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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188005128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800512
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-12
- Monat1880-05
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1880
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Nrdettt», »t «medttte» JvhamnSgasir »S. HMchst»,»», »rr »«»«rttmu vormittag« 10—ir Uhr. Nachmittag« <—« Uhr. RÄ» »»cht^^^ed-ctt«» »ich« e der für dir nächst. Nvmmer desttmmtru ,, Wochentagen bt« Nachmittags, an Sonn- ,e« früh bis'/,» Uhr. L» de» FtUate» für Z»s. Taeahme: vtt» Klemm. UmversitLtsstr. 22. AmUH Lüfche.statbarinmstr. 18. p. m»r bis '/.3 Uhr. UtiWM.Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalzeschichle, Handels- und EeschDSvnkehr. ««Na,- IS,«««, Ade« »rmeateerrt» viertelt. mcl. Brinaerlohu b ML. durch die Post bezogen « Ml. Jede einzelne Stummer 2« Pf. Belegexemplar lü Pf. Vedüdre» für Extrabeilagen ohne Postbrfbrdrrung SS Mi. mit Postbefvrderuog 48 Ml. Zaserate Sgefp Petitzeil« 20 Pf. Größe« Schriften laut unserem PreiSverzrichniß — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reklame» »«Irr drw Ledatttoaeßrtch die Spaltzeile 40 Pf Inserate sind stet« an d trpedttte« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung praevawaraaöo oder durch Postvorschuß. 158. Mitttvoch den 12. Mai 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung, städtische Sl«komr«e»fteuer betreffend. Nach dem im Einvernehmen mit den Stadtverordneten gefaßten Beschlüsse ist der erste Termin der städtischen Einkommensteuer den 15. Mai dieses Jahres und zwar mit de« fünffachen Betrage des einfachen Steuersatzes fällig Die Beitragspflichtigen werden deshalb ausgesordert, ihre Sleuerbeträge spätesten- binnen 14 Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an die Stadt-Steuer-Einnahme, Brühl 51^ 2 Stock, bei Bermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintretenden Maßnahmen abzufübren. Bezüglich der gleichzeitig mit zur Erhebung gelangenden persönlichen Anlage für die evangelisch- lutherischen Kirchen in Leipzig verweisen wir auf die untenstehende besondere Bekanntmachung. Leipzig, den 11. Mai 1880. Ter Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung, die persönliche Anlage für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig betr. Auf Grund von fl. 7 des Regulativs über die Erhebung der Anlagen für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig vom 10. Juli 187S wird andurch bekannt gemacht, daß die zur Deckung der Fehlbeträge der diesigen Parochien aufzubringenden persönlichen Anlagen von allen mit über 800 jährlichem steuer pflichtigen Einkommen zur Staatseinkommensteuer geschätzten beitragspflichtigen evangelisch-lutherischen Glaubensgenossen mit dem vollen Betrage deS einfachen städtischen EinkommensteuersatzeS aufzubringen und je zur Hälfte zu den für Erhebung der städtischen Einkommensteuer festgesetzten Terminen zu entrichten find. Die erste Hälfte gelangt demnach den 15. Mai dieses Jahres zur Einhebung und eS werden die Beittagspflichtigen aufgefordert, ihre Beträge binnen 14 Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an die Stadt-Steuer-Einnabme, Ärübl bl, II. Stock, abzufübrkn, da widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen die gesetzlichen Maßnahmen einzuttelen haben. Liefe Bekanntmachung gilt als legale Benachrichtigung der Euntribnenten. Etwaige Neelamattonen find hinnen drei Wochen, von dem erstmaligen Abdruck dieser Bekannt machung ab gerechnet, bet der Steuerabtheilung des NathcS, Brühl 51, III. Stock, anzubrtngen. Insoweit Reclamationen sich gegen die Höhe der der Veranlagung zu Grunde gelegten staatlichen Ein schätzung richten, sind selbige als unzulässig zurückzuweisen, doch sollen die auf Reclamationen gegen die Einkommensteuer erfolgten Entscheidungen ohne Weiteres für die Herbeiziehung zu den kirchlichen Anlagen Gültigkeit haben. Lechzig, den 11. Mai 1880. Der «ath der Stadt Leipzig vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung. Die Erdbewegungsarbriten, sowie die Hersteäftmg von Provisorischen Macadambahnen in verschiedenen Straßen deS nördlichen Bebauungspläne« sollen an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im RathS-Bauamt, RathhauS, 2 Etage, Zimmer Nr. 18, au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und Mit der Aufschrift EröbrwegungSarkeiten in den Straßen des nördlichen Bebauungsplanes betr. verschen ebendaselbst und zwar bis zum 19. Mai d. I. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 5. Mai 1880. TeS Naths der Stadt Leipzig Straftenbau^eputation. Bekanntmachung. Läng« des BolkSschulgebäudeS an der Sebastian-Bach-, Hauptmann- und Hiller-Sttaße sollen Granit- platten und bez. dergleichen Schwellen gelegt und die damit verbundenen Steinmrtzarbeiten an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Rathhaus, 1. Etage, Zimmer Nr. 18, auS und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift ..«rauit-TrottoirS a» der Volksschule" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 19. Mai d. I Nachmittags 5 Uhr ein,»reichen. Leipzig, am 5. Mai 1880. Tcs Naths der Stadt Leipzig Sirastenban-Teputatio». Bekanntmachung. Ungeachtet der Vorschrift in fl 4 Abs. 2 der revidirten Sparcaffen-Ordnung vom 84. Juni 1877, wo nach die bei der hiesigen städtischen Sparcaffe auf ein und dasselbe Sparkassenbuch deponirten Beträge die Summe von 1599 Mark nicht übersteigen dürfen, haben die Inhaber einer größeren Anzahl von Svar» cassenbücbern, deren Nummern nachstehend unter G verzeichnet sind, durch zum Theil während längerer Zeit unterbliebene Abhebung der Zinsen, ihre Einlagen über den Betrag von 1500 .4t anwachsen lassen. Unter Hinweis aus die obcnaedackte statutarische Bestimmung, sowir darauf, das; rücksichtlich der über 1599 Mark überschtetzenden Beträge die Verzinsung weggefallen ist, fordern wir demgemäß die In haber der betreffenden Sparcassenbücher auf, die entsprechenden Mehrbeträge ehebaldtgst zurückzunehmen. Leipzig, den 3. Mai 1880 Ter Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. G Serie I. 14828. 28418. 31495. 3354t. 37287. 40008. 40534. 40852. 40874. 41098. 41131. 41219. 41408. 43123. 47373. 48528. 50428. 52971. 53407 . 54190. 54599. 54874. 58852. 57153. 59108. 82101. 82899. 83308. 84228. 68175. 88857. 87850. 88282. 69234. 70149. 70522. 70838. 74387. 78341. 78978. 77545. 79300. 79808. 79815. 81260. 83179. 84l8l. 85449. 87125. 87188. 87909. 88142. 90215. 81349. 91549. 91888. 93019. 94318. 94537. 95407. 95889. 98280. 98932. Serie II. 2380. 2792. 3787. 3837. 3838. 4028. 4395. 4513. 4708. 8221. 6275. 9799. 10002. 10003. 10094. IWI'i. 119.N. 12420. 18281. 18441. 18588. 18587. 