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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188006079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-07
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1880
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Erscheint täglich früh 6>/, Uhr. Nedactl«» »ad T«»rdtti»« Jvhamrrsg«fi« »L. L»rrchß»»tt« trr Le-Orü»«r vormittag- 14—l2 Uhr. Nachmittags 4—- Uhr. »r »tk snw««»« rtagrta,»»«! «<u». Kn»l« «achl t«e nicht »«r»«ntUch. «nnahme brr für die nächst- ,otac»dk Nummer destimmtrn ^«scrate «n W-chrnta-c» -iS 3 Uhr Nachmittags, an Lon«. «ldFrstta-en früh dis V.ü Utzr. Z, N» Ftttatr» für Z«s. ^naatpar: Otto Niem». Univcrsitätostr. 22, Lauts Lösche, Lattzariuritstr. lv.p. »ur bis Uhr. UchMtr Jagebla» Anzeiger. Orzm sd Politik, Localzeschichk, Haudtlr- Md Geschäftsverkehr. «uslagk Ldo»»r»r,tqnr<» viertelt. rnel. Vrinaerlohu L Mi. durch di« Post bezogen S Mi. Jede einzeln« Nummer 2t Ps. velrgexrmplar 10 Vs. Gebühren für ExtrabeiUtge» ohne Postbesürberung »» ML nüt PostdesSrderuog 4S Mi. Ztcheale Laesp. PeMzeil« Ld W. Gröhere Schniten last unsere» PreiSverzrichiuß. — Labello rische Satz nach höherem Lach. Neelmaea »irr de» Re-acllomGüch d»e LpaUzetl« «o Ps. Inserate sti»d stet» an d ta»rdNt», zu sende«. — N-batt wirb nicht gegeben Hahlnnapraanumaranöo oder dnrch Poftvorschu^. ^2 M. Montag den 7. Juni 1880. 74. Jahrgang. Vermeidung. In dem der Etadtgemeinde gehörigen Hau-grundstück, «rtmmaische Strafte «r. 37. sollen 1) zwei in der NI. Etage befindliche, zeither zu Eppedtttonszwecken benutzte Sfeustrtge 3t««er. von denen da- eine nach der Grimmaischen Straße hinaus, das andere nach dem Hofe zu ge legen ist, nebst einer Sseustrtgeu Hafstude in der ll. Etage 2) eine »elleradttzeilu«, »»« 1. vrtader ». Z an aus drei Jahre Srettag, den 18. d. M.. vormittags 11 Uhr an RathSstelle, eine jede Nummer für sich, an die Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Die Versteigerung-- und BermielhungSbcdingungen nebst Jnventarium der zu vermiethenden Lokalitäten liegen schon vor dem Termin auf dem RathhauSsaale, l. Etage, zur Einsichtnahme auS. Leiwia. den 3. Juni 1880. Der «ath »er Stadt Lechzt,. vr. Georgs. Stöß. und Politische »lrbersicht. Lechzt,. «. Juni. Se. Majestät der Kaiser hat an Rath und Stadtverordnete der Stadt Magdeburg folgende CabinrtS-Ordre erlassen: Nachdem Ich in Folge Ihrer Einladung an den Festlichkeiten, welche zur Erinnerung an die vor zweihundert Jahren erfolgte definitive Bereini gung des Erzstifts Magdeburg mit Kur-Branden burg am gestrigen Tage veranstaltet worden sind, Theil genommen habe, drängt eS Mich, der Stadt Magdeburg für die überaus freudige Aufnahme, welche Ich an diesem Gedenktage bei der dortigen Bevölkerung gefunden habe. Meinen wärmsten Dank auSzusprrchen. Es hat Mir ungemein wohl- gethan, zu erkennen, wie Magdeburg durch den ungewöhnlichen Schmuck, den eS zu Meinem Em pfange angelegt. daS Bewußtsein kund gegeben hat, daß die Verbindung mit Meiner Monarchie, mit welcher es im Laufe der Jahrhunderte — unbeein trächtigt von kurzer Trennung — durch Freud' und Leid fest verwachsen ist, die Basis seiner jetzigen Wohlfahrt und der Fortdauer seine- Gedeihen- ist. Die Versicherung