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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188004255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-25
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1880
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Erscheint tLßttch früh 6^/. Uhr. JehamriSgafl« tU lGeichß,^,, »er Rrdertk», vormittag» io—12 Uhr. Nachmittag« «—« Uhr. Wtt tt» «Ui,»»« »v^j-odler «,»» Km tzer für die nächst- Nuuuaer defttmmtru au Wochentag eu dt» Nachmtttaa». an Sonn- «d -esttagen früh dt» '/.8 Uhr. L» »e» FiUek, stk Z»^ A»»atz«r: vtt« Klemm. Uuiverfitättstr. 22. H«cht Ltzsche.Katharinenftr. I8.P. nnr dt» Uhr. Mp)igtr.TagcblM Anzeiger. Org« str Pelitik, Lrcrlzeschichü, Haidckk- md SeschLDvakchr. «uflag« l«.2M Ldo»«e»kn1«»rrk viertelt- «'/.ML, iacl. Brinaerlohn « Mk.. durch die Post bezogen » M. Jede einzelne Nummer 2» Pt. Belegexemplar lü Pt Gebühren für Extrabeilage» ohne Postdef-rberrmg »« RL «tt Postdesbrdernng 48 Ml. Instrak »gesp. Petitzeilr 20 Pf. Größere tzchn'teu laut «useve» Preisverzrichniß — Labeüunlchei Satz nach HSHerem Tarif. Reklame» «kr de» Redetttooeßttch di« Spaltzeil« 4« Pf Inserate sind stet« au d. Le»c»itto» zu senden. — Rabatt wirb nicht gegeben. Zahlung praoanmsramla »der dnrch Postvorfchntz. ^ 141. Sonntag den 25. April 1880. 74. Jahrgang. Oeffmtliche Sitzung der Stadtverordneten «tttwoch. am 28. «pril ». «tend» Uhr t« Saale tzer I. Bürgerschule. Lage»»rdnung: l. Gutachten de» Oekonomie-, ber. Vau- und StiftungS-AuSschuffeS über: ,) Feststellung der Straße > im großen JohanniSgarten. Einteilung dieser Straße sowie de» Täubchenwege» und theilweise Her stellung der vorgenannten Straßen und der Straße III; d) Herstellung de» oberen Track» de» Täubchen- Wege»; e) den Neubau der PoniatowSkh-Brücke; ä) Neuhertzellung der Flügelwände der Kopf wehrbrücke. I. Gutachten de» Bau- und de,. OekonemieauSschufses über ») Entschädigung der Keit'schen Erben für da- zu der neuen Straße läng» der Hintergebäude an der Äerberftraße abzutretende Areal; d) Ein legung der Wasserleitung in die Straßen de» ehemaligen Kurprinzareals. II. Gutachten de» Finanzausschuss«» über ,) den vom Rathe abgelehnten Antrag wegen Verlängerung der Fristen für Ausstellung der Steuer-HauSlisten; t>) Kostenverrechnung für die Brückenpfeiler in der verlängerten BiSmarckstraße: e) dergl. für den Ducker der ll. südlichen Borfluthschleuße-ä) Ber- willigung eine» Beitrage» zur Errichtung des Saale» deutscher Reichsstädte im Germanischen National museum; e) die Feststellung der diesjährigen Eommunalsteuern. I». Sulachkn deS StistungSauSschuffeS über ») die SeorgenbauSrechnung pro 1877: d) die Waisenhaus- rechnung pro 1678; e) die Rechnung deS JohanniShoSpitalS für 1878; 4) verschiedene andere Stif- tunAlrech »ungen. ». Gutachten deS Ausschüsse» zur Gasanstalt über Herstellung der Beleuchtungsanlagen ,n den neuen Straßen de» Kurprmzareal». Bekanntmachung. Am LS. d». Mt». Abend» in der achten Stunde find au» einer Wohnung de» Hause» Uferstraße 14 «titelst Gintzrnch» entwendet worden: 1) ca. IGO >4 «eltz, davon 260 >4 in Kronen und Doppelkronen, da» klebrige in Silber; L) eine goldene Dnmenutzr, auf der Rückseite ein Stern von schwarzer Emaille, ohne GlaS, nebst daran befindlicher «ltetzerkette mit Quaste; 3) eine ebensolche «tzr, nebst daran befindlicher langer Panzer eine Herren- und eine Damenphotographie befinden; 7) ein goldene- ovale» Metzattzon, große Facon, gleichfalls zwei Photographien enthaltend; 8) ein massive» goldenes Gltetzerarmtzantz mit Rosette; 8) ein» tzeStzletche« ohne Rosette; 10) eine runde schwarzenunllirte Brache; 11) «in Paar dergleichen Ohrringe; 1«) zwei Trauringe, ge,. ». 