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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188005277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-27
- Monat1880-05
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1880
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Erschein 1L,!tch früh «V. Uhr. Johamrt-gaff« S». «Mlitzßaotlii »er Re»oc««r Gomütta-- 10—12 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. UM vtr NRotzov» kt»»r1<ln»trr M» iS»» Macht »ch »te Nr»««,, Mch« »»Madltch. »er ftlr die nächst. Nummer bestimmten « »«heutige» bis Nachmittags, au Lonu- ' a früh bis V.S Uhr. H» »l» Sillolr» fiir 2>s-L«uch«e: Stt» Klemm. UuwersttLtSstr. 22, AMD Lösche. Katharinenstr. 18,p. «rr »iS V.» Uhr. Wpiigtr Jagclilaü Anzeiger. Organ snr Politik, Localgefchichte, Handel»- nnd GefchMverkehr. Auflage LS.VVV. R8«,»r»r,l«»rri» viertelt. 4»/. AL, mcl. «naaertohn » VN., durch di« Post ixzogen » ML Jede emzrlue Nummer 2» Pf. Belegexemplar Io Pf. Gebühren für Extrabeilagen atzue Postbesvrderuug S2 VN. Mit Postbesvrderuug 48 Ml. lastrate »gesp. Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preisverzeichnis — Tabellarische Satz nach höhere« Tarif. Reklame» »ater de» NkdarNoaaßrtch die SpaUzeile 40 Pf Inserat« sind stets an d. «rpeattia» pl senden. - Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praouuwanmäc oder durch Postvottch»« ^8 173. Donnerstag den 27. Mai 1880. 74. IühMNg. Bekanntmachung. Die Loosung-scheine der im Jahre 1686 in Leipzig, Stadt, gemusterten militairpflichtiaen Mannschaften und eingegangen und liegen auf unserem Quartieramte, Katharinenstraße Nr. LU, I. Etage, alte Rath»- »aage, zum Abholen bereit, wa» hiermit zur Kenntniß der Betheiligten gebracht wird. Leidig, «n 88. Mai 1880. Ger Rath der Stadt Lei-zi-. vr. Seorgi- Lamprecht. Brennholz-Auktion. Mittwoch, den 9. Juni ». c sollen von Nachmittag- 3 Uhr ab im Forstreviere Connewitz auf den Mittelwaldschlägen in Aoth. 41» und 42» ca. 800 Haufen klein gemachte» harte» Stockholl unter den öffentlich ausgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle verstei gert werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage in der Nonne, unweit der sogen. Nassen Wiese am Nonnenwege. Leipzig, am 24. Mai 1880. Ge« NathS Aorstbezmtattoa. Vermiethung von Verkaufsgewölben. Die »irr Abtheilungeu der neu gebauten BerkansShale in dem der Stadtgemeinde gehörigen Grundstück „L«r grünen Linde", PeterSsteinweg Nr. 11, und zwar die Abtbeilungen Nr. 1 und 4 (Eckgewölbe) mit je et«e« Tamdtair und NiederlagSran« im Obergeschoß, sollen vom 1. Juli diese» Jahres an a«f drei Jahre Kretta-, de« 4. Ju«i d. I . varmtttag» 11 Uhr, an «OttzSfteüe, eine jede «bthettuug für sich, an die Meistbietende« »ermtethet »erde«. Die Versteigerung-- und Vermiethung-bedingunaen nebst Jnventarium und Grundriß der zu ver- miechenden Locale liegen schon vor dem Termine auf dem Rathhau-saale, 1. Etage, zur Einsichtnahme au». Leidig, den 81. Mai 1886. Ger Rath ber Stabt Leihztg vr. Seorgi. Stöß. Bekanntmachung. Zum Besten d«s hiesigen rheater-Lhor-PenstonS-KonbS findet Freitag, den 88. d. M. im neue« Theater die Ausführung der Oper „Faust und Margarethe", Musick von Vounod, statt. Wir geben unS der Hoffnung hin, daß da- geehrte Publicum unserer Anstatt seine Theilnahme nicht versagen und die gedachte Borst, llung, für welche neben den vorzüalichen Kräften unserer Bühne auch die königliche Hofopernsängerin Frau Cornelia Mehsenhet« au- München in zuvorkommender Weise ihre Mitwirkung zugesagt hat, sich eine» recht zahlreichen Besuche- erfreuen werde. Leipzig, den 85. Mac 1880. Ger verwaltungs-An-fchuh bes «Hor-Peustons-Foubs be» Leipziger Stabtttzeater». Der römische FrhLrbnrf. ** Berlin, 25. Mai. Ueber den Zeitpunkt, in welchem die Erklärung der römischen Curie wegen