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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188004188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler nach S. 2387; Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-18
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1880
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rieb«. sr. »an Soda. Grschebtt »glich früh 6'/. Uhr. AG««— «» «i^ebül», Johannisgast« »Z Bsmtzß»,»«, »« »edacltam vormittags iS-1, Uhr. Nachmittag« 4—, Uhr. dir Nü«k«»b« et»«kja«dtrr M«n>. 'iachl stH »«« «ä«ctU»r »tchr «ouchmr der für die nächst- tziornde Nummer besttmmtru snleratr a» Wochentagen dis I Ltzr Nachmittags, an 2-nu- »d Festtagen früh dis '/»V »ihr. Da SeaFUIatr» fär Zas. Lanah»»-. vtto Klemm. Uinvcrsilälsstr. 22. >»»K öSfche.lkatharinenpr. 18,p. «« dt« '/> Utzr. ttpMtr Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgkfchichtc, Handels- md GeschästSderkchr. Auflage 16.2110. kd»»,rmri>t,prel» viertelt. 4'/,Mk, incl. L'rmgerlohn S Mt., durch die Post bezogen S Ml. Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Pf Gebühre» für Exnabetlag-n ohne Postdesbrderung »v ^8. Mit Postdeförderung 48 Mt. Zaserate Sgesp. Petitzeile 2v Pf Größere Schriften laut untere» PreiSverze'chniß. — Tabrllarifch«, Satz nach höherem Tarif Neclame, unter de« Nrductiuuaßnch die Spaltzeile 40 Pf Inserate sind stets an d. -r»e»tttou zu senden. — Rabatt wird nutzt gegeben. Zahlung pr»«onm»»uaa oder durch Postoorschnß. 134. Sonntag den 18. April 1880. 74. ZahMNK- ll. -aedor, ttm 60. obr. . r»r Feier de« Gednrtstggr« Gr. «gjeftit de« »r»t»s »,« Sachse, »trd Kreit«, de« 22 «drll d. «ttta,« 1',, »hr «1» -est»atzl t« hiesige« Schützentzause ftattfi«de«. «le. welche stch dettzetlt«e« «wie«, »erde« «edete«, die Tafelkarte« « 4 Mk. dt» -»« «dead de« 22. diese« M»»ats det Herr« »üh«rtch t« Schütze«»«»se z« e»t«eh«e« Safeldst »erde« «»ch Vefteü«a«ev aus rafelplütze a»«e«o«»e«. veihzig. «« 12. «drtl 188«. »er »«ttz der St«dt LetP - t vr. Seorgt. «eßerschmldt. anil'uvks Uv. vou-.^potliel bblcs. ». vltS. ^potbsll«. u. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten «1tt»»ch. am 21. «prtl ». e., «de»d« «'/, Uhr t« Saale »er 1. vür«erfchule. Tagesordnung: l. Gutachten de« Bau- und Oekonomie- bez. Finanz- und StistungS-AusschusteS über ». ein Abkommen mit Herrn Jrmler und mit der Immobil,engesellschaft wegen Fortführung der Straße L des Bebauungs plan»» für da« Kurprinzareal ,c. und ReguUrung der Fluchtlinie am Roßplatze; b. den Verkauf eines BaupiatzeS an der verlängerten Sternwartenftraße; e. die veränderte Eintberlung der Baublocks II und IV in der Nordvorstadt und Abänderung der Bauvorschriften für die Blocks II, IV, V und VI; «. da- Abkommen mit der Berlin-Anhalter Eisenbahn-Gesellschaft wegen d«S Biaductbaues auf der Berliner Straße. N. Gutachten de» Bau-AuSschufse- über ». eine Kostenforderung für bauliche Unterhaltung der Ausstellungs halle; b. eine Reparaturkostenforderung für daS Nicolaischulgebäude: e. eine Nachforderung zu dem Budgetpostulat „bauliche Unterhaltung deS Mende'schen StifrS"; ä. die leihweise Ueberlassung des großen Podium- im Neuen Stadttbeater an die nichtpensionsberechtigten Mitglieder des Tbeaterorchesters behufs Veranstaltung eine- ConcerSrS. M. Gutachten deS Oekonomie-AusschusseS über ». die Auffüllung de- TöpferpIatzeS; b. Fortsetzung deS von der verschlossenen Brücke aus nach der Luppe zuführenden Fußweges. Bekanntmachung. Die an der Pleißengaffe unter Nr. 1Kb, Nr. 16 c, Nr. 17/18 gelegenen HauSgrundstücke, sowie das Hausgrundstück Nr. 81 des Peterssteinwegs sollen Mittwoch, de« 5. Mai d. I., vormttta«- 1« Uhr, 1« «roste« Saale der alten Waage, Katharinenstraße Nr. 2«. 