1... bez. X. 6.; 13) zwei golden« Lamenrtuge mit Platte, in welch« die Buchstaben s. 6. be». 6. l. eingravirt find; 14) ein goldener Siegelring mtt gelbem Stein; 1K) zwei goldene Ringe, von denen einer mit Granaten besetzt ist; 16) eine Brache und ein Paar Ohrringe von Schildkrot: 17) ein Paar goldene Ohrringe, verschlungene Faxon- 18) eine silberne Tnchnatzel mit einem Brillant; 19) ein schwarzer Operngucker im Etui; SO) drei »chteUaase T. El. »7. König!. Sächs Lande-lottene, Nr. 507K, 4S1S7 und SlkSK. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen aber den Thäter wolle man un- gesäumt bei der Eriminal-Abtheilung de» Poli^iamt» zur Anzeige bringen. Leipzig, am 84. April 1880. Da» Paltzeinmt tzer Stntzt Leipzig. vr. Rüder. Hohlfeld, Erim.-Comiff. Bekanntmachung. Die Thalstrnste wird wegen de» dort in Angriff genommenen Echleußenbaue» auf der Strecke von ihrer Kreuzung mit der Sternwarknstraße bi» zur Teichstraße von Montag, den 2«. April d. I. an bi» zur Fertigstellung der Arbeiten für den Fährverkehr »t« schwere« Fuhrwerk gesperrt. Droschken und an- der« leichte Wagen können läng» de» Trottoir» auf der Ostseite der Straß« im Schritt fahren. Leipzig, den 22. April 1860. De, «nth »er «ratzt Leipzig. vr. Trtzndlin. Harrwitz Bekanntmachung. Die unter dem 18. Oktober v. I. wegen deS Umbaues der Westbrücke angeordnete Sperrung der West- ftraße auf der Strecke zwischen der Mende'.Ssohnftraße und der Frankfurter Straße für den durchgehenden Falüvertehr wird von Sonntag den 25. April d. I. an wieder ausgehatze«. Leipzig, am 84. April 1880. Ter «nt» tzer Stutzt Leipzig. vr Seorgi. Harrwitz. Bekanntmachung. 9« Gemäßheit de» 8 ö der Ausführungsverordnung vom 6. Juli 1863 zu dem Gesetze, da» wegen polizeilicher Beaufsichtigung der Baue zu beobachtende Verfahren betreffend, vom 6. Juli 1868, haben wir die nachstehenden Bauvorschriften für da» in der Überschrift derselben näher bezeichnete städtische Bauareal ab» obrigkeitliche» Bauregulativ frstgestellt. Leipzig, den 15. April 1880. Ter Nnth »er Stntzt Leipzig. vr. Seorgi. Wilisch, Aff. Vorschriften für tzte Betznunn, tze» n» tzer westlichen Sette tzer JacotzSftraste. tzez. a« NnustStzter Stetuweg gelegenen stStztischen «renl». 1. Jede Verkleinerung der einzelnen Bauparcellen ist auf so lange untersagt, bi» dieselben in der vom Rath der Stadt Leipzig m Gemäßheit dieser Vorschriften genehmigten Weise bebaut worden sind. Zu jeder anderen Veränderung der auf dem sestgestellten ParcellirungSplane angegebenen Parcellew eintheilung ist die zuvorige Genehmigung beim Rathe der Stadt Leipzig zu beantragen und bleibt für den Fall der Genehmigung demselben die Feststellung der Art und Weise der Bebauung Vorbehalten. S. Gewerbliche Anlagen, deren Betrieb mit für die Umgebung störendem Geräusch verbunden ist, oder welch« durch Entwickelung von Rauch. Ruß oder üblen Gerüchen eine Belästigung für die benachbarten Grundstücke herbeifübren, und Dampfkeffelanlagen dürfen auf den fraglichen Parcellen nicht errichtet werden. 3. Die Bordergebäude an den Straßen dürfen nur au» Erdgeschoß (Parterre) und drei Stockwerken bestehen und die Höhe von 17 Meter bi» zur Oberkante deS HauptsimseS nicht überschreiten. Die Er bauung von Mansarden ist nur bei Häusern mit Erdgeschoß und einem oder zwei Stockwerken gestattet. Dk Errichtung von Dachwohnungen an Vorder- und Rückfront, sowie die Errichtung von Wohnungen, ingleichen von Werkstätten und Verkaufslocalen im Keller oder Souterrain ist nicht gestattet. 