18777. Bekanntmachung. Die von uns am 28. April d. I. zur anderweiten Vermiethuna versteigerte Hofwohnung im 3. Stock werk deS rechten Seitengebäudes deS Hausgrundstücks Sellie,S Hof ^ ist dem Höchftbieter zugeschlagen worden und werden deshalb die übrigen Bieter in Gemäßheit der VersteigerungS- bedinqungen ihrer Gebote hiermit entlasten. Leipzig, den 3. Mai 1880. Ter Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stoß. Bekanntmachung. Die in den Ratbs-Forstrevieren erstandenen Holzer sind innerhalb 14 Tagen abzufahren, widrigenfalls nach den LicrtationSbedingungen verfahren werden müßte. Leipzig, am 5. Mai 1880. Des NathS Forstdeputation. Bekanntmachung. Die Vergebung der in unserer Bekanntmachung vom 14. April d. I. ausgeschriebenen Lieferung von 300 Schulbänken ist erfolgt, und werden daher die nicht berücksichtigten Herren Bieter hiermit ihrer Gebote entlasten. Leipzig, den 8. Mai 1880 Der SchulauSschust der Stapt Leipzig. vr. Panitz. Wilisch, Aff. Bekanntmachung. Die am 20. November 1879 hier verstorbene Frau Earoline Friedrike verw Wenck, geb. Sehnisch, hat in ihrem Testamente der vienerfche« und der Mendeschen Bliudcusttftung je ein Legat von Dreihundert Mark ausgesetzt. Nachdem wir die Annahme dieser Legate beschlossen haben, sprechen wir hiermit unfern aufrichtigsten Dank dafür aus. Leipzig, den 10. Mai 1880. Der »ath der Stabt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Wegen Umpflasterung der Netchsstrafte wird VNselbe und zwar zunächst vom 18. Mat er. ab auf der Strecke vom Brühl bis zum Böttcher- und <üoldhahn-«ähchen auf die Dauer von etwa zwei Wochen, sodann aber auf der Strecke vom Böttcher- und «oldhahn-Eätzchen bis zur Grtmmatschen Strafte auf die Dauer von etwa zwei weitere« Wochen bis zur Fertigstellung des Pflaster« für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 10. Mai 1860. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Die Llbschiffsahrlsacte im Reichstage. ** Berlin, 10. Mai. Der Reichstag setzte beute die Berathung über die revidirten Elbschiff- sahrtSacte fort. Die Sonnabend-Rede des Fürsten BiSmarck hat die Spannung nicht gelöst, die Uber der inneren Politik der letzten Wochen lagert, sie hat nur neuen Zündstoff in die schwüle Situation hineingetragen. Etwas wie die Borahnung einer großen Krisis geht durch die deutsche politische Welt, einer Krisis, die dadurch Nichts an der Wahrscheinlichkeit ihres Eintritts verliert, daß noch nicht einmal ihr Gegenstand mit Sicherheit zu bestimmen ist. Zwar die unmittelbar drohende Gefahr für Hamburg ist als aufaeschoben, wenn auch nicht als aufgehoben anzuseyen. Auch hier wird trotz des Versuches mit einer neuen Nummer derselbe Faden gesponnen, und das Hinüberspielen der pathetischen Versassungs- srage in die trockene Zolltechnik einer harm losen Grenzreaulirung wird zur endlichen Er reichung de» Ziele« um so wirksamer beitragen, als den grundsätzlichen wie den Gelegenheitsgegnern de- Fürsten BiSmarck der mächtige Schild der Reichsverfassung aus der Hand genommen ist und sie fortan in ungedeckter Stellung mit wesentlich schwächeren Waffen zu kämpfen haben. Kein Zweifel, der Reichskanzler hat einen Rückzug an getreten, doch wie der Parther versendet er noch ,m Fliehen die schärfsten Pfeile. Wer hat ihn zum Rückzug genvthigt? Und war e- nur da» Cen trum allein, dem sein Pfeil galt? Man hat da« jüngste diplomatische Rundschreiben de« Kanzler« im Hinblick auf die begleitenden Umstände und auf die überraschende Schnelligkeit seiner Veröffentlichung einen Appell an daS Volk genannt. Vielleicht wäre eö umgekehrt angemessen, die Rede deS Fürsten BiS marck al« eine diplomatische Note zu charakterisiren, die nur zufällig an die Adresse deS Reichstage« qelangte und die im letzten Grunde an die deut sche» Regierungen gerichtet war. Wir glauben nicht, daß gerade bei diesem Anlaß die liberale Partei zwingende Ursache zu einer verbitternden Abrechnung mit dem leitenden Staatsmann habe ; e« will uns scheinen, als ob dieser