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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188005192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-19
- Monat1880-05
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1880
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Gchhtt»1 UGltch früh 6'/, Uhr. »iv-^ruyr. >r»tinmttaar 4—« UlM. kir'SHZZLL.-s: 'LLLi-LK: an v*che»v»i«r N» t t«. »» Läns- ,«s'/.»vhv: EnL» MM, Er Tmuchaur Du, «l^>M^ll»w«rsträtspr. rr. j'«»s Vö^de,»ach«nnenpr. 18.^. dts -/..st Utzr. «n OrM fir Politik, Localgeschichtr, Haadckr- md GrschästSörrkchr. Dt! «ufla-e 16M0 äs »»>eme*t<reett viertelt. 4^/, KL, mcl. Brioacrtvd a b ML, durch die Post bezog« 4 ML J«d« ewzetnr Nuüuüer 24 G. Vrle^rcmpl«r 10 «. SedÜdreu sur «pradellagc» »tz»r Postdrsdrderuag U> «. «tt Postdesvevenlmg 4« ML L^M Lgesp. Petttzefl, »o PL die Spaltzffl« 4» « Juseratr floh ß«» -» d. «nxiM», zo sind». — Rabatt vn» rncht gegcheu. ZahIuna p5»«avM«»a4, ob« durch Vvtzvorschutz. ^lS Itz5. Mittwoch d«, 19. Mai 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung, Städtische Gt»ko»>»«»ske«er betreffend. Aach de« im Einvernehmm »it den Stadtverordneten gefaßten Beschlüße ist der erste Termin der Städtischen Einkommensteuer den LL. «nt diese» JaDre» nnd pvar «tt de« fiinsfache« vrtrnne de» etns«chen Steuersatzes fällig Di« Beitragspflichtigen werden deshalb aufgefordert, ihre Steuerbeträge spätestens binnen 14 Tagen, »»» dem Termine ab gerechnet, an die Stadt-Eteuer-Einnahme, Brühl LI, 2. Stock, bei Vermeidung der »ach Ablauf dieser flirrst gegen die Säumigen eintrrtenden Maßnahmen abzuführen. Bezüglich der gleichzeitig mit zur Erhebung gelangenden persönlichen Anlage für die evangelisch- lutherischen Kirchen in Leipzig verwerfen wir auf die untenstehende besondere Bekanntmachung. isso. Der «attz der Stadt Leipzig. Vr. Seorgir Koch. Leipzig, den II. Mai 1880. Bekanntmachung, die persönliche Anlage für die evangelisch lnthertsche« Kirche« in Leipzig betr. Auf Grund von A. 7 de- Regulativs über die Erhebung der Anlagen für di« evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig vom 10. Juli 187V wird ««durch bekannt gemacht, daß die zur Deckung der Fehlbeträge der hiefigen Par schien aufzubringenden persönlichen Anlagen von allen mit über 800 jährlichem steuer pflichtigen Einkommen zur Staatseinkommensteuer geschätzten beitragspflichtigen evangelisch-lutherischen Glaubensgenossen mit dem vollen Betrage de- einfachen städtische» EimommensteuersatzeS aufzubringen und je zur Hälfte zu de« für Erheb««« »er städtische« Gink»«»easte«er festgesetzte« Terminen z» entrichten sin». Die erste Hälfte gelangt demnach den LS. «ai diese» Jahre» »nr Einhebung und eS werden die Beitragspflichtigen aiffgefordert, ihre Beträge binnen 14 Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an die Etadt-Steuer-Einnayme, Brühl 51, U. Stock, abzuführen, da widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen die gesetzlichen Maßnahmen einzulreten haben. Lies« «ernnntmachun, gilt al- legale «enachrtchttgnng der Lantrtdnenten. Stwasge Ueelainatiane« sind binnen bret Wochen» von dem erstmaligen Abdruck dieser Bekannt machung ab gerechnet, bet ber Struerabttzetlung be» «atheS, Brühl 51, UL Stock, anzubrtngeu. Insoweit Reklamationen sich gegen die Höhe der der Veranlagung zu Grunde gelegten staatlichen Ein- «HLtzung richten, find selbige als unzulässig zurückzuweisen, doch sollen die auf Reclamationen gegen die Einkommensteuer erfolgten Entscheidungen ohne Weitere» für die Herbeiziehung zu den kirchlichen Anlaacu Gültigkeit haben. Leipzig, den 11. Mai 1880. Ter «attz ber Etabt Leipzig. vr Georgi. Koch. Mittwoch, be« Stz. Mat P. I. soll im Forstreviere Rosenthal die diesjährige OraSnutzun« parcellen- weise unter den im Termine näher bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofortige Zahlung ber Pachtsumwe nach dem Zuschläge meistbietend verpachtet werden Zusammenkunft: Nachmittag» 3 Uhr am Gohliser Wehr am Rosenthal. Leipffa, am 10. Mai 1880. ^ -> ) Le» «attz» Karstdeputatio«. Vermiethung. Die gegenwärtig an Herrn Meubleur Zimmermann vermietheten Lokalitäten in dem der Etadtge- meinde gehörigen Hause, Salzgähchen Rr. L, bestehend au» einem Gewölbe recht» deS HauSeinqanqeS nebst Schreibstube und Niederlage, sowie einer Stube nebst Kammer in dem rechten Seitengebäude IM Hofe 1 Treppe hoch, sollen »»« 1. Letober d. I. an gegen etnhalbjihrltch« Künbtgnng Montag, be« 24. b. M. vormittag» U vhr an RathSstelle an den Meistbietenden anberweit bermiethet werden en Die Versteigerungs- und BermiethungSbedinaungen nebst Jnventarium der zu vermischenden Localrtä- tliegen schon vor dem Termine auf dem Rathhaussaale, ' Leipzig, den 11. Mai 1880. I. Etage, zur Einsichtnahme auS. Der «attz ber Etabt Leipzig vr. Georgi. Stöß. Bekanntmachung. Die Fahrbahn der Eutritzscher Straße zwischen der Gerberbrücke und der Uorkstraße, sowie der Ver längerung der Uorkstraße zwischen der Eutritzscher und Blücherstraß« soll mit bosfirten Sternen gepflastert und diese Arbeit an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen im RathhauS, ll. Etage, Zimmer Nr. 18 au- und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Eutritzscher Straße betreffend" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 26. Mai d. I Nachmittag» 5 Uhr einzureichen »bbo Le» »aths ber Stabt Letzqtg Stratzenbaubeputatto« Leipzig, am 12. Mai 1880. Bekanntmachung. Die am 1 Juli d. I. sälltge« Coupons unserer Obligationen werden an der Casse de» Herrn «lex. Werthauer (Markt 13, Stieglitzen» Hof, Tr. 6 I) an den gewöhnlichen Geschäftstagen in den Vor mittagsstunden vom versaltage an eingelöst Leipzig, iv. Mai 1880 Der Vorstand der Israelitischen NeltgionSgemeinde zu Leipzig. hafte Italrr« und Albauiru. Da» im Westen der Türkei, wie eS scheint, einer blutigen Lösung zustrebende Drama hat leb- bei den Cabinetm der Großmächte Die albanesischen Wirren nehmen eine so fragwürdige Gestalt an und zeigen so bedrohliche Aussichten für die «eitere Entwickelung der Dinge im Orient, daß die Auf- merkfamkeit erklärlich ist, mit welcher man in Berlin den Verlauf jener Angelegenheit der» folgt. Än diplomatischen Kreisen spricht man e* offen auS, daß die Jnsurrectionsbewegung in den adriatischen Küstenstrichen auf Zettelungen Italiens zurückzuführen sei. Man will, so wird unS au» Berlin geschrieben, die Fäden mit Sicher heit kennen, die von Rom und noch mehr von den Agitationsherden der Jrredentisten auS nach der in der Zersetzung begriffenen Türkei hinüber spielen, und man hat umsomehr ein wachsame- Auge auf diese in ihrem AuSgang unberechenbaren Wühle reien, al- dieselben unverkennbar ihre Spitze gegen da- un» befreundete Oesterreich kehren. Jetzt erst zeigt sich, wie verwirrend der CabinetSwechsel in London aus die orientalischen Angelegenheiten ein- wrrkt. Die Parole „Der Orient den Orientvölkern", wie sie Gladstone auSgegebcn, mußte für alle GährungSstoffe in den durch einander gerüttelten und geschüttelten Balkanländern das Signal za neuen Unruhen und Erhebungen sein. Mag immerhin der englische Premier durch seine sonderbare Abbitte an den Kaiser von Oesterreich gezeigt haben, daß die harte und nüchterne Realität der Dinge sich auch bei ihm mächtiger erweist als die Phantasien