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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1880
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800116027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1880011602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880011602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-01
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^scheint Wochentag» 2 Ml. Früh 6'/« Uhr. Nachniittag 5'/, Uhr. Sonn- uni» Festtags nur früh 6 '/, Uhr. Ittlacckoo aut Lriusülo» Ivl>iuniü^aj,e .'>1. tzilr djk Riiltq«»- etnqna»dln Ma»o- »rtr>k mach» nch d>k 8tc».>.ri«» »Ich! »ridlilLIlih. «nnatzmk der ftir dir nächst- tolgendr Morgen Ausgade de sttminttn Iuürulc an Wochen- tagen dts :i Uhr Nachmittags, an Tonn- und Festtagen früh dis '/,» Uhr. z> »ca/tlialr« für Ins.-Anmilime: Otto Mein«. Uiuvrrsitätsstr 2/, LoutS Lösche. Katharmeustr. 18,p. nur dts '/H Uhr. Abend-Ausgabe. TaMav Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgeschichtk, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anslage 1V.VVS. -t>tm»lun»l»prrt§ viertelt. 5 Mb, >»cl. Brnigcrloh» 6 M., durch die Post bezogen 6 PU. Jede einzelne Slnmmer 25 Pf. velegektinplar 10 'Pf- Gedilbreu für Exlradeilagen atme Posibefvrderung :«9 Mk. mit Postbefördermig <8 Mk. 3«serate ägesp. Pelitzeile 2V Pt. v^ößr« Schnffei» taut unserem Preisverzcichi-iß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Neelamrn «nier dew ttc»nccko»§-ttch die Lpaltzeile 40 Pf. Inserate sind l:ci; an d. <e,kdtlt»a zu send» >. — Rabatt wirk nicht gegeben Ial>li>iigpr!«enuo»r»»üo oder v»rch Postvorschuß. Freitag den 16. Januar 1880. 74. ZahMNg. Leipzig, 16. Januar. Preutzischer vandt««. ** Berlin, 15. Januar. Nach verbürgten Milllceilungen nimmt Fürst Bismarck zu den Perwattungs-Reformvorlagen keineswegs die Stellung ein, welche man ihm bisher zuschricb. Abgeordnete. weiche sich seines Vertrauens zu er freuen haben, ließen heute in Privalgcsprächcn verlauten, er habe zur Zeit der Berathung der Eulepburg'schen Vorlagen im SlaatSniinisieriu», skineir College» gegenüber die Ansickl geäußert, daß die Revision der Verwaltung» Gesetze in wahrhaft konservativem Sinne unlernomnien werden müsse. Von dieser Auffassung ist der Kanzler auch jetzt nicht zuriickgekommc». und es wird hinzugesügt, daß die möglichst un veränderte Annahme der Vorlage geboten sei, weil Fürst Bismarck sonst die Rückwärtsrevision der Selbstverwallungsgesetzein noch entschiedenerem burcaukratischen Geiste anstrebcn würde. Daß er mit solchen Intentionen nicht blos einen Druck auf gewisse schwankende Elemente des Abgeord netenhauses ansüben, sondern hauptsächlich sein Verbältniß zum E c n l r n m markiren will, dafür liefert die sensationelle Rede des Abg. T iede- mann einen eclatanten Beivcis. Dieselbe hatte de» doppelten Zweck, den Uitranivntancn ihrc'grund- sätzliche Opposition gegen die vorliegenden Gesetze vorzuwersen und an die Neberlreibungen der Een- lrumsredner, ivelche einer .Kriegserklärung an die Negierung gleichkommeii, die Drohung zu knüpsen, daß man den Spieß nmdrehcn und eine strengere Anwendung der Maigesetze ats bisher cintreten lasten werde. Die Aufregung des Ccntrums bewies, daß es diese Drohung des Abg. Tiede- mann als eine«. Anbang zu dem gestrigen bedeutungsvollen Avis der „Prov. Corr." aus- saste. Verkündigen doch die Freunde des Reichs kanzlers laut genug, daß man die Fäden sehr genau kenne, welche von einflußreichen Mittelspersonen nach der eigentlich entscheidenden