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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-22
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1880
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Erscheint tigltch früh 6'/, Uhr. Achotti»» ,»» «r»rNtt«, JohanuiSgafie Zs. Hurchß»»»«, »rr Krsatti»,: vormittag« lO—12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. Mr dt« Nückgad« etn-ktandtcr M«»». jachtt ««chi sich dt« »«»-kit«« «ich, »«Ätndltch. der für die nächü- Nummer destivnutt» «m «ochnrtagm dt« Nachmittags, »u So«. estta-msrähbtsV.VUHr. Hetze» «vlutr» sttr Z»L T«nu»tz»«: VN» Kle««. vnivcrsttLtsstr. 22. >Wt< Ldsche.Katyarinenstr. 18,p. «er dt« Uhr. »di UchMer Jagcblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Haudklr- und Geschäftsverkehr. Auflage 16M4. Li»«,»nar»<mrri» viertelt. 4*/,ML, mcl. Vrinaerlohn 5 ML. durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 24 Pt- Belegexemplar lo Ps. Sebübren für Extrabeilage» otzur PostbefSrdrrung »8 ML UtN PostdesSrderung 48 ML S^eratt Lgesp. Pctttzeile 2« U. tdrbgrrr Lchriste» laut unser«» PreiSverzeichnist — Labcllarischcr Satz nach höherem Tarif. »ecta«,» »ater »cm »rtzactteeeftrlO di« Spaltzeile 40 Pf Inserat« find stet« an d. «wetzttt*» zu senden. — Rabatt wird wicht gegeben Zahlunapr»oa>imar»u>1o oder durch Postvorschuß. .1? 78. Sonntag den 22. Februar 1880. 74. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten VNttMoch. «n» «. Februar ». c., «de»d- 6'/, Uhr tm Sanle »er I. vürgerschule. Tagesordnung: L Gutachten deS BersaffungS- und Finanz-Au-schuffes über die Uebernahme der Leitung des Armen- wesenS auf die Gemeindeverwaltung. ll. Gutachten d«S Oekonomie- und bez. Stiftunas- und Finanz-AuSschuffeS über: » Herstellung bez. Ein- theilung der Sttaßen I und III des großen Iohannisgattens, sowie deS Täubchenwege-; d. die An pflanzungen auf dem freien Platze vor dem nördlichen Friedhöfe; e. Beschleußung der Sttaßen L, v, L, ? und II, NI, V, VIII des südwestlichen Bebauungsplanes; ä. Baumanpflanzungen an der Dresdner Straße und auf dem Fleischerplatze : e. Anpflanzungen auf dem freien Platze vor dem Sttaßburger'schen Hause an der Eutritzscher Straße; l. veränderte Bewirtbschastung mehrerer Wiesen- parzellen: g. die Rückäußerung deS Rathes auf die Beschlüsse des Collegiums zu Conto 38 Pos. 57 und Conto 10 0. lü. Gutachten des Bau-, Oekonomie- und Finanz-AusschusseS über: s. den Verkauf mehrerer Bauplätze an der allen Elster; d. den Berkauf niedrerer Bauplätze an der Stepbanfttaße. Holzpflanzcn-Verkauf. Von dem städtischen Forstrevier Burgau können durch den Revierverwalter Herrn Oberförster Dietze in Forsthau» Burgau (Potz Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig) die nachverzeichneten Holzpflanzen zu den bei gesetzten Preisen gegen Baarzahlung oder Nachnahme abgegeben werden, alS: 6000 Stück 4jähnge Eichen, ca. 1'/.—1'/. Meter Höhe, » Hundert -- 6 — 4. 10000 - 2 - Eichensaat, 80000 - 1 - 400 - Linden, ca. 2'/, Mtr. Höhe, t Stück 60 iz, 5000 - 2jährige Lindensaat, 100 - Birken mit Ballen, 4 Meter Höhe, 500 - dergl., 3 Meter hoch, » Stück 50 1500 - dergl., I'/«—2 Meter hoch, 500 - eschenblätt. Ahorn, 4—4'/^ Meter Höhe, » Stück 1 ^l, 1000 - dergl., 2'/.—» Meter Höhe, s Stück 60 1000 - deral^ 2 Meter Höhe, » Stück 30 5000 - 2jäyrige Eschensaat. 10000 - I - Weißbuchensaat, 5000 « Fichten mit Ballen, 1—1'/« Meter Höh«, » Stück bo 4. 