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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188003288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-28
- Monat1880-03
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1880
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l fl. er » et ck 4. ta- m lN, !»It, al> lUU . 1: rilo Per 24 uni- t.Xl. Per »3.7 per loco llpril ver «tr. « .oc r, 62 9 bis b«, Zmn l Sö,8 er 64 c »9.7 Hro- eauß. treibe halten bleibt, nächste verden Uichen rimum so «r- wn be sah der MN sich >iel zu en fre- brig ab je nach elt sich lt engen Etoaen r Stelle l ersten >en und Marli en Pro ner kein >, » Gersie sich die hen fü: unthätia >, Mittel laufenen er Markt Wochen e hiesige nach den -< Hülsen- l Preisen * übrig, n matter ! Mangel n einmal »dem sich mehl Oe« i. Futter ducten riger. Die Witterung ßerordent r 4M bis 846 bis 90 per ilo, Hafer «45 per MM Mo, > mit Sach ck 30-31 saß M bi» »— 100 amm. Zoftdampser r „Volivia" : Dampfer l Rew-Pork )) der Ham« „Argentina" Orschektt tLgUch früh 6',. Uhr. Gehallten »» Tatzetttten JehaaniSgasft 8». Hnechßnahr» »er tttö«»»»: vermittags io—ir llhr. Nachmittag- 4-- Uhr. ULr dN rtntz<s,n»ter »«am. tcNM« »och, »ch »>« Rr»««tt», Mch, »ÄtudUch. e der für dle nächst- Nnmmrr desttmmtnl an Wochentagen dts NachmMngS. an Sana- nn» Festtage« früh dis '/.S Uhr. I, den FMate« fite Zal.^»»atz»r: Otto Kle««, Univcrfttätsstr. 22. Sanis L-sche.Kathariucnstr. 18.P. Mtt bis Ät Uhr. 'chziger.TagMall Anzeiger. Organ für Politik, Locrlgrschichtk, Handelt- und Geschäftsverkehr. Auflage ILM». »d»»»r»ntt«»rrt» Viertels. LVMk, iact. Bnngettohn b Mt. durch di« Post bezogen S Ml. Jede tiozelue Nummer rr Pi- Belegexemplar 10 Pf »rbüdrm für Exrradetlaga, ahne Postbefvrderrmg 89 Mt. mit Posldefdrderung 4s Mt. Svsrratr Sgefp Petttzeil« ro Pf. Größere Scbrifteu laut unserem preiSverznchniß. — T^deLatttchrr Satz nach höyerrm Tarif. »ertmara »lrr tew Letmtünnstrtch di« Spaltzrilr 40 Pf Inserat« find stet« an d. «PeMo, zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung pr»o»»ni««u>u oder durch Postvorfchaß. 113. Gonntag den 28. März 1880. 74. Jahrgang Jur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Montag den 29. März nur Vormittags bis 'j-9 Uhr »«eöffilei. Oeffentlichc Sitzung der Stndtverordneten Frettag, am 2. «prti e.» «»en»ü Uhr im Saale »er 1. Bürgerschule. Tagesordnung: l. Gutachten des Bau-, Oekonomie«, Finanz- und Berfasiungs-Ausschusies über einen Vergleich mit der Magdeburg-Halderstüdter Elsenbahngesellschaft wegen Arealabtretung in der Petscher Mark. U. Gutachten des Bau-, Oekonomie und Finanz-AuSschufses über: ». den Verkauf eines Villenplatzes an der Blsmarckftraße, sowie b. über käusiiche Ueberlassung eines Arealsireisens don; c. den Verkauf zweier Bauplätze an der verlängerten Sternwartenstrabe: >t. die Entschädigung der Adjacenten auf der Südseite der Pleißengaffe für das zur Straßenverbrciterung expropriirte Areal; e. den Ankauf einer Parcellc in Petscher Mark. Gutachten deS Finanz-ÄuSschuffes über die Entschädigung der Deputation zur Grundsteuerabschätzung. Ul. Bekanntmachung. Bon der Wittwe eines vormaligen hiesigen Bürgers und Gewerbtreibenden, welche mit Dankbarkeit sich einstmals, alS Gemüthskranke, genossener guter und sorgsamer Pflege in der Krankenabtbeilung deS Geor- gcnhauses erinnert, ihren Namen aber verschwiegen wissen will, find unS Wertpapiere im Nominalwert he von Drei Taufen» Mark mit der Bestimmung übergeben worden, daß die Zinsen dieser unter der Bezeichnung „Friederiken-Stistung" von uns zu verwaltenden Summe ausschließlich zu Beihülfen für solche