Stelle bin ge sponnen wurden. Ebenso weiß man, daß dies die Veranlassung zu jenen „Friktionen" war, die :>i der „Prov. Evrr." zum Ausdruck gelangten. Ls erklärt sich, daß die Ultramontanen, wie nnS versichert wird, über die neueste Action des Reichs kanzlers verblüfft sind; ob indessen eine Aendcrung ihrer Taktik erfolgen wird, dürste sich erst bei der Bcratbung des Eultuselats erweisen. Aus den Heuligcn Verhandlungen ist Folgendes hervor iuhebcn: „Es wurde die General dis cussion über die Ver walt u » g s a e s e tz e fortgesetzt. Ada. W cvrauch spricht sin die Vorlagen, erklärt den von der Regierung ein- geschlagenen Weg, vor Einsübruiig der Kreis- und Provinziale, dnung im Westen die allgemeine Landes- verwallung für die ganze Monarchie zu reorganisiren, sür richtig und regt die Frage an, ob nicht auch in den treisordnungsloseii Provinzen icbon jetzt Organe vorhanden seien, welche interimistisch die Selbstvcr- waltungsfunctionen versehen könnten. Abg. Rickcrt bedauert die negative Haltung der Fortschrittspartei nnd erklärt es für eine Pstickü aller Parteien, in eine unbefangene sachliche Prüfung der Entwürfe ein- zutrclen. Für die Liberalen müsse es eine große Genugthuung sein, daß, nachdem die consciDalivc Agitation bei den Wahlen diese Gesetzgebung so 'chars verurtdeilt habe, jetzt doch der conscrvatwe Münster an deren Grundlagen festlialte. Bei aller Bereitwilligkeit, ernstlich an deni Zustandekommen dieser Gesetzgebung riützuarbeiteii, hat der Redner im Einzelnen eine große Iah! von Bedenken gegen die Entwürfe; so hält er die „Ucberqangsbestimmungr»" nicht für annehmbar, auch dürfe au der Stellung der Städte zur Zeit nichts geändert werden. Die Bei behaltung der doppelten Instanz, Provinz und Bezirk, würde zur Schwerfälligkeit des Verwaltungsapparats lübren, jedenfalls aber wünscht Redner verschiedene Aenderunaen in der voraeschlagenen Stellung und Gejchästsvertheilung dieser beiden Instanzen. Zum Schluß weist Redner die unausgesetzten culturkämpserischen Anzapfungen des Centrums gegen die Nationalltberalen zurück. Abg. Tie de mann be klagt, daß die guten Beziehungen, üelcde zwischen der Reckten und den, Centrum angebalmt worden, durch das aggressive Vorgehen des letzteren stark er cdütterl worden, und polemisirt gegen verschiedene Aeußrrungrn der Abgg. Richter und Rickert; in >er Ausnahmestellung der Stadtgemeindcn gegenüber ten Kreisen erkennt er ein unberechtigtes Privileg nnd die Ausgabe seiner Partei erblicke er in der Säuberung der liberalen ltzesetzgebung von dem Uebenvuchern der Doctrin. Abg. Gneist spricht sich in anerkennender Wen'« sowohl über die bisherigen Leistungen der Berwallungsreform als über die .'.evcnwürtigen Vorlagen aus, die unstreitig als ein «rnster Versuch aufzusasten seien, die Organisation aus der Basis der Stein'schen Gesetzgebung aufzu bauen. Die Forderung, die Durchführung der Be > erdrnorganisation abhängig zu machen von dem Zu- 'landrkommen einer Landqemeindeordnung, bedeute « me Vertagung der Reform auf lange Jahre binauS. Redner schließt mit einem warmen Appel, das Vor handene und Erreichbare mit Eifer und gutem Willen auszubauen. Abg. Eikers beleuchtet die Wir kungcn» welche die neue Organisation auf Han nover kerbeifübren werde, und giebt einer Reibe von Wünschen bclreffsseinerHeimathproviiizAusdruck; des gleichen d-r Abg. Petr: betreffs seiner nastauischen Heimath. Es folgt eine ungewöhnlich lange Reihe von thrilweise sehr gereizten persönlichen Bemerkungen, in denen namentlich auch die Affaire „Konitzer und der Deutsche Verein" wieder einmal gründlich ver- bandell wird. Die Verivallniigsgesetze werden als dann einer Commission von Ll Mitgliedern über wiesen, nnd die erste Bcratbnng des Entwurfs über die Kreiövertretuilg nn Herzoglbui» Laucnbura ohne Debatte erledigt. Rackste Sitzung morgen: Kleinere Vorlagen. Zur Lage wird uns ans Berlin vom Don nerstag geschrieben: „Das Tagesgespräch unserer parlamentarischen und sonstigen politischen Kreise bildet seit gestern der FrictionSartikel der „Prov - Eorresp". Die Sensation, welche diese direkte Kundgebung des Reichskanzlers hervorries, wird heute »och durch ein Gerücht vermehrt, welches den Fürsten seinc Demission ein- rcichen nnd vom Kaiser ablehn en ließ, weil über seinen Kops hinweg ein Briefwechsel zwi schen hohen Personen und dem Papste geführt worden sein soll, welcher die Tendenzen der Kirchenpolitik des Reichskanzlers völlig kreuzte. Wir führen diese Gerüchte nur an. um die Suinptome der Stimmung zu kennzeichnen, welche l>eute die öffentliche Meinung beherrscht, und lehnen selbstverständlich jede Berant- wortlichkcit sür die Richtigkeit dieser Meldung ab. Aber gewiß ist, daß schon seit einigen Tagen von wohl unterrichteten Personen behauptet wurde, daß die Rückkehr deS Reichskanzlers nach Berlin von der Beilegung der Differenzen abbänge, welche sich auf die „Kriedcnssehnsucht des Hofes in Sacken des Eulturkampses" beziehen. Wir waren in der Lage, Ihnen vereitß am 11. d. M. zu berichten, daß am hiesigen Hofe nach sicheren Mitthcilungcn konservativer Abgeordneter in den jüngsten Tagen der lebhafte Wunsch nach einer baldigen Be endigung des EulturkampseS wieder zu er kennen gegeben worden ist. Die „Prov.-Corr." hat diese Mittbeilung lediglich bestätigt. Im li beraten Lager herrscht über die Kund gebung der neuen „Friktionen" und den Ein stuß, welchen sie aus den Gang der kirckenpolitischen Verhandlungen geübt haben, große Beunruhigung Wir hören, daß vorläufig beabsichtigt wird, die Angelegenheit in den Fraktionen zu besprechen, um sich darüber zu verständigen, ob im Wege einer Inter pellation oder bei de, Berathung des Cultusctats Auf klärung Uber die Auslastungen des halbamtlichen Blattes zu verlangen sei. Hervorragende Mit glieder der Nation alliberalen Partei erklären ihrerseits, daß sie nicht gesonnen seien, gleichfalls die Flinte ins Korn zu werfen und ruhig zu- zusehcn, wie in längstens ä Monaten ein Pact mit dem Valican geschlossen wird, dem alle kirchenpolitischen Errungenschaften der letzten Jahre in einem mockus vivencki mit der Curie geopfert werden. Die Verantwortlichkeit sür den selben soll nicht dem Träger des bisherigen Eul- turkampfes, sondern einem Cultus minister Zu fällen, dem die Liberalen deS Abgcordnctenhauies bei der nächstbesten Gelegenheit ein eklatantes Miß trauenSvotnm geben iverden." So weit unser Bericht. Mit der Rückkehr des Grafen Hatzscldt, deut scheu Botschafters in Konstantinopel, nach Berlin, die gestern Morgen erfolgt ist, wüsten natürlich die Gerüchte verdoppelte Stärke gewinnen, ivelckc ihn als den dcsignirle» Nachfolger des verstorbenen Herrn von Bülow bezeichnen und behaupten, daß die Erhöhung des Gehalte» sür den StaatSsecretair des Auswärtige» von ltti.000 aus 00.000 Mark in dem neuen Reichshaushaltctat lediglich deshalb vor- geschlagcn worden sei, um den Grasen zur An nahme des Postens geneigter zu machen UebrigenS will man. wie uns aus Berlin gemeldet wird, zu Lebzeiten de- Herrn von Bütow nicht bemerkt haben, daß dieser die Repräsentation