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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188003055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-05
- Monat1880-03
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1880
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. M. Freitag den 5. März 1880. 74. Jahrgang. Vir VrichslagswLht in Glauchau. * Leipzig, 4. März. Es liegen beute, die« aus wenige Orte, die an dem Gcsammtresuttate Nichts mehr ändern können, die sämmtlichen Ergebnisse der am letzten Dienstag im l7. sächsischen ReichS- tagSwahlkrcise statlgehabten ReichStagSwahl vor. Danach ist eingelrete», waS wir schon vor meh reren Wochen auf Grund zuverlässiger Nachrichten auS dem Wahlkreise befürchten zu müssen glaubten: — die socialdemokratische Partei ist mit ihrem Candidaten, dem früheren Sattlergehülfen und jetzigen socialistischen Parteiagitator Auer, aber mals, wenn auch mit einer nur kleinen Majorität, durchgedrungen. Es sind auf Diesen 8187 Stim men und auf den von der konservativen Partei ausgestellten Rittergutsbesitzer Gelbke in Gesau. der von den Liberalen unterstützt wurde, 7848 Stimmen gefallen. Auer hat also bei etwa 15,500 abgegebenen Stimmen nur ein Mehr von SOO Stimmen erhalten. Die Beteiligung an der diesmaligen Wahl ist eine bedeutend geringere gewesen, älS sie bei der letzten Wahl im Sommer 1878 zu Tage trat. Damals wurden Uber 20,000 Stimmen abgegeben, von denen auf Prof. vr. Birnbaum 8655 und ans den Socialisten Bracke 11,578 sielen. Am bedeu tendsten zeigt sich der Rückgang der Wahlbethei ligung in der Stadt Glauchau selbst, wo im Jahre 1878 die Zahl der abgegebenen Stimmen 4300 betrug (1959 für Pros. Birnbaum, 2347 für Bracw), während diesmal nur 3180 Wähler an der Urne erschienen sind, von denen 1413 für Gelbke und 1767 für Auer stimmten Die Verminderung der Stimmen ist auf Seite der socialdemokratischen Partei eine weit stärkere als auf Seite der Ordnungsparteien, indem deren Bewerber etwa 3400 Stimmen oder 33'/, Proc weniger erhalten hat als bei der letzten Wahl im Jahre 1878, während bei den Ordnungsparteien nur ein Minus von 1400 Stimmen oder 14'/, Proc. eingetreten ist. Es geht hieraus klar hervor, daß die socialistische Partei im 17. sächsischen Reichstagswablkreise, dem ältesten und festesten ihrer Sitze, heute bei Weiten, nicht mehr den sicheren Standpunkt einnimmt, den sie noch vor zwei Jahren hatte, und daß sie zum ersten Male auf ein Stimmenverhältniß herabgedrückt ist, wel ches nicht mehr so sehr entfernt von der Niederlage ist. Man kann nach unserem Dafürhalten der An schauung Raum geben, daß, wären die Socialisten nicht durch mehrere für sie besonders günstige Um stände unterstützt worden, sie schon dieses Mal den Kürzeren gezogen haben würden. Der eine dieser den Socialdemokraten helfenden Umstände war der auf Seite ihrer Gegner, der Ordnungsparteien, aufgestellteCandidat. Wir haben Die durch das Socialistenaesctz beabsichtigten Wir kungen müssen dadurch, daß dre socialistischen Agi tatoren wochenlang Versammlungen abhalten und ihre Lehren wieder an den Mann bringen können, vollständig abgeschwächt werden, darüber kann ein "weiset nicht obwalten. Der Polizeidircctor von hemnitz hat bei den letzten Landtagswahlen in dieser Beziehung eine andere Praxis entwickelt, indem er eine Wählerversammlung, m welcher der Socia'.demokrat Vahlteich als Redner austreten wollte und die den Zweck hatte, die social demokratische Candidatur zu unterstützen, cin- ach verbot, und er ist ob dieses Vorgehens weder von der Vorgesetzten Behörde, noch