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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188003084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- 453042023-18800307
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-08
- Monat1880-03
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1880
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. UMttt»« »»- TLixttÜ« " Ishmmi-gaff« LS. Hßükchßmckt» ö« Lrtznett»»: «»xvMag« 10-12 Uhr. Nachmittag- 4—v Uhr. Mr tt» Mück^llx «a, «ach, st» »>« »»ch, »rrdutttich. -n» der für die nüchft- Naanncr brsttnmue» aft Vocheutagev dts NachMttuaS. au Sonu- eü«v« MH VN V,»Uhr. », »e, Ktlate» sSr ZuflttuichNtt. Lt»Mn»».'«ni«rMtSftr. 22. HßM Ltfche. Na»h<un>»r»str. 1 L.P. -nur dt« Uhr. Avzeiger. OrM str Politik, Lvcalzeschichte, H<mdrlr- md SrMMnkehr. «nstnge 16.000. »d«ntt»e»t»prri« viettrtj.^/.tlLL, mct. Brinqrrloha L ML. durch dir Post drzogcn « ML Jede «nzeltte Nummer 2L Pf. Belege^mptar 1« Pf. vedühreu für Erttabritageu otzue Pofchefdrderung SV ML Mit Postdrsvödenuig 48 ML rajn-st LgefpHtzeit« »1 Pf. «ttigere Schriften lnnt stufe»«» PretSverrochnch. — radeLargchcr Satz «ach höhere« laris. Nett«»»» stater he» »c»acst»«Ortch N«. VpaltMc 40 P, J,s«ltt»f»id> stii» an d. GrnkttN« nl» ft»de» Nadatt »ttd Mcht gegeben. Zahlung pe»sLiuoar>»<to »d« durch Popvorschuß. 93. Montag den 8. März 1880. 74. Jahrgang. Oetkentlieke Ilanäesleln-rrr^lalt. Vi« -omelöuoG öetteuhseo ü»n<llung«Iet»rIinFe, »elebe lc. Ostern io -je LckdrN»»»dtI»«Ua»x eiotrtten »«Ue», «bittet »ich s« Laterreiebnete u» 6« Leit rv« 8. bi» mit 1L Lite», Vormittag» 11—IS'», Udr, vomS-liel» »al« per Salirb« Vorstellung «ler Xnrunielä« nöeu Surrt» ihre lierreo Principal^. ^ibrenll «trr xe«l»el»ten Leit »eröeo »oeb Xnmeiöuagea für äen «iiijüllrtg^o k>ttt»»tn»0»»eIl»tt1tvl»0U D»r»>» entgeffeag« nommea, »n »elekem mrl» liav-Iung-tekrllog, detbeiligen ltünoen, «iie iw kesiire <ie» Leog- «i»»e« über öle »i8»«iu>eb«ktlicbe ftelakigung »um eio)»brig krei»illigeiraieu»t oivö. l)»t«riebt 10 8tun«1eo »LebeaUicb, 8«dolxelä 80 ^ e»ri IVolknv«, Ittroetor. Bekanntmachung. Der Preis der in hiesiger Gasanstalt producirten Coaks, deren Verkauf Herrn LouiS Meister hier «mmissionSweis« üderttagen ist, beträgt vom heutigen Tage an für den Hektoliter loco Gasanstalt 1 30 und einschließlich deS FuhrlohnS bis an das HauS l^l45^. Leipzig, den 8. März 1880. Leo Natl,s Deputntton zur «adanftnlt. Bektmnlmuchunq. Für die Ausfüllung der Parthe am Gothiscken Bade wird bis auf Weiteres kein -üüuiatcital «Hr angenommen. Leipzig, den «. März 1880. Der Vorstand der Parthenregoliru«sS-»euostenfchasL ftr. Vogel. Logis-Vcrmicthung. In dem UntversttitSgrundstücke Universttätsstraße Nr. 17 sollen ». eine Wohnung in der ersten «tage deS VordergebäudcS. auS Vorsaai. vier Zimmern, zwei Alkoven, drei Kammern, Küche, Boden und Kellerraum bestehend, und b. eine Vergleichen in der zweiten «tage des Hintergebäudes, Vorfaal, drei Zimmer, einen Alkoven, drei Kammern, Küche, Boden- und Kellerraum umfassend, »«« I. Oktober i880 an. nach Befinden auch früher, auf drei Jahre meistbietend, jedoch unter Vorbehalt der Auswahl unter den Licitauten, anderweit vermiethet werden. Miethliebhaber haben sich hierzu Mittwoch, den 1«. Mir, d. I. vormittags 11 Uhr im U«ttzerfititS-Vei»ta«te tPaulinum) einzufinden und ihre Gebote abzugeben. Die Licitationsbedingungen liegen daselbst zur Einsicht aus. Leipzig, am 1. Mär, 1880. UviuersttStS-NentamL Graf. Bekanntmachung. An den hiesigen Volksschulen find noch einige Zetchenlehrerstrln» und einige Dnrnlehrrrsteirn zu