. Aber viele Osficiere nnd hohe Beamte in Bolivia wünsch ten die Annahme dieses Geltes, »nd es sind ohne Zlveisel ihre Intrignen. welche die Revolution berbcigesührt habe». In diesem Falle bliebe Peru nichts Anderes übrig, als die Allia», mit der argentinische» Republik abznschli ßen. welche sehr gern an dem Kriege tyeilncbinen würde, ui» sich Patagoniens zu bemächtigen. Die argentinischen Truppen sind inzwischen für alle Eventualitäten an der Grenze von Coili mcnsirt. Nach dem Ton zu schließen, welchen vie Journale in Santiago und Valparaiso cm- schlagen, hat Chili kerne Furcht vor diesen» neue» Gegner, welcher jedoch die Lage der Dinge ver ändert» könnte. Die Einfälle der GauchoS »nd
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite