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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188004302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-30
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1880
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Eebottl», «ch Lwetttl«« S»hamrt--affe rr ützttchßnnbe, Sa RrSntttM» vornnttag» 1»—12 Ich». NachmrttaM 4—« Uhr. M» Ne «Xk,w» Nn«r»»d«er »„» D^«e «echt stch Ne Mch« »er für die «öchft- Nnnnnrr »esttmmtrn «n »ochentn-e« bts Vnchnttttn-«. ,, Sona- efttnge» früh bis'/.»Uhr. In St« BU«tr« stlr Ott» üle««. UniversttätSstr. 22, üonts L-sche.Katharmenstr. 1S,p. «r M« V^j übr. WW-rr.TLgMM Anzeiger. OlW fir Politik, Localgkschichtr, Hrndelk- md GrschLMcrkrhr. Mrk-Auflage 16.2-G. ÜSo»»e«e«t»nrr1> viertelt. iutt. Brinaerloh» b Btt. durch die Post bezog« « SN. Jede einzelne Nummer 2» Ps. Belegexemplar 1ü Pf »edührm für «xtrabeilage» »tz«e PvstdrMdrrmrg »» ML »tl Askbefbrdrrung 48 Mk. »chratr »grsp. Petitzeilr 2« Pf. »rSßer« Schriften lant uuseve» PreiSverzeichniß —Tabellarisch« Satz «ach höherem La eis. K«ta«r» »nta Sem »eS«ttio«N»nch die Spallzeile 40 Pf Jaferate find stet« an d. «evedttt-» zu senden. — Rabatt wird niqo gegeben, Zahluna praaaa»«ma«ia »der durch Postvorfchaß. 146. Freitag den 30. April 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Staats-Einkommensteuer betreffend. An Gemäßheit de- Finanzgesetze- vom 8. Mürz diese- Jahre- und der Ausführung-Verordnung dazu von demselben Lag« in Verbindung mit der Verordnung vom 10. December 187» ist die Staats-Ei »- komme» fteuer 1« laufenden Jahre vedft etue« Zuschläge von 5« Proeent t« drei Termtne» -» entrichte», wovon her erste Termin deu SV. April htefes Jahre- -» etue» Dritttzetle he- «efammtbetra-e- fällig ist. Die hiesigen Steuerpflichtigen werden daher aufgeforderl, ihre SteuerbetrLge ungesäumt und spätesten- binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt Steuer-Einnahme, Brühl KI, Blauer Harnisch, 2. Stock, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen di« Säumigen einlretenden gesetz lichen Maßnahmen abzuführen. Denjenigen Steuerpflichtigen, heue« ein Stenerzettel nicht hat behiluhtgt »erden können, bleibt nach der in dem Schlußsätze de- 8- 46 de- Einkommensteuergesetze- vom 2. Juli 1878 enthaltenen Be stimmung überlaste«, sich »ege» Mttlheilnng de- «tuschötzungsergebuistrs an die Statzt-Steuer- Einnahme r« »ende». Hierbei wird noch ganz besonder- auf 8, 49 de- bereit» angezogenen Einkommensteuergesetze- hin gewiesen, nach welchem tzte «eelamattou hei Vermeidung der Ausschltetzuvg hinnen » Wochen »au Behöndtgnng de« Stenerrettel» ad gerechnet det der »öuigltchen Verti ks-Tteuer-Etnuahme schriftlich einznbriuge« ist. diese Frist «der für Dtesenigeu, denen ein Stenerrettel nicht hat dehaudigt »erden können, »on der in 8 4« vpraeschriedenen Ssteutltchen Austvrderung. mithin für das lanfende Jahr »,u de« «nterfertigten Lage ad r« derechne« ist. Leipzig, den 30. Apnl 1880. »er «ath der «tadt Leipzig. vr. Tröndlin. Taube. Bekanntmachung. Der die-jLhrige Leipziger Wollmarkt wird am 16. und 17. Juni abgehalten: e- kann jedoch die An fuhr« und Auslegung der Wolle in hergebrachter Weise bereit» am 1k. Juni erfolgen. Bestellungen auf Plätze unter der großen Wollbude, welche in diesem Jahre auf dem Fleischerplatze er richtet wird, find bi- »um 14. Juni Nachmittag- k Uhr bei unserer Stadtcaffe unter Einsendung von 8 ^t «mubringen, welche beim Standgelds in Anregung gebracht werden. Die Besteller haben sich beim Ein treffen -durch Postschein