2. Stockwerk, ungetrennt a»f de« Abbruch »ersteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen liegen in unserem Bauamte (Hochbauverwaltung), Rathhau-, 2. Stock- werk, zur Einsichtnahme auS. Leipzig, am 15. April 1880. »er »«ttz der Stadl Let»zlg. vr. Georgi. vr. Nangemamt. Oeffentliche Plenarsitzung der Handelskammer Montag, de« IS. d. M.. «beuds « Uhr in deren Sitzungssaale, Neumarlt IS, 1. Stage. Tagesordnung: 1. Registrande. 2. Bericht deS HandelSgesetzgebungS-Ausschusses über daS Gesuch der Herren Gebrüder Stseuberg, Bezeugung eures Handelögebraucho betr. 3. Bericht über die Delegirten - Eonferenz in Berlin, den Entwurf eine- NeichSstempelgesetzeS betr^ und Beschlußfassung über Müunterzeichnung einer Petition. DotaillaL, gor. - äis gar« onarobie. en-^poldel Die Eutstehuug und Entwickelung -es -Utiilismus. (Geheimer Bericht deS russischen Gen- darmeriechef- für den Justizminister Grafen Pahlen.) In den Kreisen der Genfer Socialisten wurde im Anfänge diese- Monats eine russische Flugschrift verbreitet, welche eine authentische Wivergabe eines au» dem Archiv der dritten Abtheilung (der acheimeu politischen Polizei, oder Gendarmerie) stammenden AclenstückeS darstellt. Zum ersten Male erhalten wir in derselben ein genaueres Bild der weitverbreiteten nihilistischen Verschwö rung. Wir theileu nachstehend den Inhalt der Schrift deu Hauptzügen nach in treuer Ueber- srtzung mit. Im Jahre 1874 zeigten sich in einigen östlichen Gouvernements Rußlands die Spuren einer re gierungsfeindlichen Propaganda, die Anfangs schüchtern, später aber kühner hervortrat, bis sie »m 3t. Mai 1874 in Saratow die Veranlassung zu einer gerichtlichen Untersuchung wegen Verbrei tung revolutionairer Schriften gab. Es stellte sich heraus, daß viele junge Leute, unter ihnen vor nehmlich solche, welche die Schulen eben verkästen hatten, sich al- Banern verkleideten und mit fal schen Pässen al« gewöhnliche Lohnarbeiter „unter das Volk traten", um durch Verbreitung von Zeit schriften und durch mündlichen Bortrag revolutionäre Begriffe demselben einzuimpfen. Es stellte sich fer ner heraus, daß 1) seit längerer Zeit in Moska» eine Druckerei bestand, welche von dem amtlichen Stenographen Myschkin geleitet und von Utkln, einem Beamten der Canzlei des Generalgouver neurs von Moskau, verwaltet wurde. ES wurden daselbst Bücher und Zeitschriften verbrecherischen Inhalt- gedruckt, von denen große Vorräthe in Saratow confiScirt wurden.) 2) daß diese Agi tation sich nicht auf eine Gegend beschränkte, son dern die Gouvernement» von Groß- und Klein- rnßland umfaßte; 3) daß die Agitatoren sowohl in Hinsicht auf ihr letzte- Ziel als auch in Be treff der Mittel und Wege in der vollständigsten lledereinstimmung handelten. Später wurden durch Untersuchungen die einzelnen Phasen dieser ver brecherischen Propaganda so weit bekannt, daß e- uunmehr möglich ist, eine allgemeine Charakteristik zn geben und die Ursachen und Bedingungen fest- znstellen, welche eine so große Verbreitung de» Urbels in der russischen Gesellschaft begünstigten. Es wurde im Allgemeinen fcstgestcllt, daß die «volntionäre Agitation keineswegs eine Neuerung ist, die erst im Jahre 1874 entstand. Schon i» Jahre 1860 bildeten sich unter der Schul jugend ur Petersburg und Moskau Vereine Mr geoenseitigeu materiellen Unterstützung und Vervollständigung des Schulunterricht- durch Bor- träge n»d