Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188004027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-02
- Monat1880-04
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1880
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lesetti«, „> L^dttto» JohanniSgass« S3. KperLftnse» der LeSartt«»: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—8 Uhr. H»r dt« »NUtgad« klnqesandrrr «lan». icrt»t« »acht ftch dt« «edactüm nicht Xrdtndltch. Tmuchme der für die nächst- tzlaenbe Nummer bestimmten Inferate an Wochentagen bis 8 Lhr Nachmittags, an Sonn- »nd Festtagen früh bis '/,8 Uhr. L» bea Fitiatra sör Zas. T-mchm«: Ott» Klemm. Universitätsstr. 22, ö»«lS Lösch« .«atharinenstr. 18,p. nur bis V.3 Uhr. UchügtrIagMM Anzeiger. OrM für Politik, Localgkschichtt, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 16,000. sch«m>nok»1»»rrt» viertelt. 4^/,Mt incl. Bringerlohn S Dtt, durch die Post bezogen » »t Jede einzelne Nummer 2S Pf. Belegexemplar 10 Vf. Gebühren für Lxtrabcüagn, »hue Postbrsvrderung »9 Mt mit Postbefvrderung 48 Vit. Inserate ügesp. Petttzeile 20 Pf. Größere Schnsten laut unsere« PreiSvrrzrlchmß,—Tabellarisch Satz nach höherem Tarif. Uert-me» „«er »e« KtSoeltmußriq di« Spaltzeil« 40 Pf Inserate sind stets an d. «epetttl.', -u senden. — Rabatt wird «N» gegeben. Zahlung praeanmanuul,» oder durch Postoorschntz. 118. Freitag den 2. April 1880. 74. Jahrgang Bekanntmachung. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1. daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1879 und Ostern 1880 auS einer der hiesigen Volksschulen entlassen worden oder von einer höheren Schule abgegangen sind, ohne da- 18. Lebensjahr vollendet zu haben, zu dem Besuche der Aortdtlduugsschule für Knaben verpflichtet sind; S. daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der l. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Director vr. Bräutigam, dafern sie sich aber im Bezirk der ll. Fortbildungsschule aufhalten, bei Herrn Director l«r. Störl an den von genannten Herren öffentlich bekannt gemachten Tagen und Stunden zu erfolgen hat; g. daß auch diejenigen Knaben in genannter Zeit anzumelden sind, welche aus irgend einem Grunde von dem Besuche der städtischen Fortbildungsschule entbunden zu sein glauben: 4. daß hier eingehende Knaben, welche Ostern 1878, 1879 und 1880 aus einer auswärtigen Volksschule entlassen worden sind, ebenfalls zum Besuch der ForibildungSschule verpflichtet und sofort, spätestens aber binnen drei Tagen nach dem Einzuge bei dem Director der Fort bildungsschule ihres Bezirks anzumelden sind; L. daß Eltern. Lehrherren, Dienstherrschaften und Arbeitgeber bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 30 Mark, die im Falle der Nichterlegung in Haft umzuwandeln ist, die schulpflichtigen Knaben zu dieser Anmeldung anzuhalten oder letztere selbst vvrzunehmen haben Leipzig, am 87. März 1880. Der Rath Ser Stabt Lechzt«. vr. Georgi. Lebnert. Bekanntmachung. EineS SchleußenbaueS wegen wird vom Montage den 8 d. M. ab bis auf Weiteres die südliche Hälfte der Lternwartenstratze zwischen der Glocken- und Thalstraße für den Fährverkehr gesperrt. 