8000 - dergL, 1'/,—1'/. Mtt. Höhe, z Stück 75 ^ 2000 dergl., 2—2'/, Meter Höhe, » Stück 1 X, Leipzig, am 14. Februar 1880. Stück Hundert 1 1 50 2 I 40 20 »0 50 25 40 70 80 25 75 50 ve» »attz« Korsttzedutatly». Bekanntmachung, die H«nde«a»lkörde beteesfe»d. Wir haben nach Anhörung des Herrn BezirksthierarzteS Prietsch beschlossen, daS unS vorgelegte Modell eine- HundemaulkorbeS (System Schröder) versuchsweise neben dem bisher vorgeschriebe»« zuzulassen. D»eseS Modell unterscheidet sich von dem bisher allein zulässig gewesenen dadurch, daß 1. durch eine besondere, unter dem Unterkiefer des HunbekopfeS zu liegen kommende Federein ricbtung dem Hunde die Möglichkeit gegeben wird, daS Maul weit zu öffnen, ohne jedoch beißen zu können, und 2. statt eines Drahtes um den HalS und eine- Blechstreifen- über die Stirne herunter kürzer und länger zu schnallende Lederriemen angebracht sind, wodurch daS Anpaffen deS Maul korbe- an den Kopf erleichtert wird. Wir verfügen demgemäß hiermit bis auf Weitere-, daß »0« 1. März laufenden Jahre- ad alle frei umherlaufenden oder an Wagen gespannten Hunde wahlweise mit Maulkörben entweder nach dem bisherigen, oder nach dem neuen Modelle, welches neben dem erster« in der Rath-wach« zur Ansicht liegt, versehen sein müssen, widrigenfalls dieselben vom Caviller eingefangen und getödtet, ihre Besitzer aber beziehentlich die Führer der Fuhrwerke mit Geldstrafen bis zu 80 oder entsprechender Hast werden belegt werden. Leipzig, am 18. FÄwuar 1880. Ter «ath der Stadt Leipzig. ltt TrSndlin. . Kretschmer. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß in der Nacht vom 6. zum 7. Märzd. I. die Reinigung deS HochreservoirS der ftädttschen Wasserleitung und vom 8. März d. I. ab Nach» di« Spülung de- RöhrennetzeS vorgenommen werden soll. Leipzig, den 16. Februar 1880. »er »attz der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. StSß. Die Juristensacultät feiert Sonntag den 28. Februar d. I. Vormittag» 11*/, Uhr in der Aula der Universität daS Gedächtniß ihre- am 15. Januar diese- Jahre- Hingeschiedenen Ordinarius. de« WtrNtcheu Geheime» «aths vr. Lari Georg »0» »«echter, und beehrt sich, da- Oberhaupt und di« Mitglieder der Universität, sowie all« Gönner und Freund« der selben zu dieser Feier hiermit ergebenst einzuladen. Eintrittskarten zur Gallen« für Profefforenfrauen werden, soweit eS der Raum gestattet, vom 26. Februar ab in der üniversitätskanzlei au-gegeb«n. Leipzig, den 20. Februar 1880. Herat und Mrrw. Die Augen der Welt richten sich nun schon seit langer Zen auf da- Czarenreich und weit über dessen Grenzen hinaus auf den fernen Osten. Rußland und England sind in diesem Theile der alten Welt in einen gewaltigen Jnteresseukanipf verwickelt und Niemand in Europa vermag zur Stunde iesizustellen, wer sieggekrönl daraus Kerver gehen wtro. Beide dem problematischen Ruhme der Weltherrschaft nachjagende Nationen sind zähe Eroberer, sie haben Beide ihr Augenmerk auf Jnner- asien gerichtet, und so steht denn die Frage be züglich der Zukunft von Herat und Merw wiederum aus der Tagesordnung der politischen DtScussion. Ja e< scheint, al» sollten noch Monate, vielleicht Jahre vergehen, ehe diese Namen auS den St. Petersburger Blättern und aus den Verhand lungen de- englischen Parlamentes verschwinden «erden. E» ist sicherlich bei der Wichtigkeit der in Bezug aus die Ordnung dcr Verhältnisse in Asien zwischen Rußland und England entstandenen Contro- verse geboten, die dabei in Betracht kommenden Interessen mit einigen Bemerkungen klar zu stellen. Herat ist ein afghanisches Khanat im Nordosten de- Tafellandes von Iran und wird im Westen von der persischen Provinz Khorassan und der ihr südlich benachbarten Salzwüste, in, Osten und Süd- ostcn von der afghanischen Provinz Kandahar und vom Sirkuh begrenzt. Im Ganzen beläuft sicb das Laud seiner räumlichen Au-dehnuna nach auf 178,000 Quadrat-Silometer mit 1»/, Millionen Einwohner. Im nördlichen Theile wohnen die Karilbasch, die Aimak und die Harareh. In der Thalebene weiter südlich besteht die Bevölkerung aus Tadschik«, aus Afghanen, den gegenwärtigen Herren des Landes, sowie au- Turkmenen und äuden. Die gleich namige Hauptstadt Herat. der einzig wichtige Ort de» Khanat», liegt 840 Kilometer im Westen von Kabul uud 300 Kilometer im Südosten von Mesched, in der fruchtbaren Thalebeoe de- Herirad. Sic zählt 40,000 Einwohner uud ist befestigt. Die Um gebung der Stadt »eigt Spure» einstiger Größe, denn stundenweit erstrecken sich Ruinen und Schutt lager durch die fruchtbare Ebene; sie gilt als Schlüffel ru der einzig« Straße, der großen Söniasftraße, welchc au- Persien durch Afghanistan nach Indien führt, und ist in der That von großer strategischer und kommerzieller Wichtigkeit. Als Mittelpunkt de- SarawanenhandelS und Stapelplatz zwischen Indien, Afghanistan und Westasi«, »ar sie von jeher allen Eroberern, die von Westasien «ach Indien vordrangen, ein unentbehrlicher Stütz punkt. Bon ähnlicher Wichtigkeit für die Interessen sphäre der in Asien concurrirenden europäischen Großmächte ist das vielgenannte, seinen geogra phisch-statistisch« Verhältnissen nach bekanntere Merw. Die Stadt und das von ihr dvminirte Gebiet liegt in Turkestan (Khiwa), zwischen Me sched uud Bokhara; Rußland genrt sich hier, England gegenüber, als die präponderirende Macht Da- Frühjahr und mit ihm die schon seit Monat« geplante »weite Expedition der Rüsten gegen Merw, zu der schon alle Vorbereitung« ge troffen zu sein schein«, naht Hera«, und so zäh und todesmuthig auch der Widerstand der Turk menen sein mag, für die Dauer werden sie der «meheuren ÜeArmacht der Ruff« nicht wider stehen können, die diesmal nicht blos ihre Länder gier befriedig«, sondern auch die Niederlage wieder gutmachen wollen, die sie vor einem Jahre er litten. Das Schicksal Merws kann daher heute schon fast al- entschieden angesehen werden. Giebt es in Europa Einen Menschen, der naiv genug wäre, zu glaub«, Rußland werde, nachdem es die Turkmenen gezüchtigt, Merw wieder frei- qeben und sich in seine alten Grenzen zurückziehen? Wer die Geschichte der Occupation Khiwas und der übrigen central-asiatischen Khanate kennt, wird keinen Augenblick darüber im Unklaren sein, daß Merw das Schicksal derselben theilen und im ungeheuren Sacke Rußlands verschwinden werde. DaS jüngst veröffentlichte englische Biaubuch läßt keinen Zweifel darüber auskommen. Am 9. Juli v. I. erklärte Gras Schuwaloff dem Marquis v. Salis bury, daß die damalige Expedition der Rüsten „blos gegen die Tekes, keineswegs aber gegen Merw gerichtet sei und nur die Herstellung emer KraS- nowodsk und Tschikischljar durch eine krumme Linie verbindenden Postenkette beabsichtige, deren äußerster Punct nicht näher als 250 Kilometer von Merw sein würde". An demselben Tage ver sicherte der Adjunct Gortschakoff'S Herr v. Gicrs, dem englischen Botschafter in Petersburg, Lord Dufferin, in der bestimmtesten Weise, „daß die russische Regierung nicht beabsichtige, nach Merw ru gehen, daß ihr Zweck lediglich der sei, den Raubanfällen der Turkmencnstämme in der Nach barschaft de« Kaspische» Meeres ein Ende zu setz«". Am 13. August erklärte der Kaiser von Rußland Lord Dufferin, „daß ein Vormarsch der russisch« Truppen auf Merw nicht be absichtigt werde", aber schon am 28. des selben Monats gab Herr v. Gier- Lord Dufferin die Möglichkeit zu, daß „unter Umständen unv im Hinblick auf unvorhergesehene Eventualitäten die Besetzung MerwS nothwenvig werden dürste, »nd daß tatsächlich die russische Regierung niemals beabsichtigt hätte, durch ein für alle Zeiten ge gebenes feierliches Versprechen sich davon auszu- fchließen, jemals nach Merw zu geh«", dickes saruuttieul Ist das nicht die genaue Covie der Vorgänge, wie sie sich vor und nach der Occupa tion Sh,waS abspielt«? Kann sich irgend Jemand noch em zweites Mal in derselben Weise hinter- Licht führ« lasten? Die dauernde Besetzung Merw- von Seiten Rußlands kann also als fest stehend angesehen werden. Einmal aber im Besihe diese« wichtigen Punctes, wäre es den Rüsten em Leichtes, sich auch Herats zu bemächtig«. daS kaum fünf Grad« von Merw entfernt und durch prakticable Wege mit demselben Verbund« ist Bei der heutig« Lage der Dinge in Eentral-Asien ist es gewiß, daß Afghanistan, welche- auch da- Arrangement sei, da- England bezüglich diese- Landes zu treffen beabsichtige, von England abhängig bleib« wird: und da Herat einen Theil Afghanistau« bildet, ist eine Eollision zwischen England «nd Rußland bei diesem so überaus bedeutungsvoll« Orte nicht zu vermeiden. Bei Gelegenheit einer privaten Besprechung, die vor etwa zwei Wochen ein Redakteur ver Wie ner „Neu« Freien Presse" mit dem bekannten Orientalisten Professor Vambsry hatte, äußerte sich dieser dahin, daß es für England nur zwei Mittel gäbe, dieser Eventualität aus dem Wege zu gehen; und zwar müsse sich England entweder entschließen, den Rüsten ruvorzukommen und Herat auf eigene Faust zu besetzen, ehe die Russen sich Merws bemächtigt haben, oder England müsse Persien veranlassen, Herat, auf dessen Besitz eS ja historische Rechte hat, einzuverlelben und so einen Puffer zwischen den beiden Rivalen in Asien herzustellen. Die englischen Staatsmänner, denen die Gefahr, die ihnen von dieser Seite droht, keinen Augenblick lang aus dem Auge schwand, scheinen sich für eine Kombination beider Mittel, nämlich für eine gemischte Occupation Herats durch anglo- «ndischc und persische Truppen, entschlossen zu haben, und haben in diesem Sinne die Unterhand lungen in Teheran begonnen. Sobald authentische Daten über diesen Punct vorliegen, werden wir nicht ermangeln, uns über diesen neuen Scenenwechsel auf dem central-asiatischen Theater auszusprechen. So ist die Lage! Der Satz klingt paradox, daß die orientalische Frage hinter Krakau beginne und ihre Endschast in Hindostan finde; in Wahrheit aber hat der in Europa vor Kurzem beendigte orienta lische Krieg sein Nachspiel m Jnncrasien erkalten und die beiden Kolosse, Rußland und England, sind vielleicht nicht weit davon entfernt, mit ihren Heeressäulen in Gebieten auf einander zu stoßen, auf den« der große Alexander, unaufhaltsam vor dringend, unvergängliche Lorbeeren sammelte, und in der« Bevölkerung seit Jahrtausenden die RuhmeSthaten de« Macedoniers bis zu dieser Stunde nocb mythisch fortleb«. politische Üebersicht. Leipzt». 21. Februar. Die Petersburger Blutthat läßt die staat lich« Grundlagen des östlich« Nachbarreiches in einer so tiefen Zerrüttung erscheinen, daß auch die äußeren Beziehungen desselben in eine ganz veränderte Beleuchtung gerückt werden. Die anti republikanischen Journale in Paris lieben es, die jetzige französische Regierung mit ihrer an geblich mangelnden Garantie der Stetigkeit als nicht allianzsähig hinzustellen. Angesichts deS Attentats im Winterpalais fragt es sich aber doch, oder ist, richtiger gesagt, außerhalb jedes Zweifels, wo die größere Sicherheit geordneter Zu stände wäre, ob an der Newa oder an der Seine. Wenn es wahr ist, daß die französisch« Staatsmänner jene Bündnißvorschläge Rußlands abgelehnt Hab«, für welche die deutsche Diplomatie unzweideutige Beweise in Händen hat (und es ist nach unseren Informationen wahr, daß sie abgelehnt worden sind), dann hat in Paris eine kluge Voraussicht gewaltet, die durch die Vorgänge der jüngsten Tage ihre Beglaubigung gefunden hat „Man kann e- dmn auch off« «rsfpreche» höre» und zwar gerade von solche« Personen (so schreibt «a» un- auS Berlin), die unfern leitenden Kreis« durch ihre gesellschaftliche Stellung nahe steh«, daß eigentlich noch nie seit dem deutsch-französischen Kriege die Bürgschaften für die Erhaltung des europäischen Friedens größere gewesen wärm aiS gegenwärtig. Die verschiedenen noch immer ihrer ?ö;ung harrenden Fragen auf der Baikanhalbinsel seien ebenso wenig geeignet, zu ernsteren Besorg nissen zu veranlassen, als die über Gebühr ausge bauschte Agitation der ItLli» irrockont». Der letzteren könne keine andere Bedeutung zugeschrieben werden, als daß sie zur Befriedigung der Eitelkeit einer geringfügigen Zahl unreifer italienischer Politiker diene. Der Berliner Vertrag sei so gut wie ganz zur Ausführung gelangt, und wenn weder die Arab-Tabiafrage, noch die türkisch-montenegri nische Grenzreguiirung Zerwürfnisse im Gefolge haben würden, so sei zu erwarten, daß auch die Erledigung deS allerdings um Vieles schwierigeren griechisch-türkischen Handels rin Einvernehmen aller Mächte stattsinden werde. Es ist nicht unbemerkt geblieben, daß Lord Beaconöfietd seine conservativ« Freunde im Unterhause veranlaßt hat, ihn darüber zu interpelliren, ob der Vertrag, der i. I. 1858 zwischen England, Frankreich und Oesterreich zum Zweck der Garantie des türkischen Besitzstandes abgeschlossen worden, noch in Gültigkeit sei oder durch den Berliner Frieden außer Wirksamkeit gesetzt werde Die im Sinne der Fortdauer der Gültigkeit abgegebene Antwort ist mit ein Sym ptom jener Interessengemeinschaft von Deutschland, Oesterreich. England und Frankreich, die sich stärker erweist, als alle nationalen Sympathien oder Anti pathien und die eine denkbar beruhigendste Garantie des Friedens ist. Sollte Rußland in der That gewillt sein, sich von seinen inneren Verlegenheiten durch einen Ausbruch der nationalen Leidenschaft« nach auswärts zu curiren (ein Fall, der immerhin möglich, aber nach dem Uriheil kompetenter Per son« nicht wahrscheinlich ist), dann würde eS so vereinsamt aus die KrieaSbühne treten, wie Frank reich vor 10 Jahren, und es würde ihm sogar im eigenen Lande ein nicht zu unterschätzender Feind in dm Polen erstehen. Bei dies« Hab« die Versöhnunasverluche der rufsischen Presse wenig Gehör gesunden, und es ist überhaupt, wenn man polnischen Abgeordneten Glauben sch«!« darf, sehr unwahrscheinlich, daß man in d« oberst« Region« des Petersburger HoseS geneigt ist, daS Polentbum al« politischen Factor nutzbar zu mach« So wird versichert (und wir Hab« keinen Grund, diese Mittheilung zu bezweifeln), daß bei spielsweise Gras Schuwaloff, dessen Mutter eine Polin war, eS für eine gefährliche Selbsttäuschung der russisch« Staatsmänner erklärt, wenn sie glaubten, mit den Polen geh« zu können. Nach seiner Ansicht sind dieselben unzuverlässig und durch ibre Parteispaltung« kraftlo«. Sollte sich wirk lich eine Fraktion unter ihnen bilden, welche sich offen für Rußland erklärte, so sei als sicher anzunehmen, daß eine »weite und wahrscheinlich stärkere Partei sich aus die Seite deS Gegners
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