nicht alle Karten seines Spieles bereits aufgedeckt hätte, und alS ob der Einsatz des Spieles zu unbestimmt wäre, um nicht ein vorläufiges Abwarten und Zusehen vorzuziehen. Das kann indessen nicht hindern, die materielle und rechtliche Seite der Frage unentwegt im Auge zu behalten. Was nun die heutigen Debatten anbetrifft, so hatte die große Rede des Reichskanzlers vom Sonn abend so bedeutsame Gesichtspunkte ausgestellt und so scharfe Angriffe gegen sämmtliche großen Par teien gerichtet, daß die ersten Redner und Führer sich berufen fühlten, sich mit diesen Darlegungen abzufinden und die Bestrebungen ihrer Parteien zu rechtfertigen. Die zunächst vorliegende Frage, die ElbschifssahrtSacte, und selbst die Frage der Freihafenstellung Hamburgs trat hinter die großen principiellen Erörterungen stark in den Hinter grund. Der Reichstag,' dessen Sitzungen sonst die ganze Zeit über in auffallender Ruhe, Trocken heit, säst Mattheit verlaufen waren, schwang sich zum Schluß, durch die Rede des Reichskanzler« angeregt, noch einmal zu einer außerordentlich lebhaften Auseinandersetzung auf. Er fühlte vor ThoreSschluß noch einmal das Bedürfnis sich über so Vieles auszusprechen, waS ihm aus dem Herzen lag und bisher nicht zum Ausdruck gekommen war. * * » SitznngSvertcht. * Berlin, 10. Mai. Der Reich-tag setzte heute die zweite Berathung der revidirten Elbschifs- fahrtSacte fort. Aba. v. Kardorff wendete sich zunächst «epen den Ava. Windthorst und suchte die Anklage Desselben, daß der Staat den Kulturkampf muthwilllg vom Zaune gebrochen habe, durch die Thatsach«, daß der erste Anlaß des Kampfe- durch den Versuch de« CentrumS, das Deutsche Reich für eine Wiederherstellung der weltlichen Macht de» Papste» zu engagiren, herbeigeführt worden sei, zurück zuweisen. WaS den vorliegenden Antrag der Lommisfion »ei reffe, so habe bereit« der Reichskanzler in ver nichtender Weise die Rechtsdarlegungen der Abge ordneten Delbrück und Wolffson widerlegt und die patticularistffchen Motive des Letzteren klar dargelegt. Die Freihandel-Partei scheue sich nicht, diesen Par- ticulanSmu« zu unterstützen, weil sie in der Freihafen- ftellung Hamburg« einen wirksamen Factor im Kampfe gegen daS neue Wirthschaftssystcm erblicke. Man be haupte, daS Aufgeben der Freihafenstellung Hamburg« und Bremens werde den Ruin dieser Handelsplätze hirbeisühren. Das Emporblühen Lübecks seit dem Eintritt in den Zollverband während des gleichzeitigen Niedergang- des Handelsverkehrs von Hamburg und Bremen beweise das Gegentheil. Er gebe der liberalen Partei anheim, ob sie trotzdem jenen particularistischen Bestrebungen ihre Unterstützung gewähren oder dem Appell des Reichskanzlers zu Gunsten der nationalen Einheit folgen wolle. Die Wahl könne nach seiner Ansicht kaum schwer sein. Abq. Birchow constatirte, durch die Ausführungen des Vorredners sei ausdrücklich anerkannt, daß die Tendenz der Vorlage direct siegen die Freihafen- ttellung Hamburgs gerichtet se,. Der Reichskanzler habe vorgestern allerdings erklärt, daß Niemand daran denke, das Reservatrecht Hamburgs anzugreifen, nach den ihm selbst zugegangenen Mittheilungen habe jedoch der Fürst Bismarck im preußischen Ministerium die Frage einer Beseitigung der Freihafenstellung direct aufgeworfen und auf den Einwand deS Finanz- minister-, daß der Art. 34 der Reichsverfaffung ent- gegenstehe, auf die ElbschissfahrtSacte als aus das geeignete Mittel zur Beseitigung deS Widerstandes der Stadt Hamburg hingewiesen. Ob die Freihafen stellung für Hamburg und für Deutschland nützlich sei, darüber wolle er nicht