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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188006055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-05
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1880
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WWW, ' "»» ^ Liste Anlage M LchMer Tageblatt und Anzeiger. 182. Sonnabend den 5. Juni 1880. 74. Jahrgang. Eine rmdesn-le Strafpredigt gegen die sSchstschr« Ltändekaimueru. ^ Dre-den, 3: Juni. Die Pferdezucht-Com mission de« Lande-mlturrath- für das Königreich Sachse» hat in Nr. LI der hier erscheinenden „Sächsischen Landwirthfchaftlich« Zeitschrift" eine Denkschrist unter dem Titel: „Beitrag zur Pserde- zuchtsrage" veröffentlicht, in welcher die unlängst vo» den beiden Ständekamin er» des Lande- er. solgte Ablehnung des königlichen Decretes. die Errichtung einer staatlichen Fohlenaufzuchtstation aus de» Kammeraut Kalkreuth betreffend, nach träglich einer Herden, ja geradezu ungehörigen Kritik unterzogen wird. I» der letzten öffentlichen Plenarsitzung de» La»de-c»lturrath< wurde zwar da- Borgehen der betreffenden Commission officiell deSavomrt, eS mnß aber immerhin höchst befremdlich erscheinen, daß in der als „Amtsblatt" des Lande-culturrathS bezeichnet« und von dem Geueral-Secretair des genannten Collegiums redigirten „Sächs. Landw. Zeitschr." die Veröffentlichung jener Denkschrift Überhaupt möglich war und daß überdies die Letz tere iu Kor« eine- „Extra-Abdruck- au- der Sächs. Landw. Zeitschrift" in den landwirthschaft- lichen Kreisen de- Lande-, insbesondere m den landwirthschaftlichen Bezirks-Vereinen, weitere Ver breitung gesunden hat und rwar — durch die Ver mittelung des Bureau de- Lande-culturrathS. Der betreffenden Commission, von welcher die beregte Denkschrift «usgeht und die auch von sämmtlichen Mitgliedern derselben unterzeichnet ist, gehört u. A. auch der fortschrittliche Avgeord- nete der Zweiten Kammer Oehmichen-Choren an, während die übrigen Mitglieder dem streng konservativen Lager entstammen. Außer von dem Genannten ist die Schrift unterzeichnet von dem Landstallmeister Graf zu Münster-Moritzburg, sowie den Rittergutsbesitzern Lichtenstein-La- walde, L i n d u e r - Guhra und Roßberg- Zschaiten. Än der Denkschrift wird zunächst den beiden Ständekammern der Vorwurf gemacht: es habe eine Unterschätzung der Bedeutung des Prsject- das Schellern desselben herbeiaeführt, wohingegen die Pferdezucht-Commission de- Landes- culturrathe- den Nachweis führen zu können glaubt, „daß ein praktischeres und billigeres Mittel zur Hebnng der Landespferdezucht weder jetzt noch voraussichtlich später in Vorschlag werde gebracht werden können." — In der Thal ein unverdient harte- Urtheil Uber die eing,hende Behandlung der fraglichen Angelegenheit im letzten Labtage! Nach Begründung diese- VsrwurfeS durch eine Beleuchtung der Hauptübelstände der sächsischen Pferdezucht und der Vortheile deS abgelehnten Proiect- vcrsteigt sich die Denkschrift zu der Be merkung: „Die Kammern gedenken aber günstigere Momente abzuwarten, als ob jemals geringere Opfer diesen volkswirthschaftlichen ErwerdSzweig zu heben vermöchten, «in Blick aus die Wege, welch« andere Länder benutzen, um da- schöne Ziel zu erreichen, wurde hierbei nicht ge worfen und wollte man durchaus nicht glauben, daß es sich hier um einen einmaligen Aufwand handelte, während andere Anregungen einen sich alljährlich wiederholenden Aufwand erfor dern. Wären dergleichen Opfer verlangt worden, so wäre der Einwand, daß die jetzigen Kinanzverhältnisse es nicht zuließen, gewiß ge- rechtfertigt gewesen. Es wurde mehrfach in den Kammern erwähnt, daß man die Bestrebungen zur Hrbung der Pferdezucht wohl anerkenne, ja daß man sogar die Nützlichkeit de- vorgeschlagenen Unternehmen- nicht absprechen könne, doch ver mochte man sich von der vollen Bedeutung der selben, wie solche den Unterzeichneten vorschwebt, nicht hinreichend zu überzeugen, und legte auf solche für Fohlmauszncht ist, ergiebt sich auS der in den en Ber- ammeru aut gewordenen Ansicht, daß es nicht darauf ankomme, gerade jetzt für die einmal schon so lange aus dem jetzigen Standpunkt befindliche Pferdezucht solche Anlage zu machen, da die- in 12 Jahren nach abermaligem Ablauf der Pacht noch zeitig genug komme. ES ist sehr leicht, da- wohldurchdachte Projekt zu verwerfen; aber ein zweckmäßigere- vorzu- schlagen ist etwa- schwieriger. Dte Wichtigkeit der Beschaffung eine- Lande-- stamme- fand in den Kammern nicht die ge hörige Würdigung, waS der Laienstandpunct er klärt, auf dem sich die meisten Abgeordneten befinden; und der Umstand, daß da- Projekt von Landwirthen selbst befeindet wurde, mußte den ungünstigsten Eindruck auf die übrigen Ab geordneten machen und trifft Erster« um so mehr die Schuld, daß der Landwirthschaft in einer wichtigen Branche die vom Ministerium zugedachte Unterstützung nicht zu Theil wird." Wir beschränken unsere Berichterstattung auf diese kleine Blumenlese aus der besprochenen Bro schüre, können aber dabei die Bemerkung nicht Unterlasten, daß sich solche herausfordernde Sprache, gegenüber der Autorität der Ständeversammlung des Königreich-, nicht ziemt seitens der Commission einer staatlichen Einrichtung, welche — wie der LandeSculturrath — den ständischen Beschlüssen ihr Dasein verdankt. Musik. Neues Theater. Leipzig, 4. Juni. Die gestern stattgehabte Aufführung de- Tondrama .Fohengrin" von Richard Wagner ist von dem außerordentlich zahl reich erschienenen Publicum mit dem größten Ent husiasmus ausgenommen worden. Gewiß verdient auch die prächtige Interpretation diese- tiefen und weihevollen Werke- den reichsten Beifall der Theaterbesucher, welche mit Recht nicht «illein den ausgezeichneten Leistungen der berühmten Gäste, sondern auch den trefflichen Reproduktionen der Leipziger Bühnenmitglieder die vollste Anerkennung Da- Gastspiel der Kammersänger Frau Vogl und ihres Gatten verlieh der ganzen Auf führung einen besonderen Glanz; denn sicherlich giebt e« in der künstlerischen Darstellung nichts Vollendeteres als da- Zusammenwirken der beiden reichbegabten Individualitäten, welche im innigen gegenseitigen Verstehen alle Einzelnheiten der Aufgabe mit wunderbarer Gestaltung-gabe ver mitteln. Wohl existirm Sängerinnen, deren ge waltige Mittel ungemein imponiren und deren « ^ <-">wie« von Pferdezüchtern von Fach seien." Nunmehr ergießt sich die Denkschrift de- Wei teren in Gift und Galle gegen den Abgeordneten Philipp, welcher in der Zweiten Kammer da- Irrationelle de- gescheiterten Projekte- in kl und überzeugender Weise darzustellrn versucht bat. Demselben wird Unkenntniß der einschlagenven Verhältnisse u. dergl. m. zur Last gelegt. In der weiteren Kritik der Kammerbeschlüfle sagt die Broschüre u. A.: „Einen wesentlichen Anstoß fanden verschiedene Abgeordnete in dem zu niedrige« Pachtzins, nxlchen das Ministerium de- Innern für Kalk- reuth zu zahlen habe. Zu verwundern ist nnr, daß e- gerade Landwirthe waren, welche diese- Moment so stark hervoraehoben »nd benutzten, «m ihr eigene» und Anderer Interesse zu schädigen, obgleich sie den Nutzen, der dadurch geschaffen wurde, mit Sicherheit beurthrilen konnten. E- liefert Dies einen Beweis mehr, wre der volkswirthschastliche Gesichtspunkt de- Projects von der Majorität beider Kammern verkannt wurde und daß man sich nicht bewogen fühlte, zu erwäge», welcher Nutzen dem ganzen Lande dnrch ein vollständige- Gelingen der An lage geschaffen werde und welche Nachtheil« be stehe» bleiben, wenn die grenzenlose Unklarheit «er die Art »nd Rentabilität der »serdeauf- zncht die Begriffe ferner verwirrt."