der kirchenpolitischen Vorlage Kier eiogetroffen, und über die Aufnahme, welche die selbe beim preußischen Staatsministerium gefunden, gehen die widersprechendsten Nachrichten durch die Blätter. Wie an» glaubwürdigster Quelle ver lautet, traf die erste und bis heute einzige Mit- rheilnug au- Rom, am Sonnabend Nachmittag beim Reichskanzler ein, und von hier auS^ nicht etwa von Rom hat dieselbe ihren Weg m die Presse gefunden. Daß daS StaatSmmisterium schon am Sonnabend mit der Sache beschäftigt morde» sei, ist einfach unrichtig. Thatsache ist, daß einzelne Mitglieder deS Ministerium- gestern Nachmittag noch nicht- von der römischen Bot schaft wußten, vie Fürst BiSmarck zunächst nur de« Ressortminister, Herrn v. Puttkamer, mitgetherlt zu haben scheint. DaS ging um so eher an, al- von einer officiellen Mit- theilvng feiten- deS heiligen Stuhle- bi- heute noch nicht die Rede sein kann. ES gelangte — durch welche Vermittelung, mag dahingestellt blei be« — die telegraphische Nachricht hierher, der Papst habe sich bezüglich de- Entgegenkommen- der preußischen Regierung dahin ausgesprochen, er be trachte seinen bekannten Brief an den Erzbischof Melcber* von Köln nunmehr als nicht geschrie ben. Leicht möglich, daß diese Aeußerung für die Ohren de-Cardinal- Hohenlohe bestimmt war. Die preußische Regierung war davon um so mehr überrascht und mußte überrascht sein, al- genau auSgerechnet werden konnte, daß der Text und die Motive der Vorlage an den Landtag nicht vor Sonntag nach Rom gelangen würden. Der Papst muß also ohne Kenntniß derselben und ohne Rücksicht darauf gehandelt haben. Nichts desto- weniger bezweifelt man in den maßgebenden Kreisen nicht im Allergeringsten die Richtigkeit der Nach richt ; man ist nur begierig, zu erfahren, in welcher Form sie officiell bestätigt wird. Geschieht eine officielle Notificirung. so kann sich Herr v. Putt- kamer nicht der Verpflichtung entziehen, die selbe am Freitag bei der ersten Lesung des Gesetz- cntwurfS zur Kenntniß de- Abgeordneten hauses und damit de« ganzen Lande- zu bringen. Daß er eine „große" politische Rede rur Einbringung ber Vorlage hatten wird, ist ja schon vorher be stimmt gewesen. Zunächst scheint er noch zu glau ben, datz die plötzliche Opposition von Setten de- Papstes dem Gesetzentwürfe nur förderlich sein könnte, indem sie den Glauben verscheucht, al- komme dieselbe allzuweit den römischen Ansprüchen entgegen: doch dürfte er, wie die Stimmung de- Hause- nun einmal ist, mit dieser Annahme die Rechnung ohne den Wirth gemacht haben. Die polnische Fraction de- Abgeordneten hauses hat bereit- über die Kirchenvorlage eine Be sprechung abgehatteu, und zwei ihrer Mitglieder, bie Lbga. Maz-zin-ki und v. Stablew-ki, zu den Kraction-berathungen de- Centrinn- dele- airt, um im Verein mit demselben Stellung zur Vorlage ru nehmen. In den drei bisherigen ction-sttzungen der Mtramoutanen, deren zwei mit der Generaldebatte und eine mit der kcussion befaßte, haben sich weit a»<- einanbergehende Meinungen über Annahme oder Ablehnung einzelner Bestimmungen de« Gesetze» geltend gemacht. Man vermißt den Einfluß eine- vermittelnden Geiste-, wie ihn in ähnlichen Kälk» der verstorbene Abg. v Mallinckrodt dethätigte. Der konservative Thcil der Fraktion, der zur Annahme der günstigen Bestimmungen neigt, sah sich in der Generaldebatte etwa- in den Hintergrund gedrängt, obwohl gerade die einfluß reichen Führer daraus htnwiesen, daß die Einigkeit der Fraktion die erste Bedingung für ein ersprieß liche- Wirken fei, um sowohl den Forderungen de- heiligen Vater- al- den Zugeständnissen der Staat-« regierung zu entsprechen. Bei der SpecialdiScus- sion, welche morgen innerhalb der Fraction fort gesetzt wird, haben sich manche Gegensätze aus geglichen, weil e- sich dabei um concrete Fragen handelte. ES ist