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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188006010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-01
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1880
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December 1868 sind dre Listen der bei den Landtags wahlen stimmberechtigten Personen alljährlich im Juni zu revidiren, auch nach 8 11 der Ausführungsver ordnung die Stimmberechtigten auf diese Revision und ihr Befugniß zur Einsichtnahme der Wahllisten öffent lich aufmerksam zu machen Wir benachrichtigen daher die Betheiligten hierdurch, daß die Wahllisten für die drei Wahlkreise der Stadt Leipzig auf dem Rathhause, II. Stock, Zimmer Nr. 16, am 1.—8. V. und 8. Juni laufenden Jahre- Vormittag von 8—12 Uhr und Nachmittags von 3—6 Uhr auSliegen, indem wir die Stimmberechtigten «uffordern, di« Wahllisten einzusehen, zugleich aber darauf Hinweisen, daß den Anträgen behufS Aufnahme in bi« Wahlliste oder Ausscheidung solcher, denen daS Wahlrecht nicht zusteht, die Nachweise der Wahlfähig- keit beziehentlich deS Mangels der Wahlberechtigung beizufügen sind. Leipzig, am 25. Mai 1880. Der «attz »er Stabt Leipzig. vr. Seorgi. N,tzscbe. Bekanntmachung. Wege» Umvjlasterung der «etchSstratze wird dieselbe und zwar zunächst vom 18. Mat er. ab auf der Strecke »«m Brühl »t» ,«» Böttcher- uns «oldhahn-SStzchen auf die Dauer von etwa zwei Sache», sodann aber auf der Strecke vom Böttcher- und «oldhahn-Söhche» bis zur «rt»maische« Stratze aus die Dauer von etwa zwei wettere» Sache» bis zur Fettigstellung deS Pflaster- für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 10. Mai 1860. Der »ath »er Stabt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. In einigen Straßen deS südwestlichen Bebauungsplanes sollen (und zwar im Ganzen ca. 1340 laufende Meter) Schleichen 111. Elaffe gebaut und die damit verbundenen Maurer- und Erdarbetten an einen Unter nehmer in Accard verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Rathhaus, ll. Etage, Zimmer Nr. 18 aus und können »«selbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleuste» i« sübwestltche« »eh«»«»g»pla»e" versehen ebendaselbst und zwar biS zum 16. Juni d. I. Nachmittags 5 Uhr etnzureichen. Sechzig, am si. Mai 1880 Se»D«ath« »er Stabt Leipzig Straste»ba«-Dep«tatia». wenn nicht unvorhergesehene Fälle eiutreten, bis zum Herbst 1882 in Thätigkeit bleiben. War mm? Ueber das Schicksal, welchem das sogenannte Diktat «r-Gefetz entgegenaeht, ist durch die letzten verhandlnug« des preußische» Abgeordneten hauses eine wesentliche Aufklärung nicht gewonnen ward«. Die meiste» Redner zeigten sichsehr dor- fichtig »ud zurückhaltend, offenvar um sich für die »eitere Entwickelung der Dinge möglichst freie Hand zu wahren. Rundweg ablehnend gegen die Borlage verhält sich die Fortschrittspartei; die Confervativen stimmen der Vorlage ohne Wei tere- zu, höchstens verlangen sie die Beschränkung der Gültigkeit des Gesetzes auf eine bestimmte Frist; die Frei-Eonservativcn fürchten, die Re gierung könne der Curie allzu gefällig sein und der jetzt eingeschlaaene Weg könne schließ lich doch nach Canossa führen, we-halb sie nach allerhand Sicherstellungen und Gewährschaften auSschaueu und mancherlei Abänderungs-Anträge für die ferneren Beratungen vorbereiten; die Leute des Centrum werden wohl inSgesammt gegen das Gesetz stimmen, aber sich auch nicht allzu sehr grämen, wenn dasselbe ohne ihre Mithlllfe zn Staude kommen sollte, ja Letzteres viel leicht sehr gern sehen. Windthorst wenig stens hat seiner