des Vertreters der Stadt hat da durch eine glänzende Bestätigung erfahren. Die zahlreichen Huldigungen, welche Mir von allen Seiten, im Anschlüsse an die Hauptstadt, auch von dem übrigen Herzogthum dargebracht worden sind, haben Meine Ueberzeugung von Neuem bestärkt, daß das Magdeburger Land ein fester Hort deS treuesten Patriotismus ist; — in Wahrung dieser Gesinnung können Stadt und Land sicher sein, wie bei Meinen Vorgängern an der Krone, so auch bei Mir und Meinen Nachfolgern stet- einem landeS- väterlichen Wohlwollen für ihr Interesse zu be gegnen. Wenn auch ein tiefbetrübendeS Ereigniß Mich verzichten ließ«, dem, heiterm Frohsinn ge widmeten Theile deS Festtags beizuwohnen, wird doch die Magdeburger Jubelfeier in Meiner dank baren Erinnerung ungeschwächt fortleben. Eine der bemerkenSwerthesten Erscheinungen in der jetzt in Berlin tagenden Kirchengesetzcommission ist da- Verhalten des Abg. vr. Brllel. Die „Magdeb. Ztg." sagt über ihn: Dieser Herr, der evangelischen Kirche zugehörig und sogar Präses der evangelischen Synode zu Hannover spielt in der Commission den Anwalt de- Centrum-. Zu sämmtlichen Paragraphen deS Entwurfs dringt er Abänderungsanträge ein, deren Inhalt weit über die Puttkamer'sche Vorlage hinauö- aeht; ja so päpstlich sind die Brüel'schen Vor schläge, daß daS Centrum sie als eine ganz vor zügliche Befestigung seiner Stellung ansieht und sich willig der Führung seines Hospitanten anver traut. Wenn Wmdthorst, Schorlemer, Reichen- sperger, Franz und Majunke für die katholische Sache einlreten und diese Sache womöglich über die Interessen deS Staate- stellen, so begreift man DaS, weil sie, in römisch-katholischen Anschauungen groß geworden, nicht- Höhere- kennen, at» die Papstkirche. Aber wie kommt Herr vr. Brllel dazu, sich für die Römi schen inS Zeug zu legen und für die Bischöfe de» Papstes eifriger al» nur irgend ein katboliscbe- Mitalied der Commission zu sprechen? Der Präses der hannoverschen Synode gehört zu der evangelischen Minorität, die sich seit dreißig Jahren angelegen sein läßt, die Unterschiede zwischen Papstthum und Lutherthum zu ver- wischen. Die Protestanten nach Art de- Abg. Brllel sind politische Reaktionäre um jeden Preis, die sich vom AutoritätSprincip leiten lasten, und weil die Autorität nirgends voller und mächtiger zum Ausdruck kommt als in der Papstkirche, so siebt sie ihnen ihre politisch-kirchlichen Ideale. Da- Patrimonium Petri und die lutherische Pfarrhufe stehen nach Brllel'scher Theorie auf einerlei Reckt mit jedem Fürstenthron, und so kommt e-, daß der hannoversche Synodepräses a>» Verfechter de- Papstthum- zugleich Anwalt de- WelfenthumS ist. Von einer evangelisch protestantischen Ader hat er Nicht« an sich, er weiß nur von seinem ganz einseitigen kirchlichen Stand- >uncte au- die Sache Roms zu verfechten, das eine particularistischen Hoffnungen nährt. Die ossiciöse „Norddeutsche Allg. Ztg." kommt noch einmal aus den Hamburger Lehrertag und besten Verhandlungen zurück und richtet zum Schlüsse an die Lehrerwelt folgende Ermahnung: „ES kann ja natürlich nicht die Rede davon fern, die Lehrer von dem öffentlichen Leben oder von der Theilnahme an der Arbeit ausschließen zu wollen, welche den Inhalt dieses Lebens