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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188004293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-29
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1880
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Erscheint ttgltch früh 6^/. Uhr. Johamü-gafir SS. >WNtzß»>»r, »rr Lrd«rtt»»r vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—« Uhr. Mr dt» RL«k,»lx etnD<sa»»trr M«»»- feU»» »acht ftch dt« »tedactt»» »tcht »«rdtndUch. . Orr für die nLchst- Nummcr bestimmte» ... an wochentagrn bi« Nachmittags, an Tom»- efttage»früh dis'/.»Uhr. A» Se» FUtatra stk Z»s. L»»«tz»«r vtta Arm«. UaiverfttLt«str. 22, "'1 Lösche, Xatharinenstr. 1S, p. »ur bi« Uhr. Aazeiger. Orzan str Politik, Localgeschichte, Haudels- md GeschäMeckehr. Mrtz-«ufl-gr lS.A>«. 1U»»arm5»t«»rri» viertelt. mcl. Brinarrlohn b ML. durch die Post bezogen « Ml. Jede einzelne Rümmer 2L Pf. Belegexemplar 1ü Pf. Grbiibren für Extrabeilagen ohne Postbefbrderung SS ML mit Postbrfvrderuug 4« ML Lnsemtt ügesp. Petitzeile 20 Pf. Brbßere E christeu laut nuferem Preisverzeichnih.—LadeLarifcher Satz nach höherem Tarif. Lrclame« »Irr tr» »rbactioochkich die Svaltzeile 40 Pf Inserate sind stet« an d. «epebtti», zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung prasnnm«n»6o oder durch Postvorfchnß. 145. Donnerstag den 29. April 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Nie diesjährige vstermeffe endigt mit de« 1. Mat. Un diHem Tage find die Buden und Stünde auf den Plätzen der inneren Stadt biS 4 Uhr Nach mittags vollständig zu räumen und bis spätestens 8 Uhr Morgen- deS 3. Mai zu entfernen. Die auf dem AugustuSpIatze und auf den übrigen öffentlichen Wegen und Plätzen der Vorstadt befindlichen Buden und Stände sind bis Abend- 8 Uhr deS 1. Mai zu räumen und deren Abbruch und Wegschaffung vom 3. bis «. Mai, jedoch lediglich während der Tagesstunden von 6 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends, auch, soviel die Buden auf der Nordseite deS AugustuSplatzes anlangt, nicht vor dem 3. Mai zu bewirken. ES bleibt auch dceSmal nachgelassen, tue Schaubuden auf dem Roßplatze sowie diejenigen daselbst und auf dem Obstmarkte befindlichen Stände, an welchen nur Lebensrnittel feilaeboten werden, noch am 3. Mai offen zu halten. Die übrigen Berkaufstände daselbst sind bis Abends 8 Uhr deS 1. Mai zu räumen und, sofern sie nicht bereits an diesem Tage beseitigt worden, am 3. Mai wegzuschaffen. Die Schaubuden, sofern sie auf Schwellen errichtet, ingleichen die CaroussetS und Zelte sind bis Abends 10 Uhr des 4. Mai, diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren daS Eingraben von Säulen und Streben ge stattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht besonders ertheilt worden ist, bis längstens den 8. Mai LbendS 8 Uhr abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für welche beziehentlich auch die betreffenden Bauhand werker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafen biS zu 160 oder entsprechender Haft geahndet werden. UebrigenS haben Säumige auch die ObrigkeitSwegen zu verfügende Beseitigung der Buden rc. zu gewärtigen. Leipzig, den 33. April 1880. Der «ath der Stadt Lechzt«. vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, in nächster Zeit die Moltkestraße östlich der Südstraße auf dem ehemaligen Areal der Jmmobiliengesellschaft zu Leipzig neu pflastern zu lassen und ergeht deshalb an die Besitzer der angrenzen den Grundstücke und bez. an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, den bezeichneten Straßentract berührende Arbeiten an den Privat-, GaS- und Wasserleitungen und Beischteußen ungesäumt und ledenfallS vor der Neupflasterung auszuführen, da mit Rücksicht auf die Erhaltung eine- guten Straßen pflasters dergleichen Arbeiten während eines Zeitraumes von 5 Jahren nach beendeter Neupflasterung in der Regel nicht mehr zugelassen werden. Nicht minder werden die Erstgenannten unter Verweisung auf unsere Bekanntmachungen vom 3. Jan. 1877 und vom 3«. März 1879 aufgefordert, bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 60 >1 oder der sonst in den gedachten Bekanntmachungen angedrohten Nachtheile die Unterführung der Dachtraufen mittelst be sonderer Fallrohrschleußen unter den Fußwegen hindurch in die Hauptschleuße der Straße rechtzeitig und spätestens bis zum 20. Mai d. I. zu bewirken. Leipzig, am 36. April 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Wangemann. Bekanntmachung. Die Lieferung der zur Damvfkeffelheizung in der hiesigen Stadtwafferkunst auf die Zeit vom I. Juli 1880 bis mit 30. Juni 1881 erforderlichen 40,000 Etr. — 3,000,000 Kilogramm Kohlen soll vorbehältlich der Auswahl unter den Submittenten an den Mindestfordernden vergeben werden. Offerten sind bi» zu dem 5. Mat d. I. «dends v Uhr schriftlich und versiegelt an da» Bureau der Stadtwafferkunst (RathhauS 8. Etage) abzugeben, woselbst auch die Lieferungsbedingungen eingesehen und in Empfang genommen werden können. Leipzig, den 13 April 1880. De« Naths Leputatt»» zur Stadtwafferkunst. Ge orgi. Holzauction. Mittwoch, den 5. Mai ,. o. sollen von Nachmittags 3 Uhr an im Forstreviere Connewitz auf den Mittelwaldschlägen in Abth. 41, und 43 , ca. 93 Rmtr. eichene, 3 Rm. buchene und 4 Rm. ellerne vrennschette, sowie ca. 4K0 Haufen klein gemachtes Stockholz unter den im Termine öffentlich ausgehangenen Be dingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage in der Nonne an der nassen Wiese und dem Nonnenwege. Leipzig, am 34. April 1880. TeS Naths Forstdeputation. Der Inhaber deS abhanden gekommenen SparcassenquittungSbuches Serie I. Nr. 81,634 wird hierdurch aufgefordert, sich damit binnen 3 Monaten und längsten- am 1. August d. I. zur Nachweisung seines Rechtes, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparcassen-Ordnung gemäß dem Anzeiger der Inhalt dieses BucheS ausgezahlt werden wird. Leipzig, den 37. April 1S80. Die Verwaltung des Leihhauses und der Sparcaffe. Bekanntmachung. Die Katechismus-Unterredungen mit den confirmirten Mädchen nehmen beim Herrn Oe. Ablfeld heute, Donnerstag, den 29. April Nachmittags 4 Uhr, und die der Knaben Sonntag, den 3. Mai Nachmittags 4 Uhr in der Nicolaikirche ihren Anfang. 8ltrim8 lies Lrrtllelien lterlekkVereins «ler 8tL«It LelprlZ. vonnorntag, ä«n 2V. ^pril ä. 4. Xdoncl« 6 vkr, im 8anlo äor Lento» VUrgsrnokalv. Tsgesoränung: 1) öerickt über einige lelimstineke Ourorle nsck eingensnölen 8« Krillen (lies. llr. kiemer). — 3) lievision «ler 8tatuten nsck ^nuränung äe» König!. »Leks. Ministeriums äen Innern (lies. vr keinksrä). — 3) öeüpreclnmg «ler vnrlsuligen l'sgesnränung «len «liesjsbrigen «VerrteMgs (e«»nk. «VerrU. Vereinnklstt 1880. ülärr. dir. 96. Kek. vr. lieinre). I)r. klonn. Las englische Cabinet. DaS Ministerium Gladstone ist nunmehr voll ständig constituirt. Nach einem uns aus London vom 28. d. M. zugehenden Telegramm ist Harcourt zum StaatSsecretair des Innern, Förster zum StaatSsecretair für Indien, Lord Kimberley zum Minister der Colonien, Graf Spencer zum Präsidenten deS Geheim raths, Herzog vcn Argyll zum Geheimsiegelbewahrer, Marquis Ripon zum Bicekönig von Indien, Dilke zum UnterftaatSsecretair im Auswärtigen, Lefevre zum Secretair der Admiralität, Adam zum Bautenminister und Bright zum Kanzler de« Herzogthums Lancaster ernannt. Chamber- lain tritt ins Cabinet wahrscheinlich als Präsident des Handelsamte«. Wir geben schließlich noch einige