Partei den Rückzug auS der gegenwärtig eingenommenen Stellung frei gehal ten. Die National-Liberalen zerfallen in zwei Abtheilunaen, von welcher die eine (siehe die Rede von Gneist), trotz schwerer grundsätzlicher Bedenken gegen den Grundgedanken und gegen Einzelheiten des Gesetzentwurf-, doch die Möglichkeit sesthält, durch verschiedene einschneidende Abänderungen noch ein annebmbarcs Werk zu Stande zu »ringen, »ährend die andere (vgl. Kalks Darlegungen) der Vorlage »eit entschiedener gegenüber steht. Unter solchen Umständen sind alle Muthmaßungen über das Schicksal der Gesetzesvorlage voreilig und müßig. Es wird versichert, daß selbst in den Kreisen der Staatsregierung die große Zuversicht, mit welcher der CmtuSmiuister von Puttkamer die Annahme des Entwurfs erwartet, nicht ge- thellt werde, und Dasselbe behauptet man vom Bun desrath und vom diplomatischen EorpS. Der Reichs- k»»zler soll schon Monate laug seine Zweifel am Gelingen des Werkes geäußert und nur dem Drängen einflußreicher Hofkreise, welche ihrerseits wieder von deutschen und auswärtigen katholischen Höfen beeinflußt werde», endlich nachgegeben haben, um sttum guten Willen zu beweisen uud seine Hände in Unschuld waschen zu können. Die Niederlage des Gesetzentwurfes i» Landtage sei von ihm voransgesehe» worden, seitdem das Eentrum »Leigt habe, daß es dem Kanzler nicht Heeres, folge leisten wolle. Mögen di« Würfel über die kirchenpolitische Vor lame fallen, wie sie wollen, au eine Auflösung des Abgeordnelcnhause« ist in diesem Jahre so wenig z« denken wie an eine Neuwahl des Reichstages. Fürst Bismarck hatte allerdings vor etwa Monats frist das Letztere im Sinne, aber er wird die warnenden Vorzeichen nicht unbeachtet lasten, die für ihn in dem Ansfall der Wahlen in Hamburg, Tübingen, Kassel ». s. w. liegen. Soviel bis jetzt feststeht, soll die nächste Reichstagswahl im Mai ISsl, also o»r wenige Monate vor der gesetzlichen Frist, stattfinde». Der gegenwärtige Landtag wird. »»Mischt «»»erficht. Lptpzts. 31. Mai. Alle Zeitnng« sind begreiflicher Weis« damit beschäftigt, die letzten Verhandlungen des preußi schen Abgeordnetenhauses über die kirchen poli- tische Vorlage zu besprechen, wobei natürlich die unfern Lesern bereits bekannten amtlichen Schriftstücke in Betreff der Unterhandlungen mit dem Prouuutiu» Jacobini vielfältig mit erwähnt werden. Die Geschichte dieser Verhandlungen, wie sie der Eultusmwister v. Puttkamer zu geben sich veranlaßt sah, ist in hohem Grade merkwürdig. Empörend geradezu ist e-, daß die Curie dem Staate Preußen hartnäckig verweigert, was sie anderen Staaten längst zugestanden hat. Ja, wäh rend sie das Recht des preußischen Staates an erkennt, gegen die Erueun«»g eines Bischof- ein Veto einzulegen, soll er dasselbe Recht bei einem einfache» Pfarrer nicht besitzen. Da hört Ver nunft und Logik auf. Die Regierung hält «nver- brüchlich an der Anzeigepflicht fest, die Herr v. Puttkamer als den wichtigsten Punkt in der garnen kirchenpolitischen Gesetzgebung bezeichnet. Großen Eindruck macht überall die Rede des früheren CultuSministers vr. Falk. Er nannte das Verhalten der Curie, welche die bekannten Zustände in der Seelsorge hrrbeigeführt, ein „Inter dikt in moderner Form" uud bedauerte den Man gel an Ausdauer, den die Regierung gezeigt habe. Ja, er war der Meinung, daß der Schade, den die Vorlage stifte, selbst durch deren Verwerfung nicht mehr ganz aufgehoben werden könne. Der frühere CultuSminister sieht in der Vorlage nur ein Zeichen, daß der Staat da- Vertrauen zu sich selbstund zu seiner Macht, selbstständig