bildet. Im Gegentheil. Nur soll der Lehrer sich nicht zum Agenten der politischen Parteien machen und sich nicht von der Eiteckelt beherrschen lasten, eine Rolle zu spielen, wie sie den Schwätzern m öffent lichen Versammlungen leicht genug zufällt. Die Lust an Wanderversammlungen ist freilich eine Zeltkrankheit, welche um so weiter um sich greift, ze weniger wahrhaft reeller Nutzen durch die frei willigen Parlamente gestiftet wird und gestiftet werden kann, schon weil die localen Verhältnisse für die etwa zu fastenden Beschlüste gewöhnlich ausschlaggebend wirken. Man wird die Lehrer nicht gegen da- in der Zeit liegende Contaglum abschließen können; vielleicht haben die sogenannten Lehrertage sogar daS Gute, daß sie die falschen Bestrebungen eines Lhcil- der Lehrer am deutsch sten dar legen. Wir unsererseits aber glauben eine Pflicht gegen den gesammten Lehrerstand zu er füllen, wenn wir gegen die falschen Tendenzen, denen sich ein Theil desselben hingiebt, protesttren und damit vielleicht dem größeren Theile Muth machen, sich gegen den Terrorismus zu wehren, welchen die lautesten «Schwätzer gewöhnlich am leichtesten auSüben." Die in Rom erscheinende päpstliche „Aurora" beginnt eine Reihe hochofficiöser Artikel über die gescheiterten Verhandlungen zwischen Preußen und dem päpstlichen Stuhle. Der In halt deS ersten, der in Deutschland schwerlich großen Eindruck machen wird, ist folgender: Der Culturkampf brachte Deutschland so viel Unruhe und eine solche Entwickelung der Socialisten, daß e« den Wunsch äußerte, Frieden mit der Kirche zu schließen. "Nun wäre eS Preußen- Pflicht gewesen, die Kirche und ihre Grundsätze so zu nehmen, wie sie sind. Die Kirche regiere sich aber im Wesent lichen selbst, und wer mit ihr verhandeln wolle, müsse ihr Recht, die Hierarchie selbst zu ordnen, ihre Geistlichen zu unterrichten und zu prüfen, als gegeben voraussetzen und annehmen. Preußen aber wolle gleichen Schrittes mit der Kirche gehen und mit ihr um Rechte feilschen, welche der Papst als unaufaebbar bezeichnet hatte. ES zeige sich darin der Einfluß deS ÄudenthumS auf die moderne Zeit. Die Kirche könne sich aber nicht aus halb- jüdische- Handeln einlasten, sondern verlange die Anerkennung ihres vollen RechtsstandpuncteS WaS sie dm Deutschen dafür geboten, sei die Unterstützung deS NercheS gegen die Socialisten gewesen, und zwar nicht bloS theoretische, sondern sehr praktische, da sie allein den Social i-mns erfolg reich bekämpfen könne. Die gegenwärtige engtischeRegierung zählt zwei wirkliche, da« heißt im Lehramt thätige Pro fessoren zu ihren Mitgliedern. Sir William Harcourt, der Minister de- Innern, ist Professor deS Völkerrechtes, und Fawcett, der Generalposi- meister, ist Professor der National-Oekonomie beide bei der Universität Cambridge. Wie eS heißt, beabsichtigen beide Herren, ihre Professuren beizu behalten und auch, wie gewöhnlich, ihr Lehramt auSzuüben. Daß ein Minister de- Innern und ein Generalpostmeister Colleaien lesm, dürste uich häufig vorgekommen sein. Da- Collegienlesen be schränkt sich indessen auf verhältnißmäßig wenige Vorlesungen. Am Freitag mußten wir eine in Pari- ringe gangene Nachricht mittheilen, nach welcher der erste kriegerische Zusammenstoß zwischen Mon