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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.08.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060802025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906080202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906080202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-08
- Tag1906-08-02
- Monat1906-08
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Dresdner Nachrichten Donnerstag. 2. August 1VV» Nr. Litt und 100 Stück zivrijörninrige Bachforellen und in di« Zwickau«« und Areibecger Mulde, sowie in die Polen; mit ihren Nrben- düchen 30000 Stück Bachsorellenbmt. Außerdeu, arlangten an vier Kleintcickwirte 240 Stück zweisömmrigr Satzlarpfen zur Ab gabe. An« das kommende Jahr beabsichtigt der Ft checeiverrtn nach Möglichkeit 15 Kleinteiche und zwar >e 3 im Bezirke jede« landwirtichaftlichcn Krri-verrins bei Gewährung von Beihilfen zu de» Besatzkosten unter BewirtschaftungSkout rolle zu nehmen. Einen Antrug, bei den Behörden dahin vorstellig »u werde», daß eine Erweiterung der Landeskulturrentenbank nach der Richtung erfolgt, dag die Mittel der Bank auch zur Anlage und Verbesse rung von Fischteichen in Anspruch genommen werden können. Um die Gründung von Kleinteick- eAuSaröei- e» , , . tönigl. Ministerium des 'Innern erfolgte Zubilligung einer Lereinsmünze, die sowohl als Preis bei Ausstellungen, als auch für besondere Dienste im Fischerri- wesen verliehen werden soll. Weiter beabsichtigt der «ächsischc Fischereiverein. 1907 an einem Orte des VogtlaudeS eine Fisch- ausstelluna und mit Hilfe der landwirtschasilichen stceisvereine gelegentlich der Brrsammlungen der landwirtschaftlichen Vereine sischereiliche Vorträge im Lause des WiuterS >906 07 halten zu lassen. Dem Dcutick fand allsritige Annahme. lassen. Dem Deutsche» Jischereivcrein hat das König!. Ministe- eine IahreSbeihilfe von 300 Mk gewährt. . g ater beschäftigte sich die Versammlung noch mit dem Fischbeziig Mitglieder durch Vermittlung des Vereins, mit der Gewäh- mlt knavv einem Dutzend Pferden und einem nagenden Bären, den er übrigens später dem Zoologische» Garten in Dresden zum Geschenk machte, in de» kleineren sächsischen Provinzstädten " schon den Fiei^bemerktr. gastierte, wobei man allerdings damals schon den nrit dem in diesem Unternehmen gearbeitet wurde. Dir gestrige Wohltätigkeits-Vorstellung wurde durch einen kurzen, wohl- gereimten Prolog eröffnet. den da- Töchterchen des Direktors, rdwig. sprach und der tn sinniger Weise daraus hinwteS. daß ohl die Ahnen der fahrenden Leute ihre Wiege im Staub am gehabt, immer aber dir Gebote der Mensch und Nächstenliebe gehört hätten. Nach einigen vortrefflich num des Innern Weiter " der , rung von Prämien für die Erlegung von Raubzeug und Berichten über die Versammlungen des Deutschen Fischereivereins und die ZischauSstelluiig der Deutschen LandwirtschaflSgefellschast in Berlin. — Archer dem Zwinger und der Frauenkirche zählt zu Dresdens charakteristischtten Bauwerken unzweifelhaft die Katholische Hoskirche. Leider ist die Zeit au diesem schönen D-enkmal Ser Bautätigkeit früherer Perioden nicht vorüber- gegangeu, ohne ihre zerstörenden Eiuilüsse auszuüben. Das konnte in um jo höherem Grade geschehe», als man zur Her stell» na des Gotteshauses in weitaus größtem Umfange Sand