Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188005281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-28
- Monat1880-05
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
l' Erscheint iLglich früh e»/. Uhr. Kch-unt»,ch, U. 8^MchH>>Dt> der RkdokNoL: Wurmtttag« 1»—» Uhl. Nachmittag« 1—s Uhl. iM «I u»^0»« ew«eja»dt« > »er für die nächst « Wocheutagru bi« AZtze N»ch«tt1»M-, au Sauu» «MtzF«*w,» ftsttz-t» V.» Uhr. >,»a> Fittot«, fllr r> ^HaKteuon, IluiaerfttätSstr. 22, A»t» ttfchk.Latbarmellstr. I t»,v mr di»'/^ Uhr. Anzeiger. Orzaii str Politik, Socalzefchichte, Handels- wid GcschästSdkrkehr, «ufiage 16MV. 1ib»»»k«mw»rri, viertelt. «»/-ML, iacl. Briuacrtoh, L Mt., ^rch die Io-b^m 4^. Jede einzeln» Nmumer r» Pf. « ^legekriupUrr l o Pf. Gebühr» für Lpradel tagen ohne Powesürderuiig S« Mi. mit PostbrfSrderuug 4« «L Saftratt üaefp. Petttzril« »o Pf. Grvtzerr Schriften last nufere» PreGvnzrichnih —Dabellonsch« Sah nach höherem lartf. »ecloau« »»«er se»k^acii««-rtch dt« «palyette 40 Pf. Inserat« -uv stM a» b. TesrXtt»« zu sovden.— «obatt wrrtz nicht ßt-ebea. Zahlung xraaanmooomt» i durch Postvorschuß. »der 174. Freitag den 28. Mm 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung, da» Freibad an» Kopfwehr betreffe»-. Da» Freibad am »opfwehr wird am 1. Juni eröffnet und ist die Beaufsichtigung desselben auch für diese» Jahr Herrn Fischermeister Earl Wilhelm Meißner übertragen. Für Benutzung de» Bade» gelten die unter G nachstehenden Bedingungen. Leidig, den L4. Mai 1880. Ler «ath brr «labt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. G I) Di« Anstalt kann in der Zeit von Morgens 5 bi» Mittag» 1'/, Uhr und von Nachmittag» 3'/, Uhr bi» zum Dunkeltverden unentgeltlich benutzt werden. L) Di« täglich« Schluß,eit wird durch zwei Zeichen mit der Glocke angegeben. S) Nach dem ersten Zeichen wird Niemand mehr eingelaffen, nach dem zweiten haben die Badenden sich sofort au» dm Bassin» und sodann mit möglichster Beschleunigung au» der Anstalt zu entfernen. 4) Erwachsene werden in da» Bad nur gelassen, wenn sie mit Badehosen versehen sind 5) Die Perron», Brücken, Aus- und Ankleidestellen, Bassin» und sonstigen Räumlichkeiten der Anstalt dürfen in kemer Weise verunreinigt werden. 6) Niemand darf den Anderen bespritzen, untertauchen oder sonst belästigen. 7) Alle» unnöthrge Schreien, Lärmen und Herumlaufen in der Anstalt ist untersagt. 8j Abwaschungen mit Seife dürfen nur an dem dazu bestimmten Orte vorgenommen werden. «) Da» Ein- und AuSsteigen darf nur auf den Treppen geschehen. 10» Die jedesmalige Benutzung der Anstalt ist auf die Dauer einer Stunde beschränkt. II) Das Mitbringen von Hunden in die Anstalt «st verboten. 13) Da» Betreten der Rasenböschungen, da» Uebersteigen der Barrieren und das Baden in den Zu- und Abflußgräben ist nicht gestattet. 13) Jeder Besucher der Anstalt hat dem Aufseher auf dessen Verlangen seinen Namen und Stand, sowie seine Wohnung zu nennen 14) Den Anordnungen de» Aufseher» ist unweigerlich Folge zu leisten. 15) Widersetzlichkeiten gegen denselbm oder Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe oder Haft, oder auch mit dem Verbote fernerer Benutzung der Anstalt geahndet. Bekanntmachung, die Bezeichn««- der Fuhrwerke betreffend. Nach der Ministerial-Verordnung, die Bezeichnung der Fuhrwerke betreffend, vom 7. Septemper 187k soll jebe» nicht ausschltekltch zur «erfouenbefSrberuu« bestimmte Fuhrwerk «tt bem «amen be» Giaeuttzümers beziehentlich mit besauberer Rümmer bezeichnet und diese Bezeichnung aus ber linken «eite an dem Fuhrwerke selbst oder auf einer baran befestigten Tafel angebracht sein. Mit Rücksicht darauf, daß nach gemachten Erfahrungen die in der erwähnten Verordnung vorgeschriebene BqeichnungSart in einzelnen Füllen wegen der besonderen Beschaffenheit