besetzen. Der AnfangSgehalt beträgt bei wöchentlich 88 Unterrichtsstunden für die Zmchenkhrer 8100 ^l, für die Turnlehrer 17K0 >l jährlich. Bewerber, welche die Kachprüsnng bestanden haben, wollen Gesuche und Zeugnisse vis 15. März V I. bei unS einreichen. Leipzig, am 8. März 1880. Der SchnlaaSschuh der Stadt Leipzig vr. Panitz. Lehnerl. OeKentliOke HanilelsIekranslLlt. keguw äe» KO 8rbu>jstlre« am 5 Xpril ä. 1. Die keikereogaisse äer Xnelalt dereebtigea »uw eiojäting freiwilligen vien»t. In äer bökereo Xbtlieiliwg (öjikriger tluriu») beträgt ä»» 8et»u1gel«l für XagekSrige äe» äeutseben fteicke» 840 .si für äie 3., 300 kür äie 8.. 380 für äie l. (ll»»»e. kür junge Leute, wetcke sieb äen kerecktigungüeckein »uw eiojübrig-lreiwiUigen vien«t erworben b»b«n, ist ein f»cbwi>«en«ckasllieker Lursus von Isbresäsuer bei 30 Lebr»tunäen in ä« Voebe eingeriebtet, kür welebev 仫 8ebulgel<l 840 betrügt. änmeläungen rirkte m»n gefälligst »n äen virector äer Xnstrllt Leiprig, im 1»ou»r 1860 O»i-I ^V«»tLrr»«». Bekanntmachung. Am 10. April e. find die einjährigen Zinsen von 1800 Lapital, nämlich von 1500 ^l Legat deS Herrn Etadtällesten Hentze und von 300 >l Geschenk der Erben deS Herrn Kaufmann Thärigen, an arme blinde Leute in hiesiger Stadt zu vertbeilen. Bewerbungen um diese Spenden find biS zum 1. April c. schriftlich und unter Beifügung der erforder lichen Zeugnisse bei unS einzureichen. retpzig, den 8. März 1880. Der «ath der Stadt Leipzig. vr Tröndlin. Richter. Holzauktion. Montag, den 15. Marz d. I. sollen von Vormittags 9 Uhr ab im vurgauer Korstrentere aus den, Kahlschlage in Abth. 85 b in der sogenannten Leutzscher Gottge ca. 5VO Wurzelhäuten lklern gemachtes Stockholm unter den im Termine öffentlich auSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ott und Stelle meistbietend verkauf! werden. Zusammenkunft: aus dem Kahlschlag in der Gottge, an der grünen Linie und dem Leutzscher Psarrholze. Leipzig, am 8. März 1880. DeS Vath» Parsthcputatio«. Politische Uebersichi. Leipzig 7. März. Bei der Berathung dev Socialisten- aefetzeS, welche am Sonnabend im Reichstag stattfand, war von der Aufregung und Leidenschaft, wie sie bei der ersten und zweiten Behandlung desselben Gegenstandes herrschte, wenig mehr Übrig aeblieben. Das Resultat stand auch von vorn herein fest. Gegen die Loyalität der Ausführung des Gesetzes ist im großen Ganzen nichts einzu- wenden. und damit war sUr Diejenigen, welche an dem Zustandekommen de- Gesetzes mitgewirkt, lein Zweifel mehr, daß auch einer Verlängerung desselben zuzustimmen sei. Denn daß die kurz bemessene ^rist von drilthalb Jahren nicht den definitiven Endpunkt, sondern nur die Probezeit darstellen sollte, war von Anfang an die Mei nung bei Denjenigen, welche dem Gesetz zuge stimmt. Allerdings sind, wenigstens soweit die na- tionaltiberale Partei in Betracht kommt, einige Ver änderungen, welche in der praktischen Wirklamkeit des Gesetzes wllnschcnSwerth erschienen sind, und die Beschränkung aus eine kürzere Frist, als die vom Bundesrath vorgeschlagene, Vorbehalten. Die merkwürdigste, aber auch uichl ganz unerwartete Erscheinung in dieser Reichstagssitzung war die Abschweiikung deö Eentrums, die der Abg. v. Herl- ling rhetorisch rechtfertigte. Unter den künstlichsten Windungen suchte der Redner deS CenlrumS den Widerspruch aus dem Wege zu räumen, der »wischen der früheren und der jetzigen Haltung seiner Partei besteht; diese Versuche wurden aber sehr schlagend durch den Abg. Hänel widerlegt, der eine Blumenlese von Kraslstellen aus den früheren Reden des Eentrums über dasselbe Thema »ortrug. Es wird ab^uwarten sein, ob Herr ». Hcrtlinq im Namen ferner ganzen Partei sprach, es fehlt nicht an Anzeichen, daß einzelne Mitglieder des Eentrums den großen Rückzug nicht mit- zumacben gesonnen find; jedenfalls aber wird «an annehmrn dürfen, daß der erste Redner, der ms Treffen geschickt wurde, den Etandpunct des überwiegenden TheilS der Partei rum Ausdruck «bracht hat. E» ist und bleibt dies die größte Umwandlung, die jemals in so kurzer Zeit mit einer Parte, vorgegangcn. und selbst wenn da« Eentrum sich aus dre inzwischen gekommene bessere Erkenntnis, berufen wollte, so genügt da« nicht, eine so gründliche Gesinnungsänderung zu erklären. Diese Gesinnunasändernng ist nicht aus dem einzelnen zur Berathung stehenden Gegenstände heraus zu erklären, sondern aus der politischen Vefammtlage, wie sie sich seit dem vorigen Sommer entwickelt hat, da eine große „Reform" zum erstenmal mit Hülse des Eentrums ins Leben ßernfcn wurde und der lockende Ausblick ans eine konservativ - ultramoiitane Majorität sich eeSfsnrte, welche die Regierung weiter unp weiler mit sich sortreißen muffe. Tiefe Majorität ist seitdem bei den entscheidenden Fragen wieder holt in Scherben gebrochen, und sollte sie nicht g«»z und gar zum Spott werden, sollte das Cen- lrum bei den Ecnservalivcn und bei der Regie rung nicht jeden Eredit alö bündnißsähigc Partei verlieren, so war es dringend Zeit, daß wieder einmal Etr,as geschah, um da- Eentrum zu reha« bilitiren. Wie viel Dank sich die Partei mit die ser Hülfe verdienen wird, wollen wir dahingestellt sein lasten. Immerhin können wir eS mit Genug- thuuirg begrüßen, daß seit der Schwenkung des Cen- lruins derReichstaa mit einer außergewöhnlich großen, fast an die Einmttthigkeit grenzenden Majorität die Maßregeln gegen den Socialismus als berechtigt und im SlaatSinteresie geboten anerkennt. Die Commis sion, in welche das Gesetz verwiesen worden, wird nun die Abänderungen zu vereinbaren haben, welche sich al- wünschenSwerlh gezeigt haben. Sie können an den feststehenden Grundlagen deS Gesetze- Nicht- ändern, sondern nur an Einzelheiten. Insbesondere dürste dazu auch eine Regelung der stet« wieder- kchrenden leidigen Frage der Stellung der Reichö- taascrbgeordneten zum Socralistengesetz gehören. Was vieVerhandlung im Einzelnen betrifsl, so stand zunächst die Denkschrift Uber den sogenannten kleinen Belagerungsrustand aus der Tagesordnung. In langer und sehr heftiger Rede stellleder Abg. Bebel diese Maßregel als ungerechtfertigt und mit äußerster Harle ausgesührt dar. wobei er eine Reihe von Angaben machte, die wohl eine Untersuchung durch den Minister deS Innern verdienen. Wenn die sociatistische Bewegung mehr und mehr den gesetz lichen Weg verlasse und auf gewaltsamen Umsturz ausgehe, so seien die verhängten UnterdrückunaS- maßregcln daran schuld. Der Minister deö In nern, Graf Eulenburg, rechtfertigte die erneute Verhängung des kleinen Belagerungszustandes, indem er eine Reihe von Thatsachcn und Sym ptomen ansührte, welche den Beweis liefern, daß eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung nach wie vor zu befürchten sei. Nach einer kurzen Erwide rung der Abgg. Sonnemann und Bebel wurde die DiScussion geschloffen. Es folgte d,e erste Be- ralhung des Gesetzentwurf«, betreffend Abänderung deS Socialistengesetzes. Abg. v. Hertling erklärte mit allerlei sehr gewundenen Beweismitteln und Schlußfolgerungen die veränderte Stellung, die seine Partei jetzt und früher gegen das Gesetz einge nommen. Abg. Hänet wie« den Widerspruch in der früheren und jetzigen Haltung deS CentrumS nach