4. Die Bordergebäude sind da. wo Hofgebäude zulässig, zunächst zu erbauen. b. Für die Bebauung der Hofräume und für die Hefräume überhaupt gilt bei geschloffener Häuser reihe Folgende-: >. vollständige Umbauung der Höfe ist nur dann zulässig, wenn die sich gegenüberliegenden Gebäudesronten allenthalben mindestens 12 Meter von emander entfernt sind; d. Hintergebäude, parallel zum Bordergebäude, können errichtet werden, wenn ihr Abstand vom Bordergebäude mindestens 8,50 Meter beträgt; «. für Settenflügelgebäude ist als Abstand von der gegenüberliegenden Nachbargrenze mindesten» 8,50 Meter erforderlich; 4. unter den vorstehenden Bedingungen ist für Seiten-, Hinter- bez. Quergebäude die Höhe de» Bordergebäudes, bis zu dessen SimSkante gerechnet, statthaft.; e. bei Zusammenlegung von Hofräumen nachbarlicher Baustellen müssen di, Settenflügelgebäude einen Abstand von mindesten» 12 Meter von einander haben; k. in allen Fällen darf die Tiefe de- Hose» nicht weniger al» 8,50 Meter betragen. E. Die Bebauung in geschloffener Häuserreihe gilt als Regel: bei beabsichtigten Bauten mit Abständen bat der Rath der Stadt Leipzig für reden einzelnen Fall die Stellung der zu errichtenden Gebäude zu den Straßen und Nachbargrenzen und deren Höh« vorzuschreiben. " 7. Für Gebäude an der Straßenfront« wird dte Fluchtlinie vom Rath al» Vaupolizeibehörd« vor geschrieben und find alle Gebäude im Straßenniveau auszufübren. 8. An allen Straßenfronten find längstens binnen »wer Jahren, wenn aber der Platz innerhalb dieser Frist bebaut wird, sofort nach Beseitigung der Bauplanke, dre Fußwege mit Trottoir» von Granitplatki, und sonst in der vom Rath der Stadt Leipzig vorzuschreibenden Weise anzulegen. Auch ist das Eigenthum an diesen Sranrtplatten sammt Anpflasterung bez bchwelleneinfaffung au die Etadtgemeinde ohne jede Entschädigung abzutreten und wird die Uebernahme seitens der Stadt den dies- fallstaen Bestimmungen gemäß erfolgen. D. Die Einführung von Drivatschleußen in die Hauptschleußen ist nur nach Vorschrift de» Rath» der Stadt Leipzig gestattet. Der Anschluß an die Hauptschleußen ist jedoch durch daS RathSbauamt auf Kosten deS betreffenden Grundstücksbesitzer- zu bewirken. Bekanntmachung. In Gemäßheit deS A 1 der Instruction für die Ausführung von Wafferrohrleitungen und Wafferan- lagen in Privatgrundstücken vom 7. Juli 1865 und der 88 2 und 7 deS Regulativ- für die Einführung von GaSrohrlettungen und GaSbeleuchtungsanlagen in Privatgrundstücke vom 2. März 1863 bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß der Techniker Herr «. N. Lonratz, PeterSsteinwea 50 e, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei unS sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrich tungen nachgewiesen bat. Leipzig, am 20. April 1880. Der Rath tzer Statzt Leipzig vr. Seorgi. Nitzsche. Ne Auswanderung aus Deutschland. Fürst BiSmarck liebt es, bei der Behandlung wichtiger Angelegenheiten auch da- Kleine in Be tracht zu rieben. So wird die Verordnung, daß in den Personenwagen der preußischen StaatS- bahnen keine Aufforderungen zur Auswanderung in Placatsorm auSgehängt sein dürfen, auf seine Persönliche Initiative zurückgesührt. Die in Pom mern unter der Bevölkerung de» platten Lande» gemachten Wahrnehmungen, welche auf eine Ab nahme der Einwohnerzahl hindeutcn, mochten den Reichskanzler bewogen haben, im Styl der Reclame gehaltene Hinweise beseitigen zu lassen, wie man bequem und billig au» Deutschland herauskäme, um dem Vaterland« Capital und Arbeitskraft zu Gunsten fremder Culturgebiete zu entziehen Eine Betrachtung Uber die Auffassung de» Kanzler- wird am Platze sein. Während beispielsweise sich Franzose oder Russe ohne die zwingendsten Gründe von dem Boden, der ihn