zu legitinnren. Maschinen und Serätb«, welch« Beziehung zur Landwirthschast und zur Wollenproduttion haben, können während de» Wollmarkte» auf dem Fle,scherplatze ausgestellt werden. Leipzig, den 7. April 1860. Der «ath her Stadt Leipzig vr. Tröndlin. Richter. Holzauctwn. MtttMoch. den S. Mat ». e. sollen von Nachmittag» 8 Nhr an im Forstreviere Eonnewitz auf den MittelwaldschÜgen in Abch. 41» und 42 » ca. »2 Rmtr. eichene, 2 Rm. buche« und 4 RM. eilerne Brennstheit«, sowie ca. 4K0 Hanse» kein gemachte« Stockholz unter den im Termine öffentlich auSgehangenen Be dingungen und der üblichen Anzahlung an Ott und Stelle meistbietend verkauft »erden. Fnsammenkuust: auf dem Holzschlage in der Non« an der nassen Wiese und dem Nonnenwege. Leidig, am 24. April 1880. Le» Math» Kerstdeputatta«. Bekanntmachung. Mit Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 20. März v. I die Vertilgung der dem Futtmba» so gefährlichen Kleesetde (Ln^ata) betreffend verfügen wir hierdurch wiederholt, wie folgt: 1. Die Besitzer, beziehentlich Pächter von Aeckern, Wiesen und sonstigen bewachsenen Flächen im hiesigen Stadtbezirk« haben im Frühjahre, Sommer und Herbst, besonder- nach dem ersten Kleeschnitte fori- dauernd zu beobachten, ob auf ihren Grundstücken Kleeseide sich zeigt, und, sobald die- der Fall ist. die Kleeseidenpslanzen, in-besonder« die blühenden und Samen tragenden, zu vernichten, auch d»e betreffenden Stellen m einer Tiefe von mindesten- 18 Lentimeter in genügender Lu-dehnung um- zugraben. L. Wer der vorstehenden Bestimmung nachzugehen unterläßt, wird um Geld bi- zu SO »der mit Haft bi- zu 14 Tagen bestraft werden. Leipzig, am 20. Mär, 1880. Der Rath Per Stadt Leipzig. vr. Georgi. Richter. Bekanntmachung. Die Fahrbahnen der Südstraße zwischen der Körner- und Gchenkendorfstraße, ferner der Kochstraße zwischen der Körner- und Arndtstraße und endlich der Moltkeftraße von der Südftraße östlich auf dem ehe maligen Areal der Jmmobilien-Gesellschaft sollen mit bosfirten Steinen gepflastert, die Trottoiranpflasterungen daselbst au» sogenanntem Mosaikpflaster hergestellt und diese Arbeiten an «inen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen bei unserer Tiefbau-Verwaltung, Rath- hau- tl. Etage, Zimmer Nr. 18 auS und können daselbst eingeseyen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung Per Süd- und »achstratze betreffen»" versehen ebendaselbst und zwar b»S zum 7. Mai d I. Nachmittag- k Uhr einzureichen. Leipzig, am 26. April 1880. Der Math per Stadt Leipzig. vr. Georgs. vr. Wangemau«. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, in nächster Zeit die Eutritzscher Straße auf dem Tratte von dem Gerberthor ab bi» rur Vorkstraße neu pflastern zu lassen und ergeht de-halb an die Besitzer der angrenzenden Grundstücke und vez. an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, den bezeichneten Straßentratt berüh rende Arbeiten an den Privat-SaS- und Wasserleitungen und B«»schleußen ungesäumt und jedenfalls vor der Neupflasterung au-zusübren, da mit Rücksicht auf du Erhaltung eine- gute« Straßenpflaster» dergleichen Arbeiten während eine» Zeiträume» von b Jahren nach beendeter Neupflasteruug in der Regel nicht mehr »ugelaffen werden. > . . » Nicht minder werden di« Erstgenannten unter Verweisung auf unsere Bekanntmachungen vom 2. Jan. 1877 und vom^stv. Mai 187» ausgefordvrt, bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 60 .4 oder der sonst in mntmachungen angedrohtrn Nachtheile die Unterführung der Dachtraufen mittelst c -sonderer unter den Fußwege« hindurch