vom Landtage Kadett worden. In Preußen besteht seitens der ehörden dieselbe Praxis, indem sie Versammlun- gen, in denen für socialdemokratische Candidaten agitirt werden soll, nicht gestalten. Uebrigens hat man das Merkwürdige dieser Verhältnisse im 17. Wahlkreise selbst, wie man uns meldet, vielseitig empfunden, und cs ist auch in jener bereits er wähnten Correspondenz der „Dresdner Zeitung" daraus Bezug genommen, indem eS dort heißt: „Äls sehr frapplrende Erscheinung tritt uns die öffentliche Wahlagitation der Sociäldemokratie entgegen. Bebel, Auer und andere Agitatoren präsentiren sich in „Wählerversammlungen", fordern „das Aushören der Unordnung in Staat und Gesellschaft" und em pfehlen dabei Herrn Auer als den einzigen würdigen Bertreter unseres Kreises in, Reichstage. Es klingt sonderbar, wenn wir von hier melden wüsten, daß die Apostel der Socialdemokratic in von ihnen selbst arrangirten Wählerversammlungen ihre Bered sanikeit leuchten lasten können, während anderwärts die Behörden derartige Expektorationen aufs Strengste verhindern." ES erscheint uns in der Thal dringend wün- schenSwerth, daß darüber einmal volle Klarheit hcrgestellt wird, ob der socialdemokratischen Partei und ihrer Agitation durch die bestehenden Gesetze gestattet ist, daß sie bei Gelegenheit von Reich taaSwahlen wieder öffentlich und unbehindert ihre aus Beseitigung der bestehenden Staats- und Ge sellschafts-Ordnung gerichtete AgitationSlhätigkeit auSzuüben vermögen. Kr ha es von vornherein als einen großen Fehlgriff be zeichnet, daß in einem Wahlbezirke mit über wiegend industriellem Charakter ein konservativer Rittergutsbesitzer ausgestellt wurde. Das Hervor treten der Conservativen, die im 17. Wahlkreise entschieden in der Minderheit sind, mit einer sol chen Candidatur hat den Bezirk abermals an die llmsturzpartei verloren gehen lasten. Die Libe raten haben zwar, wie das Wahlresultat ausweist in der Unterstützung des conservativen Candidaten ihr Möglichstes qethan — ohne ihre Stimmen würde Herr Gelbke höchstens ein paar Tausend Stimmen erhalten haben — indessen ganz war der Widerwille gegen conservative, den wirklichen thatsächlicben Verhältnissen nicht entsprechende Candidatur aus den Kreisen der liberalen Partei nicht zu entfernen, und das mußte sich namentlich dadurch an den Tag legen, daß aus Seite der Ordnungsparteien so gut wie keine Agitation vor der Wahl ins Werk gesetzt wurde. Die Herren Conservativen rechneten aus die Wirksamkeit des ofsicicllen Apparates, dieser reichte aber bei Weitem nicht aus, und von den Liberalen war es ent schieden zu viel verlangt» daß sie auch noch die Agitation für den conservativen Candidaten be sorgen sollten. Daß wir mit dieser Meinung nicht allein stehen, Das bekundet eine der „Dresd. Zeitg." auS Meerane zugehende Mittheilung, in welcher eS heißt : „Aber noch befremdender will unS bedünken, daß man in einem Kreise, der, so weit er in seiner Bevölkerung nicht rein socia- listisch, rein liberal ist, einen streng conservativen Candidaten als einzigen Gegenkandidaten sgegen- ilber der Socialdemokratie aufstellt. Der Can didat der Conservativen, Herr Gelbke, hat, wir müssen DaS leider constatiren, nicht die vollen Sympathien der liberalen Partei, obgleich er an sich ein ehrenwerther Mann und ein gewandter Redner ist." Ein Anderer für die socialistische Partei günstiger Umstand ist die Freiheit gewesen, die sie trotz des SocialiftengeletzeS während de» ganzen Wahl- kampseS genossen hat. Die socialistischen Agitatoren haben den gelammten Wahlkreis unbehelligt durch ziehen