tenegrinern und Albanesen au- dem Lager bei Tust stattgefunben. Diese Nachricht hat dis heute nicht nur keine Bestätigung gefunden, e« wird vielmehr in einem Telegramm au- Ragusa vom 4. Juni (vgl. vor. Nr.) gemeldet: „Der eng- lisch« Consul Green au» Skutari ist gestern in Cettinje angekommen. Green ist von der englischen Regierung beauftragt, zwischen dm llvanesm und Montenegrinern zu vermitteln, und orderte bei seiner Abreise von Skutari die alba- nesische Liga aus, vor seiner Rückkehr Nichts zu unternehmen." Wenn der Kampf wirklich ent- wannt wäre, so würde die Vermittelung deS Konsuls zwecklos sein; andererseits muß der Zu- ammmstoß so nahe bevorstehm, daß daS Eingreifen der Botschafter in Konsiantmopel zu spät kommen würde, daher muß der englische Consul sein Heil versuchen, damit keine vollendete Thatsache der diplomatischen Action vorgreift. Sehr unangenehm für die türkische Regierung asten sich die Dinge in Mesopotamien an. Der Aufstand im Bagdad» Bezirk soll, dem Standard" zufolge, an Stärke schnell zunehmm. Der Telegraph zwischen Bagdad und Bastorah ist »schnitten worden. Englische Dampfer wagen s nicht, den Tigris zu befahren, da die Araber HertheivigungSwerke läng- deS Flusse« aufgeworfen aben. Die RegierungStruppen sind numerisch unzureichend und vermeiden eS so diel als mög lich, sich auf einen Kamps einzulastm. Die Gou verneure von Bagdad und Bastorah werden sehr getadelt. Die Stämme liegen, wie immer, im Streite mit einander, vereinigen sich aber gegen die Türken. Die Araber verlangen Seldstregie- rung unter englischem Schutze. Dem „N. W. Tgdl." wird aus London telegraphirt, daß die Re ellen in Mesopotamien den in Bagdad in der Verbannung lebenden Suleiman Pascha auf orderten, sich an ihre Spitze zu stellen und daS thalisat wieder aufrichten zu helfen. Letzterer werde daher jetzt von den Türken streng bewacht. Aus Arabien strömen viele Freiwillige zu den Re bellen nach Mesopotamien. Musik. Carola-Theater. Leipzig, k. Juli. Herr Direktor Julius Hosurann hatte zur „ErössnungS Vorstellung" seine- „Gesammt-Opern-Gastspiels" im „Carola- Theater" zu Leipzig Mozart'S Oper: „Die Hoch zeit deö Figaro" gewählt. Diese Wahl ist jeden- allS als eine sehr glückliche zu bezeichnen; denn jene Königin der komischen Opern hat schon im vorigen Jahre während der Direktion des Herrn Hosmann im Carola-Theater einen so großen Triumph gefeiert, daß in diesem Jahre eine Wie derholung derselben lebhaft gewünscht wurde. Biele der Leipziger Kunstfreunde, welche die von dem genannten Leiter engagirten, früher in Leipzig thätigen Kräfte in hohem Grave verehren, er warteten mit Freuden das Auftreten derselben in einem Werke, welches als da- wunderbare Product des schöpferischen Genius unmittelbar auf die Hörer wirkt und den Darstellenden Gelegenheit bietet, im Solo- und Ensemble-Gesänge ihr Leistungsver mögen in umfassender Weise zu entfalten. Schon früher ist hervorgehoben worden, daß Frau vr. Peschka-Leutner und Frau Lißmann- Gutzschach durch ihre Darbietungen den höchsten Preis errungen haben. Auch jetzt ist eS die Pflicht der Kritik, wiederum zu constatiren, das; wohl in der gesammten Bühnenwelt eine vorzüglichere Vertretung der beiden Partien „Susanne" und „Cherubino", nicht