in besonders großem Maßstabe betrieben und. wie die Motive zu der jetzt vorgeschlagenen Gehaltserhöhung be sagen. sem Privalvcrmögeu zu diesen, Bebuse stark angegriffen Hab«. Gras Hatzscldt hat, was wobt wenige wissen, seine Vorbereitung sür die Uni versität durch den spätere,, Abgeordneten Bürgers erbe» lten, welcher durch Lässalle mit der Gräfin Hatzscldt bekannt geworden war. Die m Thor» erscheinende „Gazeta TorunSka will wissen, daß der preußische Minister des Innern ein Rundschreiben an die Landräthe der Provinzen Posen und West Preußen ertasten babe, worin denselben bedeutet wird, daß nih iliftische Umtriebe unter der polnischcnBevölkernnq jener Provinzen zu befürchten seien, daß also die Landräthe daraus ihre Aufmerksamkeit richten und sich in verdächtigen Fällen mit dem Ministeriell commistar Herrn Rex in Verbindung setzen sollen. Die gesamnllc polnische Preise bezeichnet diese Be sürchtiingen sür unbegründet und verlangt von den polnischen Abgeordneten, daß sie in der Sache den Minister interpelliren. * » » In Ungarn beginnt eine Verwllderung der socialen Zustände Platz zu greifen, wie es stets nur dann geschieht, wenn eine Gesellschaft und ein Regierungssvstei» in ihren Grundlagen er schüttert sind und ihnen der Zusammensturz droht. Wie immer, so auch jetzt, wird in den Regierungs kreisen die Bewegung absichtlich unterschätzt; die öffentlichen und geheimen Pvlizeiagente» versuche» es, dieselbe lächerlich zu machen, während die adeligen Easinom ltglieder lachen, wenn ihnen von der Straße der Rus „Räuber im Frack" entgegentönt. Mit der Wiedereröffnung des Parlamentes wird der Skandal von der traßc in daö Abgeordnetenhaus verlegt werde». Der Pest er Tumult hat doch größere Di mensionen angenommen, als man anfänglich glaubte. Die Waffen haben das Wort er halten und zwei Menschenleben sielen ihnen zum Opfer. Wie daS traurige Ereigniß gekommen, ist momentan noch nicht ermittelt und wird nicht leicht zu ermitteln sein. Dem „Pester Lloyd" wird Uber den Borsall am l4. d. M Folgendes be richtet: „Es war ' ,10 Ubr, als rin Bataillon Infanterie unter dem Commando des Majors Kely vom Regi mem Schinerlina aus der Hatvaneraaste heraus aus die Kerepeserstraße rückte: dasselbe nahm, mit zwei Compagnien 40 Schritte von der Pseisergasse in c»t wickelt.r Linie die ganze Breite der KerepeseFtraße besetzt haltend, Stellung. Bor der Haupuruppe be fanden sich gegen die Excedenten, welche die ganze Straße nach rückwärts gegen das Rochusspital, jowu: au de, Emmünduiia der Pseisergasse in dir Kerepeserstraße in dichten Ecbaaren standen, niedre« von Polizei Commistären und Constablern begleitet« Patrouillen vorgeschoben. Vorschristsgemäß hatten diese exponirten Al'theilnngcn die Gewehre geladen und die Bajonette anfgepflanzt. Als die Menge vor dem mit Sturmsignalen voi-rückenden Militair in die Kerepeserstraße hinauf zu weichen begann, flogen Schnee ballen oder ähnliche Wurfgeschosse daher. Bald jedoch, nachdem die Truppe Hall gemacht hatte, wurde auch die Menge, welche von den Polizisten mit Stöcken »nd ftack'en Sabeln eine gute Strecke zurückgelricben worden, ruhiger; nur zeitweilig vernahm man einen Pfiff, eine» provocirenden Zuruf, im Allgemeinen aber herrschte dumpfe, lautlose Stille. Plötzlich bürte man drei Detonationen: sic ertönten in Intervallen von 5, bis >0 Sekunden, darauf war Alles wieder still. Die Otsiciere, welche die Detonationen gleichfalls gebürt ballen, meinten, es wären dies leine Gewehrschüsse: die Execdciiten hätten n-ahrscheinllch, um