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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188004155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-15
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1880
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Erscheint täglich früh üV, Uhr. AM«i, nt <kprtMo, grhamliSgass« »S. HsHntr, tcr »röartton: ^mittags 10-12 Uhr. Nachmittag« 4—K Uhr. » »t n«e»u»k kti»»k1andlrr «»mi- ft»» »»ch> stch ble Redacrto« ittchl vervlndNch. » der für dir nächst- Nummer bestimmte« an Wochmlagm dis Nachmittags, an Lonu- MgrfttaM früh bis'/.v Uhr. H, N» chUatr» für Zas. >„ah»r: vtt» tlemm. Universitätsstr. 22, ftnRLSsche.Katharinmstr. 18,p. «r bis '/.» Uhr. ^ 131. Donnerstag den 15. April 1880. Auflage 16,200. Lt»vannk«1«prki» viertelt-4V,Mk-, inct. Brinaerlohn b Mk-, durch dir Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne stummer 2b Pf. » Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für iLxrraderlageu ohne Postbesbrdrrung »« Ml. mit Postbesbrderung «8 Dil. Inserate ügefp. Petitzeile 20 Pf. Grvßere Lchnften laut uuferem Preisver-richniß — Tadellarifcher Satz nach höherem La ns- Lertaaea »ater tem »etaciloaatrtch die Spaltzeile 40 Pf Inserate sind stet« an d. Lrprtttta» zu senden. — Rabatt wird mcht gegeben. Zahlung pr»«avwsr»o«1o oder durch Postvorschuß. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Mit Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 20. März vorigen Jahre-, die Vertilgung der dem Futterbau so gefährlichen Kleeseide (c.vseul,) betreffend, verfügen wir hierdurch wiederholt wie folgt: 1. Die Besitzer, beziehentlich Pächter von Aeckeru, Wiesen und sonstigen bewachsenen Flächen im hiesi gen Stadtbezirke haben im Frühjahre, Sommer und Herbst, besonder- nach dem ersten Kleeschnitte fortdauernd zu beobachten, ob auf ihren Grundstücken Kleeseide sich zeigt, und, sobald dies der Fall ist, die Kleeseidenpflanzen, insbesondere die blühenden und Samen tragenden, zu vernichten, auch die betreffenden Stellen in einer Tiefe von mindestens 15 Centimeter in genügender Ausdehnung umzuaraben. S. Wer der vorstehenden Bestimmung nachzugehen unterläßt, wird um Geld bis zu 60 ^ oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden. Leipzig, am 20. Mär, 1880. Der Rath -er Stadt Let-,i,. l)r. Georgi. Richter. Bekanntmachung, Verkauf von gebrauchten Dampfkeffeln betreffend. In Folge Vergrößerung der Anlagen unseres Krankenhauses und der dadurch bedingten Beschaffung «uer Dampfkessel sind die beiden überflüssig gewordenen alten Dampfkessel nebst dazu gehöriger Ausrüstung »usammen oder getrennt zu verkaufen. Die betreffenden Kessel sind 4.10 m lang mit 1,72 m Durchmesser und können in dem Hofe des genannten ftrankenhauses (Liebigstraße) besichtigt werden. Reflectanten wollen ihre Angebote bis zum 1 Mai d. I. schriftlich und versiegelt mit der Aufschrift: „Sebot auf Dampfkessel betreffend" bei unserer Nunciatur, Rathhaus, 1. Etage, einrcichen. Später ein- gehende Offerten können keine Berücksichtigung finden. Leipzig, am 30. März 1880. Der Rath -er Stadt Leipzig. l>r. Georgi. vr. Wangemann. Bersmgcrnng von Bauplätzen. Von dem der Stadtgemeinde gehörigen vauareale an der Jacobsstratze sollen 8 auf der Westseite »ersrlben und am Ranftä-trr Stetnweg gelegene Bauplätze: Nr. 1 von 870,35 Quadratmeter, - 2 - 519,42 - 655,61 - 555,42 . 813,77 655,35 - 582,73 495,13 Flächengkhalt an die Meistbietenden verkaust werden und beraumen wir hierzu verftktgerungStermi» im ,rasten Saale der «lteu Waage, Katharinenstraße Nr. 29, II. Etage, auf Donnerstag, den LL. dieses Monats, vormittags IS Uhr an. Derselbe wird pünctlich zur angegebenen Stunde eröffnet und d» Lerüpgerung bezüglich eine- jeden der in obiger Reihenfolge nach einander auSgebotenen 8 Bauplätze ^schloff« werden, wenn darauf kein wntereS Gebot mehr erfolgt. Die Versteigerungsbedmgungen und der Parcellirungsplan liegen ln unserem Bauamte, Tiefbau- wmeltnng. RathhauS. 11. Stage. Zimmer Rr. 18, zur Einsichtnahme au-, wo auch Exemplare der- selben zum Preise von je 1 abgegeben werden. « i Leipzig, den 6. April 1880. Der «alh der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. 3 4 5 6 7 8 Bekanntmachung. Die Lieferung von ZOO zweisitzigen Schulbänken soll mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern an den Mindeftsordernden vergeben werden. Anschlagsformulare und Bedingungen sind auf der Schul- ervrdition zu erhalten. Die Gebote sind versiegelt und mtt der Aufschrift „Schulbänke" versehen bis zum ÄS. April d. I. aus der Schulexpedition einzureichen. ,. ^ ^ Leipzig, den 14. April 1880 Der Lchulausschuk der Stadt Leipzig. Oe. Panitz. Der Rath der Stadt Leipzig hat mir mitgetheilt, daß er zur Feier -eü «eburtStage» Seiner Majestät des Königs Freitag, den SS. dieses Monats. Mittags 1'/, Uhr ein Festmahl im Schützenbause veranstalten werde, und mich aufgefordert, die Herren Professoren und Docenlen der Universität hiervon noch besonder- in Kenntniß zu setzen. Indem ich dieser Aufforderung hierdurch Nachkomme, bemerke ich, daß Tafelmarken zu 4 bi- zum Abend deS 22. dieses MonalS bei Herrn Kühnrich im Schützenhause ausgegeben, daselbst auch Bestellungen auf Tafelplätze angenommen werden. Leipzig, am 14. April 1880. Der Rector der Universität. vr. Ludwig Lange. Bekanntmachung. Der diesjährige Leipziger Wollmarkt wird am 16. und 17. Juni abgehalten: eS kann jedoch die An fuhre und Auslegung der Wolle in hergebrachter Weise bereits am 15. Juni erfolgen. Bestellungen aus Plätze unter der großen Wollbude, welche in diesem Jahre auf dem Fleischerplatze er richtet wird, sind bis zum 14. Juni Nachmittags 5 Uhr bei unserer Stadtcasse unter Einsendung von 3 anzubringen, welche beim Standgelds in Anregung gebracht werden. Die Besteller haben sich beim Ein treffen durch Postschein zu legitimiren. Maschinen und Geralde, welche Beziehung zur Landwirthschaft und zur Wollenproduction haben, können während deS Wollmarktes aus dem Fle»scherplatze ausgestellt werden. Leipzig, den 7. April 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Richter. Bekanntmachung. Die Lieferung der zur Dampfteffelbeizung in der hiesigen Stadtwasserkunst auf die Zeit vom 1. Juli 1860 bis mit 30. Juni 1881 erforderlichen 40IXH Etr. — 2,000,000 Kilogramm Kohlen soll vorbehältlich der Auswahl unter den Submittenten an den Mindestfordernven vergeben werden. Offerten sind b>S zu dem 5. Mat d. I. Abends 6 Uhr schriftlich und versiegelt an das Bureau der Stadtwasserkunst (Rathhaus, 2. Etage) abzugeben, woselbst auch die Lieferungsbedingungen eingesehen und in Empfang genommen werden können. Leipzig, den 12. April 1880. De» Raths Deputation zur Stadtwafferkunst. vr. Georgi. Nachdem die verloren gegangenen Sparcaffen-Bücher Serie l. Nr. 79,820, 