Aeußerungen englischer und österreichischer Blätter üoer daS Cabmet Gladstone wieder. Die „Morning- Post" schreibt: „Herr Gladstone hat sein Mög lichstes gethan, seine zukünftige Politik als ein eng lischer Premier zu verdächtigen. Unter anderen Dingen muß er, wenn im Amte, seine jüngst be kannt gegebenen Theorien über die englischen Be ziehungen zu Oesterreich ändern. DaS englische Volk wird nicht dulden, daß die alte und bewährte Allianz der beiden Monarchien durch eine Haltung wachsamen Mißtrauens und steter Befürchtung er setzt werde. Seine russenfreundlichen Illusionen mag man vorerst mit einem Lächeln und Achsel zucken aufnehmen, allein seine „Hände Wey"-Dro hungen gegen Oesterreich sind unerträglich. ES erscheint unbegreiflich, ist aber leider nur allzu wahr, daß er wenige Tage vor seinem Amtsan tritt jeine unauslöschliche Eifersucht gegen die österreich-ungarische Politik schriftlich kundgegeben hat. Er traut den GortschakoffS und Jgnatieffs, und grollt Oesterreich, weil es sich zu keiner ent schiedenen orientalischen Politik bekennt. Tie eng lische Sicherheit im Osten Europa- verliert ihren Stützpunkt, wenn Herr Gladstone sortfährt, zwi schen dem Londoner und Wiener Cabmet Zwie tracht und Mißtrauen zu säen. Kein Wunder, wenn die „Nordd. Allg. Ztg." entrüstet fragt: „ob da« einzige Ziel Herrn Gladstone'« die Ermuthi« gung der Unternehmungen gewisser Mächte ist, die gern im Trüben fischen, und ob e« ihm wirklich darum zu thun, die verhältnißmäßige Ruhe im Osten Europa« zu stören." Er beklagt sich, daß Oesterreich nicht Farbe bekenne. Kennt denn Herr Gladstone die orientalische Politik Oesterreich« und Europa« nicht? DaS einzige Resultat seiner Opposition gegen Oesterreich ist eine Vermehrung der Unruhe der durch Race und Religion ge trennten Völker der Balkan-Halbinsel. Leider haben durch die unverantwortlichen Aeußerungen Herrn Gladstone'« die Gefühle der Herrlichkeit, mit denen Oesterreich wie Ungarn auf England blickten, bereits schweren Schaden gelitten. Auch der „Standard" unterzieht die an Oesterreich gerichtete Warnung Gladstone'« .Hände tveg!" einer eingehenden Besprechung und bemerkt u. A.: „ES scheint, daß Herrn Glad- stone'S AuSruf „Lands off!" entweder gar Nicht oder Etwas bedeutet, das zu verhindern Oesterreich und Deutschland drei Millionen Bewaffnete in« Feld stellen würden. Sobald «S jemals wirklich ewiesen werden kann, daß Rußland der Freund der Freiheit und Oesterreich ihr Feind ist; sobald es klar gemacht werden kann, daß der Appetit Rußland- nach Land und Einfluß im Osten Europa- befriedigt ist und daß Oesterreich darauf sinne, die freie Entwickelung der Racen der Balkan- Halbinsel aus selbstsüchtigen und habsüchtigen Motiven zu beeinträchtigen, dann zweifeln wir nicht, vaß die Sympathien der Engländer mit Rußland und nicht mit Oesterreich sein werden. Aber es ist keine Spur eines Borwandes für eine solche Behauptung vorhanden, und wenn Herr Gladstone bessere Gründe für einen Widerwillen gegen Oester reich hat als den Umstand, daß die Beziehungen Englands und Oesterreichs, sowie die Englands und Deutschlands durch das Cabinet Lord Beaconsfield's befestigt wurden, so muß zugegeben werden, daß dieselben nicht auf der Oberfläche sichtbar sind. Herr Gladstone wird aber unzweifelhaft allmählig lernen, seine Freiheitsliebe für die Racen der Balkan-Halbinsel mit gehöriger Rücksicht gegen mächtige Regierungen, die derselben nicht im mindesten hindernd in den Weg zu treten beab sichtigen, in Einklang zu bringen." Sehr scharf giebt die „Wiener Allg. Zei tung" ihren Besorgnissen bezüglich der Gladstone'- schen Orientpolitik Ausdruck: „Unser Cabinet speciell wird durch den System- und Regierungs wechsel in England stark berührt. Minister