de» Fuhrwerke» nicht ausführbar rst, so ist obige Bestimmung durch neuere Ministerial-Verordnung vom 16. April laufenden Jahre- dahin abaoändert worden, hast tu s,lcheu Fällen auch jede «ubere, de« Zweck erfüleube, am Au««et ber Pwrb« aber saust auf ber linke» «eite de» Fuhrwerke« herz»stelle«de vezeichuun, für genügend an«esehea werden soll. Indem wir dies hierdurch noch besonder» zur öffentlichen Kenntntß bringen, machen wir die Fuhr- werrSbesitzer unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 18. Oktober 1876 darauf aufmerksam, »atz tu alle« Sälen, tu benen bte früher »orgeschrtebeue vezetchuuugsart «ach ber Beschaffenheit de» Fuhrwerkes überhaupt thunlich, nach wie bor lediglich diese Letztere zur «uweuduug zu brin ge» ist. «nb »atz auch für bte Fälle, tu welchen bte «ach Matzgabe »er «eueren Verordnung nach- gelatzeue BezetchuungSwetse gewählt werden bars, die frühere Vorschrift, daß die Bezeichnung mit deutlicher, unverwischbarer Schrift anzubringen ist, »«verändert tu Kraft bleibt. Leidig, den 34. Mai 1880. Der «ath »er Stabt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. ES wird beabsichtigt, in nächster Zeit 1) die Brandvorwerkstraße von der Mahlmannstraße bis zur Kronprinzftraß«, L) die Arndt- und die Moltkestraße auf den Strecken von der Kaiser-Wilhelm-Straße bis zum Pleißenmühlgraben und 3) die Fichteftraße von der Koch- bi» zur Südstrabe umzupflastern und ergeht deshalb an die Besitzer der angrenzenden Grundstücke und bez. an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, die bezeichne«» Straßentracte berührende Arbeiten an den Privat-Gas- und Wasserleitungen ungesäumt und jedenfalls vor der Reupflafterung auszuführen, da mit Rücksicht auf die Erhaltung eine» guten Ctraßenpflaster» dergleichen Arbeiten während eines Zeitraumes von 5 Jahren nach beendeter Neupflasterung in der Regel nicht mehr zugelaffen werden. Nicht minder werden die Erstgenannten unter Verweisung auf unsere Bekanntmachungen vom 3. Jan. 1877, vom 29. März 1879 und vom 3. Mai 1880 aufgefordert, bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 60 oder der sonst in der gedachten Bekanntmachung angedrohten Nachtheile, die Einführung der Beischleußen sowie die Unterführung der Dachtraufen mittelst besonderer Fallrohrschleußen unter den Fußwegen hindurch in die Haupts chleuße der Straße rechtzeitig und spätestens bi- zum SO. Juni d. I. bewirken zu lassen. Leipzig, am 34. Mai 1880. Der tzlath ber Stabt Leipzta. vr. Georgi. vr. Wa ngemaun Bekanntmachung. Die zum Umbau der PoniatowSkybrücke hier erforderlichen EisenconstructionSarbeiten find vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiervon in Kenntntß gesetzt. Leipzig, am 35. Ma, 1880. «er >ath ber Stabt Leipzta. vr. Seorgi. vr Dangemann. Bekanntmachung, Kohleulteferung betreff»«-. Die Lieferung de- vebarfe» an Stetu- und vrauukohle» für da- hiesige Jvhanutsftift auf das Jahr 1880 81 und zwar von ungefähr 3300 Eentner Rußsteinkohlen, 1900 Hectoliter besten böhmischen Pa tent-Braunkohlen und 400 Hektoliter böhmischen Knorpelkohlen soll an den Mtnbestforbernben, jedoch vor behältlich der Auswahl unter den Licitanten, vergeben werden. Die Lieferungsbedingungen liegen an Rathsstelle zur Einsichtnahme auS und sind die Offerten bi» zum S Juni b. I. Nachmittags 5 Uhr bei ber «untiatur ebendaselbst mit der Aufschrift: „»ahlenlieseruu« für bas Jvhanuishvspttal« versiegelt einzureicken. Später eingehende Offerten können keine Berücksichtigung finden. Leipzig, am 37. Mai 1880. Der Rath ber Stabt Leipzig. vr. Tröndlin. Harrwitz Bekanntmachung. Zum Besten de» hiesigen Theater-Lhar-Peufious-Fvub« findet Freitag, den 38. d. M. im neuen Theater die Aufführung der Oper „Faust und Margarethe". Musik von Gounod, statt. Wir geben un» der Hoffnung hin, daß daS geehrte Publicum