minder bemittelte hiesige Etnwoh. ner Verwendung finden, welche in Folge von Geistes- oder Gemüthsstörung zur Beobachtung und Pflege der Irrenabtheilung im Georgenhause, oder wie später einmal sonst die Anstalt zur Aufnahme solcher Kranker in hiesiger Stadt benannt werden mag. zugesühn werden. Wir haben diese Stiftung angenommen und bringen die- mit dem AuSdrucke des Dankes und der Freude für diesen Beweis von Edelsinn und von Anerkennung einer unter unserer Leitung stehenden öffent lichen Anstalt zur allgemeinen Kennmiß. Lew»»«, den iw. Mär, 1880. Tr« «ath »er Sta»1 Leipzig de. Georgi. Richter. Bekanntmachung. chtung versteigerten 4 «dtheUn»,ea »er «iesenp«ree»r atze und an »er alte« Elfter sind den H-chftlttetera t>»e- Dre am 19. dieses Monats zur Verpachtung versteigerten Nr. ÜLLb» de- Flurbuchs an der -re-eftr schlage« worden. Es werden daher in Gemäßheit der BerfteigerungSbcdmgungen »ie übrigen Bieter Ihrer Behüte hiermit entlasse«. Leipzig, den L5. Mär» 1860. Der «ath »er Sta»t Leipzig. 0r. Georgi. Cerutti. Städtische Gewerbeschule. Der Unterricht des SommersemesterS beginnt Montag, »en 5. «prti v.; di« Cnrse »er Tagesschule mit wöchentlich 3« Stunden vormittags 7 Uhr, di« Lnrfe der Abendschnle mit wöchentlich 14 Stunden «hends 7 Uhr. Leipzig, am 27. März 1880. Der Direktor: Niep er, Pros. Bekanntmachung. In Entsprechung eines früher geäußerten Wunsches deS verstorbenen Herrn Geheimen Ratl> vr. von Wächter, Ehrenbürgers unserer Stadt, ist uns von seinen Hinterlaffenen die Summe von «in Tauten» Mark mit der Bestimmung übergebe« worden, daß wir dieselbe an verschämte Arme der Stadt venheilen. Wir bringen diese edelsinnige Schenkung zur öffentlichen Kenntniß, und geben »»gleich unserer dankbaren Freude darüber Ausdruck, daß der hochverehrte Mann, der im Leben unserer Stadt so viele Beweise seines für uns so ehrenvollen Wohlwollens gegeben, auch nach seinem Tode noch diese freundliche Gesinnung ha>. bethätigen wollen. Leipzig, den 22. März 1860. Der Rath »er Stadt Leipzig. De Georgi. Richter. Thomasschule. Die GesangSprüsung der für daS Alumnat angemeldeten Schüler wird am 3. April Vormittags 9 M>r in dem alten Schulhause stattfinden. Di« Bewerber haben sich am 2. April 'Nachmittags vorzusiellen. Die wissenschaftlich« Prüfung für die zur Schule angemeldeten Schüler (mit Ausnahme der für Sexta bereits geprüften) wird Montag den 5. April von 8 Uhr Vormittags an veranstaltet, und haben sich dieselben mit Schreibmaterialien in der neuen Schule einzufinden. Das neue Schullahr wird am 6. April um 9 Ubr eröffnet. vr. Eckstein. II. ^lÄiltiselie kor11)iI<lunA88L;1ui1e für Xnrrtien. Von Ostern 1880 un eiolretenäe 8ct>üler »u» kvlgenäen 8lr»«8en äer 8ia«tt: <ldert8trs!^ie, äteilsnäerstra-ine, Xlter ^mt^kos, ^n äer I. ttürgersebule, ^rnätotrasiüe. lt»uti(>s»tri>88<. vs^eriketie 8tra8«e, Kri>nävvriverll8tr»«8e, 8runä«eg, Vri>»8trn88k, Vrüäer8lrs88e, Vurg8trs8«e, 6»n»I ->tr»«8e, 0»rnlinen8tro88e, 6entrnl8tm88e, Lol«nnsäen8lra88e, Vaviä8trs88e, voroiIieeu8lra88e, väsener >Veg, t2i8en8lr»88e, tll8ter8tr»88e, Kmäien8lr»88e, l^äin»»N8ira88e, t'lo88plalr, i rnn>t1ürter8tra88e34—4L, trieäri«:t>88trL88e, 1'ietite8tra88e, 1'ür8ten8tr!>88e, 0evanä^ä88eben, l!lt>eke»8tr»88e, ll»rkvrl8tri»«»e, ttsvpUni,nn8lrü88k, Hobe 8tr»88e, li«i.8er VVübelin - 8ir:>8-.e, Noblen8lrs88e, llörner8ti »88e, liupser- ^»88Lben, I-<-88>n^8tri»88e, l,Ü8ni«er 8rr»88e, 1>ütro«'8trs88e, »ng.'>rlntra88e, .Vl»k>m>»i»8tr»88e, Uur8«4mei - 8ir«8«e, blo8rkeIe88tra88e, -loltlie8tr».8«e, zlenäeü>8okn8tr»88e, !SIoritr8lrs88e, Istüblgiiü^e, Ist»nrg»88e, »oivrrltt, diürnberger 8tr»88e 23 b—82, Obiämgriit, ?eier8kircbos, Veler8,leinveg, Peter88»r«88e, Vts^^itrer 8tr»88e, Xn äer vle»«8e, Plei88eng»88e, ?onillto>v8tzx8tr»88e, I'reu«8, rgäs8c1»en, i'romenväen --lr»88e, tt»8«>,lotr l—II, 8ekiIIer8tri»»8e, 8ebletler8trs8«e, 8ebleu88iger >Ve^, 8«KIn88ga88e, 8«Aret>er- x»8»,eben, 8ebreber8lrn88e, 8ekrölerjk!>88eken, 8ebul8trs88e, 8ebu8ti»n - kn, b - 8tr»88e, 8eiten8tr»8«e, 8«säi>en8tr»88e, 8porer«»88eken, 8üä«trn88e, 8terniv,i4en8lrn88e. 1'ei«k8tru88e, 1b»>8tra88« 9 b—29, lunier8tr»88e, l.'lri>1>8g»88e, Pni>er8it»l88t,n88e. >Vs>8enknu88trs88e tz«trt l,ikb>g8trr»8«e), VebersrnsLe, We»t«tr»88e, V>'»e8en8trn88e. Winämüklenv,, g, >Vinämüblen^»88e, >Vinän>üblen8rrs88e, Leitrer 8ti»»^, , Iiuniner8trs88e gtrbäven rmr „U. 8tLätt»ebva k«etdiia»ngwtel»»l« Nie Lnndso" <tm Oebnuä« äer V. vürger^ckote, 8elüetter»tr»88e Ik>. Oie Xnmolcknng nenar Siellglai' bst in äen Tagen äe8 5, 8 naä 7 Xprll, 10—1 Ilbr Vornütlag8 naä 4—8 l?kr k>i»ebmitlag8 rn erfolgen ver Tlnterriebt beginn« stoutox, ckvu L. XprU, Xdenäs 6 Ibr veiprig. äen 25. ,>lnrr 1880. vr. Sitoarl, vireetor äe» Städtische Gewerbeschule. Zum Besuche der Ausftrllang der Tchülerardetten, welche in der 2. Etage deS Schullocales östlicher Flügel der III. Bürgerschule, Grimmaischer Steinweg 17/18, vom 23. bis 30. Keg stattsindet, beehrt sich ,m Namen deS Lehrer-EollegmmS hierdurch ergebenst cinzuladen Leipzig, am 20. März 1880. Der Direktor: Nieprr. Geöffnet ist die Ausstellung von Vormittags 10 bis Mittags 1 Uhr. Dir Siaatskunst Italiens. An LohalitatSversichrrungen hat es das italienische Ministerium nicht fehlen lasten. Herr Cairoli hat sogar der Welt gezeigt, welch eine Suada doktri nären Redeschwung« ihm zur Seite steht, wenn es daraus ankommt, unbequeme Dinge mit Worten aus der Welt zu schassen. Die große Redeschlacht in der römischen Kammer ist zu Ende, zur Freude der Deputirten, zur Freude der italienischen, der österreichischen und der deutschen Presse. In ein Wort zusammen gefaßt: cs war schmutzige Wäsche, welche das Eabinct vor den Augen Europas zu waschen hatte. Auch die berüchtigte , Italia irro- «ivnt»' bildete das Thema der Diskussion, jene von der italienischen Regierung geduldete revolu tionäre Gesellschaft, welche den widerwärtigen Ge ruch einer Ocllampe verbreitet, deren Docht her- unlergebrannt ist. Heute wird in der That von «llen Seiten versichert, dasi die Wurzel des Hebels im Absterben begriffen und daß das italienische Volk der friedlichste Nachbar de« österreichischen Staates sei. Ob den salbungs vollen Worten auch die Thal folgen wird, wollen wir abwarten. Inzwischen sei es aber gestattet, aus die Verhandlungen selbst näher einzugehen, schon um zu zeigen, wie sich die Parteien zu dem Mnisterium gestellt haben. Die in der italienischen Kammer als ein charak teristische« Merkmal hervortretende Redseligkeit findet ihre Erklärung darin, daß alle Fraktionen regierungsfähig zu sein glauben, daß die Redner auS diesem Grunde dem Lande und aller Welt klar zu machen suchen, welche hervorragende poli tische Befähigung, welche staatsmännischc Weisheit ihnen zur Seite stehe. Daher ist denn auch nicht Alles, was von der Tribüne deS Hauses herab m-bi et vrdi verbindet wird, allzu ernst zu nehmen; Und zwar um so weniger, als dem »talienischen Nationalcharakter ein Zug politischer Phantasterei eigenthlimlich ist. In vielen Dingen gedachte man dem eigenen Volke, in anderen wieder dem Aus lände zu schmeicheln, um Aller Sympathien filr die eigene Partei zu gewinnen und damit die An sprüche aus die Leitung deS Staate- zu bekräftigen. Im Großen und Ganzen war die weitschichtige Debatte eine Komödie, in welcher jeder Dar steller die erste Rolle zu spielen glaubte, während docb keine Leistung au- dem matt herzigen Ensemble herauStrat. Rur in dem einen Puncte waren sämmtliche Redner einig, daß Italien eine Groß macht sei und daß da- Land danach Stellung nehmen und handeln müsse. Dieser Dünkel, so wenig Berechtigung er auch in der Entstehungs geschichte des modernen Italiens findet, trat aus allen Parteiprogrammen hervor, die man über die Haltung des Königreiches zu den europäischen Fra gen ausstellte. In den Eiceronianischen Ausführungen der Freunde der Regierung erscheint das italienische Volk fast als der Hüter oder Schiedsrichter über die völkerrechtlich gültige Ausführung des Berliner Vertrages', während die Catonische Weisheit der Opposition darauf hinwieS, es liege in der In teressensphäre deS Landes, eine dominirende Stel lung auf der Balkanhalbinsel einzunehmen und die Verhältnisse daselbst unter dem Einflüsse JtattenS umzugestalten. Gerade dieser Großmachtskitzcl der italienischen Staatsmänner, gerade diese Sucht, die europäische Politik bestimmen zu wollen, sind es, welche unser Mißtrauen in die Ehrlichkeit der Gesinnung Ita liens rechtfertigt. Welche Partei auch am Ruder sein möge, jeder Minister, welchen sie durch ihre Unterstützung regierungsfähig gemacht hat, wird, um sich behaupten zu'können, ein wenig ,,Cavour" spielen müflen. Der Chauvinismus des französi schen Kaiserreiches war gegen die Prätensionen des modernen Italiens fast bescheiden zu nennen. Wie immer die europäische Lage sich gestalten möge. Italien wird stets oereit sein, sein Großmachls- schwcrt in die Wagschale zu werfen und auf der Seite dessen zu erscheinen, der au» eigener Kraft oder auf Grund von mächtigen Bündnissen die Aussicht de« Erfolges für sich hat und die italienische Hülfe verschwenderisch zu belohnen bereit ist. Nach zwei Seiten hin hat gegenwärtig Italien zu ge winnen. Im Westen sind Nizza und Savoyen in Frankreichs Besitz und im Osten trachtet es nach denjenigen österreichischen GcbietStheilen, in welchen neben der Landessprache auch italienisch gesprochen wird. Die Agitation nach der letzteren Seite hin wird durch die erwähnte revolutionairc Vereint aung, welche sich mit dem Namen .,ItLliL iriävutL' schmückt, ausrecht erhalten. Dieses enkLnt terriblv deS italienischen Nationalstaates ist freilich vom Ministerium in aller Form verleugnet worden; immerhin, wir wollen aber zuseyen, ob die Erejgnisie den Worten Herrn Cairoli's entsprechen werden! Ie nachdem die Bündnißberiehungen zu Frankreich oder Oesterreich die günstigeren find. werden die römischen Staatsmänner sich diesem oder jenem anfchließen, um entweder über den Isonzo hinaus, oder durch 9kizza-Savoyen das König reich zu vergrößern. So lange Preußen gegen Oesterreick Front machte und von Rußland seinen Rücken gedeckt sah, war man in Italien preußensreundlich; mit dem Augenblicke aber, als die Spannung zwischen Rußland und dem Deutschen Reiche eintrat, das erstere angeb lich auf Frankreichs Hülfe recknen durste, war auch die römische Regierung bereit, den Dritten im Bunde gegen uns zu spielen. Dieses Verfahren war der Dank dafür, daß der k« unlnntutimo un gehindert während deS deutsch-französischen Krieges nach Rom marschiren und von dem Ouirinal Be sitz nehmen konnte. Heute wird wieder abgewicgelt und von ministerieller Seite das gute Einvernehmen mit Deutschland und Oesterreich-Ungaru vor den Erwählten der Nation mit Ueberschwänglichkeit betont, denn die Weltlage zwingt das Cabinet, sich auf« Abwarten zu legen. Darum macht man einerseits Front gegen die Wühlereien der „Itnli» irrsäent»^ obwohl man dieselben im Herren gut heißt, und andererseits rüstet man an den Grenzen Oesterreichs, unbeschadet der Versicherung der „In timität' zwischen beiden Reichen! Die Maulw»rfsarbeit der Irridentiften ist zur Stund« formell sistirt; dafür aber ist der Staat tatsächlich in Action getreten. Jene mililairischen Arbeiten an der Isonzolinie haben keinen ab wehrenden Zweck, denn Oesterreich bedroht Italien in keinem Falle. Liegt doch da« Engage ment desselben jetzt ostwärts, nach dem Balkan und nach dem Pruth hin. Ein Conslict zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien kann nur durch das Letztere hervorgerusen werden, und indem man sich in Rom aus diesen Fall vorbereitet, gesteht man ein. daß man Absichten im Busen hege, die mit den Interessen Oesterreichs im Widerspruch stehen. Um eine MaSke war Herr Cairoli nicht verlegen! In dessen der Hinweis auf Unternehmungen, welcke die „Itülin irreclentL" planen könnte und die man durch den stärkeren mililairischen Aufwand an der Grenze zurückhalten wollte, hat keinen Sinn, denn entweder stellen die Tendenzen der Irredentisten nur die Gesinnung eines kleinen Theileö deS ita lienischen Volke« dar. wie eS die Beschwichtigungs- Versicherungen des Cabinets Cairoli behaupten, nnd dann bedürfte man der kriegerischen Vorbe reitungen im Nordvsten deS Königreiches nicht, oder sie decken sich mit dem NationalchauvinismnS. Dann aber werden diese Aufwiegler von Prvfosswu bei günstiger Gelegenheit die Regierung mit sick fortreißen oder daS Cabinet stürzen, um ein irre- dentistisckes zur Herrschaft zu bringen und zur Ver wirklichung der wahnwitzigen Pläne des Vereins zu zwingen. Dann aber gewinnen diese Rüstungen offen den angreifenden Charakter, den man jetzt zu verschleiern sich vergeblich abmüht. So ist die Sacklagc in der italieniscken aus wärtigen Politik! Alle Versicherungen von Loyalität seitens des EabinetS Oesterreich gegenüber haben nur den Werth, daß sie erkennen lasten, wie scbr der italienischen Diplomatie daran gelegen ist. den Pferdefuß zeigen zu können, wenn es an der Zeit ist, eine semvliche Haltung anzunehmen. So lange ein unberechtigter Grvßmachtsgedanke den Chauvinismus in Italien rege erhält, kann kein Cabinet in Rom, möge es conservatrv oder liberal sein, sich zur Neutralität oder zn ehrlicher Bündnißtreue nach irgend einer Seile hin engagiren. Die StaatSknnst Italiens wirb stets geeignet sein, Mißtrauen zu erwecken, sobald neue Allianzcombinationen die Machtverhältnisse der gegenwärtigen Staalenqruppirungen Europas verändern könnten. Inzwischen hat Oesterrerck Ungarn allen Grnnd, sich den unruhigen Nachbar vom Leibe zu halten und jedem Versucke einer Friedensstörung von Seiten Italiens mit allen erdenklichen Mitteln entgegen zu treten. P-litischUkdersicht. Leipzig, 27. Mär». Mitten hinein in da- weihevolle Geläute der Osterglocken klingt der Lärm des Parteiae- triebeS. Die Hast, mit welcher da« deutsche Volk snner. Zielen nackstrebt, macht Die- nur zu erklärlich. WaS unS noch fehlt, ist ein Zustand der Sicherheit bei der Verkörperung des National gedankens ; daher auf allen Gebieten deS öffentlichen Lebens Hast, Unruhe und Unfertiqkcit. Das Aus land vermag diese Verhältnisse nur schwer zu begreifen. LÜie wenig Verständniß z. B. ln Eng land für unsere Parteizustände herrscht, beweist der Umstand, daß in Leitartikeln gelesener englischer und belgischer Blätter allen Ernstes die Frage de« bevorsteyenken Eintritts desAbg. von Bennigsen m daS preußische StaatSminffienum behandelt wirb. Nicht genug an Dem, wollen diese Organe auck
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