die Grenzen gegenüber der Kirche zu ziehen, verloren habe. Indem man den Gedanken der Souverainetät der Staatsgefetze vreisgebe, werde man auf die ka tholische Bevölkerung nur dm Eindruck mach«, daß der Staat dm Rückzug angetreten Hab« und daß eS nur «eiteren AusharrenS der Tutte be dürfe, um dm vollen Büßgang nach Canossa zu erzwingen. Die Folge des Gesetze- werde nicht eine Herbeiführung des Friedens, sondern eine Schürung des Kampfe- sein. Wmn auch Fürst BiSmarck von dm gewährte» Vollmachten niemals einen mit seiner Vergangenheit in Widerspruch stehen dm Gehrauch mach« werde, so habe er doch selbst neulich auf die Möglichkeit hingewiesm, daß eiu confervaliv-klettkales Ministerium seine Erb schaft übernehme» könne. Unter allen Umständen ei das Gesetz »icht eilig, da ia doch die Boraus- etzungm, unter denen A zur Lnwmvung kommen werde, voraussichtlich s« bald nicht eiutreten würden. Der Sinnt Waue wart«. Was das erwähnte „moderne Interdikt" betrifft, so ist allerdings der durch das «uverant- wörtliche Vorgehen der Curie hervorgerufme geist liche No thstaub ein gewaltiger und es verdient alle Anerkennung, daß die preußisch« Regierung für ihre Pflicht erachtet, bis a» die äußerste Grmze des Zulässige» zu geh«, um ihre katholi schen Mitbürger aus jenem Nothstand heranszu bringen. Die Regierung blickt mit qrnster Sorge daraus hin, daß von zwölf bischöflichen Sprengel» nur noch vier einen ordnungsmäßigen Oberhirten haben, daß tausend Pfarrgeffiliche fehlen, daß der Nachwuchs junger Priester auSaeht, daß die Dom kapitel sowie auch die Lehrstllyle der katholischen Facultätm veröden, daß der Religionsunterricht in den höheren Schulen wegen Mangel- der missio oanomc» nur noch vereinzelt erthellt werden kann. DaS Alles nimmt sich die preußische Regierung aufs Tiefste zu Herzen, und zwar nicht etwa, wett sie irgend «ne Schuld daran zu habm glaubt, sondern sie weiß sich im Gegentheil von jeder Ver antwortung für da- Entstehe» dieser Zustände frei und ist ganz sicher, daß die Verantwortung anderen Seiten d. h. der römischen Curie, zufällt. Dennoch biilt sie dafür, daß der Papst sich die Sache wett wmiger zu Herzen zu nehmm brauche, dmn für ihn, meint sie, ist die Hauptsorae der Kampf um die Weltherrschaft. Bisher hatte man aller Orten angenommen, daß doch aber der Papst die Gegenwatt über die Zukunft nicht vergessen dürfe; schon darum nicht, w«l, wer die Gegenwart verliert, sich auch die Zukunft ent« gehm läßt; wer heute die Seelsorge in Bettall ge- rathm und verschwinden läßt, kann morgen un möglich die Seelm regieren. Und alle Welt sieht es für die Ausgabe auch des streitbarst« Kirchen hauptes an, die Seelsorge für das lebeude Ge schlecht zu unterhalt« und sie kein« Augenblick zu vernachlässigen. Die in Rom allmächtig« Jesuiten sind anderer Meinung, und daher der hoffnungslose Zustand, in welchem wir uns augen- blialich oefindm. In Bezug auf die beabsichtigte Berliner Confereuz bleibt es dabei, daß der Zusammen tritt künftig« Monat in Berlin, thatsächlich und von der Form abgesehm, unter all« Umständen weg« der griechischen Frage stattfiuden soll, unabhängig von der Antwort der Türk« ans di« identisch« Note, aber möglichst im Eiuverstäudatß mit der tote, Pforte. Die vermittelnde Aufgabe der konferenz wird sich auch darin kundgeb«, daß die Con erenz bei der Feststellung der neuen Grmze möglichst bedacht snn wird, Schwierigkeit« zu vermeid«, welche eine neue albanesische Frage, ähnlich der montenegrinischen, herbeistihr« könnte. Die Türkei und Griechenlano werden von der direct« Betheiliguna an dm