unserer Anstalt seine Theilnahme nicht versagen und die gedachte Vorstellung, für welche neben den vorzüglichen Kräften unserer Bühne auch die königliche Hofopernsängerin Frau Cornelia Mehseuhet« au» München in zuvorkommender Weise ihre Mitwirkung zugesagt hat, sich eine» recht zahlreichen Besuche» erfreuen werde. Leipzig, den 85. Mai 1880. Der Verwaltuugs-Ausschutz des Lhor-Peustons-Uvub» be» Leipziger Stadttheater». Die Note Sismarck's zur Lirchensrage- ** Berlin, 26. Mai. In parlamentarischen wie außerparlamentarischen Kreisen hat die Ver öffentlichung der Note des Fürsten Bismarck vom 20. AprU d. I. an den deutschen Botschafter Fürsten Reuß in Wien eine außerordentliche Sensation hervorgerufen. Die scharfe und bündige Sprache des diplomatischen Aktenstückes klärt die Situation in einer Weise , die eS begreiflich er scheinen läßt, daß die Führer der Mittelparteien i« Abgeordnetenhause bereits das Schlagwort an-geben, eine schroffe Ablehnung der Kirchen vortage sei nach den Enthüllungen der Bismarck'- schen Note nicht statthaft. Motivirt wird dieses Schlagwort sowohl durch die Ausführung, welche der Kanzler in der betreffenden Note, als persön lich gegen eine Anzahl liberaler Abgeordneter ge macht hat. Bei dem Aktenstück fällt zunächst die fast wortgetreue Uebereinstimmung vieler und gerade der schlagendsten Stellen mit der Reichs- taa-rede de« Fürsten BiSmarck vom 8. Mai auf. Dort, wie in dieser Rede, dieselben Borwürfe gegen die parlamentarische Haltung de« Centrum«, dieselben Erklärungsgründe für diese Haltung und für die stillschweigende oder ausgesprochene Duldung derselben säten« de« Papste«. Erwägt man, daß zwischen beiden Kund gebungen eine längere Frist liegt (vom 20. April di» zum 8. Mai) und daß sich seit dieser Zeit, wie die Veröffentlichung der Note an den Prinzen Reuß beweist, die Sachlage offenbar gleichfalls nicht durch ein etwaige« Einlenken der Curie ge ändert Hai, so ist der Schluß naheliegend, daß Kürst BiSmarck mit der Einbringung der kirchen- politischen Vorlage schwerlich die Hoffnung ver- band, da« Centrum oder aar den Papst zufrieden zu stellen, sondern daß sie die Bedeutung hat, da« äußerste Maß dessen zu sixiren, wa- der Staat nachaeben zu können glaubt, uud daß eine sofortige Wirksamkeit des Gesetzes gar nicht in Aussicht geuammen war. Die Regierung konnte deshalb durch die officiell ablehnende Stellungnahme de« Papste« nach dem Bekanntwerden der Vorlage kau» in ihren Absichten wankend gemacht werden. Betrachtet man nun den Entwurf unter dem Gesichtspunkte, daß die direkten Verhandlungen mit Rom gescheitert sind, so erhält derselbe ein eminent innerstaatliche« Gepräge und richtet seine Spitze so offenbar und ganz allein gegen die Cen- trumsfraction, daß man in der Thal zugeben muß, die Proclamirunfl de« Kampfe« gegen die Ultra- «oulane«. wie Fürst Bismarck sie im Reichstage «»kündigte, war eine ernst gemeinte. Wenn aber der Reichskanzler im Centrum wirklich den Pfahl im Fleische der deutschen und preußischen Ent wickelung erblickt, wenn er die katholischen Wäh ler von ihren Führern, die den Kamps um deS Kampfes willen führen, trennen will und wenn er die klerikale Fraktion in ihre In gredienzien auflösen, die theils konservativen, theilS liberalen Elemente derselben gewissermaßen hcrauSzuschälen unternimmt auS dem römischen Wesen, daun fragt man sich in liberalen Kreisen mit Recht, weShalv hierzu ein Weg gewählt wird, der den staatserhaltenden Parteien, auf deren Mitwirkung doch in erster Linie gerechnet wird, als ein überaus bedenklicher erscheinen muß, und weshalb die Verwaltung-prariS bessern soll, was eben so gut, wie unter der Aera Falk schon geschehen, in gesetzlichen Bahnen durchgeführt werden kann. Die Dinge stehen jetzt wiederum so, daß daS Centrum grundsätzlich gegen alle