dir Patrouillen zu provoenen, Speiteutct anqezündet. Wie es sich icdocb bald darauf heransstellte, hatte der Zwischenfall eine ernste Bedeutung: es waren Schüsse, welche zweien Menschen das Leben kosteten. Einer der beiden Unglückliche», den das tragische Geschick ei-eille, war ein ComsortableKutscher: er fuhr einen Passagier vnn der Landstraße in die Tabakgaffe und ließ, da er durch die angestaute Menge nicht zu passiren vermochte, seine» Passagier in der Nabe der Pfeifergaste aus- stcigen. In dem Momente, als dies geschah und der Kutscher sich zur Seite neigte, wahrscheinlich um Geld in Enizstang zu nehmen, krachte ein Schuß. Die Kugel fuhr ihm durch den Hals und mit einem Aufschrei sank der arme Mann vom Kutsck'bock Ein zweiter Schuß traf einen lüjährigen Hörer der Rechte, Namens Adolph Schwarz au» Szarhmar. Tie Kugel war ihm in die recht« Lcbläfe gedrungen Der Unglückliche sank mit lautein Aufschrei zusammen und starb aus dem Irans Porte nach den, Rochusspital. Darüber, wie die Schüsse gefallen, geben die Angaben auseinander. In der Menge hieß es, das Militair habe geschossen, und zwar obne jede momentane Veranlassung Die Patrouillen, nach der Pfeifer gaste vorgeschoben, batten gleichsam eine Decharge gegeben. Höhere Officiere, die hierüber befragt wurden, konnten kein« sickere Auskunft geben. Dem Landes-Eommandirenden Baron EdelSbeim-Gvulai, der mit der gesammten Generalität auf dem Platze vor dem „Ease Zrinvi" weilte, wurde von einem Lieutenant einfach die Meldung erstattet: „Ein Jurist ist erschollen worden." Die Polizei behauptet, daß die Schüsse von den Ercedenten selbst auS Revolvern abge- feuertwurdenundfürPolireileutebcstimmtgewesen seien; in der Dunkelbeil babe man aber das Ziel verfehlt. E» wurde sogar ein Arbeiter verhaftet, welcher der Todtung deb Juristen beschuldigt wird. Derselbe heißt Mathias Prentziger und Werst die Verdächtigung entschieden zurück. Der traurige Fall rief allseitiges Bedauern hervor, und wird es Sacke der Unter suchung sein, zu eruiren, wer Schuld an demselben trägt. Um Mitternacht wurde aus einem Wagen aus dir Soldaten geschossen. Es liegt keine Mittkei lung darüber vor, oo eS gelungen, die Attentäter zn verhaften." Gambe Na, obwohl sehr betroffen durch das Resultat bei seiner Wahl, hat dieselbe dennoch, wenn auch zögernd, angenommen. Es liegt eben ^ im Charakter des Demagogen, sich siir unentbehr lich zu halten. Seine Freunde und die ihm er gebenen Blätter suchen durch den Hinweis aus das Fehlen viclcrAbgcordnctcn den Vorgang beschönigend darzustclle». Die Radikalen erklären offen, daß sie Gambetta eine Lehre ertheilcn wollten. Die Eon- servaliven bemühen sich nach Kräften, die vou Gambetta erlittene Niederlage in ihrer Presse auSzunützen. In diplomatischen und politischen Kreisen sieht man i» dem Wahlergebnisse ein erstes Avertissement für Gambetta. — Die Tvdten- mcssc für Napoleon HI. hat am Mittwoch zu Paris i» der Kirche Saint - Augustin stattge- sundcn uiiler zahlreicher Bcthciligung der Bona- partisten. Prinz Napoleon, die Prinzessin Ma thilde, Rouher, Eastagnac und alle Korvphäen der Partei waren anwesend. Die Ruhe wurde nicht gestört. Paul de Eastagnac, der zu Fuß nach .Hause ging, war von einer großen Menge be gleitet, die ihn mit fortwährenden Hochrufen be grüßte. Vor seiner Wohnung hielt Eastagnac eine kurze Ansprache an die Menge, worin er zur Rlibr mahnte und mit Stolz hervorhob, daß an diesem Tage die hoiiapartistffchc Partei triumphi- rend die Straßen von Paris durchzogen