und legte die nach wre vor abtehneride Stellung der Fortschrittspartei dar, in einen Rechtsstaat paffe ein solche- Gesetz nicht und überdies sei eü erfolglos gewesen. Die Abgg. v. Kleist-Retzow und Melbeck sprachen vom deutsch- und srei- ronscrvativen Standpunkt für Verlängerung deS Gesetzes. Abg. Vahlteich bot noch einmal dre be kannten socialtstischen Argumente und Phrasen auf, um da- Gesetz als verwerflich, unsittlich und auf reizend htnrustellen; Abg. LaSker erklärte, für seine Person der Verlängerung nicht zustimmen zu können; Abg. Marquardsen sprach Namen- des größten TheilS seiner Partei dre Bereitwilligkeit aus. unter einigen Aenderungtn die Vorlage anzunehmen, und >bg Windthorst »ersuchte nochmals mit zweifel haftem Hlfolg. die schlechte Position seiner Partei zu verbessern Hierauf warb daS Gesetz an eine Commission verwiesen. Nächste Sitzung: Montag (Budgctberalhunzj. Der Ehester Admiralität Marineminister v.Stosch war der erste ReichSbeamle, der sich mit der Putt- ^amcrschen Orthographie^ cinverstaride.'r zeigte, daß er sie in Schriftstücken dienstlichen Charakters anwandte. Möglich, daß dieses selbstständige Vor gehen des Herrn v. Stosch den bereits crwähnlen reichSkanzlerischen Erlaß gegen die neue Ortlio- graphie hervorgcrufcn hat. Der preußische Justiz- minister soll der neuen Schreibung gleichfalls nicht »old sein. Die Munde von dem orthographischen kämpfe zwischen Bismarck und Stosch ist übrigens be reit« ins Ausland gedrungen. So lesen wir in einer Berliner Correspondcnz der Wiener Presse: Der preußische CultuSminister v. Puttkamer erließ vor ürzem neue orthographische Vorschriften, die dem Reichskanzler ganz unsympathisch sind, und waS that Herr v. Stosch? Er adoptirle diese preu- ffschen Orthographie-Borschriften für seinAdnnrali tätö-Reffvrt ohne alle« Weitere. Sogar einen kleinen V)okohama-Entwurs brachte er an den BundeSrath und Reichstag mit Puttkamer'scher Rechtschreibung neuesten Datums, er übertrug also ein rein preußisches Reglement ohne Weiteres auf zwei Reichs-Jn>titutionen, ohne den Kanzler gefragt zu haben, waS dieser iym sehr Übel ge nommen hat. Bismarck stieß plötzlich aus „BundeS- rat" und „Lazarcte", also aus eine ganz willkürliche Durchbrechung der beim „BundeS rath" und bei unfern „Mrlitair - Lazarethcn" üblichen Schreibweise. Flugs ging an Herrn von Stosch die Weisung, eS bleibe Alle- bei der bisherigen Rechtschreibung bis zu einem Gegen erlaß de« Kanzlers, und im Ucbrigen verstehe es sich auch von selbst, daß jederzeit die Gesetzentwürfe seitens der Marineverwaltung nicht die Untelffchrift: „In Vertretung deS Reichskanzlers, v. Stosch" trügen, sondern die korrektere Unterschrift: „Der Reichskanzler. In Vertretung v Stosch". Der „Germania" zufolge hätte zwischen dem Reichs kanzler und Herrn v. Puttkamer wegen der neuen Orthographie eine Besprechung stattgefunden, „die bei der Nervosität deö Erstercn einen erregten Charakter angenommen haben soll Betreffs deS letzten Attentats in Peters burg wird den „Daily NewS" geschtteven, daß sich der bereits Hingerichtete Verbrecher Mladetzki nach Verkündigung deS UrtheilS wie folgt auSge lasten habe: Voriges Jahr wurde ich m PeterS bürg verhaftet und nach meinem GeburtSdistrict Slutsch im Gouvernement Minsk zurückgebracht. Während meine- dortigen Aufenthaltes »achte ich die Bekanntschaft eine» Polizeibeamten, dem ich einen Revolver stabl. Da ich vnter polizeilicher Aussicht stand, so hielt es schwer, mich zu entfernen, nach einiger Zeit gelang mir Dies aber und zog nun von Stadt zu Stadt. Als ich von Mitgliedern der revolutionaircn