Milderungen und Erleichterungen Front machen wird, die ihm und der katholischen Kirche nur kraft Duldung deS Staats und nicht kraft eigenen Rechts gewährt werden durften. An ein Zustandekommen deö Gesetze- ohne Beihülfe der liberalen Parteien ist jetzt selbstverständlich weniger als je zu denken. Wenn aber diese für ein zustimmendes Votum da durch gewonnen werden sollen, daß ihnen in Aus sicht gestellt wird, da« bloße Vorhandensein de» Gesetzes werde, auch fall- die Curie in ihrer Ab lehnung verhalte, die katholische Bevölkerung zu Dank verpflichten und ihnen ein Mißtrauen gegen die Leiter der Bewegung aus deutschem Boden emflößen, so ist dagegen zu erwidern einmal, daß jene ultra montan gesinnte Bevölkerung die Dinge eben nur durch di« Brille ihrer Lenker in Presse, Beichtstuhl uud Parlament steht und sie danach beurtheül, dann aber, daß, wenn wirklich der vom Reichs kanzler erwartete Erfolg eintreten sollte, da« Ge setz in seiner di-cretionairen Unbestimmtheit sich sofort gegen denselben liberalen und staat-treuen, cmtipäpstllchen Gedanken wenden würde, durch dessen Unterstützung e« zu Stande gekommen. Nicht allen Staatsmännern Preußen« in der Zu kunft, sowenig wie in der Vergangenheit, darf man da« Vertrauen schenken, daß sie diese kirchlichen Angelegenheiten vom Standpunkt de« praktischen und weltlichen GtaatSinteresse« ansehen. E« dürfte sich auch einmal ereignen, daß der Staat unter den Gesicht-winkel der Kirche gestellt und demgemäß behandelt würde. Ist e« dem Reichskanzler Ernst damit, die Vorlage in dem Sinne zu benützen, wie die Note an den deutschen Botschafter in Wien e« umschreibt, so darf man indeß hoffen, daß er einer selbst weitgehenden Amendirung derselben durch die Liberalen sich nicht widersetzen wird. Soll er doch bereits angedeutet haben, daß er die Geltungsdauer des Gesetzes aus nur ein Jahr acceptire. Fällt aber die Vorlage dennoch, so würde er seinen Rücktritt nehmen oder daS HauS auflösen. * * Die vorstehend erwähnte Note hat den folgen den Wortlaut: Auszug. Vertraulich. Berlin, den 30. April l880. Daß in unseren Unterhandlungen Rückschläge, wie der in den Berichten Eurer Durchlaucht vom 15. und 16. d. M. — Nr. 177 — gemeldete, früher oder später eintreten würden, darauf war ich durch die Haltung de« Centrums vorbereitet. Wir müssen auch ferner darauf gefaßt sein, daß man von römischer Seite jede« Mittel ber Diplomatie erschöpfen wird, bevor wir zu einem erträglichen moäv» vivenäi gelangen, und wir werden noch mehr Phasen wie die gegenwärtige durch zumachen haben, da die römischen Prälaten durch ihre mangelhafte Einsicht in die preußischen Verhältnisse stets verleitet werden, übertriebene Erwartungen zu hegen und ihre Ziele zu hoch zu stecken. Wenn man sgeglaubt hat, daß wir nicht blo- abrüsten, sondern unsere Waffen im Wege der Gesetzgebung vernichten wollten, so hat man unS eine große Thorheit zugetraut, wozu tch durch keine meiner Aeußerungen Anlaß gegeben habe. Auf der anderen Seite ist der PronuntiuS im Unrecht, wenn er der preußischen Regierung einen Vorwurf daraus machen will, daßdrr Staatsministerial- Beschluß vom 17. v. M. die Wiener Besprechungen mit Schweigen übergeht und diese« Schweigen so deutet, daß man e« nicht der Müh« Werth halte, sich über seine und seiner Techniker Erklärungen auszusprechen. Dieser Beschluß nimmt in der That eine sehr wesent liche Modifikation der Mcngesetze in Aussicht, wenn er für die Regierung die Besuoniß erstrebt, du Aus führung derselben »m Interest« de« Friedens zu unterlassen. Bi« jetzt ist die Regierung verpflich tet, sie streng durchzufahren; wird sie von dieser Verpflichtung entbunden, so kommt sie in die Lage, die Äefammtheit der betr.ffenden Gesetze friedlich, freundlich und entgegenkommend handhaben zu kön nen, so bald und so lange eine