stein-Material von archerordenltich weicher Beschaffenheit ge wählt bat. Mil der Beseitigung der entüandeuen Schaden ist dem mit der Instandhaltung des Aerchereu der Kirche be trauten Königl. Landbauamie H eine Ausgabe erwach'en. deren Lösung mit mancherlei Schwierigkeiten verknüpft ist. Vor einigen Jahre» muhte zu diesem Zwecke der Turm bis zur Spitze mit einem mächtigen Hoizqerüst unrkleidet werden, um die verwitterten Sandsleinstückc, die bei Sturm und Regen weiter die Passanten gesühvdetcu. zu entfernen und durch neue zu ersetzen. Nachdem diese längere Zeit beanspruchende» Arbeiten zum Abschluß gekommen waren, ging man gegen die Milte des Jahres ttXK daran, auch die Außenseiten des hohen Hauptschiffes einer Reparatur, zu unterwerfen. Es war einer solche» bringend bedürftig, da sich die Einflüsse von Wind und Wetter hier sehr bemerkbar gemacht hatten und die Verwitterung bereits grohe Fortschritte verzeichnen konnte Namentlich die Unterbauten der großen Heiligenfiguren, mii denen es ebenso wie das erste Geschoß geschmückt ist. wiesen der gleichen Schäden auf, so daß eine -Senkung bei dem großen Gewicht« der Statuen nicht ausgeschlossen erschien. Zunächst wurde die dem -Theater-Platz zugekehrte Seite des Bauwerkes tn Angriff genommen und mit einer komvli,zierten Beriistnug versehen. Tue Arbeiten waren sehr zeitraubend, weil das Aus- »zpitzen deS schadhaften Gesteins nur langsam von statten ging. In den letzten Tagen hat man nun nach Fertigstellung dieser Arbeiten die Gerüstbauten auch auf der nach dem Schloßvlatz gerichteten Front zur Ausstellung gebracht. Hier sind ebenfalls Ausbesserungen verschiedenster Art notwendig. In absehbarer Zeit wird sich sonach der ganze obere Gebäudeteil wieder in einem Zustande befinden, der ibm gestattet, allen schädigenden Einflüssen mit Eriolg Trotz zu bieten. Wie sich übrigens aus den alten, von Eanaletto hergesielllen Bildern der Katholischen Hofkirche deutlich erkennen läßt, ist für den unteren Teil weißer, kür das obere Geschoß gelber Sandstein zur Verwendung ge kommen. Mit der Länge der Zeit ist freilich dieser Unterschied vom Rauch und Ruß der Großitadi völlig verwischt worden. — »Kinder, Vorsicht in der Eisenbahn!" Wie oft liest man voll den entsetzlichen Unglückssällen, welche gerade Kindern zustoßen. durch Abdrücken oder Zerquetschen der Finger usw. beim Türezuschlazen in den Eisenbahn-Abteilen. Nur wenige Augenblicke von den Angehörigen oder Mittahrenden unbeachtet, ist das 'Kind in den Anblick der Menschen aus dem Bahn steige oder auch der Gegend versunken, seine Hand arglos an sie gefährliche betreffende Stelle der Tür haltend. Ter Schaffner ruft zwar (oder auch nichts „Vorsicht!" beim Zu schlägen der Türe, was bekanntlich oft sehr kräftig besorgt wird: das Kind hört es aber in vielen Fällen nicht, achtet wohl auch auf den richtigen Sinn der Warnungsworle deS Beamten nicht, das Unglück ist geschehen und das Kind vielleicht ein halber Krüppel fürs ganze Leben. Eltern, Lehrer. Lehrerinnen und alle, die mit Kindern in der Eisenbahn fahren, sollen immer und immer wieder hierauf aufmerksam machen, besonders zur jetzigen Zeit, wo die Kinder viel in der Eiieulnihn be fördert -werden — und die'e Warnung hauptsächlich mit auf den Weg geben. Vielleicht könnte auch eine Aufschrift: »Hände fort!", an die bestehenden