Besprechungen. Die gesammelten Geld mittel wmden in deu ersten Jahren nur für die IntersiDßgmg uothleidenver Collegen und für den >»kam erlaubter Bücher verwendet. ES unterliegt «der keine» Zweifel, daß das Hervortreten der revolutionären Literatur und die genauen Berichte äber revolutionäre Strömungen des In- und Aus- lande«, welch« mau damals vorbrachte, einen starke« Ei»fl»ß »ns die Gemllther der mit den B«di»tz«agea des staatlichen und volkSwirthschaft- üche» Gedeihens der Völker nicht vertrauten Iu «lg» auSüdeu mußten. In den genannten Ver- «»» begann man öfter die Ursachen der Roth der tznteren Stände zu besprechen »nd auf Mittel zu innen, durch welche diese Noth gelindert werden könnte. Man glaubte in der Unwissenheit der Masten den Grund ihrer Bedrückung gesunden zu haben und leitete davon die Nothwcndiakeit der geistigen und sittlichen Volksbildung ab. Zu diesen unschädlichen Vereinen gehörten damals die Studentenvereine in Petersburg und die Vereine unter den Seminaristen und Gymnasiasten in vielen Provincialstädtcn, wiez.B.in Saratow. Pensa, Kasan u. s. w. Gleichzeitig, im Jahre 1872, wurden unter d^r Jugend ausländische revolutionäre Schriften in großen Mengen verbreitet. Sic er strebten den Sturz der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung; sie wurden theilS eingeschmuggelt, theil» von russischen Reisenden, die aus dem AuS- lande heimkehrten, über die Grenze gebracht. So traten die russischen im Auslande lebenden Revo lutionäre unter dem Namen der „VolkSfreunde" und mit derLosung: „fürWahrheit undVolkswohl!" unter die Jugend. In erster Linie bekannten sich zu diesen Grundsätzen die „Tschajkowzen", die zuerst in Petersburg zu agitiren ansingen. Sie oeschuldigten die Regierung, daß sie die russische ObschtscHina (Gemeinde) vernichtet und dcmoratt- sirt habe, und predigten die Zerstörung aller Staatssormen, der Eivilisation und der Bourgeoisie, um alsdann eine neue humanitäre Organisation der Menschheit zu bilden. Zu diesem Zwecke sollte eine „blutige und brandsüsterische" Propaganda in das Volk hineingetragen werden; denn da» Volk haste den Staat und alle seine Repräsen tanten. Seit jener Zeit (1873) verlieren die Ver eine ihren theoretischen Charakter, sie bilden sich in Verbindungen um, die klare demagogische und socialistiscbe Ziele verfolgen. Beeinflußt durch die ersten Hefte der im AuSlande von Lowrow revi- girlen Zeitschrift „Wpierod" (Vorwärts) kommen die Vereine zu der Ueberzeugung, „die Zeit sei erschienen, um unter da- Volk zu gehen und zu handeln". Trotz der vollständigen Uebereinstim« mung in Betreff der anaestrebten Endziele kann man die Anhänger der Revolution in drei beson dere Gruppen eintheilen: 1) Die Agitatoren der ersten Gruppe behaupten, daß keine besondere wissenschaftliche Vorbereitung nöthig sei; da Lesen und Schreiben auSreichten, daß man also unter der Gestatt von Handwerkern und Arbeitern unter de« Bolle revolutionäre Ideen verbreiten und dasselbe aus diese Weise zum Auf stande vorbereiten müsse. 2) Die Agitatoren der zweiten Gruppe sind da gegen der Meinung, daß ein tüchtiger BolkSaaitator eine gründliche wisteuschastlicbe Vorbildung besitzen müsse, um im Volke mit Erfolg die Propaganda zu führen, wobei aber Doctordiplome und Zeug niste unnvthig seien, da diese einen freien Mann demoralisirten «nd a»s ihm einen folgsamen Bürger, d. i. einen Sclaveu »achten S) Die Agitatoren der dritten Gruppe ver langen schließlich von ihre» Agenten wissenschaft liche Bitduna »nd Staatdexamen, damit nicht nur da» Volk, sondern auch das Militär, die