v. Havmerle hat sich ein wenig, Graf Karolyi, unser Botschafter in London, sehr stark mit dem Cabinet BeaconSfield identificirt, sie Beide empfinden nun den Rückschlag. Die ganze Luft, die von fenseitS de« Canals herüberweht, kann unS nicht angenehm sein. Die Maximen, die Interessen, die mit Gladstone an« Ruder treten, sind uns feindlich. UnS lehrt eine mehrhundertjährige Geschichte, den Orient als un sere legitime Machtsphäre zu betrachten; schritt weise haben wir den Osten türkischer Barbarei entrissen, den Halbmond von Raab bl« nach Novi- bazar zurückgedränat. Jetzt soll daS Alle« ver gessen sein, „Der Orient den Orientalen!" ruft man un- zu. Da wird von unserer Seite sehr viel Tact und sehr viel Festigkeit nöthig sein. Wir müssen behaupten, waS wir haben; von Bosnien und der Herzegowina ziehen wir die Hände nicht zurück, selbst wenn Mr. Gladstone und Mr. Mun« della e« noch energischer verlangen sollten. Wir müssen aber auch trachten, unS daS Protokoll für die Zukunft offen zu halten. England macht schlechte Politik, wenn e« un- zwingt, unS zu fragen, ob nicht die Rückkehr zum Drei-Kaiser-Bund ihre Vortheile böte Gestattet man Oesterreich nicht, seinen legitimen Einfluß im Osten zur Geltung zu bringen, den Orient gegen Rußland zu ver- lheidigen, so zwingt man seine Staatskunst, sich die Frage vorzulegen, ob eS ihn nicht mit Ruß land theilen soll. E« wäre eine der wunder barsten Wirkungen deS Cabinet« Gladstone, wenn sein Abweichen von der britischen StaatS-Tradition un« zu einem so gewaltigen Abweichen von der österreichischen zwänge. Die „Freiheit" der Balkan- Völker^ von der Mr. Gladstone spricht, hätte dabei sicherlich nicht« zu gewiunen, sie würden Comven- sations-Object sein. Kein Drohen von jenseits de« Canals wird da- Ostreich vom Osten ab drängen." Der ossiciöse „Pester Lloyd" gewährt einer ziemlich ruhigen Betrachtung Raum und hofft, daß auch auf dem Gebiete der auswärtigen Politik die Ansichten der bisherigen englischen Opposition weniger geschlossen seien, als bisher angenommen wurde. DaS Cabinet Gladstone werde keinen Schaden anrichten, der sich nicht wieder aut machen ließe, denn die öffentliche Meinung Englands wird immerhin ihre Controls üben. DaS englische Volk, meint der „Pester Lovd", daS sich die Romantik der BeaconSfield'schen Machtideen vom Halse geschafft, wird schwerlich auf die Dauer geneigt sein, sich die christliche Romantik der verschwom menen Freiheitsideen Gladstone'« gefallen zu lassen. Politische Uebersicht. Leipzig, 38. April. Der Stellvertreter des Reichskanzlers, Fürst Hohenlohe-SchillingSfürst, hat sich am Dienstag, wie unser Bericht specieller hervor hebt, beim Reichstage als interimistischer StaatS- secretär des Auswärtigen Amtes eingefUhrt und er hat ganz in alter Weise gefallen, lieber daS Auf treten Sr. Durchlaucht wird der „M. Z." der folgende bemerkenSwerthe Bericht auS Berlin geschrieben: „Den älteren Mitgliedern ist er als mehrjähriger Vicepräsident deS Hauses bekannt und in dieser seiner Eigenschaft war er der Ver trauensmann des Parlament- unmittelbar nach der Neubegründung des Reiches. In erster Reihe ist eS die Rübe und die Milde seine« Wesen-, die Alle für ihn einnimmt; in seiner jetzigen Stellung übt er sich wohl als künftiger Reichs kanzler. Würde doch Fürst Bismarck, wenn er beute zurücktreten könnte, die Geschäfte vermuth- lich in keines Anderen Hände lieber legen, als in die de« deutschen Botschafters bei der französischen Republik. Die Beziehungen dieser beiden Staats männer sind die intimsten schon seit vielen Jahren: Fürst Hohenlohe - SchillingSsürst gab namentlich als baieri scher Ministerpräsident zu erkennen, daß und wie sehr er ganz und gar ein deutscher Mann ist, auf den