einer „Humanität»"- und Gefühls politik, so ist doch schon de- Zündstoffs genug durch ihn aufgehäuft worden, den die ungeschriebene Allianz zwischen den beiden geborenen Feinden Oesterreich-Ungarn». zwischen Rußland und Italien, sich beeilt hat zu Hellen Flammen anzufachen Die Großmachtsgelüste Italien«, die auf dem Berliner Cougreß so wenig befriedigt wurden und denen die auf italienischen Landkarten eine so große Rolle spielenden Gebiete der „Jrredmta" einstweilen un erreichbar erscheinen müssen, suchen ein Ventil für ihre Erfüllung in Albanien, wo sie der politischen und wirthschaftlichm Concurrenz Oesterreich» viel leicht nachhaltiger begegnen können al» in Süd- tirol «ud Jstnen. Man ist deshalb in Berlin nicht aeneigt, den italienischen Wahlen zur Depu- tirtenkammer ein Gewicht m Bezng darauf beizu- mesie», daß durch dieselben etwa ein Umschwung in der autzivärtigm Politik deS römischen Eabmet» ftattfinden könnte. Ob die Linke sich am Ruder erhält, oder ob die radical-conservative Eoalitio» gegen da- Ministerium Cairvli-Depreti« einen jedenfalls nur kurzlebigen Sieg erringt, immer inird die nationale Eitelkeit der Italiener da» Spielzeug der albanesisch-montenegrinischen Wirren in Händen behalten wollen. Nur sollte man nicht übersehen, daß diese» Spiel leicht gefährliche Dimensionen annehmen könnte. Oester reich hat bei mehr al» einer Gelegenheit die be ruhigendsten Beweise davon gegeben, daß e» streng aus dem Boden de» Berliner Vertrage» stehen bleibe« wird. Diese weise Gelbstbeschränkung, welche den „Gang nach Salonichi" in da» Gebiet müßiger Comecturalpolittk verweist, ist die Stärke de- Wiener EabinetS, und seine Stellung wird der deutschen Billigung und Unterstützung um so fester versichert sein können, al» sie diesen Dertragsbodcn bewahrt «od von ihm au» die Berechtigung ab leitet, russisch-italienischen Allianz-Bestredungen mit Nachdruck entgegenzutreten. » » * Eine übersichtliche Darstellung der Lage in A lb a- nien giebt der folgende Bericht der „Pol. Eorr." au» Prizrend vom 6. Mai: „In Prizrend so zu sagen geboren und da» Kind de» hiesigen Sandschakev. war die Liga ursprünglich bezüglich der Grenzen ihrer Macht und ihre-Einflußes auf den BereichdeS genannten Verwaltungsbezirke- be schränkt. Bor einem Jahre jedoch konnte man bereit- die Wahrnehmung machen, daß da- Macht wort de- hier agirenden Centrat-Comite bis nach Prischtina einer- und nach Dibre andererseits reiche. Nack Verlauf von abermals zwölf Monaten hat stch dieseMachtsphäre erheblich werter ausgedehnt und man kann nunmehr mit Fug und Recht be haupten, daß von der serbischen Grenze an der Toplica bi- nach Kalkandelen, Avlon a und Li die ho wo das Wort der Liga herrsche. Die Action ist allerdings nicht auf den gegen die Abtretung einiger GedietStheile an Montenegro zu leistenden Widerstand beschränkt geblieben, son- dern sie erstreckt sich auf ein weiteres Feld der positiven Thätiakeit. Was die Agitation in ein bestimmtes Gelelse geleitet hat, da- war die letzte von Nord-Albanien ausgegangene Manifesta tion, die vom Sultan Folgende- erbittet: 1) eine innere Autonomie, welcbe alle albanesischen Gauen umfassen soll; 8) die Bestätigung durch die Hohe Pforte de» von unS gewählten, mit Erbrechten auSgestatteten Fürsten; 8) die Bemessung der Höhe eines Tribut-, den wir bereit find dem Suzerän alljährlich zu entrichten; 4) die Bestimmung der Zahl der Hülf-truppen, die wir dem Sultan für den Fall eine» Kriege» der Türkei mit fremden Mäcbten gern stellen wollen; 5) wofür wir aber die Rückuehung aller ottomamschen Garnisonen au» den Festungen und Schlössern unsere- Lande» fordern