in die Hauptschleuße der Straße rechtzeitig und sMeften» ai d. I. zu bewirke». ^ Leip-ig, am 26. April 1860. Der «ath per Stadt Leipzig. vr. Geergi. vr. Wangemann. dnn gßtzMhten Beka itzallrvhricbleußen > ü-MM «. Mai I Der Deichslag uu- die Parteien. *Berlin, 28. April. Die ReichStagSsesston geht mit schnellen Schritten ihrem Ende entgegen, nicht weil der Reichstag sein Arbeitspensum nahezu er ledigt hat, sondern weil die Unfruchtbarkeit seiner weiteren Thätigkeit von Tag zu Tag in grellerem Lichte hervortritt. Die Realerung hat im Reichs tage nicht bioS keine zuverlässige Mehrheit zur Seite, sondern hat überhaupt keine Chancen mehr, für irgend eine der noch zu erledigenden Fragen eine Mehrheit zu gewinnen, eS sei denn,daß die Möglichkeit, Conserva- Nve und Centrum für eine Rückmärlsrevision der Ge werbeordnung geschloffen zu finden, sie über die Mißerfolge auf allen anderen Gebieten zu ent schädigen vermöchte. Daran kann aber selbstver ständlich der Regierung, selbst wenn sie mit allen Anträgen der GewerbeordnungScommission von Herzen einverstanden wäre, nur sehr wenig ge legen sein. Die Thatsache, daß die Combination vom Mai v. I. auseinandergefallen daß die con- servativ-klerikale Union zur Herstellung einer zuverlässigen Majorität in Scherben am Boden t,egt, läßt sich durch keinen noch so starken Optimismus hinwegphilosophiren, und diese Thatsache ist entscheidend. Bei der gestrigen Ab stimmung über die Samoavorlage entschied sich in hem nur mäßig besetzten Hause — 240 Anwesende — eine Mehrheit von 128 gegen 112 Stimmen «egen die Regierungsvorlage. Geschloffen dasür stimmten die beiden konservativen Fraktionen, ge schloffen dagegen Centrum und Fortschritt, während die Nationalttberalen zur Hälfte für, zur anderen «egen die Borlage stimmten. Daß etwa iu »rrtter Lesung daS Ergebniß bei einem bester besetzten Hause ein andere- werden könnte, ist nicht abzusehen. Bon den 100 Mitgliedern de« Centrum« beiheiligten sich gestern nur 64 bei der Abstimmung; erscheint daS Centrum dei der dritten Tesung vollzähliger, so mehren sich in gleiche» Verhältnis die Gegner der Vorlage. Auch die RatwvaUiberalen, die gestern mit „Rein" stimmten, werden sich bis zur dritten Lesung sicher nicht in Freunde der Borlage umwandeln. Selbst die warme Befürwortung der Borlage von Seiten de» neuen Bertreter« de« Auswärtigen Amtes konnte die Position nicht halten, der Reichskanzler hätte e» ebensowenig vermocht, wenn er persönlich dasür eingetreten wäre. Die zweite Berathuna der Münznovelle wird nach dem gestrigen Beschluß im Plenum ohne Commission-berathung vor sich gehen »nd Gelegenheit geben, die principielle Seite der WSHrnngSfrage zum AuStrage zu bringen. Herr von Karborff und seine Freunde werden darum ihre Bestrebungen z« Gunsten der Doppelwährung nicht aufzeben, aber die Regierung wird genöthigt sein, ihre vorjährigen Erklärungen entweder in unzweideutiger Form zu wiederholen oder auch in diesem Puncte «ine stattgehabte Wandlung zu con- statiren. Den Angelpunkt der Situation bilden nach wie vor die Steuervorlagen. Da« Stempelgesetz hat in dem Umfange deS RegierungSentwurfeS auf eme Mehrheit nicht zu rechnen; soweit eS sich um An bahnung einer Reform der Stempelgesetzgebung in der Richtung einer Heranziehung de« Cavital- mnsatzeS an der Börse handelt, ist die Mehrheit de- Reichstage» allerdings bereit, mit der Regierung zu gehen. DaS bedeutet aber nicht viel mehr al lste Annahme de- von den Handelskammern ge botenen Vorschläge«: eine mäßige Abgabe von inländischen und ausländischen