ähnliche Politik von der Curie beobachtet wird. Sich mit den einzelnen Ergebnissen der Wiener Besprechungen eingehend zu befassen, wird für un» an der Zeit sein, wtzald wir die entsprechenden Fakultäten von dem Landtage er langt haben und daS Maß ihrer Ausübung erwägen werden. Die Befürchtungen Jacobini'S, wa« denn werden solle, wenn etwa die Regierung wechselte, ist eine gegenseitige. Wa« kann un« nicht bedrohen, wenn die Regierung im Vatikan wechselt und wieder ein kämpfender Papst wie Piu« IX. den Stuhl be steigt? Wir müssen also auf beiden Seiten m der Lage sein, daß ein Schwert da« andere in der Scheide hält. Daß wir da« uuseri«e zerbrechen sollen, während die Eurie ihre Politik friedlich oder feindlich einrichten kann nach bem Willen deS jeweiligen PapsteS und seiner Rathgeber, ist von uns nicht zu verlangen. Wenn der PronuntiuS Klar heit in dem StaatSminifterialbeschluffe vermißt, so muß ich fragen, was denn auf römischer Seite dwher klar ist. Wir haben erhebliche praktische Concessionen, soweit wir das nach der bisherigen Gesetzgebung konnten, seit dem Amtsantritt deS Ministers v. Putt- kamer gemacht: von dem Papste aber haben wir weiter nichts als eine unbestimmte theoretische An deutung ohne rechtsverbindliche Verpflichtung, daß er ein unvollkommen desinirtes Anzeigesystem werde dulden können, oder, wie der PronuntiuS sich auS- drückt, es ist uns eine entgegenkommende Action „in Aussicht gestellt", während eine solche unserer seits bereits erfolgt ist. Diese „Aussicht" wird unS bis zum Gefühl de» Mißtrauens getrübt durch die Haltung der Centrumspariei im preußischen Land tage und im Reichstage, in der wir eine praktische Erläuterung, eine Interpretation der päpstlichen Instructionen erblicken Wa» Hilst uns die theo retische Parteinahme deS römischen Stuhls gegen die Socialisten, wenn die katholische Fraction im Lande, unter lauter Bekennung ihrer Ergebung in den Willen de» Papste», in allen ihren Ab stimmungen den Socialisten wie jeder anderen sub versiven Tendenz öffentlich Beistand leistet? Unter Beiheuerungen guter Absichten, welche niemals zur Ausführung gelangen, und unter dem Vorwände, daß man gerade ko, wie die Regierung eS betreibe, die Socialisten nicht bekämpfen wolle, im Uebrigen aber fielverurtbeile, stimmt da« Centrum stet» mit den Socia listen: und wählte die Regierung andere Wege, so würden auch gerade diese wieder für da« Centrum nicht di« an nehmbaren sein. Al« vor einem Jahre die katholische Partei in der Zollfrage un« ihre Unterstützung lieh, glaubte ich an den Ernst de« päpstlichen Ent- gegenkommen« und fand in diesem Glauben die Er- muthiguna zu den stattgehabten Unterhandlungen. Seitdem hat die katholische Partei, die sich speciell zum Dienste de« Papste« öffentlich bekennt, im Landtage die Regierung auf allen Gebieten, der Eisrndahnsrag«, be, dem Schanksteuergesetz, bei dem Feldpolizeigefrtz, in der polnischen Frage, angegriffen. Ebenso m der Reichspolitik und gerade m Existenzfragen, wie der Militairetat, da« Socialiftenaesetz und die Eteuervorlagen, steht die katholisch« Partei wie ein Mann «schloffen un« gegen über und mmnujob« reich «feindliche Bestrebung unter ,h«u Schutz. Mag eine solche von den Socialisten, von den Polen oder von der welfischen Fronte auS- gehen, da» Svstem bleibt konstant dasselbe, die Regie rung de» Kaiser« nachdrücklich zu bekämpfen. Wenn man nun sagt, daß diese Fraction irre geleitet werde durch einige Führer, welche vom Kampfe leben und bei dem Frieden fürchten überflüssig zu werden, so ist mir da« nicht glaublich angesichts der Thatsache, daß so viel Geistliche. Hohe und niedere, unmittelbar« Mitglieder dieser reaierungsfeindUchen Fraktion find, und daß deren Politik, den Socialisten Beistand zu
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite