Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188004131
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-13
- Monat1880-04
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1880
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heil»», d^I den l«df,q^I ich d»ve»«I n IN »N,I Durchs» ds und! von 48,^1 « 47» ill .41» , ««? , 4L». ^ 35», «»' I.V4« , «. » 104. j I und »t und H ilten sichdess» ind kann,1 n und den. wo«»I ar. IntzZ> Mehl rnittzs SelgienM lüßig depr» und wedn»! hen und »»I ienz, wLjntzi khaupte» »I ittrldenlizl ückhaluui«.s,I gte, Prnsi.I n vt-ranlckl e DringlWl stark iveiitMiI ng davon c, indem« lweise aus! und Seehäfen Consume m Einkauf innen, bilh » -luSsubr! Ende Fedi Getreidezo sich Zufudml s für den h wt, da Kl« zahlen kin« Neigung z, erde sich clenberichi > niliche sa Iwickelun- «I deireideaMI ctiqen Bmb» ren besonWs nick l 3t5-U^I Al E>>i„I stöhn 5I«l4> 370-«^ lb und M nsen A-tl weiß « kl Dicken Iil4 Zur M-Li .'insrn, Vich-I n, Eszmsette Grscheckt täglich früh 6'/, Uhr. »tt«-« »d erPtdÜt», Joh»mli«gafie »L. H«chD»te> der Ned«11««r Germittag» 10—12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. k n» ein,kj«nd«rr »«»». « M»chl fi» d>» «rdactt», »Ich« »erilndNch. der für die nächst- Nummer bestimmte« an Wochentagen dt« Nachmittags, an Sonn- efttagrn frühbis '/,v Uhr. >de»/iUate» str ZaL-Lmuchmr: > Ae««. UniverfttLtSstr. 22, F129. WpMerIagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschästsverkehr. «»flogt IS.A». »dmmemkM^rei« viertelt-^/,i iacl. Brmaertohn 5 ML, Dienstag den 13. April 1880. durch die Post bezogen « Mt. Jede einzelne Nummer 2» Pt- Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen »hur Postbefbrdmmg »» ML «it Postbesdrderuug 48 ML Zastrate Sgefp. Prtitzeile 20 Pf. Größer« Schriften laut nufere» PreiSverzc > chmß. — L a bella ntcher Satz »ach höherem Tarif. Reklame» «»Irr de« Lrdarlt-«strich die Spaltzeile 40 Pf Inserate sind stet» a» d. te-rdttt»» V» senden. — Rabatt wird »ich» gegeben Zahlung pr»«oum»m»ch» »der durch Postvorschuß. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Wir bringen hierdmch zur öffentlichen Kenntniß, daß wir am heutigen Tage dem Kaufmann Herrn Ferdinand «osewtsch, KönigSplatz Nr. S, lsioncesfion zur gewerbmäßigen Beförderung von Auswanderern nach überseeischen Häfen und Abschließung I hierauf bezüglicher Verträge im Aufträge der Niederländisch-Amerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft zu I Rotterdam ertheilt haben. Leipzig, am 7. April 1680. Der «ath her Stabt Leipzig vr. Georg». Kretschmer. ltmtitan gram». r „HabSbmog itlagS vom lekommcn. Ter sra» aux" ist uz eingclrofi-i ce wklleig»d r amerckanis lphia. der on New-stor! Schuppenvermiethung. Für den 89 September b. I. wird in dem der hiesigen Stadtgemeinde gehörigen HauSarunbstücke Mßnz-affe «r. IS et« Schuppen miethfrei und soll von da ab gegen einhalbjahrliche Kündigung anderweit »ermtethet werden. Miethlustige wollen ihre Miethgebote bis znm 19. dieses Monats s a» NathSstelle (RathhauS, I. Etage, Zimmer Nr.4d) anbringen, woselbst auch die Bermiethungsbedingungen «d daS Inventarium deS zu vermiethenden Schuppens eingesehen werden können. Leipzig, den 10. April 1880. Der Rath