entscheiden und behalte sich vor, wenn man ihn von der Unhaltbarkeit lene« Ver hältnisses überzeuge, nach Kräften auf dessen Besei tigung hinzuwirken. Hier handele es sich ausschließlich um dre Rechtsfrage, und diese sei nach der klaren Darstellung des Referenten unzweifelhaft zu Gunsten de« Commissionsanttages zu entscheid«». Wenn der Reichskanzler glaube, daß die Fortschritt-patte» ihm mit einer gewissen persönlichen Antipathie entgegen- trete, so irre er sich. Die Fottschritt»vattei habe wiederholt, wenn auch nicht oft, Gelegenheit geerbt, Maßregeln de- Reichskanzler«, die sie al« zweckmäßig anerkannte, zu unterstützen; wenn der Reichskanzler aber sich als den Vorkämpfer de« deutschen Ein- heitSgedanken hinstelle, so dürfe man chn doch daran erinnern, daß die Fortschrittspartei di« Trägerin diese» Gedanken« gewesen sei zu einer Zeit, als der Reichskanzler denselben noch lebhaft bekämpfte Wenn der Letztere beute über particulariftische Bestrebung» n klage, so möge er nicht vergessen, daß er dieselben zum Tdeil selbst großgezogen habe; e« genüge, an den Franckenstem'schen Antrag zu erinnern. Gerade der Mangel an Stetigkeit in der Politik de« Reichs kanzlers sei es, über den man mit Reckt klage. Die Drohung mit einem ultramontanen Ministerium schrecke die Fortschrittspartei nicht; im Gegentheil würde hierdurch eine Bewegung bervorgeiufen werden, die ein VvrwärtSschreiten ermögliche und der gegen wärtigen Stagnation weit vorzuzieben sei. Wenn der Reichskanzler eine wahrhaft deutsche Politik ein« schlagen wollte, so werde die Fortschritte Partei ihn bereitwilllig unte,stützen; im Sinne einer solchen Politik stimme sie heute für den Antrag der Commis sion, nicht gegen, sondern für das Reich und die Reichsverfaffung. Der Finanzminister Bitter stellte bestimmt in Ab rede, daß der Fürst Vtsmarck im preußischen Mini sterium oder einem einzelnen Mitglied? desselben gegen über die Frage einer Beseitigung der Freibasenstellung von Hamburg angeregt habe. Hiermit falle auch jede hieraus gezogene Folgerung, insbesondere die angeb liche Beantwortung jener Frage, zu Boden. Daß der Reichskanzler auch gar nicht daran gedacht habe, die Fre,Hafenstellung Hamburgs anzutasten, beweise die über dle Revision deS StaatSvertrageS geführte Corrr- spondenz, die der Redner theilweise verliest. Abgeordneter v. Bennigsen wies darauf hin, daß da« Verfahren, die Genehmigung eines Vertrage- mit einer auswärtigen Macht an einen Vorbehalt zu knüpfen, mindestens ein ungewöhnliches sei, da eS den fremden Staat in die inneren Angelegenheiten deS Reiche- bineinziehe. Die Formulirung deS Commissions- anttaqeS enthalte sogar nach seinem Wortlaut einen Eingnff in österreichische Rechte, da er auch auf die Elbgrenz« zwischen Oesterreich und Deutschland be zogen werden könne und Oesterreich verpflichte, eine Verlegung seiner Zollgrenze nur durch Gesetz vor- zunehmen. Die in der Commission aufgeworfene VersaffungSfrage sei eine sehr complicitte. Der Reichs- EtaatSrecht auS. Die Frage liege also keineswegs so klar, wie der Abg. Birchow annehme, und er be antrage deshalb vor Allem, die Vorlage zur noch maligen Prüfung und schriftlichen Berichterstattung in die Commission zurückzuverweisen. Sollte dieser Antrag abgelehnt werden, so müsse er fick gegen den von der Commission ausgesprochenen Vorbehalt erklären. Die ganze Frage werde deshalb, weil sie mit dem preußischen Anträge auf Einverleibung Altona- in das Zollgebiet zusammentalle, gegenwärtig nicht mit der nöthigen Objektivität behandelt und
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