sich die Nation verlassen kann. Seitdem sind durch den un mittelbaren geschäftlichen Verkehr zwischen hier und Paris die beiden Männer nur noch mehr befreundet worden, und e« besteht ein Berhciltniß zwischen ihnen, da«, von Ver trauen und Hochachtung getragen, Dauer ver bürgt. Fürst Hohenlohe vereinigt in sich alle Eigenschaften eine-excellenten leitenden Minister«; er ist unbefangen, kenntnißreich, geschäftskundig, energisch, wohlwollend. Immer den Blick auf die Sache richtend, ist er Feind jeder Abschweifung: bei voller äußerer Unabhängigkeit — „Freiheit liegt nur im Besitz" sagt Hegel — hat er sich eine Einfachheit im Auftreten bewahrt, die überaus wohlthuend berührt. Der Reichstag — man merkte eS ihm an — sah seinen alten Vicepräsi« denten gern in seiner Mitte Der Reichskanzler hat in den letzten. Tagen be sonders viel mit dem Fürsten Hohenlohe con- serirt. Man wollte annehmen, daß die Rede, welche der Letztere heute im Reichstage ^ür die Annahme der Samoavorlage gehalten haX auf direktem Meinungsaustausch mit dem Reichs kanzler beruhte, lleberhaupt ist auch der Umstand, daß der Geh. Rath Reuleaux eigens von der Regierung beauftragt war, mit seinen Erfahrungen für die Vorlage einzutreten, ein Beweis dafür, daß sich die Regierung für deren Durchdringung leb haft interessirt. Es herrschte denn auch in den Kreisen der Anhänger der Vorlage über daS ab lehnende Votum de« Reichstages eine große Ver stimmung, deren Nachwirkung sich im weiteren Verlauf der Sitzung geltend machte " Nachdem der vielgenannte Gesetzentwurf, durch welchen der preußischen Regierung eine dis kretionäre Gewalt in Bezug auf die Mai gesetze eingeräumt werden soll, von den Com missarien der verschiedenen Ressorts geprüft worden ist, traten am Sonnabend, wie auS Berlin ge meldet wird, die vier Minister deS CultuS, der Justiz, des Innern und der Finanzen zusammen, um über den Gesetzentwurf endgültig zu beschließen. In den Regierungskreisen erhält 'sich die Hoff nung, daß es gelingen werde, auf dieser Grund lage zu einem Abkommen mit Rom zu gelangen. Man darf übrigens nicht übersehen, daß der Gesetz entwurf von der preußischen Regierung nur dann in der Nachsession des Landtages eingebracht werden wird, wenn die römische Curie rechtzeitig die katholische Geistlichkeit zur Anzeige der er nannten Pfarrer verpflichtet. Aus die Autorität ossicröser Stimmen hin müssen wir schon dem Winke Glauben schenken, daß kein ReichSverkehr-ministerium errichtet wird, an dessen Spitze der StaatSsecretair Stephan gestellt werden sollte. Für Diejenigen, welche den Antagonismus kennen, der zwischen den beiden Aspiranten aus daS besagte neue Ministerium, dem Herrn Minister Maybach und dem StaatS secretair Stephan, herrscht, der wird sich ohne Mühe erklären können, von welcher Seite jene osflccöse Kundgebung erfolgt ist. Minister May bach nützt die Lorbeeren auS, die ihm die VerstaatlichungS-Ersolge eingetragen, während sein minder glücklicher College an der Spitze de« Reich-Post« und Telegraphen «Amts viel leicht an der bisherigen Gunst eingebüßt, well einer seiner Beamten sich im BundeSrathe in Gegensatz zu einer Vorlage de« Reichskanzlers setzte. Kieme Ursachen, große Wirkungen. In dessen hört man trotzdem bezweifeln, daß die Er richtung eine« ReichSverkehr-ministerium-, welche- Eiienbahn, Post und Telegraphie vereinigen soll, al- abgethaner Standpunkt bezeichnet werden kann. Vorläufig handelt eS sich nur darum, die Person, nicht die Sache auS dem Gesichtsfelde der „Friktionen" zu schaffen, während die Lieblings- idee der Herren Stephan und Maybach (da- ReichSverkehrSministerium) nach wie vor auf dem grünen Tische der Wilhelmstraße verbleibt.
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