der Stabt Leipzig. vr. Georgi. Stoß. Gewölbevermiethüng. In dem UniberfitatS-Srnndstücke, Universitätsstraße Nr. 17, soll das grostere verkaufslocal nebst Gchreibftube, Stabe nach dem Hofe und einem Ncbenraume vom 1. October 1880 ab auf sechs Jahre i« Wege der Licitation, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern, anderweit vermischet werden. Miethliebhaber werden ersucht, sich Sonnabend, be« 17. April d. I., vormittags 11 Uhr ii» UniveisitätS-Rentamte (Vorder-Paulinum, Nordflügel, I. Etage) einzufinden und ihre Gebote abzugeben. Die LicitationSbedingungen liegen im Rentamte zur Einsicht auS. Leipzig, am 8. April 1880. UnttoerfitStS Rentamt. Graf. früh: N? — 838 4« b iesiger 1-8 st! 178-134 41 >e 148-H44 15.50 .4 st! — 1b» » irikan. M bol 150-155 ^>1 iö 140 4» -152 44 vl.1 trotz« M dll 8 4« bk^. d»I ^ bq. u. stü.l ' geld 05 ' « 8S5-R0 c 14.50 chne Faß »Br. Un riß noch L« och nach dwedischr ohne Faß mmehl Nr. .1 88>1. nd I 85-844 ck 10-10.50^ k L-I8H«. Sir,»»»; Lleuerftagen. Zu den an den Reichstag heran tretenden finan- Men Fragen äußert sich das Parteiorgan der NationaUib'eralen, die 6., wie folgt: „Die Thronrede, mit welcher der Reichstag am l2. Febr. eröffnet wurde, bezeichnete als eine Haupt- ausgabL der diesmaligen Session die Wetterführung d«S SteuerreformwerkS Bis jetzt ist in dieser Richtung nichts geschehen. Die Brausteuervorlage hat die erste Lesung passirt; der Stempelsteuer- entwurf, desien wunderliche Geschicke im BundeS- rathe während der letzte« Tage die Aufmerksamkeit aus sich gezogen haben, ist bis jetzt überhaupt nicht « den Reichstag gelangt. ES scheint mdeß, daß «au in leitenden Kreisen die Steuerfrage zum Krrnvunct deS Restes der Session zu machen ent schlossen ist. Schon vor einigen Tagen gaben „Provinzialcorrespondenz" nnd „Nordd. Allg. Ztg." derartige Andeutungen, und jetzt gehen die,.Grenz bote»" ganz offen mit der Sprache heraus. Danach würde der demnächst bevorstehenden Abstimmung über die Brausteuer die Bedeutung der Entschei dung innewohnen, ob die für die Durchführung der geplanten Steuerreform erforderlichen Summen im Wege einzelner indirekter Steuermaßregeln oder aber im Wege des Tabakmonopols beschafft werden solle». Werde die Brausteuer angenommen, so würden sich genügende andere Maßregeln schon »och finden lasten. Werde sie aber abgelehnt, so würde dadurch das Tabaksmonopol für unver meidlich erklärt. An Deutlichkeit läßt diese Argu mentation nichts zu wünschen, wohl aber an über zeugender Kraft. Man operirt dabei — und dies ist der Grundfehler — mit mehr oder weniger un bekannten und unfaßbaren Größen. Bon dem Steuerresormplane des Reichskanzlers ist die Rede, als handelte es sich um ein ganz bestimmt umschrie bene» Project. In Wahrheit hat Fürst Biömarck im vorigen Jahre — es geschah in der ReichstagS- sitzung vom 2. Mai — seine Reformidee nur in sehr weiten Umriffen gezeichnet, als ein Programm, von welchem er keineswegs sagen wollte, er „stehe und falle mit ihm", als etwas, das ihm „in Bezug auf Preußen vorsckwebe", ebne daß er verlangen wollte, „daß eS sofort und glatt zu geschehen hätte". Im Wesentlichen handelte eS sich um vollständige Abschaffung der Claffensteuer, Ueber- tragung der Grund- und Gebäudesteuer auf die Eommunen und gänzliche Umgestaltung der Ein kommensteuer. Der damalige preußische Finanz- minister. Herr Hobrecht, erklärte bekanntlich alsbald seine Nichtübereinstimmung mit diesem Rahmen de» Reformprogramm-, und bezeichnete seinerseit- »l< da» Durchführbare die Uebertragung der Hälfte der Grund- und Gebäudesteuer auf vie Eommunen nnd nicht die vollständige Abschaffung, sondern nur «ine Reform der Claffensteuer, verbunden mit einer Reform der Einkommen- und Gewerbesteuer. Bon de« gegenwärtigen preußischen Finanzminister end- kch weiß man nicht, hält er es mit dem engeren Rahmen de« Herrn Hobrecht, oder mit dem wei teren d«S Fürsten BiSmarck. Dies Alle- gilt nur von Preußen. Ueber die Steuerresormpläne der ädrigen Einzelstaaten aber ist man womöglich noch «ehr im Unklaren. Die während der Berhand lnngen de- vorigen Jahre- so viel umstrittene Fnmk des Bedürfnisses, welches durch Vermehrung der Einnahmen deS Reich» zu befriedigen sei, er scheint also auch heute noch keineswegs geklärt. Gesetzt aber auch, sie wäre es. soweit es d»e Fest- fwllung der Summen gilt, welche die einzelnen St»atea denöthigen, so würde sie es doch noch keineswegs sein, soweit eS sich darum handelt, wie viel von diesen Summen durch die im vorigen Jahre bewilligten neuen Reichseinnahmen bereits gedeckt wird. Noch läßt sich der normale Ertrag dieser Neubewilliaungen auch nicht mit annähernder Sicherheit übersehen. DaS aber wird eine gewissen hafte Volksvertretung doch unter allen Umständen verlangen müssen, daß ihr, wenn man sie um neue Steuern angeht, ein ganz bestimmte- Bedürfniß dafür nachgewiesen wird. Schon auS diesem Grunde kann sich der Reichstag in der gegen wärtigen Session auf weiten: Steuerdewilligungen — soweit e- sich nicht etwa, wie bei der Bürsen- steuer, um eine allgemein anerkannte Maßregel der ausgleichenden Gerechtigkeit handelt — nicht einlassen. Dazu kommt aber, was dSl bestimmten Fall anlangt, daß die Regierung auch in diesem Jahre wieder Uber die von den Natioualliberalen längst als nothwendiaes Correlat der höheren Biersteuer geforderte Erhöhung der Branntweinsteuer mit völligem Stillschweigen hinweggeht. In officiösen Aeußerungen wird die Berechtigung dieser Forde rung freilich anerkannt; aber man bestreitet die Möglichkeit einer gleichzeitigen Erhöhung der Branntweinsteuer, unter Berufung auf die ent gegenstehenden techniscken Schwierigkeiten. Leider hören wir nur diese Behauptung schon seit einer Reihe von Jahren, ohne daß jemals ein ernstlicher Anfang zur Hebung der Schwierigkeiten gemacht wäre. Wer von der Ungerechtigkeit wie von den sittlichen Nachtheilen einer einseitigen Er höhung der Biersteucr überzeugt ist, der wird eben an der Forderung eines gleichzeitigen Vorgehens auf beiden Gebieten festhalten müssen. Nach alledem ist mit einer Ablehnung der Brau steuervorlage in der gegenwärtigen Session keines wegs nothwendig die Bedeutung verknüpft, daß der Reichstag eine weitere Verfolgung der Steuer reform-Idee in dieser Richtung endgültig zurück- weise. Im Gegentbeil, von nationalliberaler Seite wenigstens ist bereit- bei der ersten Lesung deut lich genug zu erkennen gegeben, daß mim eine einträglichere Besteuerung der Getränke für zweck mäßig und sehr wohl durchführbar hält. Es muß also ausS Bündigste in Abrede gestellt werden, daß der Reichstag durch seine einstweilen ablehnende Beschlußnahme über die Brausteuervorlage die Re gierung zwinge, auf daS Tabakmonopol zurückzu greifen. Wenn überdies der erwähnte Artikel der „Grenzboten" mit einem Appell an die National- liberalen schließt, welcher von einer Drohung kaum zu unterscheiden ist, so wird dadurch an der Sache gar nichts geändert. Die nationalliberale Fraction deS Reich-tag- hat soeben eine neue und bedeut same Probe ihre- unwandelbaren Patriotismus gegeben. Sie darf vertrauen, daß die öffentliche Meinung in ihrer Handlungsweise auch auf an deren Gebieten die gleichen Motive vorcmSsetzen und sich durch die Takt- uud Geschmacklosigkeiten einiger übereifriger Gouvernementaleu nicht beirren lassen wird. Politische Aebersicht. «eip,tr, 1». April Unter Bezugnahme auf die Taktik der Centrum-varte» wird unS zur parlamen- tarischen Lage auS Berlin vom Sonntag geschrieben: „Biel besprochen wird in parlamenta- riscken Kreisen der Zwischenfall in der letzten ReickslagSsltzuna. in welcher der Abg. Windt- borst b« Gelegenheit de- Antrages Richter (Hagen), die Ausnahme der Geistlichen von Bekanntmachung. De« 1k. April 188«, Bor«ttta«S 1« «hr sollen von dem Unterzeichneten im AuctionSlocale deS hiesigen Königlichen Amtsgericht» 2 große Fässer Moselwein und 1 Faß Rheinwein öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige vaarzahlung ver steigert werden. Leipzig, den 13. April 1880. Der Gericht»tzv>iteher pes K-Nlzltche« A«1--ertchts. i. v. Cteinbeck. Bekanntmachung. De« 16. April 1889, vormttt«-- 9 Uhr soll von dem Unterzeichneten im AuctionSlocale des hiesigen Königlichen Amtsgericht- t größere Partie wollene Maaren, fertige Hemden, verschiedene Möbels u. s. w. öffentlich an den Meistbietenden gegen so fortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 13. April 1880. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgericht». t. r. Steinbeck. Gewölbevermiethüng. Im IFürstenhause, Grimmaische Straße Nr. 15. ist da» nach der UntverfitSt»ftr«sze zu neben d«r Meißner Porzellan-Niederlage gelegene Gewölbe nebst Schreibstube vom 1. October 1880 an auf sechs Jahre meistbietend, jedoch unter Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten, anderweit zu vermiethen. Miethliebhaber werden ersucht, sich Donnerstag, den 15. April b. I. vormittags 11 «hr im UniverfitätS-Rentamte (Vorder-Paulinum, Nordflügel, 1. Etage) einzufinden und ihre Gebote abzugeben. Leipzig, am 6. April 1880. Universitäts-Rentamt. Graf. der Militairdienstpflicht nicht cintreten zu lasten, nicht bloS die Person des Kaisers in die Debatte zog, sondern es auch gegenüber der Rüge deS Präsidenten für sein Recht erklärte, so zu verfahren. Man zweifelt nicht daran, dieser Verstoß gegen die Sitte deS Hauses war gewollt nnd beab sichtigt. Bor Jahren bemerkte bei einer ähnlichen Gelegenheit der Abg. von Mallinkrodt dem Präsidenten v. Forckenbeck, daß ja auch Dieser den Namen des Monarchen nicht von den Ver handlungen seruhaltc, nämlich wenn er beim Schluß der Session das übliche Hoch auf Denselben auS- brinae. Heute macht da« Ceutrum