81,200, 97,173 und Serie N. Nr. 28,042 in Folge der aus Grund von H 10 der Leipziger Svarcassenordnung erlassenen Bekanntmachun gen nicht eingeliefert worden sind, so werden dieselben hiermit für ungültig erklärt. Leipzig, den 13. April 1S80. Die Verwaltung des Leihhauses und der Sparkasse. Gcwölbcvcrmiethnng. In dem UntverfitätS-sttrundstücke, Universitätsstraße Nr. 17, soll das größere Nerkaufsloeal nebst Schreibstube, Stube nach dem Hofe und einem Rebenraume vom 1. October 1880 ab auf sechs Jahre im Wege der Licitation, jedoch mit Vorbehalr der Auswahl unter den Bietern, anderweit vermiethet werden. Mrethliebhaber werden ersucht, sich Sonnabend, den 17. «prtl d. I., vormittags II Uhr im UniversitätS-Rentamte (Border-Paulinum, Nordflügel, 1. Etage) einzusinden und ihre Gebote abzugeben. Die LtcitationSbedingungen liegen im Rentamt« zur Einsicht auS. Leipzig, am 6. Aprit 1880. Untversitätü-Rentamt. Graf. Fortbildungsschule zu Gohlis. Anzumelden zur Fortbildungsschule sind alle diejenigen Knaben, welche Ostern d. I. hier oder aus wärts die Schule verlassen haben. Diejenigen Eltern, Lehrherren :c., welche die Anmeldung der schulpflich tigen Schüler noch nicht bei der Schuldirection bewirkt haben, werden hiermit aufgefordert, dies bis läng stens zum 18. April zu thun, widrigenfalls gegen die Säumigen mit der Strenge des Gesetzes vorgegangen werden wird. Gohlis, den 12. April 1880. Der Schulvorstand. vr. W. Sepdel, v. Vorsitzender. Slavy. Obwohl eine deutsche Dynastie die Geschicke Oesterreich-Ungarns leitet, acht und eine halbe Mil limen Deutsche in den Gebieten diesseit und jen- seit der Leitha in mehr oder minder dichten Gruppen friedlich zusammenwohnen, um durch überlegene Bildung und Gesittung dem andrängenden Slavcn- uud Magvarenthum gegenüber einen ruhmvollen Culturkamps zu bestehen, unterläßt es die Negie rung in Wien, da- Deutschthum zu stärken, wie e« ihre Pflicht wäre. Mit verschränkten Armen laßt man die Ungarn gewähren, sieht man zu, wie daS klarste Recht gebeugt, die heiligsten Ver trüge mißachtet werden. In Ungarn leben Uber zwei Millionen Deutsche, theilS zerstreut Uber daS Land, theilS in blühenden Städten seßhaft, deren Name weit Uber die Grenzen de- Landes hinaus vom besten Klangeist, in Ofen,Kronstadt. Hermann stadt,Klausenburg,Stuhlweißenburg,Preßburgu.s.w., »ud dennoch ist es möglich, daß tausende von deutschen Beamten ihre- Amte« entsetzt, daß deutsche Schullehrer sonder Zahl von dem Boden »er StephanSkrone verdrängt werden, die sieben- bürgische Universität magyarifirt, da- Ungarische Al Amtssprache der Bevölkerung aufgezwungen, ja da- deutsche Theater in Pest, da« em Jahr- ftodert lang ruhmvoll bestanden, durch einen Ge waltakt -schlossen wird! Aber nicht genug damit, die Regier«« m Wien sieht sich neuerdings ver- aulaßt, den Vertreter de» Reich-finanzministeriumS, nu« höchst verdienstvollen Staatsmann, den Baron Hosmann, an» dem Amte entfernen, nur wvl er ein Deutscher ist, und in seine Stellung einen Mann ungarischer Nationalität zu berufen, um de» magyarischen Ehrgeiz zu schmeicheln, um »ach dieser Abfindung in Ruhe und Frieden mit der radikalen Opposition deS ungarischen Reichs tage« leben zu können. Oesterreich ist in Nr Thal da- Land der Unwahrscheinlichkeiten, den» Baron Haymerle selbst, der leitende Staats mann der Doppelmonarchie, war eS, der diesen Wechsel herbeisührte. Wir haben im Deutschen Reiche gegen politische Gewaltakte dieser Art nur Entrüstung, denn unsere Sympathien sind bei den Deutschen Oesterreichs. atS den durch Jahrhun dert« bewährten Culturtrcigern de» Osten-. Ob Herr Slavy im Stande sein wird, Baron Hofmann durch Umsicht, Schneivigkeit und Pflicht treue in der Verwaltung eine« der wichtigsten Aemter deS Landes voll und ganz zu ersetzen, das wird die Zeit lehren. Einstweilen handelt e« sich für uns darum, mit der Vergangenheit deS neuen Finanzministers zu rechnen. Joses v. Slavy wurde als der Sohn des Majors im Infanterie-Regiment Kaiser Alexander, Anton v. Slavy, im Jcihre 18l8 zu Raab in Ungarn ge boren; er ist somit gegenwärtig 62 Jahre alt. Als Soldatenkind führte Josef Slavy in seiner Jugend ein unstetes Leben. Seine Kinderjabre verbrächte er unter dem sonnigen Himmel Italiens, wo sein Vater in Garnison weilte; später wurde daS Re giment nach Wien verlegt, und Slavv kam nach der Kaiserstadt, wo er volle elf Jahre — von 1829—1840 — den größten Theil seiner Studien zeit im Theresianum verbrachte. Nachdem Slavy die Theresianische Akademie verlassen, bezog er die Berg-Akademie in Schemnitz, wo er drei Jahre hindurch den montanistischen Cours absolvirte. Als das erste selbstständige ungarische Ministerium errichtet wurde, erhielt er seine Ernennung zum Secretair im Finanzministerium. Die ungarische Regierung entsandte ihn alsbald zur Banaler Beradirection atS Regierungöcommiffar, wo er während de« ganzen Verlause« der Revo lution weilte. Auch Slavy wurde vor ein Kriegs gericht in TemeSvar gestellt, von demselben zu fünfjährigem FestungSkerker verurtheilt und nach Olmütz gebracht, wo er zwei Jahre lang im Ge fängnis schmachtete. Nach erfolgter Begnadigung besuchte Slavy zunächst sn«e Ettern in Preßvurg, verweilte daun ein Jahr in Gräsenberg und zog endlich auf sein Gut AlmoSd im Biharer Comilat, wo er, mit Landwirthschaft und ernsten Studien beschäftigt, in gänzlicher Zurückgezogenheit bi« zum Jahre 1860 verweilte. Im Jaore 1865 Übernahm er da« >mt eines Oberaespaus de« Biharer Comi- tat«. Der Ausgleich stimmte ganz mit seinen An sichten wie mit seinen volitischen Neigungen Uber ein. Er war 1867 schon Mitglied de- Reichs tag-, und als in demselben Jahre das unga rische Ministerium vom Grafen Julius Andrassy- gebildet wurde, Übernahm Slavy da« Amt eine« StaatSsecretairS im Ministerium de- Innern. An drassy berief ihn im Frühjahr 1869 als Handelsminister in sein Cabinet. Das gemäßigte und dennoch selbstbewußte Auftreten des ungari schen Ministers verschaffte ihm auch bei Hof viele Freunde. Slavy wurde vom Kaiser bei den ver schiedensten und wichtigsten Anlässen als einer der ersten Vertrauensmänner nach Wien berufen. Als Graf Andrassy zum Minister des Aenßern er nannt wurde, war Slavy der erste, der zum un garischen Ministerpräsidenten vorgeschlagen wurde. Er lehnte entschieden ab, und Graf Lonyay ward ernannt. Aber die Herrschaft Lonyah's währte nicht lange. Die unruhigen Sccnen nn Reichstage, von Ludwig Csernatony hervorgerusen, vom gegenwärtigen CabinetSchef TiSza hinter den Coulissen als unsichtbarem Regisseur geleitet, be reiteten dem Ministerium ein jäheS Ende. Im December 1872 schienen alle Verhältnisse in Un garn aus den Kops gestellt. Slavv wurde aber mals zum Kaiser berufen, und nach langem Sträu ben übernahm er unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen den Vorsitz in der Regierung. Die Ministerpräsidentschaft Slavy gleicht einer langen Reihe der bittersten Enttäuschungen. Die bedeu tendste Tbat war die Vollendung de« ersten Aus gleich« nnt Kroatien. Als er in der Debatte über die Angelegenheit der Ostbahn eine Mehrbeit von nur noch 14 Stimmen an seiner Seite sah, be folgte er die seither in Ungarn außer Cour- ge kommene Praxis, wonach man mit kleinen Mehr heiten nicht regieren könne, und gab seine Ent lassung, um dem UebergangSministerium Stephan BittoS Platz zu machen. Von da ab gehörte er dem Reichstag als einfacher Abgeordneter der Stadt Preßburg an, verstand eS aber auch als solcher, stet- eine manchmal geradezu entscheidende Rolle zu svielen. Er;ist kein Freund TiSza'S, ist aber auch sein Gegner nicht, weil er ihn eine Zeit lang für eine Nothwendigkeit hielt. AlS Koloman Ghyczy sich in- Privatleben zurückzog und den Präsiden tensitz verließ, wurde Slavy aus denselben er hoben. Nunmehr hat er diesen mit dem Mini sterium in der Himmelpfortgasse zu Wien ver tauscht. Ursprünglich war Slavy ein Gegner der Besetzung-Politik, und er war einer der Haupturheber jener Adresse de- ungarischen Reichs tag-, in welcher an der bosnischen Politik «ine solche Kritik geübt wurde, daß die richtige Consequenz der Adresse der Rücktritt TiSza'S gewesen wäre; allerdings hatte aber Slavy nichts dagegen ein zuwenden, daß Tisza der Adresse die schnurstracks entgegengesetzte Auslegung gab und auf Grund dieser Auslegung die Adresse annahm. Nunmehr scheint auch er sich mit den Thatsachen abgefunden zu haben, und die Ironie des Schicksals betraut ihn sogar mit der obersten Leitung der bosnischen Civilverwaltung. Dagegen hat Slavy da« Portefeuille des gemeinsamen Finanzministerö nur unter der Bedingung angenommen, daß das Ressort der gemeinsamen Staatspolizei, das dem gemcinsanien Finanzministcr zugetheilt war. von demselben abgenvmmcn und dem Minister des Aeußeren übertragen werde. Auch sonst zeigte Slavy nur wenig Lust, den ihm zugedachten neuen Posten zu übernehmen, bis er sich schließlich gedrängt fühlte, dem wiederholt ausgesprochenen Wunsche nachzugcben. „Aber" — sagte er ausdrücklich — „mit der Staatspolizei will ich nichts zu thun haben." Tie Ernennung Slavy's hat m Ungarn Hellen Jubel hervorgerusen, denn eine durchgreifendere Stärkung deS magyarischen Einflusses in der Hof burg zu Wien war nach dem Rücktritte Andrassy'S von der obersten Leitung der bemeinsamen StaatS- geschäfte kaum erreichbar. Die Deutschen jenseits der Leitha werden auch durch diesen Personen wechsel zu leiden haben, gleichviel ob da- Maß ihrer Geduld erschöpslich ist, oder nicht. Die Lanzler-Krifis wird plötzlich in ein hellere« Licht gerückt durch einen officiösen Berliner Bericht, welchen da- Prager Blatt „Bohemia" soeben veröffentlicht. Die Darlegung diese- Blatte« stimmt in allen Hauptpunkten mit Dem überein, waS über die innere Geschichte deS deutsch-österreichischen Bünd nisse« und die damit zusammenhängenden Berliner „Friktionen" aus anderen durchaus zuverlässigen Quellen verlautet hat, und so verdient wohl auch seine Aufklärung über die letzte Krisis die auf merksamste Beachtung. Der Bericht tautet: „Fürst BiSmarck hat seit Jahren viel Uber Friclionen in der inneren und äußeren Politik ge klagt; er hat mehr als einmal da- Gefühl gehabt,
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