geboren, nicht zu trennen vermag, liegt dem Deutsitzen ein Zug von Fremdländeret im GeblÜte; trotz aller Aebe zur Heimath, deren Tradition er selbst unter Maon» oder ZuluS in idealer Weise festhält! Die Thatsache bleibt bestehen: e» treibt iha Über Land nnd Meer, um anderswo sein Glück zu »ersuchen. Ruch in diesem Jahre wieder findet eine Auswanderung statt, deren Stärke besorgniß- erregend erscheint. Wir haben nunmehr da- Reich gegründet, unser Nationalbewußtsein gestärkt, die Scheerernen kleiustaatlicher Polizeiwillkür, die kleinlich« BevormundungSsucbt von RegierunaS- wege» haben ein Ende gesunden: man sollte «einen, e< ließe sich nun im Lande besser leben, Bürger und Bauer könnten sich, ge schützt durch gemeinsame- Recht und Gesetz, ehrlich ernähren und einen Sparpfennig bei Seite legen; indessen der Landmanu schlägt yeute wieder seine Ackerparcelle, die Scholle, die ihm der Vater ver erbt, für ein Spottgeld lo», um dem fernen Westen zuzusegeln, dem er eiue reichlichere Existenz abzu ringen hofft. Nicht ander» der kleine Handwerker Er läßt sein Werk stehen, er giebt sein Geschäft aus, um in der großen Union sem Glück zu versu chen. Der stellenlose Kaufmann, der mit dem Lohne unzufriedene Arbeiter, sie alle hoffen jenseits deS Weltmeeres unter dem Schutze de- Sternen banner» die Erfüllung phantastischer Wünsche und vager Hoffnungen, die ihnen das Heimathland nicht zu erfüllen vermag. Gedacht, gethan! In dessen die Trugbilder, welche da- Gotdfieber er zeugt, die lachenden Träume, welche die Sucht nach Reisen und Abenteuern Hervorbringen, zer rinnen zun,eist in Nicht»! Wie mancher, der da» letzte Stück versilberte, wa» er in der Hei math besaß, wird nach einer Reihe bitterer Enttäuschungen in fremde Erde gebettet! E» ist eine unbestreitbare Thatsache: zur Zeit liefern das Deutsche Reich und Irland, die von England so stiefmütterlich behandelte „grüne Insel", daS stärkste Contingent vo« Auswanderern unter allen europäische« Staaten. Wir haben, was uns betrifft, keinen Grund, unS dieser That sache ru rühmen. Im Gegentheil, wo eine so starke Verminderung der Bevölkerung stattfindet, muß ein Fehler vorliegen, er sei ethischer, allge mein politischer oder wirthschastlicher Natur; denn die Auswanderung ist keine zufällige Erscheinung. Sie steigt und fällt unter bestimmten Verhältnissen. Ueberredung und Verführung thun daS Ihrige, um den unbedachtsamen, nicht urtheilSfähigen Mann in- Verderben zu stürzen. Einen Bewei» dafür liefert die Thatsache, daß sich bei einem Edelmanne Baiern», der d«» menschenfreundliche Anerbieten machte, einige Hundert arme Weber auf seine Kosten nach Kansa» zu schaffen, nicht weniger al» dreitausend Menschen au- der Um- gend tzW Wohnorte» diese» gräflichen AuSwande- rung-agenteu zur Auswanderung gemeldet hatten E» ist nickt zu bezweifeln, daß sich diese Zahl »och verrehnsachen würde, weuu noch mehr derartige Gelegenheiten der unrufriedenen Bevölkerung ge boten würden. Der vergleich mit Irland hat nichts Schmeichelhafte- für un» Deutsche, denn dort herrschen traurige Zustände, die de« Jwu sein Vater- land zu verleiden im höchsten Grade geeignet sind. ES giebt im Deutschen Reiche noch viel zu bessern, in dessen so schlimm wie jenseitt de» Canal- steht eS bei unS keineswegeö! Aber dennoch sehen wir in Hellen Hausen die Bewohner einzelner Provinzen den Seestädten zueilen, um daS Gewisse mit dem Ungewissen, um das Vaterland mit der Fremde zu vertauschen. Deutschland hat, wie wir vor Kurzem in einem vom volkSwirthschaftlichen Staudpuncte aus gehaltenen Artikel ausführten, vier und eine halbe Million Landeskinder durch die AuSwanderuna und dadurch im