Schuhleisten der Abteil türen in fetter Schrift von Nutzen sein. —* Der Zirkus Sarrasani veranstaltete gestern abend eine Wohltätigkeits-Vorstellung zu gumten der Dresdner verschämten Armen, die recht gut besucht war. Nament lich nahm das elegantere Publikum in reicher Zahl an ihr teil. Die Direktion hatte die Vorstellung in vornehmer Würdigung des edlen Zweckes als eine Galcivarstellnng ausgesialtct: die Stall meister waren in die schönste» und eleganteste» Uniforme» ge kleidet. die produzierenden Künstler trugen besonders reizvolle, zum Teil sehr kostbare Kleidung. Dieser Reichtum und Aufwand solidester Pracht inuß um sc mehr »^Erstaunen versetzen, wcnn man bedenkt, daß Direktor Stosch-Tanasnni das ganze Unter nehmen fast aus nichts geschaffen und noch vor etwa 5 Jahren «SDl Straßenrand! „ llchkeit und Nächstenliebe geb ^ gelungenen Nummern de-ZirknSprogramms. darunter die tadel losen und eigenartigen Freiheits-Dressuren der Frau Direktor Stosch-Sarrasani, trat, wir vorher angczeigt, ekn Dresdner Herr als Ku »jtlchütze auf; uni nicht erkannt zu werden, trug er eine Maste, ebenso wie einer seiner beiden Gehilfen. Der andere, ein im Federkrieg-schmuck erscheinender Siouzindianer, lies, zur Einleitung der Nummer einige interessant« Lassvkünste lehr». Der Knnstschüke selbst schoß auf etwa 18 Meter rin unge fähr l>/, Zentimeter im Durchmesser bniteS Plättchen mit töd licher Sicherheit zuerst mit einem gewöhnlichen Schuß, dann mit seitlich gedrehtem Gewehr intt einer Hand und schließlich rück wärts niit Hilfe eines Spiegels. Mit einem Pistolenschuß zün dete er ein gewöhnliche- Zündholz an und löschte das brennende wieder aus. DaS Zerschneide» einer Visitenkarte mit einer Kugel gelang nicht, wohl weil die Karte leicht verbogen war, dagegen fiel eine 5 Millimeter große Kerze vom Halse einer Flasche auf den ersten Schuß. Tosenden Beifall erregte das Zerschießen eines sich bewegenden Zwirnsfadens und ein Schutz durch einen Fingerling, den der Assistent de- Schützen zwischen den gespreiz ten Fingern hielt. Den Schluß bildeten zwei Treffer zu gleicher Zeit »nt zwei Kugeln aus übercinanderstehende Gegenstände. Tie übrige Vorstellung verlief glänzend. Beifall errangen beson ders die Vorführung der Elefanten durch Direktor Sarrasani. die Japaner, die Marokkaner und die in Freiheit dressierten sechs Schimmel. — DaS finanzielle Ergebnis der Veranstaltung war ein recht günstiges, konnten doch 972 Mk. 65 Pfg. an das Armeilamt adgefuhri werden. — Fallobst! Die Kindcrwelt hat allezeit schwere Ver suchungen durchzumachen. Das kleine Herz schwebt zwischen zwei gewaltigen Magneten: Dummheiten machen und die Nasch sucht befriedigen. Jetzt zur schönen Sommerszeit findet sich für beides vollauf Gelegenheit. I-n Nachbars Garten stehen Obstbäume. Ihr Blütenzauber im Mai hinterließ wenig Ein druck in den kindlichen Gemütern. Um so mehr imponiert ihr Früchtesegen. Ob die winzigen Birnlcin reif sind, ob die grünen Aepfelchen sich beißen lassen — was kümmert das den kindlichen Gaumen. Sie sind schon sichtbar, Grund genug, mit Mützen und Pantoffeln danach zu werfen. Was unten im Grase liegt, hat der freundliche Wind für seine kleinen Freunde herao- geschüttelt. So denkt der kindliche Egoismus. Tie grünen Früchtchen sind zwar hart wie Knochen, sauer wie Essig und verursachen jedesmal den wohlbekannten Zustands den die Kinder harmlos als „Bauchkneipen" bezeichnen, sür den der Arzt aber ganz andere Namen kennt, daß den besorgten Eltern himmelangst wird. Darum empfiehlt es sich, den kleinen Buben und Mädchen in dieser gefahrvollen Periode recht gründlich auf die Finger zu sehen »ns wenn nötig wohl auch zu klopfen' Freilich sind Schläge und Moralpredigten noch lange kein Heil mittel. Auch in diesem Falle gibt cs nur einen richtigen Weg: Schnell zum Arzt! Und will der kleine Missetäter auch nicht mit der Sprache heraus, dem scharfen Blick der Wissenschaft enthüllt sich manches, was das Elternauge in Liebe oder Strenge übersehen kann. —* Polizcibericht. 1. August. Am Montag lies aus der Ziegelstraße ein 8jähriger Knabe in eine Droschke hinein, wurde umgerissen und erlitt einen Bruch des linken Daumens. — In Pieschen erhängte sich gestern früh ein in Schwermut verfallener Werkmeister. — In der Seevorstadl wurde am Montag, im Keller seines Arbeitsherrn liegend, ein Markihclser vorgefunden, der angab, in selbstmörderischer Absicht Cyankali genommen zu haben. Obgleich ein hinzugezogencr Arzt eine Gesahr sür das Leben und die Gesund heit des Lebensmüden nicht vorliegend erachtete, wurde dieser mittelst Unfallwagens in das Friedrichstädtcr Krankenhaus überführt, lieber den Bcivegarund zu seiner Handlungsweise bcskagt, verweigerte ergebe Auskunst. — An der Rutschbahn von Kreiser. -Ecke der Straße 6o und 5 b der Festwiese, sind wiederholt Taschendieb stähle verübt worden, weshalb dort für jedermann Vorsicht geboten erscheint. —* Auf der Freiberger Straße, in der Nähe der Gärtner gösse versuchte heute vormittag in der 7. Stunde ein junger Mann von einem in Fahrt befindlichen Straßenbahn wagen a b z u s p r i n g e n, kam aber zu Falle, und zwar so unglücklich, das, er unter den folgenden Anhängcwagcn geriet, -wodurch dem Bedauernswerten der linke F u ß fast vollständig abgefahren wurde. Der schwer Verunglückte wurde mittelst Krankenwagens in das städtüchc Krankenhaus gebracht. —* Heute vormittag in der 9. Stunde entstand in dem Späukcllcr einer Tischlerei im Grundstück Tclbrück- slraße 12 Mörstadt Löbtau) ein Brand, durch den eine größere Menge Hobeispäne vernichtet und ein Kindersahrstuhl üsw. zerstört wurden. Die herbeigcrusene Feuerwehr mußte des undurchdringliche» Ouatmcs wegen mit Rauchmaske vor- gchn. konnte aber mit einer Schlauchleitung den Brand bald ersticken. —* DaS kürzlich im Waldpark zu Weißer Hirsch abge haltene W a ld se st hat der dortigen Ktnderbewahraiistalt einen Reinertrag von etwas über MO Mk. erbracht. —* Neustadt i S.. 3l. Juli. Herr Kreishanptmann j Dr. Rumpelt weilte heute seit seiner Amliernng zum erstenmal s hier, um ini Beisein der Heiden städtischen Kollegien den auf ! Lebenszeit gewähl'e» Herrn Bürgermeister Dr. Wincklcr in Pflicht zu nehmen. Im Anschluß hieran besichtigte der Herr Kreishanpt- ! mann die Lnugenheilanstalt „Heilstätte Hostvald" um ihrer Schulden halber refüsicrt, die sich auf ein paar Millionen belaufen sollen. Könige «nd Schauspieler. Der Präsident der französischen Republik hat kürzlich bei dem Schauspieler Coquelin ein Frühstück eingenommen und damit einen Beweis dafür gegeben, wie hoch heule Schauspieler in der Achtung und Gunst der Regenten stehen. Jene Zeiten, in denen der Stand des Schauspielers als ein unehrenhafter