1880. ^ ----- - - - . . Leipzig, am 1. AprU Der Rath »er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Richter. Erste Bürgerschule für Knaben. Die Aufnahme der neu angemeldeten Schüler findet Montag, den 5. April, früh 10 Uhr im Schul saale statt. Leipzig, den 1. April 1880. v. Reimer, Director. Dritte Bürgerschule für Knaben. Die Aufnahme der neu eintretendcn Zöglinge findet Montag, rm Schulsaale statt. den 5. April v., vormittags V vhr Director Karl Richter. Sechste Bürgerschule. Die Aufnahme der in die 8. Clafse eintretenden Kinder findet Montag, den 6. April «., früh 9 Uhr im Schulsaale statt. Rudolf Schmidt. Director. Siebente Bürgerschule. Die Schüler und Schülerinnen der VH. Bürgerschule haben sich Montag, den 5. April, und zwar die Knaben Nachmittag- S Uhr, die Mädchen um 3 Uhr im Saale deS neuen Schulgebäudes cinzufinden. Die Aufnahme der in die 8. Elaffe eintretenden Kinder findet an demselben Tage früh 1K Uhr statt. Leipzig, den 30. Mär, 1880. i. v, Dir. Thomas. Erste Bczirksschule. Die Aufnahme der angemeldeten Kinder findet Montag, den L. April c., früh S Uhr im Sckulsaale statt. Robert Kraust, Director. Vierte Bczirksschule. Die Aufnahme der neu eintretenden Kinder findet Montag, den S. April e., vormittags S Uhr im Schulsaale statt. Dir. Urbach. Höhere Schule für Mädchen. Die Aufnahmeprüfung der auswärtigen und der nachträglich angemeldeten Schülerinnen findet Montag, den K. April, Morgens 10 Uhr statt. Leipzig, den 31. März 1880. vr. W. RSldeke. Städtische Fortbildungsschule für Mädchen. Montag, den K April, früh 8 Uhr haben sich die neu angemeldeten, DienStag, den 8. April, gleich falls früh 8 Uhr, sämmtltche Schülerinnen im Parterresaale der Schule (ThomaSkirchhof 88) einzuftnden. Elftere baden Papier und Feder mitzubringen. Leipzig, den I. April 1880. V Reimer, Director. u Gohlis. Die Aufnahme der schulpflichtigen Kinder erfolgt Montag, den ö. April, Nachmittags 8 Uhr. Loste. Direktor. ko8r ke8lum. Europa gleicht einem Heerlager. Ernst und eindringlich erklang mitten hinein in den Lärm des Tages vas Ostergeläute mit seiner Friede ver beißenden Botschaft: „Christ ist erstanden!" Dennoch wird von einer dauernden Be ruhigung der tief erregten Gemüther nicht die Rede sein können, denn alle Welt setzt Mißtrauen in die politische Lage. Wollte man Alles, was von den Gewaltigen, von Staatsmännern und Diplomaten in den Parlamenten, oder beim Becherklange auf Banketen in den letzten Mo naten über die Stellung der Völker zu ein ander mit mehr oder minder starkem An stuge delphischer Weisheit verkündet worden ist, für baare Münze nehmen, so wäre nicht- thörichter als in selbstquälerischer Furcht vor Kriegsgewittern zu beben, nichts ungerechter, al- jeden schwarzen Punct am Himmel für den Kern emer zukünftigen Sturmwoike zu nehmen. Friedensliebe athmet nicht nur jede Thronrede, selbst wenn der Mehraufwand für Heere-zwecke den Grundton derselben bildet; nein, dieses Wort ist geradezu zum Stichwort des TageS geworden, obwohl der Welttheil vom Ural dis zu den Pyrenäen rn Waffen starrt! Da wird denn versichert, daß jede Regierung von den friedlichsten Absichten beseelt sei. daß sie nichts sehnlicher wünsche «lS in liebevollstem Einvernehmen, in holder Ein tracht mit den Nachbarn zu leben. Wir gehören nicht zu den Stimmungspolitikern: indessen dieser Zustand fordert doch zu emer Betrachtung über die Ursachen seiner Merkwürdigkeit heraus. So „friedevoll" wie in diesem Jahre hat die Ostersonne noch niemals auf Europa niedergestrahlt und doch — seltsam, sehr seltsam — kaum bat jemals eine unheimlichere Bangigkeit vor nahen Krisen den Völkern die Brust beklemmt, haben un begreiflichere Heereorllstungen, Befestigungsarbeiten unv Bündnißverträae die Menschheit in Schrecken gesetzt. Wie sind