Berathung« der Conferenr ausgeschlossen werden. Dagegen wird als möglich angesehen, daß die Türk« und Griechen land zur Ertheüuna von Auskunft in der späteren technischen Commission, die nach Weisung« der Conferenz an Ott und Stelle thätig snn wird, vertreten snn werden. DaS preußische „Justizministettalblatt" widmet dem verstorben« Minister vr. Leonhardt ein« länger« Nachruf, dem wir den folgenden Schlußpassus entnehmen: So große Reformwerke, wie diejenigen sind, mit den« Leonharvt's Name für alle Zeit« verknüpft bleiben wird, können nicht iuS Leb« treten, ohne daß si« lebhafte Gegensätze, insbesondere auch solche, die in ver meintlich oder wirklich verlosten Interest« ihre Quelle habm, erweck«. Nach d« Zuruf« des Beifalls und der Begeisterung für die aroßen Ziele, welch« die Gesetzgebung verfolgte, kommt naturgemäß auch der Widerspruch zu Wort, zu dem sich die angeborene Abnttaung gegen daS Neue und Ungewohnte mit dem Mißmuth Über das ver meintliche Julsblnben vorschnell erwarteter Vor teile vereinigt, und die Acußerungm dieses Wider spruchs , welche wohl keiner größeren Schöpfung erspart bleib«, könnm einen Augenblick laug selbst die Stimme der ruhig vrüfmden Kritik und Er fahrung zu Übertvuea schein«. Aber nur die letztere hat wirklich« Werth; sie wird alles Wesentlich« au Leonhardt's Schöpfung alS ein« dauernd« Gewinn für da» nationale Rechtsleb« anerkenn« und das Andenken des Schöpfer- wird in snn« Werk« unvergänglich erhalt« werden. Ja Oesterreich wird, wie Inder schon öfters zu bericht« war, in den einzeln« Krouländern letzt lustig darauf los gearbeitet, die „ uationalen Sprachen" zu begünstig«, natürlich nur um das Dvttsche so schwer wie möglich zu schädig«, und di« Regierung in Wien begünstigt diese Bestre bung« ganz offenbar. Jetzt kommt mm ein mili- tainsches Blatt und bespricht die RückwirAma«, welche diesesTreibe« auf das k. k R eichsheer Hatz» müsse. Es heißt da: „Die deutsche Sprache als Dienst-, Reglement- und Eommandosprache in der gemeinsam« Reichsarmee ist eine uner läßliche Nothwendigkeit. Au dieser Ein richtung rütteln zu wollen, hieße das ganze eiu- heitliche Wehrwesm der Monarchie m Krage stell«. ES geht eben nicht au, daß »an die Konsequenz« des national« Unterrichtes Dimension« annehm« lasse, durch welch« dns Ge füge der Heeresbestanbtheile gelockert werde. Wir sind kein nationaler Staat und vertrag« schon weg« nuferer uns unentbehrlichen Arm« keine ultra-national« Länder-Jnstitntionen: denn der babylonische Thurm, in die Armee hineingestellt, würde nicht Weniaer bedeut« als die vollständigste Consusio» im Momente der Knegsbedrängniß. als die sichere Niederlage auf dem Schlachtfeld« Dies habm unsere parlamentarisch« Streiter bisher richtig zu würdigen verstanden, denn in diesem Punkte sahen sie den Spieß deutlich gegen d« eigen« Leib gekehrt; leider aber schein« viele dieser Herren in jüngster Zeit auch den letzt« Rest von Besonnenheit eingebüßt zu habm, und ihr sogmannte» nationales Wirthschaflm in den Kronländern hat thatsächlich zur Folge, daß die deutsche Sprache, diese Lebensbedingung der Reichsarmee, immer mehr an Boden verliert." Der ungarische Graf Victor Zichy-Fer« rar iS ist todt. Der Mann hat wirklick ein tra gisches Schicksal. Erst hatte ihn die Opposition zum Sühnopfer auSerlcsm und aus seinem Amte verdrängt, und dann hatte die Junker-Clique im Nationalcasino seine gesellschaftliche Stellung ver nichtet und zwar auS Pttvatrache einiger Junker gegen dm Gras«. Mit dem Tod« des Gemor deten ist aber die Sache noch nicht zu End«. Am Tage vor dem Duell übergab Graf