müssen; «) unsere Beziehungen zur Pforte sollen durch einen albanesischen Vertreter in Konstantinopel erhalten werden; 7) alle jene ottomamschen Beamten, welche nicht unserer Nationalität angehören, sollen durch eingeborene, vom nationalen Fürsten ernannte Funclionair« ersetzt werden. Die albanesische Bewegung nimmt solcher Gestalt eine bestimmte Richtung an, eine Richtung, die vielleicht am schmerzlichsten dort überraschen wird, von wo an- die Bewegung geschürt und geradezu in Muß gebracht worden ist. Diese Thatsache beweist «dermal-, wie kurzsichtig Jene handelten, welche, um einige geringfügige Gebiete dem Reiche rn erhalte», sich eine» zweischneidigen Schwerte» bedienten. In Unter-Albanien sind bei 12,000 Liga-Truppen auf die Beine ge bracht worden, wovon nach dem Norden nur 6000 abmarschirt find. Die zurückgebliebenen Schaaren halten die geringen türkischen Garni sonen in Schach und so gewiut die Liga Raum uud Macht, um ihre separatistischen Pläne kräftig fördern zu können. Politische Uedersicht. Leipzig 18. Mai. Zur auswärtigen Lage wird un- aus . erlin vom Montag wie folgt geschrieben: „Die Anwesenheit deS russischen Botschafters in Pari», Fürsten Orloff. seine häufigen und längeren Con- serenzen mtt unserem Kaiser sowohl wie mit dem Fürsten BiSmarck geben zu vielfachen Commen- taren Anlaß. Man will au» der Thatsache, daß vor wenigen Tagen erst General Chanzy, der Vertreter Frankreichs beim Petersburger Hofe, nach Pari- zurückkehrte und hierbei aletchfallS in einen regen persönlichen Ideenaustausch mit un serem leitenden Staatsmann trat, den Schluß riehen, daß eS sich um die definitive Rückkehr de« Fürsten Orloff auf seinen Posten bandle und daß sowohl da- französische wie da- russische Cab inet es für anaezeigt gehalten hatten, den hiefigen maß gebenden Kreise« beruhigende Erklärungen über die Bedeutung dieser Maßregel zu geben. An sonst gut unterrichteter Stelle wird jede weitere Combiuation, al« über da- Ziel hinauSschicßend, abaelehnt. Na mentlich das Gerücht, daß der russische Staatsmann Träger einer Specialmission de- Ezaren sei, und daß er dazu auSersehen wäre, die anscheinend freundlicheren Beziehungen der beiden Kaiserhöse an der Spree und an der Newa, wie sie sich in jüngster Zeit herausgebildet haben, politisch zu festigen und die Reste der alten Allianz zu einem neuen Aufbau zu benutzen, entbehrt jeden Anhalt». Daß in de» Unterredungen der beiden Staats männer auch die orientalischen Dinge und deren weitere Rückwirkung auf die Beziehungen der Großstaaten und besonders der drei Ostmüchte zur Sprache gekommen, beweist noch Nicht» für die )e nach den verschiedenen Standpunkten optimistische oder pessimistische Aussicht aus eine Wiederherstellung de» allen Dreikaiserbundes. Jede Beunruhigung, die hierüber in Wien sich kundgeben sollte, ist uud bleibt grundlo». Die österreichisch-deutsche Allianz ist doch zu fest gegründet, al» daß etwas mehr oder weniger Sonnenschein von St. Peters burg her sie zerschmelze» könnte." Die groß« ReichStagSrede de» Fürsten BiSmarck war, wie zu erwarten stand, willkom mene» Wasser aus die Mühle der französischen Chauvinisten. Tiefe» Staunen herrscht noch immer in Pari» über die scharfen Aeußerungen de» Reichskanzler», hinter welchen man mehr sucht, al» den Acraer über die Hamburger Kaufllute. Die französischen Preßauguren finden nicht Worte genua, um ihre vermuthungeu auszudrücken, voran die Weisen der „Räpublique Franyaise", welche Bismarck mit dem ersten Napoleon vergleichen, der auch ein schlauer Patron gewesen und wich tige Manöver mit List zu maSkiren verstanden. Dre „Röpublique" ist nun aber der Ansicht, daß Bismarck