selbstverständlich, daß da- Cen trum eS zunächst auf die Abschwächung resp. Streichung einer Anzahl von Artikeln der Vor lage absieht, und daß eS heute schon Fühlung mit den Conservativen und anderen Parteien de- Hause- sucht, um sich der Majorität zu vergewissern. Die Taktik der Klerikalen geht augenblicklich darauf hinaus, bei den Conservativen wie Liberalen, welche sich einer bedingung-weisen Annahme der Vorlage geneigt zeigen, den Glauben zu erwecken, daß sie diesen Bestrebungen sich anschließen und somit Jene Lügen strafen würden, welche au- den fana tischen Aeußerungen ihrer Presse und einzelner Mitglieder der Fraktion eine Ablehnung de- Gan zen de- Gesetz»- in Sicht stellten. Sie glauben sich zu diesem Vorgehen umsomehr berechtigt, al- sie erfahren haben, daß der Reichskanzler mit mehreren hervorragenden liberalen Abgeordnete» conferirte und seine Geneigtheit erklärte, betreff- einiger Bestimmungen Zugeständnisse zu machen. Die Nationalliberalen gedenken erst am Donner-tag, wo die Plenarsitzung de- katholischen Feiertag- wegen ausfällt, die Berathung der Vor lage vorrunehmen. Wa- die Stimmung in den nationaluberalen A-geordnetenkreisen betrifft, so kann einstweilen nur gesagt werden, daß da- Be kanntwerden von der schroff ablehnenden Haltung der Curie die Neigung sehr verringert hat, der Vorlage selbst in wesentlich veränderter Gestalt zuzustimmen. Die Sachlage ist seit jener Nachricht von dem schroffe« Hervortreten der Curie, deren Begründet heit nirgend- mehr bezweifelt und indirekt auch in den gewundenen Auslassungen der Officiösen zugestanden wird, eine wesentlich veränderte geworden. Wenn die Curie den von der Re gierung versuchten Weg, zur Verständigung zu gelangen, von vornherein zurückweist, so bat die Vorlage thatsächlich den Boden ziemlich vollständig verloren, und wenn die Regierung dennoch, wie eS den Anschein hat, eifrig bemüht ist, eine Majori tät fttr ihre Vorlage zu gewinnen, so müssen wir einstweilen dabingestellt sein lassen, ob ihr die- Ziel zu erreichen gelingen wird. Ueberraschungen seiten- de- Centrum- sind vielleicht auch jetzt noch nicht ausgeschlossen. Eine sehr beachtenswerthe Correspondenz eine- rheinischen Blatte- hebt bcrvor: „WaS die Curie verlangt, einen förmlichen Vertrag zwischen Staat und Kirche, kann die Regierung ihr nicht gewähr«. Der Reichskanzler hat sich darüber privatim sehr bestimmt au-gesproche». Er hat sich geäußert, er werde kein Concordat mit Rom ab- schließen, nicht einmal ein moralische« ; denn die Erfahrung lehre, daß mit allen solchen Ver trägen die ketzerischen Regierungen von den schlauen Italienern immer hinter-Licht geführt worden sind. AlS Niebuhr 1821 da« Concordat mit Rom abgeschlossen batte, äußerte sich in Bonn ein Pro fessor der katholischen Theologie, nachdem er in der Zeitung die Bulle ve saints aniwaraw ge- lesen hatte, behaglich eine Prise nehmend: „Ei, wie dumm sind doch diese Preußen!" Wa- die schriftlichen Conventionen mit dem katholischen KleruS werth sind, mußte Preußen auch 1837 bei den Kölnischen Wirren erfahren. Preußen ist ent schlossen, iw« thatsächlich viele Zugeständnisse zu machen, aber den Grundsatz nicht aufzugeben. daß e- selbst die Grenzen seiner Staat-Hoheit zu be stimme» hat." Das wäre allerdings die beste Antwort a«f den römischen Kehdevrief! Politische Aedersicht. Leipzig, 8«. Mai. Die süddeutsche „Volk-Partei". ganz be sonders aber ein Bruchtheil derselben, die Frank- sfurter Local-Demokratie, thut sich ans den Sieg bei der Reich-tagSwahl in Reutlingen- Tübingen viel zu Gute. Ob dieser Wahlsieg in Württemberg, wo unter allen deutschen Län dern fortwährend die größten Stimmungswechsel und unberechenbarsten Umschläge bei den Wahlen zu Tage treten, etwa- mehr darstellt als einen augenblicklichen Erfolg, der bei den nächsten Wahlen wieder in