Lehrer, die Aerzte und die Beamten für die Bewegung ge- Wonnen werden könnten. Aus diese Art und Weise wurde im Ansange des JabreS 1874 an mehreren Orten Rußlands die verbrecheriche Tätigkeit ins Werk gesetzt. Die Agitatoren arbeiten mit rastloser Energie, mit großen Geldmitteln, erkennen sich durch myüische Zeichen und dringen in die Kreise der Schul jugend ein, welche sie nicht allein durch Bücher und Reden, sondern auch durch Verhältnisse mit jungen Mädchen und Frauen für die Bewegung u gewinnen wissen; und schon am Ende des Zahres 1874 ist Rußland mit einem Netze ge heimer Verbindungen bedeckt. Die Untersuchung ergab das Vorhandensein derselben in nicht weniger als 37 Gouvernements. D»c Thätigkeit der Agitatoren bekunden folgende Thatsachen: In Petersburg: ») eine große ahl geheimer Vereine, die nicht nur an Ort und »telle th'ttig waren, sondern auch aus das Lynd Sendboten auSschickten; d) die un«r dem B«r- wände des Lese- und Schrcibunterricht« auter den Arbeitern betriebene Agitation; bei den Studenten Stonhowski, Synegub und Clemens und bei dem Artillerieossiccer KrawtschynSki waren ähnliche Schulen eröffnet, o) die Tischler- und Schuhmacher-Werkstätten, die bei Bogomo- tow gegründet wurden, um darin Lehrlinge zu künftigen Agigatoren heranzuziehen. Der rührigste Anhänger des Nihilismus in PeterS- burgwarFllrst Krapotkin, bei dem daS Agitations programm gefunden wurde. Hier folgt die Auf zählung der revolutionären Agitation-mittel in Moskau und 36 Gouvernements, die ebenso, wie in Petersburg organifirt waren. Die Unter suchungen ergaben ferner, daß viele ältere Per sonen, Fammenväter und Mütter, die eine ge sicherte Existenz besaßen, dieser Agitation Vorschub leisteten. So half Eudorow, cm reicher Guts besitzer und Friedensrichter nn Gouvernement Pensa, einem gefährlichen Agitator Wojna- ralSki, ebenfalls einem gewesenen Friedensrichter, auf seiner Flucht aus dem Gefängniß. Die Frau des Gendarmerieobersien Goluschew bestärkte ihren Sohn in dem revolutionären Treiben und unterstützte ihn mit Rath und That. Eine sehr reiche, be reit« ältliche Dame, Sophie Subotin. agitirte selbst unter dem Landvolke auf ihren Gütern und wußte dazu auch ihre Tochter und Gouvernante zu bewegen. Ebenso gingen die Töchter der wirk lichen StaatSräthinnen. Natalie Armfeld, Bar bara Batuschkow, Sophie Perowska und die Tochter de« Generalmajor« Löschern-Herz» selb, sowie andere Damen aus angesehenen Familien unter da« Volk; sie beschilftsten sich mit den gewöhnlichsten Feldarbeiten und schliefen unter einem Dache mit den Landarbeitern. Durch diese Handlungen gaben sic ihren Eltern keiue Veranlassung, zu strafen oder zu tadeln, sondern sic ernteten im Gegentbcil da-Lob und die Hülfe derselben. Solcher Beispiele giebt es unzählig viele; und sie liefern den Beweis, daß der Nihilismus so schnell an Ausdehnung gewann, weil seine Ideen nur gar zu leicht von der Gesellschaft angenommen wurden. Allmälig werden die Agitatoren weniger wähle risch in ihren Mitteln. Fürst Krapotkin pre digte in seinen „Arbeiterscbulen" offen die Revo lution. Mau ver'ah gut herangrbildete Fabrik arbeiter mit Geld und Büchern und schickte sie in ihre Heimathsdvrser. wo sie das Volk zum Auf stande vorbereiten sollten. Man bestimmte sogar den Zeitpunkt der Erhebung; die Losung zu derselben sollte die Kriegserklärung gegen Deutsch, land, die damals (1873) im Volke erwartet wurde, abgeben Eine nicht geringe Rolle spielten auch dabei revolutionäre Lieder. Sobald ein neuer Agitator irgendwo angekommen war, wies man ihm sofort eine sichere Wohnung an und versah ihn mit den nvthigen Mitteln, Dechiffrirschlüsteln »nd sonstigen Informationen Iu jener Zeit verbreitete auch die Moskauer Druckerei von Mhschkin massenhaft socialistische Bücher, darunter Uebersetzungen Lassalle'scher Werke. Damals wurden auch die Agitatoren mit Revolvern bewaffnet und in Kiew wurde ein Plan de« Widerstandes mit Waffen in der Hand bei gelegentlichen Arretirungen ausgearbeitet. Die Revolutionäre v rabscheuten kein Verbrechen, unc zu ihrem Ziele zu gelangen. AlS eine reiche Dame mit beträchtlicher Baarschast, um Güter anzukausen, nach Saratow gekommen war, überfiel man sie mit Waffen in der Hand, um die Mittel des Bundes zu bereichern. Der Student Pajewski plaidirl in einem ange- haltenen Briefe für Fälschung von Wertpapieren. In NikolajewSk verschaffte man gemeinen zur Verbannung nach Sibirien verurtheilten Ver brechern Werkzeuge ^um Ausbruch auS dem Ge fängniß, gefälschte Päste und Mittel zum Vergiften der Eöcorte. DaS AlleS wurde gethan, um die Zahl der Feinde der Ordnung zu vermehren. Als ein Ver brecher die Nihilisten befragte, warum sie sich um ihn kümmerten, erhielt er zur Antwort: „Wir brauchen gerade aus Alles gefaßte Männer, die der Regie rung des Czaren ein Ende machen können!" AuS den Schlüffen, welche der Chef der Gen darmerie auS diesen Thatsachen gezogen hat, heben wir Folgendes hervor. „Die geheimen Verbin dungen in Rußland bestehen auS zahllosen kleinen selbstständig handelnden Vereinen, ja sogar aus einzelnen Personen, die aber solidarisch verbunden sind durch das Ziel, welches sie erstreben, und die Mittel, die sie anwenden." „Die Correspondenzen zwischen den einzelnen Ver einen werden durch besondere Agenten besorgt." „Alle Agitatoren handeln nack einem und dem selben Plane. Dieses bei dem Fürsten Krapotkin "bgefaßte Programm birgt noch die Gefahr in sich, daß bei aller Energie in der Untersuchung und Verfolgung der Schuldigen eine Anzahl von Verbindungen unentdeckt bleiben wird." „Der Erfolg der Agitation ist einerseits der Apa thie der Gesellschaft, andererseits dem Umstande zuzuschreiben, daß die Jugend, welche da« größte (Kontingent dieser Individuen stellt, weder mora lische Grundsätze, noch Achtung vor Religion, Fa milie oder fremdem Recht und Gut zu besitzen scheint." Der Bericht, den wir hier seinem wesentlichen Inhalte nach wiedergeben, scheint im Anfänge des IahreS 1875 versaßt zu sein. Er enthält die sicherlich erwünschte Erklärung Uber die Anfänge der Nihilistischen Verschwörung, die inzwischen durch die Gründung der „fliegenden Druckereien", durcv da- „Executiv-Eomits" und die bekannten scheuß lichen Attentate in neue Phasen der Entwickelung getreten ist und bereit« Grenzen angenommen hat, welche die russische Gesellschaft von einer chaotischen Verwirrung wcht allzuweit entfernt erscheinen lasten. Deutscher -leichslag. Berlin, 1«. April. Im Reichstage stand heute zunächst der Antrag des Abg. Liebknecht weg«, Siftirnng des gegen den Abg. Wiemer bei den, Amtsgericht in Ebemnitz schwebenden Strafver fahrens auf der Tagesordnung. Der Antragsteller begründete unter großer Unruhe de» Hause» seinen Antrag durch eine sehr scharfe Kritik de» Verfahrens der sächsischen Behörden, welche ,hm einen Ordnungs ruf d«S Präsidenten »uzog. Aba. Beseler bean tragte, den Antrag der Geschäftsorbnungs-Eommission zu überweisen, damit hier durch «ine genauere Prüfung de- Falle» dem Antragsteller Veranlassung gegeben werde, die gegen die sächsischen Behörden erhobenen
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