viese Anstrengungen erklärlich? so fragt sich der besonnene Vaterland-freund ver geben-. Die Antwort lautet immer nur: Wir wollen den Frieden — unsere Nachbarn wollen ihn auch, aber „ES braucht der Starke nicht der Stunde Zufall fürchten!" Ja, aber wenn Alle friedlich gesinnt sind, wenn Alle Ruhe »nd Ordnung halten wollen, wer giebt dann Veranlassung dazu, den Krieg vorzubereiten? Die StaatSkunft aller Zeiten hat für die Aus führung großer Actionen in der Regel das Wese» Der Sphinx beobachtet. ES wird m der Thal, »m auch heute das Räthsel zu lösen nicht« übrig bleiben, als an das Wort Talleyrand's zu denken, dak für die Diplomatie „die Sprache den Zweck hake, die Gedanken zu verbergen". Unsere modernen Staatsmänner, mögen sie sich in ihren Gebräuchen auch noch so sehr von der alten Schule loSgesaat haben, in diesem einen Grundsätze find sie dem Meister derselben treu geblieben. Man sagt ja nicht gerade die Unwahrheit, wenn man einen Tbeil der Wahrheit verschweigt; aber man verbirgt damit vortheilbaft die eigentliche Absicht und behält die Hand frei für den Fall, daß die Entwickelung der Staatenbeziehungen sich nicht so gestaltet, wie es der Voraussetzung entsprach. So wird verkündet: „Die Lage ,st eine friedliche." Dieser Satz enthält aber nur die Wahrheit, inso weit do, gegenwärtige Augenblick der Gegen stand de- UrtheilS ist. Die Worte „heute noch" sind geflissentlich weggelassen, um nicht die nahe Möglichkeit einer Aenderung der Verhältnisse er kennen zu lassen. „Wir wünschen den Frieden, ^md unsere Nachbarn gleichfalls." Diese Ver sicherung entspricht nicht minder der thatsäch- lichen Lage; aber die volle Wahrheit verlangt die Hinzufügung de« beschrankenden: „so lange die Bllndnißcombinationen und die Gestaltung der Wehrverhältnisse nicht die Wahr scheinlichkeit eines erfolgreichen Krieges ver bürgen ...." Beispiele dieser Art ließen sich zu Dutzenden geben. Auf absolut festen Normen beruht kein Menschen werk. Bei aller inneren Zufriedenheit der friedlich gesinnten Völker ist eine kriegerische Politik den noch möglich, die, indem sie den schwachen Augenblick deS unruhigen Nachbar« auSzubeuten sucht, den Krieg beschleunigt, um ihn nicht unter ungün stigeren Verhältnissen bestehen zu müssen. ES handelt sich, wie gesagt, um die Opportunität von Abwehr oder Angriff. Fürst Bismarck müßte nicht Da« sein, waS er in Wirk lichkeit ist, der vorsichtigste, aber auch der kühnste Staatsmann der Gegenwart in einer Person, wenn er diesen Umstand nicht zur Richt schnur seines Handelns machen wollte. Es ist das eine Erwägung, die, sagen wir es frisch heraus, die Irsache der Beunruhigung Europas ist. Deutsch- and hat, natürlich um sich selbst vollkommen chützen zu können, die denkbar größte Steigerung einer Wehrkraft vollzogen; grsciLtim, seit der Be gründung de« Norddeutschen Bunde«, fügen wir hinzu. Dadurch zwang das neue Reich die großen Mititairmächte, ihm nach Möglichkeit gewachsen zu sein. Ja, es sieht fast so a«S, atS habe man sich an maßgebender Stelle noch vor nicht langer Zeit mit Gedanken einer Politik de- Zuvorkommens gegen nachbarliche Ruhe störungen getragen; aber man kann annehmen, daß die Pläne vorläufig fallen gelassen worben sind, nachdem man erkannt hat, daß innere Verhältnisse die ganze Aufmerksamkeit und That- krast der Kriege planenden Völker in Anspruch nehmen «nd auswärtige Abenteuer zunächst unmög lich machen. Daß Frankreich und Rußland die beiden uns feindlich gesinnten Nachbarn sind, weiß jedes Kind bei uas. Fürst Bismarcks StaatSkunft ver zögerte hie kriegerische Action im Interesse des FriedenS, indem er das deutsch-öster reichische Bündnisi, ein Werk von wahrhaft «tementarer Genialität, wie einen Keil in die fran zösisch-russisch« Eoalition Hineintrieb. Es wäre un- vettiLadlich, wenn das Wiener Abkommen nicht die Bedeutung eineractiven Manipulation gegen Ruß land gehabt hätte. Daher ist auch heute evident, daß die Avneigung Kaiser Wilhelm'S gegen feindselige Verwickelungen dem Weener Octoverbund seii« anareifend« Spitze abgebrochen hat. Thatsach« ist. daß Rußland gegen uns intriguirt. daß eS in Frankreich unv Rom Fühlung zu einer un- feindlichen Verbindung gesucht, ja daß man sogar von Petersburg auS am Wiener Hose angesragt hat, ob nicht Neigung zur Revanche für Sadowa vorhanden sei. Es ist aber auch Thatsacbe, daß man diese Tücke in Berlin durchschaue, die Ge fährlichkeit der Lage erkannte und ihr gegenüber die Gastein-Wiener Alliance-Versuche anstellte, welche dem formellen Abschlüsse de« deutsch-öster reichischen Bündnisses vorausgingen. Wer erinnerte sicb nicht jener unerhörten Zei- tungSsehde, der heftigen Angriffe der osficiösen Blätter in Berlin und Petersburg gegen einander, der Beschuldigungen gegenseitiger Rüstungen und dann wieder der Abteugnung derselben?/ „Wir wünschen den Frieden"; ja, aber wir würden nicht zögern, den Krieg auSzuspielen, wenn an ders die Karten unsere- Nachbars so lägen, daß er als Trumps sie werthlos machen könnte! Ver sicherungen, ivelche diese Sachlage nicht eingestehen, enthalten, wir wiederholen eS. nur die halbe Wahr heit, und drS ist die Ursache, daß man auch jetzt nicht mit Ruhe in die Zukunft blicken kann. Fürst Bismarck hat mit Hülse Englands den Russen den Einzug in Konstantinopel verwehrt. Das wird in Petersburg unvergessen bleiben, biS der Tag der Revanche gekommen ist. Wir wissen heute, daß die russischen Strebungen nur auf geschoben sind, weil die inneren Wirren des Lande« und die Gestaltung der Dinge in Frank reich gegenwärtig kriegerische Unternehmungen un möglich machen, daß sie aber in jedem Augenblick wieder hervortreten können, je nachdem da oder dort sich ein Wandel vollzieht. Aus dem Erbsreunde ist der Erzfeind ge worden; Rußland bedroht den europäischen Frieden, trotz aller Beschwichtigungsversuche der resse, trotz aller Versicherungen der Cabinete. Frankreich dagegen zählt erst in zweiter Linie. Die Welt aber wird sich, bi« daS Wetter, das Deutschland bedroht, heraufgezogen, an diesen Zu stand der Unsicherheit gewöhnen müssen. Die Verkör perung de- FriedenSwealeS, die goldene Aera, in welcher dieEmtracht die Völker verbindet, wird noch bis in ferne Zukunststaqeein Traumbild bleiben; denn der Friede beruht aus der Freiheit, und solange dieser nicbt alle Völker fähig oder würdig sind, wird eS beim Alten verbleiben! Daran kann die christliche Ethik, daran können die heiligen Feste nur wenig ändern, und wenn sie es vermögen, nur sehr allmälia; denn die sittlichen Fort schritte der Menschheit sind erst im Verlaufe von Jahrhunderten erkenntlich. Die frohe Botschaft: „Friede auf Erden!" ist eine ernste Mahnung an daS Meuscbengescblecht, in diesem Sinne vor wärts zu schreiten und alle Kräfte für die Inter- essen der Eintracht, der Wahrheit und Freiheit einzusetzen. Möchte sie jederzeit und überall beherzigt werden! politische Ueberstcht. Leipzi«, 8 April Die Besprechung der durch den entgegen kommenden Schritt der römischen Curie m der Frage der geistlichen Anstellungen geschaffenen Sachlage hat bisher außerordentlich wenig positive Ergebnisse zu Tage gefördert. Die Frage, inwie fern die päpstliche Kundgebung dazu beitragen werde, eine Verständigung in dem staatlich-kirch lichen Streit in Preußen hcrbeizusühren oder zu erleichtern, ist durch die nun schon vierzehn Tage währende Erörterung in der Presse außer ordentlich wenig gefördert worden, und man kann schon daraus schließen, wie wenig dieser Schritt an sich und allein geeignet ist, als Bast« weiterer Frieden-Verhandlungen zu dienen. Die Blätter des CentrumS kommen über allgemeine Phrasen, Verwahrungen und Betheuerungen nicht hinaus und diejenige Presse, welche im Culturkampf aus Seiten der Regierung stand, forscht noch immer vergeblich nach der eigentlichen Tragweite jener päpstlichen Kundgebung; sie fragt, bis zu welchem Grade dieselbe eme Anerkennung der übrigen vom Gesetz an die Anstellung von Geistlichen geknüpften Voraussetzungen enthält; sie weist daraus hin, daß praktisch noch nicht einmal von dem Zugeständuiß der Curie Gebrauch gemacht worden, und kommt zu dem Schluffe, daß die Anerkennung einer einzel nen herausgegrifsenen Bestimmung der Maigesetze eine große Bedeutung nicht have. Man wird erwarten dürfen, daß die Nachsession de« preußischen Landtags sich auch mit dieser An gelegenheit beschäftigen und einige Aufklärung in Sie jetzt herrschende Verwirrung bringen wird. Nicht alS ob wir vorauSsehten, die Sachen reisten so rasch, daß schon in wenigen Wochen bestimmte zesetzgeberische Vorschläge zur Abänderung der Malgesetze zu erwarten wären; allein es dürfte die allen Parteien erwünschte Gelegenheit herbei- aefübrt werden, sich über diese Fragen auSzu- sprechen. Unter den Wegen, zum Frieden zu gelangen, wird wohl der von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" empfohlene am wenigsten Beifall finden. Der Plan, der Regierung die ge setzliche Ermächtigung zu einer diScretionairen An wendung. eine Dispensationsbesugniß gegenüber gewissen Bestimmungen der Maigesetze zu ertbeilen, würde unseres Erachtens eine außerordentliche Rechts unsicherheit erzeugen und eine ganz unerhörte Will kür in die Hände wechselnder Verwaltungen legen. Gesetze müssen auSgesührt oder abgeschafft werden; sie für gewöhnlich ruhen zu lassen, für den Noth- sall aber gewissermaßen m der Rüstkammer auf zubewahren, widersvricht dem Zweck und der Würde der Gesetzgebung, und wir hoffen, da preußische gouvernementale Blatt hat bei diefem Vorschlag Kirchenpolitik auf eigene Hand getrieben. Gegen diesen ModuS. zum Frieden zu gelangen, verwahrt sich auch da« leitende Blatt de« Zen trums sehr entschieden, und wir wüßten in der Thal nicht, welch« politische Partei geneigt sei« sollte, einer Verwaltung, die gestern von Falk, heute von Puttkamer, morgen vielleicht von irgend einem Andern geleitet wird, eine so uns«, heure Machtbesugniß zu wirklicher Benutzung «n- zuräumen. Der Gesetzentwurf betreffend die Verfassungs änderung scheint nach Ankündigungen fort schrittlicher Blätter auch wieder den bekannten Antrag auf Diätenzahtung an die RcichS- tagSabgeordneten im Gefolge haben zu sollen. Daß ein solcher Antrag jetzt bessere Aussichten als früher habe, vom BundeSrath angenommen zu werden, muß allerdings bezweifelt werden. Die Frage ist ja wiederholt zur Sprache ge kommen und die Forderung hat im Reichstag
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