und eine Menge von Wählerversammlungen abhalten Wunen, in deuen sie, ganz in der früheren Weise, ehr noch da» Ausnahmegesetz erlasten war, die Masten mit ihren gewandten Zungen bear beiteten. Die Klugheit gebot natürlich den Agita toren, sich in ihren rednerischen Ausführungen etwa» zahm und vorsichtig zu halten, indessen wie weit sie trotzdem gegangen, beweist die Thatsache, daß am letzten Sonnabend eine socialbemokratische Wählerversammlung in Meerane von überwachen den Beamten deshalb aufgelöst werden mußte, weil der «iterfchienene Drechsler Bebel in seiner Rede a»S Anlaß der Einverleibung Elsaß-Lothringen- jn das Deutsche Reich die Reuhsregierung augriff. als „Donna Anna" nicht allein nichts hinznge- lcrnt, sondern sie hat ihren Gesang in unverant-! wörtlicher Weise so vernachlässigt, daß ihre AuS- drucksweise geradezu da» ästhetische Gefühl verletzt. Die geehrteDirection, wenn sie aus die musikalisch ge bildeten KreiseLeipzigs etwas hält und da» eigene künst lerische Gewissen fragen will, wird wohl in der Be- ^ setzung des dramatischen Faches für heroischePartien eine Aenderung eintreten lasten müssen, damit der Zweck, bald ein festes Ensemble mit großer Leistungs fähigkeit herzustellen, wesentlich gefördert werde. Der Zerline fehlt, wie schon früher bemerkt, der I sinnliche Woblklang des Organs, dem Masetto scheint eS nicht gegeben zu'sein, als „dummer Bauerntölpel" aufzutreten, der Octavio singt unrein und unsicher, der Leporello, in jeder «Situation prächtig bewandert, »st aber seiner Natur nach »nehr ein serieuser Baß, er muß durch Kunst er setzen, waS der Natur fehlt. Möchten diese Winke liarr Die Musik. Leipzig, 4. März. Die Oper „Don Juan hat der Kritik schon vielfach Veranlassung gegeben, den herrlichen Inhalt der wunderbaren Tondichtung .zu anachtzren und eine sinngemäße Jnscenesetzung anzuregrn. Trotz dieser Anregungen ist von Seiten der Regie Manches unterblieben, WaS der Aus führung zum Vortheil gereicht hätte. Ganz abgc sehen von der nicht gern zzi mistenden Bühnen musik ist das Arrangement des ersten Finale ein so widersinnige», daß es nothwendia erscheint, hier mit allem Nachdruck um eine Aenderung der sceniscben Einrichtung zu bitten. Die Leipziger Jnscenesetzung zeigt, daß dem „Don Juan" viele Ritter zur «Seite stehen, welche dem Octavio gegenllbertreten, dem Octavio, welcher allein schon gar nicht der ritterlichen Kraft eines Don Juan gewachsen ist. Wenn Don Juan eine solche Leibwache besitzt, wozu ist es dann nöthig, daß er entflieht? Die Mozart'sche Composition verlangt grade ein umgekehrtes Berhältniß Bei der außerordentlichen Aufregung, welche Zer- lina'S Hülseruf bewirkt hat, sind Alle außer Don Juan und Leporello von einer Em pfindung beseelt und Alle treten daher den beiden, dem Verführer und seinem Diener, als eine ge schlossene Masse gegenüber, daber sie meistens im Einklang oder durch rein harmonische Behandlung zu einer vernehmen lasten Don Juan seinen Muty z> sogar der Erscheinung des Comthur gegenüber im letzten Finale Stand hält. Welche schwächliche Figur spielt aber in der Leipziger Jnscenesetzung Don Juan im ersten Finale? Wir hoffen zuver sichtlich, daß die in letzter Zeit ungemein thätige Regie, welcher für so manche gelungene Jnscene- setzungen die größte Anerkennung zu zollen ist, den Jrrthum einsieht und bald für ein vollkommen sachgemäßes, m allen Theilen gelungenes Arrange ment Sorge trägt. Der Regie stehen dann sür ihre Intentionen im Mozart'fthen Sinne bei der Einrichtung der ganzen Oper drei künstlerische Kräfte zur Seite, welche in jeder