Änhaberpapieren, eine Heranziehung der Schlußscheine und viel leicht der Checks. Außerdem bliebe noch die Heran ziehung der Lotterieloose übrig, der Qutttung- stempet hat keine Aussicht. Mit alledem ist der Regierung wenig gedient, der finanzielle Erfolg der al» annehmbar bezeichneten Stempelabgaben würde sehr weit hinter dem Ertrage, welchen die Vorlage in Aussicht stellt, Zurückbleiben, während eS der Regierung doch gerade um einen möglichst hohen Geldertrag zu thun ist. Die Handelskammern haben 1 pro Mille von Jnhaberpapieren concedirt, dre Borlage will 5 pro Mille, sie haben ferner eine gleichmäßige Abgabe von 10 Pf. von Schluß noten befürwortet, während die Vorlage nach der Höhe der Werthe bei Geschäften über in ländische Papiere Stempel in Abstufungen von 10, 25 und 50 Pf.; über ausländische 10. 50 und 100 Pf. in Auesicht nimmt. Gerade gegen diese Abstufungen richten sich nicht wegzuleugnende er beblich« praktische Bedenken Wenn auch der Reichstag in etwa- höhere Sätze willigen wollte, der finanzielle Ertrag bliebe doch immer weit hinter dem Ertrage zurück, welchen die Vorlage berau-rechnet. Gestern hat sich der Schatzsecretär Scholz einer Interpretation de» Steuerreform, plane» de- Reichskanzler» befleißigt. Slempelstener und Braustener sollen Z7 Millionen Mark bringen, daran» sind zunächst die Mehrkosten in Folge der Erhöhung der Frieden-Präsenz z» decken. Wa» Ubrig bleibt, soll mit dazu dienen, die Grund, und Gebäudestener au die Eommunen zu überweisen, die Claffenstever g»nz zu beseitigen und die Einkommensteuer in den unteren Stufen bi» 6000 Mark Einkommen zu er mäßigen — nicht auch gänzlich ab^uschaffen E- läßt sich nicht verkennen, d«ß derartige verlockende Aussichten an ihrer Wirksamkeit seit vorigem Jahre außerordentlich verloren haben. „Die Botschaft hör ich wohl, indes mir fehlt der Glaube'' so heißt e» im Reichstage wie im Lande. Sehr znr Unzeit erinnerte der Reich-finanzsecreta,r an die Rede de- Reichskanzler- vom 2. Mai vorigen JahreS. Denn in dieser selben Rede hatte der Reichskanzler die Erlangung der finanziellen Selbstständigkeit de- Reiche« in der priicisesten Form als die leitende Tendenz seiner Steuerreform in den Vordergrund gestellt, die Beseitigung der Matricularbeiträge, die länger vor den THUre» der Einzelstaaten einzusammeln der Stellung de- ReicheS nicht entspräche. Und wenige Wochen später fand der fämose Franckenstein'sche Antrag seine Zu stimmung, welcher die Abhängigkeit de« Reiche- von den Einzelstaaten zu einer dauernden Institution gemacht hat, ohne daß da« Reich al- solches einen Einfluß auf die Steuerreform der Einzelstaaten oder die Möglichkeit gewonnen hätte, später einmal bei den Zöllen eme Ermäßigung eintreten zu lasten. Die Geneigtheit, den Steuerreformplänen de» ReichSkanzlerS weiter zu folgen, hat damit einen schweren Stoß erlitten. Die Folgen sind in dieser Session nur zu deutlich bervorgetreten. Die Re form ist in eme Sackgaffe gerathen, auS welcher mit diesem Reichstage in keinem Falle mehr heran-, rukommen ist. Der ReichSkanzter hat sonach, wie begreiflich, an der weiteren Fortsetzung der Be. ralhungen kaum noch hinlängliche- Interesse, um nicht einen schnellen Schluß sirr da« znr Zeit beste AuSkunstsmtttel zu erachten. Politische Uebersicht. Letpzt,. 