Partei vernahm, daß sie für den 2. März eine Revolution vorbereiteten und wir die Gewalt an unS reißen würden, beschloß ich, unter allen Umständen nacki Petersburg zu gehen. Ich führte meinen Revolver stets mit mir. Am 18 Februar hörte ich in Now gorod von der Winterpalastexplosion und traf am 20. Februar in Petersburg ein. Nachdem icy am 27. Februar von der Einsetzung der Oberstencom mission und der Ernennung de» Generals Loris Melikoff zum Präsidenten derselben Kenntniß erhalten hatte, erhielten wir den Befehl, daß am 2. März Nichts unternommen werden sollte. Da ich sah^ daß wegen General LoriS-Melikoff der Coup ver tagt wurde und diese Vertagung mich verhinderte. Geld zu erhalten, so beschloß ich, den General zu tödlen. Ich suchte ihn vergeblich am 2. März, onnte ihn jedoch nicht zu Gesicht bekommen. Gestern stand ich von 10 Uhr Morgen- an seiner Thür. Ich sah, wie er seinen Wagen bestieg und absuhr, fand aber keine paffende Gelegenheit, a,s ihn zu schießen. Als er zurückkehrte, schoß ich. Im französischen Senat ist die Haupt- chlacht zwischen den Anhängern de« weltlichen Staats und den Vertbeidigern des theatralischen PruicipS im Gange. Seit dem 23. Februar wäyrt die Debatte und jetzt ist sie bei dem berühmten Artikel Sieben angekommen. Man hat über diesen Artikel beinahe die übrigen Bestimmungen des Gesetzes vergessen, und doch sind sie nicht minder wichtig, ja eher noch bedeutsamer als der siebente Artikel, der nun seit einem vollen Jahre den Ruhm wie daS Odium des ganzen Gesetzes tragen muß. DaS zweite Ferry'schc Unterrichtsgesetz regelt die Verhältnisse des höheren, deö UniversilätS-Unter- richtS ES charakterisirt sich in drei Hauptbestiw mungen- die erste hebt die gemischten Prüfungs kommissionen aus, entzieht den freien, d. h. den klerikalen Anstalten den Titel Universität und giebt dem Staate das ausschließliche Recht der Gradverleilmng zurück; die zweite bestimmt, daß der UnivcrsitätS - Unterricht unentgeltlich sein solle, die dritte endlich, die im Artikel 7 ent halten ist, verordnet, daß den vom Staate nicht anerkannten religiösen Genossenschaften die Erthei- lung von Unterricht nicht gestattet ist. Die beiden ersten Hauptbestimmungen sind vom Senat bereit« mit beträchtlicher Majorität angenommen worden und es handelt sich jetzt nur noch um die letzte, den Artikel Sieben. Wie auch in diesen Tagen das Schicksal dieses Artikels sich gestalten wird, so viel ist sicher, daß die Hauptzwecke des Gesetzes unter allen Umständen erreicht werden und daß die Jesuiten, falls sie wirklich siegen sollten, nicht lange Grund haben, sich ihre- Triumphe- zu freuen. Telegraphischer Nieldung zufolge hat die franztz- fische Regierung Maßregeln zur Ausweisung de« verhafteten russischen Unterthanen Hartmam, ge troffen. Derselbe wird voraussichtlich nach einem Ha cn am Canal La Manche gebracht, von wo er sich nach England rinschiffen dürste. — Der Senat hat den General Gouverneur von Algier. Albert Grevy, mit 182 Stimmen zum ständigen Senator gewählt. 70 Stimmzettel waren unoe schrieben. In Italien ist wieder eine kleine Minist er- krisi- in, Anzuge. Herr EriSpi ist unzufrieden mit seinem Freunde Eairol'. Er verlangt von Dein selben, wie der „Fansulla" meldet, als Preis für die fernere Unterstützung de« EabinetS von Seiten seiner Fraktion den Austritt des Herrn de Sanctio au« dem Cabinete und die Ueberlaffung des General- SecretariatS im Ministerium an den Depulirten LaScava. Wenn Eairoli nicbl nacbgiebl, wird er bei der Verhandlung über den Etat für den Unter-
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