nicht blo» matt, sondern zur Ohnmacht herabgekommen sei. Er habe mit Kaffer Wilhelm'« und Moltke'S Hülse Deutschland zum ersten Kriegsvolke des Erdkreises gemacht, wolle nun aber nicht blos eine große Wachtparadc haben, wie der Vater de« zweiten Friedrich, son dern die Oberherrlichkeit seine» Lande» in Europa gründen. Um die» werden zu können, müsse Deutsch land der einheitlichste aller rivilifirtea Staaten werden. Die „RLpublique" giebt nach dieser Be trachtung nun eine Beschreibung de-Hemmschuhe-, BundeSrath genannt, „der bizarre Rest de« Feudalismus oder vielmehr der unförmliche Boden satz deS unförmlichen Bundestage», der ehemals in Frankfurt tagte", in welchem Preußen mit 17 Stimmen bei 26 MiMnen Einwohnern just so viel gilt wie die 17 winzigsten Staaten mit zu sammen 2'/, Millonen Einwohnern. Sie sagt: Wre oft muß BiSmarck in Versuchung gerathen, diese Spinnwebe zu zerreißen, in die sein gewallter Arm blneingeräth und die zu conserviren er gehalten ist! Die Logik würde fordern, daß er diese Halbsou- verainetäten sammt und sonders mediatistrte, ihnen die wackelnde Krone abnähme, ihnen aber ihre Ein künfte ließ« und sie in deutsche Lords umgeftaltete. Wir möchten nicht beschwören, daß er niemals daran gedacht habe, aber nie würde sein erhabener Gebieter zustimmen, daß in vollem Frieden geschähe, waS nach einem Kriege mit Hannover, Hessen und Nassau ge schah. Man bleibt also im ,t,tu» >;rio und dieser »tetus quo ist da» tödliche Gewicht, das, wenn er es nicht hemmt, alle Bewegungen deS Reichskanzlers lähmt. Die „Röpublique" weist nun nach, wie BiSmarck im Reichstage kein Gegengewicht finde: Keine dauerhafte Mcbrhe,t kann sich dort bilden, wenigsten» nicht, bis der Urheber des CulturkampfeS den Weg nach Canossa antritt, mit den Abgeordneten de- ullramontanen CentrumS unterhandelt und ihre Stimmen durch Autdeluna der Maigesetze erkauft. Thut er Die», so hat er aufgehört, unbesieglich zu sein und verliert alle- Ansehen in den Augen der Nation. Die« eine Probe aus den schadenfrohen Be trachtungen de- liebenswürdigen Nachbar- deutscher Nation über die furchtbaren Verlegenheiten, in denen das deutsche Reich jetzt vor dm Augen Frankreich- erscheint. Und dogu kommt nun noch, daß Deutschland zu arm ist, um durch directe Besteuerung solche Lasten zu tragen: „Kann das deutsche Volk dem Kanzler noch Mehr geben, als eS chm giebt? Wird nicht bald der Augenblick kommm, wo e» ruft: Oruee et msrei!" Es gilt jetzt, früheren Mittheilungen entgegen, al» wahrscheinlich, daß Fürst BiSmarck sich an dm Berathungen deS preußischen Landtages in reger Weise betheUlgm und dm Gesetzentwurf betr. die diScretionären Vollmachten persönlich motivirm und vertheidigm wird. „Die Einbrin gung dieser Vorlage dürfte (so wird un» auS Berlin vom Montag geschrieben) schon m der nächst« Woche zu erwarten sein. Da- Abgeord netenhaus wird indessen, nach der im Präsidium wie bei den Fractionsführern bestehend« Abf^ zunächst die Vertvallung-gesetze erlangen, um , glatte Bahn »u schaffen uud für die voraussichtlich sehr ausgedehnt« Berathungen Uber da« „Frie- denSgesetz" dm Rest der Session heranziehen. Die Reff«Verfügungm de» Reichskanzler- lass« er- kennen, daß ,n Regierungskreism gleichfalls eine längere parlamentarische Campagne, die sich nnler Umständen bis in dm Hochsommer hineinziehen kann, in Aussicht genommen wird." Der ganze Heerbann der ofsicivsen Presse ist gegen dm Relch-tag-abgeordnetm vr. Delbrück ausgebotm worden. Der hochverdiente Staats mann muß die Erfahrung macken, daß Undank der Well Lohn ist und daß nur da» Gefühl treuer
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