2» April. Zur auswärtigen Lage wird »nS aus Berlin geschrieben: „Mehr Gewicht, al- nöthig wäre, legt man in unserer russischen Colonie aus die Reise de- General-Adjutanten unsere« Kaisers, General- von TreSkow, nach Gt. Peters burg und bezeichnet sie sogar als eine Special- Mission an den Lzaren. So viel am Hofe darüber bekannt, At Kaiser Wilhelm vor einer Abreise nach Wiesbaden den General münd- ich mit den Glückwünschen zum Geburt-tage an einen kaiserlichen Neffen beauftragt, bei welcher Gelegenheit die Politik nicht erwähnt wurde. Eß ist Nicht- weiter «l- eine leere Combination unserer eingeborenen MoSkowiten, wenn sie behaupten, daß Uber den Kops de« Fürsten Bt-marck weg Verhandlungen zwischen hier und St. Petersburg im Gange sind, die, für gewisse Fälle be rechnet, ficb die Freundschaft Rußlands sichern wollen. Angesehen davon, daß de- ReichSkauzlers Politik nicht durchkreuzt werden kann, ohne die Reich-intereffen zu schädigen, verrathen ähn liche Phantasien, wie wenig seine mächtige Tkellnna im AuSlande gewürdigt wird. Ebenso unwahrscheinlich ist eS auch, daß Kaiser Wilhelm seinem kaiserlichen Neffen die vorläufige Zurück ziehung von den RegierungSgeschästen und die Uebertragung derselben an den Großsürfien- Thronfolger angerathen habe. Eine ähnliche Ein mischung in die inneren Angelegenheiten Ruß- lands ist um so weniger denkbar, als der Groß fürst-Thronfolger nichts weniger al» perovu» grat» an unserem Hose und beim Reichskanzler ist. Mit ähnlichen Nachrichten säet man nur Mißtrauen zwischen die leitenden Regionen an der Spree und an der Donau. Man sucht den Nachweis zu führen, daß die Uebereinstimmung der russisch-deutschen Interessen mehr als je geboten sei, weil da« neue englische Cabinet seine Orient- Politik damit einweihen wird, daß eS an der unteren Donau propagandistisch vorgeht, etwa einen südslavischen Bund gegen Oesterreich be- ünstiat und mit Gladstone'sche« Projekten die uSsührung de« Berliner Vertrages hindert. So wenig man sich hier auch für daS Ministerium Glad- stone enthusiaSmirt, so hören wir gerade von berufener Seite, daß ähnliche Pläne weder der englischen Regierung zugemuthet werden, noch überhauvt ei» Schritt ges chehen wird, der von derBeaconsfleld'- schen Politik abweichen dürste. Dabei ist nicht ausgeschlossen, daß Gladstone m der montenegri- nisch-albaneslschen Angelegenheit seine eigenen Wege geht, anstatt sich den Signatarmächten in Koaftantinopel anzuschtießen. Man braucht eben keinen großen Respect vor dem Collectivschritt zu haben, der den Türken zumuthet, zu Gunsten der Montenegriner mit den Albanesen Krieg zu führen. Der Großherr hat nach dem Berliner Vertrage da- Gebiet geräumt, und daß er für die Montenegriner die Kastanie» au« dem Feuer holen soll. Da- steht nirgend- geschrieben. Wa« die europäische Diplomatie zu der Intervention be wogen hat, Da- spielt hinter den russischen Cou- liffe» und Glädst one wird sich kaum beeilen, den Sultan zu bewegen, den Häuptling der Schwarzen Berge in de - Besitz z» setzen." L)ie Reich-tag-w«hl in Hamburg hat ei» unerwartete» Resultat gehabt. Zum ersten Male Hab« in diesem Wahlkreis, und zwar beim erste», Kulans, die Social dem okraten mit einer starken Majorität gesiegt, und die nationalliberale Partei, die den Wahlkreis früher besessen, ist selbst hinter dem fortschrittlichen Cand baten be trächtlich znrückgeblieben Begreifen läßt sich da» Bordringen der Socialvemokratie und der Fort schritt-Partei in dem Hamburger Wahlkreis wohl. Nirgend- ist man mit der neuesten wirthschastlichen Politik »«zufriedener unv hat mehr Berechtigung zur Unzufriedenheit als in den großen SeehandelS- stävten. und gegen Hamburg insbesondere ist ,n den letzten Tagen mit dem angevrohten Zwang zum Zoll- anschluß von St. Pauli ein Vorgehen beliebt worden.
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