Zichy nebst seinem Testamente mehrere Schriftstücke einem be freundeten Notar mit dem strmgen Aufträge, im Falle seine- TodeS die übergebenen Papiere zu veröffentlichen. Letztere enthalt« Enthüllungen, welche hohe Magnat« und hervorragende Poli tiker in einem schlimm« Lichte varstellm und einen ungeheuren Skandal Hervorruf« dürft«. Man mag über dm unglücklichen Graf« Zichy denk« wie man will, aber es bleibt jedenfalls eine krank hafte Erscheinung im Leb« der ungarischen Aristo kratie, wenn eine Jnnkcr-Elique von zehn jung« Magnat« die ungarische Gesellschaft in Furcht jag« darsund wenn sie über dieEhrenhastiakcit eines jeden Einzeln« unwiderrufliche Beschlüsse fass« kauu. Ditte Junker-Clique hat d« Zweikampf zu ihrem Culms erhob«. Wmu Jemand den Junkern nicht zu Gesicht steht, muß er sich mit ihn« auf Leb« und Tod schlag« oder in Zukunft sein Leb« als „auSaestoßeu" fristen. Daß daS Gesetz den Zweikamps verbietet und bestraft, darum kümmert sich Niemand. Da» Gesetz ist nur für die arm« Teufel gültig Wmu der Duellant ein Magnat oder Casino Mitglied ist, so wird er vom Gericht zu einer lächerlich kleinen Strafe veruttheilt und vom König sofort begnadigt. Statt den Duellar- tm der Begnadigung de- König- anzuempfehleu, wäre es die Pflicht de- Juftiznnnisters, zurückzn- tretm, fall» die Krone den Verbrecher auS eigenem Antrieb begnadigen wollte. Das Land würde einem solch« Justir minister zujubela. Die Wahlkreise in Belgien bereit« sich gegenwärtig darauf vor. die Hälfte der Volksver tretung zu erneuern. Diese Wahl darf eine Be deutung beanspruch«, wie sie noch seit« iu der belgische» Geschichte vorgekommm ist. Bekanntlich hat vor zwei Jahr« nach langer Arbeit und hartem Kampfe die liberale Patt« dm Sieg errungen; aber ihre jetzige Mehrheit ist nicht so groß, daß sie nicht durch Verschiebung vou einem halben Dutzend Stimm« zur Minderheit herabgesetzt werden könnte. Nach der zweijäh rig« Herrschaft der Liberal« hat jetzt Vas vel- gische Volk das Urtheil zu fällen uud sich darüber auszusprechen, ob es auf dem eiugeschlagm« Wege weiter wandeln und die Politik der Liberal» billig«, oder ob es da- liberale Regimmt und die Klerikalen wieder zur Herrschaft be will. Dabei genügt es nicht, daß die Liberal« blos ihre Sitze behaupt«; auch in der Politik bedeutet der Stillstand Rückschritt, und darum müffm die Liberal« au Zahl ihrer Stimm« «ud ihrer Vertreter zunehmen, wmu sie behaupt» wollen, daß das Laad sich mit ihrer Polittt mehr und mehr befreunde und ihr immer anhänglicher werde. Die Entscheidung dieser wichtig« Frag« wird am 8. Juni gefällt werden In Italien ist das Parlament schon vor de« gänzlich« Abschluß der Wahl« eröffnet Word« Mau bat es in Rom offenbar sehr ttlig damit gehabt. Das vorige Parlament hatte dem Ministerium Eairoli-Depretis d« Staatshans- haltplan znletzt nur noch monatweise bewilligt; es war aufgelöst Word«, nachdem es den Staats haushalt nur ans den Monat Mai bewWgt hatte, Uber welch« hinaus der Regierung also keine verfass>wg««äßiaer. Geldmittel «ehr zur «ersiiguna stehe» würden. Die erste Sorge de» neuen Parlaments «nß uothaedrungen die einstwellige vertänaeruog des Provisorium fein, an welche- sich die Anbahnung einer endgültig« Regelung der italie nisch« Finauzwitthschaft anzuschsietz« Hab« wird Dieselbe ist seither durch die noch immer schwebeude Frage der Mahlst«« erschwert Word«, die von der öffentlich« Meinung ziemlich allgemein als unerträglich veruttheilt wird und der« Beseiti gung die Liberal« aller Schattirungm anstreb«.
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