ver- achtet war, sind jL längst dahin: ober auch früher rxibeu sich die Herrscher am ehesten über die Vorurteile der Menge hinweg- gesetzt und es immer als ihr schönes Privileg angelegen, mit den Nachfahren des alten Thespis ein sreunojchastuches Ver hältnis zu unterhalten. Schon die Könige des Mittelalters waren von Spicilculen. Gauklern und Sängern umgeben, und u, mouchec Chronic liest man von dem EinsIuß,Z)en der Spaßmacher uno Histrio aifl den Herrscher gewann. So wenig wir von dem Verhältnis rshakespeares zur Königin Elisabeth von England wissen, so mag es doch cinDrcundschaftliches, ja vielleicht sogar iutimcS gewesen sein, denn Shakespeare hat in seinen Dichtungen ernst iino giiiig zu ihr geredet und in manchen Anspielungen ein seines Ver ständnis für ihren Charakter bewielen. Als die Königin bei der Ausführung eines der Köuiasdrannen einst über die Bahne ging und dabei ihren Handschuh lallen ließ, soll ihn Shakespeare aufgehoben und ihn ihr, ohne aus seiner Rolle zu fallen, öder er die Worte improvisierte: „Wir halten >sg« reicht haben, indem ein in unsevm edlen Streben, um a-uszuheben unserer Nichte Hanhschuh." Ludwig XIV. hat Moliöre au seine Tasil gezogen und an seinen Arbeiten regen Anteil geiwinmen. ja hat an dem Scenarium cineS Balletts, in dem der .König selbst austrat, sogar mitgearbcitet. Schon in frühester Jugend, so erzählt der „Gaulois", ist der spätere Sonnenkönig mit Schauspielern in Berührung gekommen. Es wird berichtet, daß Lndwia XIII. als der kleine Dauphin erst drei Jahre war, den italienischen Komödianten Finrelti an den Hof komme» ließ, dainil er den Kleinen durch seine lustigen Späße ergötze. Scaramonche — so hieß der Schauspieler nach der lustigen Figur der Stegreif- komödie, die er ivielte — erschien in icincm düsteren und grotesken Kostüm, ganz in Schwanz gekleidet, seinen Papagei auf der Schulter, den Hnnd uoter dem Arm. Sic Guitarre in der Hand. Dann sang er rin italienisches L'ed. dessen Rsicain das Kläff« des HnitdeS und das Krähen des PapagcT begleitete. Ludwig XIII.. der sonst nicht leicht lachte, konnte sich bei dieser merkwürdigen Vorführung des lauten Lachens nicht enthalten, 'nährend der Knabe ängstliche Schreie ausstieß. Je mehr das Kino schrie, um so mehr lachte der König, und der Komödiant trieb cs immer toller mit seinen phantastischen Fratzen und 'einer tollen Lustigkeit. Als der Dauphin schließlich vor Ent setzen ganz blaß wurde, erhob die Königin Einspruch. Ta aber bat Scaramonche. daß mau ihm gestatten möge, das Kind in seine Arme zu nehmen, er wolle cs schon wieder beruhigen. Und er glättete die höhnische und verzerrte Maske seiner Züge, er wugte so liebreich und freundlich zu cricheiiien, jo niedliche Späße zu erfinden, daß der Thronerbe schließlich laut in die Hände klaischte und sich königlich amüsierte. Die Königin Marie Antoinette hatte zu ihrer besonderen Freundin die Schauivielcrin Montanier erkoren, die jeden Morgen dem Lever der Köniain beiwohnen mutzte und ihr Theater in Versailles leiietc. Alan erzählt, daß später Barras dieselbe Muntauler acrn mit dem gingen Bonaparte verheiraten wollte, daß die berühmte Schauspielerin den Offizier aber zu „gelb uns maaer" gefunden haben soll. Jedenfalls machte Napoleon in ihrem Salon die erste Bekanntschaft mit Schau- wielern »nd lernte hier auch Talma kennen, der später der Freund und Lehrer des Kaisers werden sollte. So hock Navoleon aber den berühmten Tragöden mich schätzte, so vcrlie, er ihm doch keinen Orden. weis, wie er sagte, „das Kreuz der Ehrenlegion von dem, der damit ausgezeichnet ist, stets getragen werden muß, und ein Schausvicler cs sich nicht an die Brust Helten kann, wenn er Komödie spielt". Unter ähnlicher Be gründung bat später auch Kaiser Wilhelm I. die Dekorierung von Schanipielern obgclehnt. Ein besonders eifriger Verehrer der Schauspielkunst war Kaiser Alcrander lk. von Rußland, der sich fall jeden Abend ini Theater Michel in St. Petersburg einfand. Er stand mit den Komödianten aut sehr froundschastlichem Fuße, plauderte mit ihnen und bot den Damen Bonbons, den Herren Zinarctten an. Am Tage des Attentates iin „Wintergarten", als alle Welt bleich und verstört war, begab er sich ruhig ins Theater und iagte lächelnd: „Deswegen wollen wir doch nicht den Anfang der Komödie versäumen." Er würde jedenfalls eine Vorstellung des „Tartiisse" oder der ..Kamelicndamc" nicht unterbrochen haben, wie dies der Sultan einmal tat, der mitten im dritten Akte verlangte, daß die Schauspielerinnen „'arzeu" sollten. Zur vermlttluna tm Zwtckauer Maurerfteeik bat sich Obribürgermelster «eil anaeboten. Di« Gtntklettuna bat sich daraufhin zu Einigung-Verhandlungen bereit erklärt, ebenso der ^ , Manrergewerbr. Heut« begannen dir t. Da» Srieg-aericht der SS. HidMm» NntervsfiZler der 2. Kompaank de nen tS in Bautzen, Gustav Ernst Bruno Arbeitgeberverband tm Mäurergewerbr. Heut« i-raannen dir Verhandlungen. —* Militärgericht. verhandelt gegen den 1 108. Jnsanter,eURegiment- ... Sach«r. geboren ckm 27. Mai 1885 in Dohna bei Wrrsenlstein. Er lst bcichuldiat. am 5. Juli nachmittag- den Soldaten Erter beim Gewrhrretnigen an» Kinn gefaßt und fünfmal «it der Faust seitwärts an den Hals und mit dem Notizbuckw in» Ge sicht geschlagen zu haben, außerdem aber soll er Erler mit „Lump" btteichnet und angekneen haben. Der Angeklagte be. streitet bei semer Vernehmung die ihm zur Last gelegten Schläge «egen den Hals Erler-, ebenso wie da- Anspucken, und will ihn -nr „geschubbt" haben, dagegen gibt er den Schlag mit dem otizbuche zu. ' ' " "" ' K Hinsichtlich deS Anspucken- führt der Angeklagte falsches Gebiß habe und daber beim Sprechen »n, daß er ein falsches Gebiß habe und daher beim «Löpre^... i sprudeln pflege. Im übrigen stellt er Erler bezüglich seiner ..ührung und Anstelligkeit al-Soldat in zweiselhafteS Licht, gibt auch der Verwunderung darüber Ausdruck, daß über Erler eine Beurteilung seitens des KvmpagniechefK nicht vorliege. Erler behauptet auss bestimmteste, geschlagen und angespieen worden z» sein, und bekräftigt daS letzter« noch besonders dadurch, daß der Angeklagte schon vor dem inkriminierten Vorfälle einige Male die Aeußcrung getan habe, daß er, Erler. da- Anspuckcn nicht wert sei. Ein als Zeuge geladener Kamerad Erler- de- slättat einen Teil der Behauptungen der Anklage. Mit Rücksicht auf den Mangel einer Beurteilung Erlers als Soldat beschließt das Gericht, die Sache so lange zu vertagen, bis eine solche vor- liegt. — Der Oberjäger der 4. Kompagnie beS 12. Jägev- b-alaillons in Freiberg Otto Felir Scheffler. geboren am 11. Dezember 1884 i» Eibenstock, ist anaeklagt, weih er im November 1905 den Rekruten Pietzsch beim Turnen 20 bis 25 Mal an den Oucrbanm und 20 bis 30 Mal über die Schnüre hat springen lassen. Die Folge davon war. daß Pietzsch Seiten- steche» bekam und vollständig erschöpft war. Außerdem soll der Angeklagte zu Pietzsch gesagt haben: „Lump, wenn Du mir nicht zu leid tätest, würde ich Dich nicdcrstechen." In der Folge machte sich bei Pietzsch eine Anschwellung des Äein«s geltend, dcretwcgen er 14 Tage revierkrank und einige Zeit darauf auch »och laznrettkrank war. Im letzteren Falle wurde «ine Knochen- weisaufnabme finden die Straftaten Schefflers durch die Zeugenaussagen größtenteils Bestätigung, und der ebenfalls als Zeuge geladene Feldwebel Schesslers, der zu der Drillerei bin- zugekommen ist, sagt aus, daOer Pietzsch sofort habe ins Glied treten lassen: auch habe er Schesfler schon vorher darauf auf- eckhielt und sich an die Kompagnie wendete. Die Folge davon war die Anklage gegen Schcssler. Bei seiner Vernebmuny vor Gericht schützt der Angeklagte vor, sich auf die Einzelheiten des fraglichen Vorfalles nickt mehr besinnen zu können, außerdem aber will er oftmals sich in sehr erregtem Zustand« befind«». Er hebt weiter hervor, daß er nicht nur Pietzsch. sondern alle übrigen Leute sehr streng behandelt habe, da er von dem Grund sätze ausgehc. daß Rekruten streng behandelt werden müßten. DaS Urteil lautet wegen Beleidigung eines Untergebenen ans 3 Tage mittleren Arrest. — Amtsgericht. Der Maurerlchrling Bruno Arno Haupt-- mann beging, obwohl er erst 14 Jahre alt ist, -eine recht grohe Rüpelei. Am 18. Juni begegnete er am Eisenbahndamm in- der Neustadt gegen 8 Nhr abends einer Frau, die er durch schamlose Reden und Handlungen beleidigte. Die Ehrverletzte stellte Strafantrag gegen den jungen Burschen, gegen den unter Aus- schluß der Ocssentlichkcit verhandelt -wird: das Urteil lautet auf 2 Monate Gckiängniö. — Der Gürtler Heinrich 'Hugo Bayer aus Kesselsdors beleidigte während der MetallarbeiterÄus- sperrung weiterarbeitende Metalljchl>eifer, die er in einer Schankwirtschast getroffen hatte. -Dieses Verhalte« trägt dem Angeklagten 30 Ack. Geldstrafe ein. — Der in Loschwitz wohn hafte Arbeiter Robert Emil Faust kennt in seinem Jähzorn keine -Grenzen, wenn -er betrunken ist. Seine Ehefrau muß sich Tag und Nacht abmühen, um den Unterhalt für beide bestreiten zu können. 20 Jahre sind die Eheleute miteinander verheiratet: seit 13 Jahren ist die Ehe für die Frau Immer unerträglicher geworden. Faust arbeitet nicht, er pflegt für gewöhnlich in die Heide zu gehen, und »erlangt seiner Frau, um bc, -lesen Partien Schnaps miiuehmen -zu können, noch Gekd ob. So auch .am 19. April. Die Frau besaß aber nur noch >13 Pfg. in ihrem Vermögen, da sic -an dem Tage Verschiedenes zu be zahlen achabt hatte. Ihr Mann glaubte das micht, schloß den Kohlenscbupven ab und entfernte -sich. Die Frau brauchte Feue rung und sah sich deshalb gezwungen, den Schuppen latGn- brechcn. Als Faust aus der Heide zurückkam und den Schuppen aeösinet fand, ging er zu seiner Frau, die im Nachbargrundstück Wäsche sür andere wusch. Mit erhobenem Beil drohte der schon wieder betrunkene Faust, seiner Frau den -Schädel spalten zu wollen. In der Hauptvcrhandlung erscheint die 48 Jahre alte Frau mit völlig verbundenem Kopse, den« am -Vorabend hat sie wieder einen Angriff ihres Mannes .abzirwehren achabt, der ne mit der Kohlenschamel so heftig aus de« Kops schlug, daß sie aus zwei siaffeuden Wunden.stark blutete. Bor Gericht ver hält sich der Angel'acfle ziemlich kühl. Der zweit: Vorgang ist ebenfalls zur Anzeige gelangt, kommt indes erst in einem späte- reu Termin z-»r -Aburteilung: für-die Bedrohung mit dem Beil wird er zu 3 Monaten Gcfänanis verurteilt «nd sofort in Hast genommen. — Der 17jährige Lausbursche Willi Arthur Frauze batte nach Verbüßung von 2 Monaten Gefängnis, die er wegen Sittlichkeitsverbrecheus erlitt, in einem Äleidermagwär» Be schäftigung «esunden, in dieser Stellung ober über 200 Mk. ver- niitreüt. die er beim Amstragen der Ware von den Kunde« ei«- kassicrt hatte. Einen großen Teil des unterschlagenen Geldes hatte er mit Altersgenossen vergeudet. Franze ist geständig: er erhält 3 Monate Gefängnis und wird sofort festgenommen. — .Die Former Bruno Lenk und dessen Bruder August Lenk, sowie Emil Walther gingen am 19. Mai auS GäblerS Fabrik in Radebeul kommenden Metallarbeiter« bis Trachau nach und wirkten durch Beschimpfungen aus sie «in, die Arbeit während der Aussperrung der organisierten -Metallarbeiter niederzulegen. In -diesem Verhalten ist eine Beleidigung, zu gleich aber auch ein Vergehen gegen die Gewerbeordnung zu erblicken. Das Urteil lautet auf je 1 Woche GesängruS. Slus den amtlichen Bekanntmachuna«». Als -S t a dt h cb a m m e n sind eidlich in Pflicht genom men worden: Anna Marie Günther geb. Herrmann. Seidnitzer Platz 6, 4.: Marie Mühle aeb. Protze, Leipziger Straße 28. 2.: Frieda Therese Richter aeb. Päßlcr, Mopstockstraße 45, 1.; Therese Anna Niese geb. Bräutigam. Leipziger Straße 169, L: Wilhelmine Ida Tetzner geb. Wenzel, GambrnuMraße n, Erdgeschoß. Vom 2. August ab wird die Hohe Straße, zwischen Bismarck, und Loübnitzcr Straße, wegen Schotterdecken-Erneue- rung »nd vom 6. August ab die Morihstraße, zwilchen König Iohann-Strciße und Neumarkt, wegen Kanatumba-ueS, und die B v ckl i n str a h e, zwischen Trachauer Straße und dem Grnndstück Nöcklinstraße 5, wegen Einbau des Absang kanals auf die Dauer der Arbeiten für den Fahr- «nd Reit- vcrkehr gesperrt. — Mil dem Kanalbau in der Kändler- straße in ganzer Länge soll am 13. August begonnen werden. HandelSreglsitr. Eingetragen wurde: die Gesellschaft L. Bayer L-Co., Gesellschastmit beschriinktervaktung, Zweig niederlassung Dresden, in Dresden, Zweigniederlassung der tn Hamburg unter der Firma §,. Bauer L Co.. Gesellschaft mit beschränkter Sastung. dall das Stammkapital drettzunderlsünszigiausend Mark drträgt und daß »u GeschSflSillbrern bestellt sind die Kaufleute SlgiSnnmd Simon »nd Bern hard Simonsen Berlin, beide in Hamburg : - daß die affen« »anders- aeseMcbast Lugo SänigNachs. in Dresden ausgelSst, Paul Robert Schlicke auSgeschieden ist und daß der Kaufmann Arthur Paul Bruch holz das Handelsgeschäft und dir Firma fortfübrt: — daß dt« Firm» H. Baver L Co. in Dresden, Zweigniederlassung d»S tn Hamburg unter derselben Firma bestehenden Hauptgeschäfts nach Uebertragung de» Handelsgeschäfts an eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung »rkoschen ist. Zwangsversteigerungen. Im Dresdner «mtSgerichtS- , zwangsweise verllrlgert werden: da- im Grundbuch« 8 sür DreSden-Nenstodt Blatt 1 lg au' den Namen des Baumeisters
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