sein Gegentheil verkehrt wird, wollen wir in aller Ruhe abwarten. Daß die demokra tische sog. „Volk-Partei" in Süddeutschland in den letzten Jahren etwa- an Boden gewonnen hat, ist im Allgemeinen ja nicht in Abrede zu stellen und hat sich auch bei anderen Wahlen in mehr oder minder starken Minoritäten gezeigt. Diese Er scheinung rührt von dem gegenwärtigen Vordrän gen aller extremen Partmen auf Kosten der Mittelparteien und von dem leider ja nicht zu leugnenden Anwachsen der particularistischmr B* streoungen her. Der ParticularißmuS, d« erbitterte Feindschaft gegen die nationale Sache und gegen Preußen, ist der Sumpfboden, auf dem die süddeutsche Demokratie wuchert, die darum auch mit dem Centrum und mit den (konserva tiven, wo sie, wie meist außerhalb Preußen-, im particularistischen Gewand auftreten, oft genug in engster Fühlung gegen die Träger de- nationalen Gedankens steht. Die sophistischen demokratischen Phrasen haben ein gut Theil de- nacktesten reak tionärsten Particularismu- zu decken. Traurig ist eS darum, wenn auch die preußische Fort schritt-Partei, geblendet und verführt durch ein paar hohle demagogische Programmphrasen, den Erfolgen der süddeutschen Demokratie zujubelt und m der letzteren eine gesinnung-verwandte Partei zu erblicken sich den Anschein giebt. Sie för dert damit Bestrebungen, die der atten preußischen Fortschrittspartei, einem Wat deck ebenso fremd waren wie die Bestrebungen der feudalen Reak tion oder des vaterlandslosen UltramontanismuS. Und doch ertönt auf der ganzen Linie der fort schrittlichen Presse eitel Freude und Siegesjubel, wenn ein schwäbischer Particularist, ein Vertreter verbissensten Preußenhasse- einen ReichStagSsitz er ringt, nnd Herr Virchow, der „Staatsmann" der Fortschrttt-demokratie, hat unlängst der Fort schritt-Partei den engeren Anschluß an die süd - deutsche Demokratie mit warmen Worten at- die allein richtige, „wahrhaft freisinnige" Polkik empfohlen! Virchow. derselbe, von dem em be kannte- geflügelte- Wort von der „Grünheit" her- rührt. Unter den Verirrungen der Fortschritts partei ist da- unwürdige Liebäugeln mit dem Particulari-mu-, in welcher Gestalt immer er sich regt, eine der beklagen-wertbesten und für die Partei selbst sicherlich verderblichsten Erscheinungen! Die gemäßigt liberale „Allgemeine Zei tung" fährt fort, in einer Reihe von Artikeln da- Berhältniß de- Reichskanzler- zu dem Ab geordneten vr. Delbrück zu beleuchte». Wir heben daran- folgende Betrachtung hervor: „Die großen Debatten am Schlüsse de- Reichs tag» werden in der Presse noch lange nachkltnaen. Zum erstenmal« seit der Begründung de- Deutschen Reiche- versagte der Reichstag nicht blo- in unter geordneten Angelegenheiten, sondern bei principiellen Fragen Schlag auf Schlag seine Zustimmung zu der mneren Polink de» R«cch-kan»lerS. Auch d»S persSnlich« Eintreten de- Fürsten BiSmarck in den Parteikampf, die eben erst erfolgreich an- gewendete Drohung de- Rücktritt-, die elegisch« Klag« über Lodesmüdigkrit, der heftig« Angriff auf da» Tentrum und die Freihändler, da- Hoimw ziehen de- kaiserlichen Willen- in die Elbzollfrage und andere geschickte taktisch« Mittel haben dre Mehr heit de- Reich-tag- nicht umftimmen können. Der Fürst konnte nicht mehr, wie früher, auf ziemlich un bedingte Heerfvlge seiner Getreuen rechnen; er scheint wenigsten» in der inneren Politik an den Grenzen seine» Können» angrlangt, und entweder eine neu« Wendung und Partei-ruppirung versuchen oder «in« Zeitlang vom Steuerruder zurücktreten »u müssen. Die memen Patrioten werden sich nur Lußerst schwer in den Gedanken finden können, diettjettnng der deut schen Politik in andere Hände übergehen zu sehen, so lange die Weltlage so unsicher bleibt. Wohl hat die «blich sei und daß ' anderen Vrund- olange BiSmarck de» Deutschen Time»" Recht: daß kein Mensch uner das Deutsche Reich „denn doch noch au lagen als zwei Augen beruhe", aber lebt, wird man die äußere Politik Reiche- keinen geschickteren und würdigeren Händen anvertrauen können, darüber besteht kaum ein Wider spruch bei den verschiedenen Parteien, und auch für die Wiedergewinnung der kirchlichen Ruhe, die aller dings vorzug-weise eine preußische Frage ist, scheint BiSmarck - Eintreten selbst nach der Ansicht de- Een- trum» unentbehrlich zu sein. Bei dieser Sachlage bleibt kaum ein anderer Ausweg übrig al» der Ent schluß BiSmarck'», sich auf da» ihm ureigene und unbestrittene Gebiet der äußeren Politck zurück- »uziehen und, dem Gebote der ArbeitStheilung ent sprechend, die Wirtschaftspolitik einer anderen aus diesem Gebiete bewährten Kraft wieder zu übertragen." Die Berliner ofsiciöse Presse hatte rhreu Feldzug gegen die Curie mit einem Angriffe ans da- Haupt der Kaplanokratie, den Abgeordneten Majunke, eingelettet. Jetzt wendet sich da- stimmsührende Organ, die „Nordd. Allg. Ztg." gegen den heiligen Vater selbst. Da» „frei willig gouvernementale" Blatt schreibt: Der gegenwärtige Papst ist einen Schritt weiter ge gangen in dem Entgegenkommen gegen eine (die tattenische) Regierung, über die er in einem amt lichen Schriftstück kaum weniger harte Urtheile al» sein Vorgänger gefällt hat. Er gestattet, daß seine Behörden, ehe er einen Bischof ernennt, sich ver gewissern, ob vie italienische Regierung Be denken gegen die defignirte Person zu erheben habe. Wir brauchen über die Ähnlichkeit und die Verschiedenheit wohl weiter Nicht» ru sagen, al» daß der Papst gegen die italienische Regierung, mit welcher er m erklärter Feindschaft lebt, ent gegenkommender ist, al- gegen die preußische, welche er seiner Freundschaft versichert, nnd daß italienische Bischöfe ein wärmere- Herz für ihre Heerde und einen größeren Math gegenüber dem Papste bewiesen haben, al- die Mehrzahl der preußischen. Wir brachten gestern telegraphisch die folgend« ofsiciöse Mitteilung de-Wolff'scpen Bureau'» au- Bremen: „Der Gewerbeconvent, dessen Mitglieder verfassungsmäßig von sämmtlichen selbst, ständigen Gewervtrelbenden der Städte Bremen, Vegesack und Bremer Hafen al- Vertreter derInter essen von Handwerk und Favrik im Bremischen Staate ge wählt sind, hat in seiner gestrigen Sitzung sein volle- Einverständniß mit den am Pen Zoll an- schluß Bremen- gerichteten Bestrebungen und Kundgebungen der Gewerbekammer zu Bremen durch ein nahezu an Einstimmigkett grenzende- Votum erklärt." Wenn man da- Nest, so sollte man denken — bemerkt da-„v. T."— ganz Bremen sei über Nacht anderen Sinne- geworden und schwärme vlötzlich für den Zollanschluß. Dem ist aber nicht so. Die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung will nach wie vor die Freihafenstellung Bremen- aufrecht erhalten wissen. E- ist ja auch begreif lich genug, daß in einer Stadt wie Bremen, den Alle» beherrschenden HandelSiutereflen gegenüber, da» Handwerk und da» Fabrikwesen von unterge ordneter, wo nicht verschwindender Bedeutung sind. Diese beiden Zweige der bürgerlichen Thätig- keit haben selbstverständlich keinerlei Interesse »n dem Fortbestand der Kreihafenstellung. und dem zufolge konnte ihr Votum nnr von den Ossi- civsen ansaegriffen werden, um den Schein zu erwecke», al» ob Brr»« seiner Freihafenstellung übttvrüsstg wäre. Der Protest gegen diese Kund gebung wird nicht au-blabe». Von der RercbSmarine meldet die „Kieler Zeitung": „Am Montag traf in Kiel die auf der Werft de- Vulkan in Bredow bei Stettin erbaute, am 14. September v. I. von Sr. Mai. dem Kaiser selbst getaufte Panzercorvette „Stein" mit Privatbesatzung hier em. Dieselbe ist ein Gchwesterschiff der Corvetten „BiSmarck", „Blücher" und „Stosch" und bekanntlich
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