keine verun glück«» Witze mehr, sondern sein Führer, der Abg. Windthorst, bedient sich eines Pathos, daS den Stand der Verhandlungen mit Rom nicht gerade als den Wünschen der Ultramontanen entsprechend erscheinen läßt. Ein der Regierung nahe stehender Politiker äußerte treffend, das Centrum verfahre nach dem Recepte des großen Widersachers deS Papstthums, Luthcr'S, indem e» „von dem schlecht unterrichteten an den besser zu unterrichtenden Kaiser" zu appelliren suche. In dem Gewrrr widerstrei tender Nachrichten über den Culturkampf, die bald einen „Canoffagang" des Staates, bald ein Ultimatum der Curie und demzufolge einen Abbruch der Verhandlungen signalisiren, steht nur Eines fest und kann alS Barometer der Stimmungen und Strömungen in den kirchlichen Fragen gelten, nämlich d,e Haltung des Cen- trumS. Und hier muß fcstgestellt werden, daß die päpst liche Partei ihre spröde Zauderpolitik keinen Augen blick ausgcgeben hat, ia sogar auS der beginnenden Annäherung an die Regierung seit Kurzem wieder in eine schärfere Opposition zurückgekehrt ist. Wenn die Utramontanensich bei ihrem ablehnenden Votum gegenüber der Milltairnovelle darauf be rufen, daß sie nur in Consequenz ihres Programms vom Anfang der stebenziger äahre handeln und an dasselbe gebunden seren, so erscheint unter einsichtigen Politikern diese „Mannhaftigkeit" um so weniger stichhaltig, al- die Fraction es sehr wohl mit jenem Programm vereinbaren konnte, noch vor Kurzem, abweichend von ihrer Haltung vom October 1878, sich für die Verlängerung des SocialistenaesetzeS zu erklären. Die ultramontanen Führer versichern Jedem, der es hören will, daß ihre Taktik nur von sachlichen Motiven und nicht von mehr oder weniger verhüllten Weisungen auS Rom drctirt werde. Indessen kennt man und namentlich unter den liberalen katholischen Abge ordneten auS Sllddeutschland sehr genau die Canäle, durch die ein bestimmender Einfluß, ans Neben- und Umwegen, aber immer wirksam, vom Vatican bis in den Reich-tag-saal in der Leipziger Straße dringt. Die Curie glaubt genug gethan zu haben mit oem Zugeständmß, die Geist lichen vor ihrer Anstellung den Staatsbehörden nennen zu wollen. Wenn sie al- nächsten Ent gelt die Aufhebung de- „CulturexamenS" forderte (und sie hat dieselbe formell gefordert), so zeigt die schroffe Haltung de» Eentrum», daß die FriedcnS- au-sichten wieder in die Ferne gerückt sind, und daß der Staat jene Aushebung nicht zugestanden hat. Man glaubt in Abgeordneteukreisen zu wissen, daß die Vorschläge der Regierung dahin gegangen wären, eS bei eine« Ab- gangSzeugniß der Reife von eine« Ghmnastm« und dreijährigem Studium auf einer deutschen Universität bewenden zu lassen, aber mit Beibe haltung eine« staatlichen Eommiffar» bei der theo logischen Prüfung. Hier wird mit Reckt in allen bet heiligten Kreisen der Angelpunkt der ganzen Frage gesehen und hier beim Culturexamen, dürfte, wenn Überhaupt ein Ausgleich zu Stande kommt, derselbe am prägnantesten unv nicht ohne die Form eines Gesetze- in die Erscheinung treten. In Bezug auf die Wiedereinsetzung der lande»- flüchtigen Kirchenfürsten werden die Schwierigkeiten in Kreisen, die mit der Regierung Fühlung hadeu, nicht für so bedeutend gehalten, wie