habe. Die Frage betreffend die anderweitige Reguli- rung der seit dem Tode deö Prinzen Heinrich der Niederlande vacanten Statthalterschaft in« Großhcrzogthiii» Lureinbllra erscheint »euer dings aus der Tagesordnung. Vor einigen Tagen befanden sich der Präsident und der Seeretair der luxemburgische» Regierung im Haag, und hatte Erstercr, der Herr v. Blochauscn, in dieser Angelegenheit Unterredungen sowohl mit dem König-Großherzog und dem Prinzen Alerandcr, als auch mit dein Vorsitzenden deS Ministerralbes, Baron van Lynden. Der „IndSp. Helge" wird von ihrem Eorrespondenten im Haag mitgetheilt. daß einstweilen nock nichts beschlossen sei, daß aber die demnächstigc Ernennung eines Statthalters den Gegenstand sehr ernstlicher Erwägungen zu bilden scheine. Der lange Streit zwischen dem heiligcn Stuhl und der Schweiz scheint seinem Ende entgegen zuget>en. Derselbe hatte seinen Ursprung bekannt lich darin, daß der heilige Stuhl, den Verträgen zuwider, in Genf ein BiSthum beziv. ei» apo stolisches Vicariat zu errichten versuchte. Der Papst hat in der Hauptsache nachaeacbcn, indem er den Migr. Eos andev znm Bischof von Lausanne »nd Gens mit Wohnsitz in Lausanne ernannt hat Somit ist das selbstständige Bistlmm Gens ausge geben. Msgr. Meriuillov, um dessen Persones sich unter Piuö IX. drehte, bleibt selbstverständlich Bischof nnd apostolischer Vicar, kehrt aber nicht nach Gens zurück. Den ausgrtriebencn Geistlichen der Schweiz hat jetzt Leo vorgeschriebe», von dem Zugeständnisse der Regierung Gebrauch zu machen, welches ihnen gestattet, a» ihre Plätze zurückzn- keinen, wenn sic die Staatsgesctzc anerkennen. lieber die Situation Montenegros gegenüber der albanesischeu Frage sind neue, direkte Nach richten nickt zu verzeichnen. Nur erfahren die „St PcterSb. Wed." auS, wie sic sagen, vollkommen glaubwürdiger Ouellc, daß die Reise des Fürsten Nikita nach St. Petersburg, die im Februar 1880 erfolgen sollte, aus unbestimmte Zeit vertagt ist Als Grund dafür wird die gegenwärtige Situation in Montenegro und namentlich der blutige Eonflict mit den Albanesen genannt. Musik. Dreizehvtr- Aewandhanscoacert am 1k Januar. Leipzig, 15. Januar. Au der Spitze des mannigtaltigen Programms sür das am heutigen Abend stattgesundene dreizehnte Abonnrmeiit-Eon- eert im Saale des Gewandhauses war eine Sym phonie von August Reiß mann verzeichnet, welche unter der Leitung des Eomponisten zur Aufführung gelangte. DaS Werk selbst wurde schon vor längerer Zeit von den Herren Eapell meistrr Rcinccke. Musikdirektor Iadassohn und I>r. Rust sehr günstig beurtbeilt und der hochgeehrten Conccrtd'irection zur Reproduktion warm empfohlen. In der Thal verdient dasselbe auch die ihm gezollte Anerkennung vollkommen, weil es allenthalben die strengste Logik im for malen Bau, die vollste Herrschaft über den tcchnisckwn Apparat, feinsinnige Rhythmik, inter essante Harmonik und eine gesunde, kräftige Erfindung bekundet, welche sich von jeder krank basten Sentimentalität entfernt gehalten hat. In einer Zeit, wo verhältnißmäßig so wenig aus syliiphonischenl Gebiete geleistet wird, muß die gelungene Tonschöpsung als eine wackere Geistes that begrüßt werden, welche, aus edlem Kunst- streben hervorgeganHcn, dem praktischen Musiker Rrißmann das günstigste Zeugniß auSstellt. Be sondere Tbeilnahme erweckt daS Product durch den zum Ausdruck gebrachten Kamps zwischen Schmerz und Freute, durch daS in ihm mnsi kalisch dargelegte charaktervolle Ringen nach
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