aufgesunden werden kann. Bereit- im vorigen Jahre konnte ich mich dahin äußern, daß die „Susanne" der Frau vr. Peschka- Leutner zu den bedeutendsten Leistungen gehöre, welche die deutsche KUnstterwelt überhaupt kenne. Auf der gleichen künstlerischen Höhe sich behauptend verband Frau Peschka-Leutner auch diese- Mal wieder alle Gaben de« ihr verliehenen Herr, lichen Talents mit der ausgezeichnetsten Durch bildung. Die wunderbare GesangStechnik, die graziöse Charakteristik selbst in den Situationen, m welchen Susanne da- angeborne Wildfana- naturell nicht unterdrücken kann, die pietätvolle Wiedergabe deS musikalischen Inhalt-: kurz alle Einzetnheiten der musikalischen und dramatischen Interpretation waren geeignet, die Bewunderung vor der au-bauernden, in jedem Jahre mit dem selben Glanze hervortretenden LeistungSkraft der genaunten Künstlerin hervorzurufen. T)en Höbe- punct in der musikalischen Durchführung erreichte sie wieder im Bortraa der Ane rm letzten Acte „O säume länger nicht", welche sie mit dem schönsten Wohllaute ihre- herrlich geschulten Organ- und mit der größten Feinheit m der Phrasirung reproducirte. Bei diesem sozusagen bestrickenden Vorträge erinnerte sich wohl mancher Kunstfreund der so schön charakterisirenden Worte des Mozart biographen Otto Jahn: „Diese einfachen wre in seliger Ruhe sich wiegenden Töne, die man wie die gewürzte sommerliche Abendluft einzuathmen glaubt, waren von einem milden Feuer.durchglttht, da» die Seele im Innersten erbeben macht, be rauschend, lockend, wie da- Lied der Nachtigall." Dieser „Susanne" gegenüber erschien die «Schwär merei de- Pagen „Eherubinio" als eine ganz natür iche. Mit bezaubernder Grazie, mit vollendeter Technik führte Frau Lißmanv-Gutz sch ba den Charakter de« Junker- durch; sie bewies mit ries» Leistung aufö Neue, daß sie als „Cherubino" rgend welche Rivalität nicht zu scheuen hat. Deutschland wird sich, wie ich schon im vorigen Jahre bemerkte, nur weniger Sängerinnen rüh men können, deren Begabung und technische- Können bezüglich der in Rede stehenden Rolle an das künstlerische Leistungsvermögen der Genannten änanreichen. Ihre köstliche Interpretation zeigte auch diese- Mal den Pagen alö eine der relzend- ten Gestalten, welche der Tondichter für die ZUHne geschaffen hat. Der zum Jüngling heran reifende Knabe mit südländischer Erregtheit, in welcher Sinnlichkeit und Schwärmerei gepaart er- -einen, die beim Anblick hübscher Frauengestalten ietS rückhaltlos hervorbrechende Gluth, die ficber- -aste Unruhe, das unbefriedigte Sehnen nach Liebe und Liebesglück, dabei die zuweilen knabenhafte Hal tung des Junker-, derZugvonGutmüthigkeit indem rastlos nach Erwiderung der Leidenschaft suchenden Pagen, welcher zur Gräfin, der Gebieterin, nur mit chiichtern verliebten Blicken ausschaut, während er Susanne durch unzählige Küste beglücken möchte: diese in der Action besonders hervorzuhcbenden Momente sowie der sinnlich schwärmerische Aus druck in der musikalischen Ausführung und daS eidenschaitliche Ausflammen während der technisch bi- inS kleinste Detail äußerst gewissenhaft auSae- arbcitete« Gesangsleistung kamen in der voll endetsten Form zur Erscheinung; die ganze Leistung zeigte deutlich, daß jetzt Frau Lißmann- Autzschbach die Höhe ihrer künstlerischen Ge- ialtnnA-kraft erreicht hat und unter den Mozart- ängermnen der Gegenwart einen sehr vornehmen Rang behauptet. Ihr Gatte, Herr Lißmann, dessen prächtige Mittel schon früher die Aufmerksamkeit der Leipziger Kunstfreunde erregten, hat längere Zeit hindurch den ausgezeichneten Gesangunterricht de« Herrn Professor Stockhausen genossen. Der berühmte c'ebrer wird sich freuen zu hören, daß die Gesangs- Technik deS Herrn Lißmann von einer ungemein zründlichen, sorgsamen Durchbildung Zeugmß ab egte. Die Art und Weise zu singen ist gegen früher gar nicht mehr wietxsiczuerkcnnen. Wahrend Herr ißmann sonst nur als begabter Naturalist hin und wieder Erfolge erzielen konnte, fesselt jetzt seine edle Tonerzeugung, seine saubere, auögeglättetc Verbindung der Klänge, sein gleichmäßiger Triller, seine schöne Deklamation überhaupt seine ganze künstlerische Erscheinung außerordentlich. Allen Situationen der Partie de« Grasen ivoll- kommen gewachsen, zeigte er durch seine vornehme "altung und durch daü dem Charakter angemessene >piel, daß er in daS Wesen der Mozart'scheu Kunst cingedrunaen ist und den Naturalismus voll ständig abgestreist hat. Zu den bedeutenden Leistungen de- Abends müssen noch der prächtige Bartoli? deS Herrn Freny und der vorzügliche Basilio deS Herrn Weber gezählt werden, welche beide als brillante Vertreter der Komik in Leipzigs Künstlerkreisen bekannt sind. Desgleichen hat sich Frau Egli als Marzelline in jeder Hinsicht glänzend bewährt; im Fach der komischen Alten scheint sie eine bcsoii- dere Begabung zu entwickeln, welche der weiteren Beachtung werty ist. Der „Figaro" de- Herrn DreweS ließ erkennen, daß dieser Sänger mit Verständniß seine Rolle erfaßt und dieselbe pietätvoll vorzusühren sucht. DaS Pathetische in dem Wesen de- Künstlers und die verhältnißmäßig geringere Intensität seine« Toneß unterstützen jedoch die Intentionen nicht immer in der rechten Weise. Ebenso bemühte sich Fräulein Engel-An ge ly, welche schnell für Frau Mahl kn echt emtrat, die „Gräfin" mit ihren besten Kräften im Sinne deS TonschöpferS zu vermitteln, Die junge talentvolle Künstlerin wird aber erst später das Ziel erreichen, neben einer Frau Peschka-Leutner künstlerische Siege feiern zu können. Ein gute- Fundament ist zwar vorhanden, aber die Tonbilduna, die Klangfarbe, die Technik verlangen noch sehr eingehende Studien. Herr Ockert als Richter Curcio und Herr Fleischmann al- Gärtner Antonio unterstützten wirksam da- Ensemble, welche- mit den voll sten Ehren bestand. Die Enscmblesätze waren vorzüglich studirt, eine Thatsache, welche dem treff lichen Capellmeister Herrn Hen Ischel vom Stadt theater in Bremen zur besonderen Ehre gereicht. Auch da- Orchester war seiner Aufgabe gewachsen und accompagmrte den Vorschriften gemäß mit Diskretion und guter Nuancirung. Zum Schluß ist e- noch meine Pflicht, dem mit unsäglichen Mühen verknüpften Streven de- Herrn Direktor Hofmann die vollste Anerkennung zu zollen. Eine Thatsache ist dabei besonder« hervor zuheben. welche die Achtung vor seiner Thätigkeit nur erhöhen kann, nämlich das ihm von «Seiten der hervorragenden Künstlerschaft entgegengebrachte
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