Beziehung Aus gezeichnetes leisten: Herr Schelper als Don Juan. Fräulein Schreiber als „Elvire" und Herr Wiegand alt Comthur. Wir täuschen uns nicht, wenn wir die Darbietungen der selben als wahrhaft vollendete bezeichnen. Herr Schelper ist der beste Don Inan von allen Künstlern, welche wir in dieser Rolle kennen lernten, Fräulein Schreiber führt die Partie der Elvira, für welche ihre Technik vollkommen auSreicht, m so künstlerischer Werse durch, daß diese Leistung neben derjenigen der Frau I)r. Peschka - Leutner alS eine ebenbürtige zu bestehen vermag, wenn auch selbstverständlich in anderen Rollen, z. B alS Constanze. Frau Ilr Peschka-Leutner weit über alle anderen Künstlerinnen emporragt, endlich ist Herr Wiegand mit seiner machtvollen Stimme ein Comthur. wie ihn Leipzig noch niemals be festen hat. Die Genannten handeln streng im Sinne de» großen Meisters und bekunden allent halben die größte Pietät Dagegen ist Fräulein Widl so in den Dilettantismus hinein gerathen, daß man kaum glauben kann. dieselbeSängerin zu finden, welche noch im Oktober vorigen JahreS das vollste Lob für ihr Streben verdiente. Frl Widl hat bracht, daß man auch erwarten kann, es werde die höchste That des GenmS einen in jeder Be ziehung und nicht allein in einzelnen Haupt rollen kunstwürdigen, bedeutungsvollen drama tischen Ausdruck finden. Oscar Paul. Vergangenen Montag wurde am Hamburger Stadttheater zum Benefiz der Frau vr Peschka- Leutner die Euryanthe gegeben. Dieser Ehren abend fiel überaus glänzend äuS. Da-„Hamburger Fremdcnblatt" bemerkt am Schlüsse der durch gehend» vorzüglichen Besprechung u. A. Folgendes: „Der Beneficiatin wurden die üblichen Benefiz- Ehren im vollsten Maße zu Theil; unter der reichen Anzahl von Bouquets und Kränzen befanden sich solche mit Widmungen, höchst sinnig und f-in erdacht und kunstvoll «»»geführt. Mehrmaliger Orcbrster- tusch mischte sich in den wiederholten lebhaften Hervor ruf und vollendete die Ehrenbezeugungen, die das dankbare Auditorium derjenigen Künstlerin dar brachte. die eS mit Stolz die seinige nennen darf, denn sie ist in Wahrheit eine echte Künstlerin, der bedeutendsten eine, die je dieser Bühne angehört haben." Am Schluffe dieser großartigen Ovationen wurde der Künstlerin vom Parquet aus ein größeres hoch werthvolles in getriebenem Silber gearbeitetes Schmuckkästchen, welche» in seinen inneren Theilen mit Gold ausgelegt war, auf einem Blumenkisten liegend, überreicht. Beim Anblick dieses kostbaren Geschenkes brach da» Publicum erneut in nicht endcnwollenden Jubel auS lebendigen Glieder der Gesellschaft in gewissem Sinne gleichberechtigt neben einander stehen, dann aber auch wieder jede» nach seiner Art in beson derer Richtung thätig ist. Bei der Theilung der Zelle ist der Zellkern wesentlich in Mitleidenschaft gezogen. Derselbe verliert seine frühere bestimmtere Abgrenzung, an Stelle seiner Kugelsorm tritt durch Verlängerung in einem Sinne die Spindelsorm, von dem Ende der Spindel strahlen Ausläufer in das Protoplasma, welche dem zwischen Kern und PlaSma stattfindenden Stoffwechsel als Bahnen u dienen scheinen, die Spindel schnürt sich in ihrer itte mehr und mehr, bis sie sich endlich in zwei Stücke löst: hiermit ist der Ursprung zweier neuer Zellen an Stelle der früheren einen Zelle voll zogen. Dieser Vorgang kann sich zu weit beträcht licherer Vervielfältigung steigern. Auch die Be fruchtung der thierischen Eizelle steht in innig Beziehung mit dem eben beschriebenen Proceß Spermazelle, eine Art Flimmerzelle, mit Geißel ausgerüstet, schwimmt durch die Thätigkeit der letzteren an die Eizelle heran, welche sich zur Auf nahme derselben m cigenthümlicher Weise vor bereitet hat. ES hat nämlich in der Eizelle eine Spaltung des Zellkerns und damit eine Trennung des Zellinhalt« in zwei sehr ungleiche Glieder stattgesunden, von welchen daS eine gebildet wird von der Hauptmaste des Zell inhalts mit der einen und zwar der wesent lichen Hälfte des alten Kerns, während daneben das zweite auSgeftoßene Glied auS der anderen Kernhälfte mit einem winzigen Dotterantheil be steht. Ist die Eizelle nur von zarter Haut um hüllt, so dringt die Spermazelle vermöge der Leistungsfähigkeit ihrer Geißel durch diese Haut; im anderen Falle findet sie den Eingang durch eine Mikropyle. Im Dotter legt nun die Sper mazelle die Geißel ab und wird jetzt als Sperma kern neben jener wesentlichen Hälfte des alten KernS beobachtet; später vereinigt sich jener mit dieser zu einem Kern: die Befruchtung ist voll zogen, denn nunmehr folgt die Theilung solchen neuen Kern», damit ist die Theilung der Zelle und der erste Anfang eines neuen Wesens gegeben. I)r. Hermann Ärabau e orthographische Revolution, preußische CultuSminister, wie es scheint, Auszug «uS de» Protokolle« der-Taturforsche»den Gesellschaft zu Leipzig. In der Sitzung vom 10. Februar sprach Herr Geheimrath Leuckart über die Zelle alS Ele mentargebilde der organischen Natur. Im Jahre 1839 führte Schwann auS Beob acbtungen den Nachweis, daß, so verschieden auch die Struktur der einzelnen Gewebe des Thier körpers im erwachsenen Zustande, doch die Ver folgung der Entwickelungsgeschichte dieser Gewebe lehre, wie sie alle nur auS Zellen entstehen, welche den Pflanzcnzellen durchaus analog sind, und wie ein gemeinsames BildungSprincip allen Elementar theilen der Thiere und Pflanzen zu Grunde liege. Die Weiterentwickelung der Wissenschaft hat Schwann's Entdeckung in vollem Maße bestätigt Die Zelle, welche sich hiernach als letzte Einheit aller zusammengesetzten Organismen erweist, steht in ihren Eigenschaften in vollständigem Gegensatz Das Wesentlichste der Zelle, der Leib derselben, ist das Proto- em Klümpchen einer seslflüssigen eiweißartigen Substanz, in der Regel einen rund lichen Körper von sehr ähnlicher substantieller Beschaffenheit, den sogenannten Zellkern, ein schließend, häufig von einer peripherischen Mein bran umbüllt. Das Protoplasma vereinigt in sich bereits die Eigenschaften deS lebendigen Or gamsmus, wie solche sich in den Functionen der selbstständigen Bewegung. deS Stoffwechsels, der Fortpflanzung äußern; die Zelle ist eine Werkstätte, "olc Vermischtes. Die welche der ohne der Zustimmung an entscheidender Stelle sicher zu sein, vorgenommen hat. stößt noch in der elften Stunde auf eigenthümliche Schwierigkeiten. Wie glaubhaft versichert wird, ist selbst der Kaiser nicht gerade erbaut davon, eine ihm ungewohnte Schreibweise anzunehmen, und fragte in scherzhafter Weise einen Vortragenden Rath, ob er an ihn künftighin mit oder ohne „h" zu schreiben habe. Fürst Bismarck stellt sich noch entschiedener gegen die neue königlich preußische Orthographie. Er hat sämintliche ReichSbehörvcn anweisen lasten, die ver besserte Rechtschreibung nicht einzusühren, widrigen falls Ordnungsstrafen verfügt würden. Wie in weiteren Kreisen dieselbe Maßregel Widerspruch findet, dafür legt die nachfolgende MittheUung einen Beweis ao. Die gewissermaßen officielle Vertretung deS deutschen Buchhandels, der Vor stand de« BörsenvercinS der deutschen Buchhändler, hat sich unter dem 21. Februar an die preußischen und bayerischen Unterrichtsministerien mit einer Eingabe gewandt, worin mit Rücksicht auf die kürzlich getroffenen Verfügungen zur Herstellung einer einheitlichen Rechtschreibung für die Schulen beider Staaten gebeten wird, das betreffende Ministerium wolle den bis Ostern d. I. erscheinenden neuen Auflagen bereit» eingefllhrter Schulbücher, ohne Unterschied der Schulen, den Fortgebrauch bis zum Erscheinen neuer Auflagen, längstens aber bi« nach Ablauf von fünf Jahren, hochgeneigtest gestatten. Das Gesuch ist selbstverständlich eingehend nioti- virt: Um die Tragweite der ministeriellen Ver fügungen für den Buchhandel anzudeuten, bedürfe eS nur des Hinweises aus die Thatsache, daß die oft lange vorbereiteten neuen Unternehmungen desselben Gebiete der Unterrichtsliteratur in der Regel cm im ersten Quartal deS Jahre- oder kurz vor seinem Anfänge erscheinen, um h«, dem Beginn de« neuen gleichsam "ein chcmisch-phvsioloaischeS Laboratorium, I SchulsahreS ihre Einführung in den Schulen zu ' ermöglichen, und daß einer Anzahl solcher neuer Unternehmungen schon vor ihrem Erscheinen die sichere Aussicht auf Einführung eröffnet war; ja, daß oft nur aus Grund der letzteren sie ins Leben gerufen worden. Wenn die ministeriellen Anord nungen Ostern wirklich in- Leben treten, so sind allerdings diese zur Erzielung eines billigen Preises entweder stcreotypirten oder in großen Auflagen gedruckten Bücher schou bei ihrem Erscheinen Ma- culatur — DaS Studium des Gothaer AlmanachS ist ein höchst instructiveS. Man entdeckt dabei ganz staunenswerthe Sachen. So erfahren wir, daß in Europa nicht weniger als siebenhundert und neunzehn Prinzen und Prinzessinnen existiren, die souverainen Familien angehören und das eventuelle Recht zum Tragen einer Krone besitzen. Am meisten Titel von allen Fürsten besitzt der Kaiser von Oesterreich: Franz Joses ist einmal Kaiser, neunmal König, einmal Erzherzog, zweimal Großher- rog, achtzehnmal Herzog, einmal Großfürst, viermal Markgraf, fünfmal gefürsteter Gras, zweimal FUrsi und unzählige Mal Graf und Herr. Für Fabri kanten von Visitenkarten muß er ein wahre« Ideal sein. Der König von Portugal, der achtzehn Vor namen hat, titulirt sich »König von Ulgarbien, dies- und jeaseitS de» Meeres m Afrika"; er ist m welchem stets gewisse Proteste, wie die Ausnahme, Umwandlung und Abgabe von Stoffen, sich voll ziehen. Urzeugung der Zelle ist unbekannt, die Zelle leitet vielmehr ihren Ursprung immer wieder von anderen Zellen ab — null» eollul» nisi « ecllul» — neue Tochterzellen gehen aus älteren Dtutterzellen durch Theilung hervor. Hierauf beruht daS Wachsthum, ebenso die Fort pflanzung der Organismen. So lange die Ablösung deS jungen Organismus von dem alten noch nicht erfolgt ist. erscheint er zweifellos als ein Glied deS letzteren; aus niederer Stufe der Organisation versagt die Vollendung der Tren nung häufig gänzlich, so daß dann der Begriff des Individuum- schwer zu fasten ist. Betrachtet man diese Thatsachen unter dem Gesichtspunkte der von Darwin so wesentlich gestützten Descendenzlehre, stellt sich die Gesammtheil der heutigen und der zukünftigen, nicht minder auch aller vorangegange- nen irdischen Organismen in zeitlicher Aufeinander folge al- von einem gemeinsamen Ursprung auS gehend vor, so kann für den Augenblick überhaupt da- Individuum übersehen werden, und cs erscheint jene Gesammtheit aufgelöst in eine ungeheure Maste von gleichzeitig lebenden, beziehentlich an einander folgenden Zellen, sie erscheint als ein un geheurer Zellenstaat, in welchem alle die einzelnen
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