allgemein an genommen wird. Man weist daraus hin, daß, wenn auch die Absetzung durch gerichtliches Er- kenntniß erfolgt sei, damit doch das Begnadigungs recht derKrone nicht berührt wäre. Seien erst die Präliminarien de« Ausgleichs sestqestellt, so würde diese heikle Angelegenheit voraussichtlich in der Weise geregelt werden, daß einzelne Bischöfe erklärten, kein Bedenken zu tragen, in ihre volle bischöfliche Verwaltung wieder einrutreten, woseru ihnen Da durch die Gnade Sr. Majestät gestattet sei. In einem ähnlichen Schreiben sah einst Friedrich Wilhelm IV. die Berechtigung, den durch einen bürgerlichen Gerichtshof entfernten Erzbischof Dunin von Posen ohne Weiteres wieder einzu setzen. Sollten andere der entsetzten Bischöfe nicht darauf eingehen, so sei eS nach kanonischem Rechte zulässig, daß durch die bestehenden Domkapitel wegen Verhinderung des Ordinarius (seäo imiwckit») BislhumS-Verweser erwählt würden, unter denen das Absterben der ausgeschlossenen Bischöfe er wartet werden könne." Der Abgeordnete v. Bühler (Oehringen), wel cher bekanntlich im Reichstage den abgelehnten Abrüstungs-Antrag eingebracht, hatte diese« Antrag dem Reichskanzler Fürsten Bismarck mit folgendem Schreiben übermittelt: „Ew. Durchlaucht wollen anliegenden, wenn auch politisch vielfach verfehlten, aber menschlich gut ge meinten Antrag nicht mit Mißfallen aufnebmen. Auf dem Schlachtfelde von Gravelotte, wo ich in der Nähe Ew. Durchlaucht mitten unter Leichen stand, schwur ich, was an mir ist, beizutragen, um das Elend des Kriege- zu verhindern. Möchten Ew. Durchlaucht damals ähnliche Eindrücke empfan gen und hochherzige Entschlüsse zum Wöhle der Menschheit gefaßt haben. In tiefster Ehrfurcht,c. (gez.) v. Bühler. Hieraus hat der Rcickskanzser Fürst BiSmarck dem Abgeordneten v. Bühler folgende Erwiderung zu Theil werden lassen: ,,Ew Hochwohlgeboren danke ich ergebenst für die Mlttheiluna Ihre- Abrüstungs-Anträge-. Ich bin leider durch die praktischen und dringlichen Geschäfte der Gegenwart so in Anspruch genommen, daß ich mich mrt der Möglichkeit einer Zukunft nickt befassen kann, die, wie ich fürchte, wir beide nich! erleben werden. Erst nachdem eS Ew. Hochwohlgeboren ge lungen sein wird, unsere Nachbarn für Ihre Pläne zu gewinnen, könnte ich oder ein anderer deutscher Kanzler für unser stet« defensive- Vaterland die Ver antwortlichkeit für analoge Anregungen übernehmen. Aber auch dann fücht« ich, daß die gegenseitige Eon« trole der Völker über den RüftungSzustand der Nach barn schwierig und unsicher bleiben und daß ein Forum, welche- sie wirksam handhaben könnte, schwer zu beschaffen sein wird. (gez ) v. BiSmarck." Da- Interesse an der KanrlerkrisiS dürfte so ziemlich erschöpft sein, nachdem fest steht, daß Fürst BiSmarck dem ReichSdienste erhalten bleibt. Anführen wollen wir noch, daß unter Bezugnahme aus die formelle Erledigung der Angelegenheit au- Berlin wie folgt berichtet wird: „Die nächste Veranlassung zu der Einreichung de- Demif- sion-gesucheS de- Reichskanzlers bat bekannt lich der Beschluß de» BundeSratheS gegeben, die Auslegung einer Stempelsteuer für Quit tungen aus Posteinzahlungen abzulehne«
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