Verlaufe von nur zwei Jahrhunderten ein National vermögen verloren, daS auf die ungeheure Summe von dreiundzwanzig Milliarden berechnet worden ist. Die Ursachen dieser Erscheinung wird man verschieden beurtheilen. Die Einen werden sagen, sie resultire au» der neuen Zollpolitik, die Andern werden behaupten, der Milttairdienst treibe viel Leute fort; wieder Andere werden einfach die „schlechte Zeit" für die Auswanderung verant wortlich machen. Die Schwierigkeit, sich «in er trägliche» Dasein zu verschaffen, ist ja auch vor Allem die Ursache, welche den Deutschen voa seinen geliebten heimathlichen Fluren hinweg in ferne Länder treibt. Wer aber die Interessen seine» Vaterland«« hoch hält, Dem kann es unmöglich gleichgültig sem, wenn er sehen muß, wie alliähr- t«b Taufende und aber Tausende gesunder, geschickter und vielfach auch wohlhabender Leute Deutschland den Rücken kehren. E» steht fest, daß eine massenhafte Aus wanderung der untrüglich« Beweis von der wirth- schaftlichen Schwäche eme» Lande» ist. Wie aber ist e» m öglich hierWandel zu schaffen? Der frühere preußische Minister Gras Eulenburg hat einmal betont, man müsse die Auswanderung verhindern, indem man dem Volke die Heimath lieb mache. Gewiß ist bie der richtige W«! Ist aber der Staat auch rrdlick bemüht, diesen Ausspruch rur Wahrheit zu machen? Wir sind die Letzten, welche Unzufriedenheit säen oder Unbillige» von den Regierungen verlangen möchten. Die Selbsthülfe wird immer dte Haupt sache bleiben; aber «in» wünschen wir dennoch: unsere Staatsmänner müssen ernstlich an diese Frage herantreten, damit man wenigsten- genau die Gründe dieser erschreckenden MaffenauS- wanderung untersuche. Deutschlands Heil kann nicht darin bestehen, so viel Landeskinder alljährlich »u verlieren. Wenn man erst die Ursachen de» UebelS kennt und weiß, wie tief dasselbe in den Organismus eingreift, dann entschließt man sich vielleicht auch zu energischem Handeln. Der Weg zur Abhülfc wäre damit eröffnet.... riäoaut coosules! fügen wir dieser ersten Mahnung hinzu. Deutscher Ueichslaz. * Berlin, 23. April. Der Reichstag setzte heute die erste Berathung deS Gesetzentwurf» be treffend die Unterstützung derDeutschenSeehan- delSgesellschast fort. Aba. MoSle tritt mit großer Wärme für die Vorlage ein und beruft sich dabei auf seinen langjähngen Aufenthalt in den Tropen. Abg. MoSle: M. H , die Samoa-Inseln find der hervorragendste Ort »wischen dem Wendekreis de» Krebse» und dem Aequator. (Sehr richtig I und Hei terkeit.) Wenn man bedenkt, wie noch bi» vor einem Jahrzehnt die Machtlosigkeit Deutschland» un» »ur Schmach und Schande gereichte, so kann man sich vortzellen, wie die Tausend« den auswLrt» lebenden Deutschen dieser Vorlage, die unsere Machtvollkom menheit erweitern soll, »uiauchzen Nach meiner Kennt- niß de- au»wärtig«n Handels der deutschen Wissen schaft und Industrie, au» meinem langjtbngen Auf enthalte in tropischen Ländern entnehme ich da» Mandat, hier für diese Vorlage einzutreten. Wir wollen ja nur da» Gute, wa» die Vorlage für da» Vaterland bietet, ausbeuten. Schiller sagt „Euch, Ihr Götter, gehört der Kaufmann!" E» ltz «n radikaler Unterschied »wischen dem Etandpunct, den der Abg Bamberger gestern eingenommen hat, und dem der Regierung, wie ich Nachweisen werde. Die OiVern genannte Firma hat jahrelang im Interesse de» deutschen Handel» gewirkt und verdient di« Vor würfe nicht, die ihr hier gemacht werden. Wenn der «bg. Bamberger gestern gesagt hat. er hätte damals schon gewußt, daß da» Hau» Godeffrvh schlecht ftche, so wirb rS ihm gewiß schwer werden, die» »u beweisen.
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