(!!!) „Ein vollständige- Verkennen der zur ve- gründnng einer so eigenartige» Anstalt, wie eine ung > erneu reineren, keuscheren Gesang vermag eine andere Wagner-Sängerin al- Frau Vogl nicht zu produciren. Noch mit tieferer Erregung, al- sie in der ausgezeichneten Wiedergabe der „Elsa" von Seiten der Frau Sachse-Hofmeister zu be merken war, wußte sie die Partie, welche der Dichterkomponist nach seinen eigenen Worten, „mit seinem Herzblut" geschrieben hat, in allen Theil« dem Inhalte entsprechend vorzuführen. Mit der weiblichen Demuth und dem tiefen Schmerze über die Verleumdung, mit dem darauffolgenden Jubel über die glückliche Errettung, ferner mit der weib lichen Schwäche der Verführerin Ortrud gegenüber, deren List Neugierde und Zweifel erweckt, endlich mit dem Kampfe zwischen innigster Liebe und ver derbenbringendem Mißtrauen nn Liebesduett und mit der tiefsten Reue Über den begangenen Fehler: mit der wahrhaft ergreifenden Darlegung dieser charakteristischen Eigenschaften im Seelenleben der Elsa war zugleich eine so edle, würdige Haltung und eineso schöne musikalische Deklamation verbunden, daß die Reproduktion al- eine vollendete bezeichnet werden muß. Der Gatte dieser nun schon lange Zeit hin durch in der ehrenvollsten Weise thätigen Künst lerin, welcher dre höchsten Auszeichnungen zu Theil geworden sind, ist schon früher al- einer der be deutendsten Sänger in Leipzig gewürdigt worden. Auch al- „Lohengrin" hat er damals in Leipzig große Triumphe gefeiert; allgemein wurde an erkannt, daß Herr Kammersänger Vogl, welcher eben so schön Mozart'sche wie Wagner'sche Partien reproducirt, unter den Wagner-Sängern der Gegenwart einen ganz hervorragenden Rang einnimmt. In der gestrigen Ausführung erschien seine Leistungskraft noch in höherer Potenz. Wie derum seffelte seine Gesangstunst, welche den Hörer vollständig einnahm und denselben, durch den Bor trag lyrischer Episoden so zu sagen ganz bestrickend, in das Wesen der Sache hinemzog, nn höchsten Maße. Im gesteigerten GesUhl-ansdruck, in der leidenschaftlichsten Erregung blieb dabei die Inter pretation stets edel und schön in der Klangfarbe, nirmal- störte ein Beigemisch unedler Elemente, allenthalben behauptete der künstlerische Wille die Herrschaft über das reizvolle Tenororgan. Be sonder- ist aber bervorzuhebeu, daß es dem vorzüg. Elsa im ersten Acte und die tiefergreifende Abschied-- scene. Eine so reiche Modulation der Stimme, eine solche Innigkeit im Au-Vruck ist nur einem Sänger eigen, welcher sein ganze- Wesen der Kunst widmet und alle- persönliche Vordrängen verachtend sich als Vermittler de- Kunstwerke- ve- trachtet, dem er mit seinen herrlichen Gaben au- innerem Berufe dient. Wie schon erwähnt, erwarben sich neben den hervorragenden Gästen die ausgezeichnete Ortrud de- Frl. Riegl er und der in jeder Beziehung vorzügliche Telramund de- Heren Schelper die größte Anerkennung; auch der Heerrufer deS Herrn Lieban, der Kömq de- Herrn Reß, vor Allem aber da» brillante Orchester, da- gestern unter der Direktion de- Herrn Capellmeister Niki sch eine geradezu mustergültige Leistung bot, verdienten die Sympathien de- PuolicumS, welche- nach den Actschlüffen durch drei- und vierfache stürmische Hervorrufe seinen enthusiastischen Dank in dem vollen Hause abstattete. OScar Paul. *Die erste Oper,welche da-Gesammt-Opern- Gastspiel heute Sonnabend im Carola- Theater zur Aufführung bringen wird, ist Mozart'-: „Die Hochzeit de- Figaro", die in Anbetracht der mitwirkend« bedeutenden Kräfte einen großen Genuß verspricht. DaS Auftreten der Frau Mahlknecht erleidet eine Verzögerung, indem in der Familie der gefeierten Künstlerin ein schwerer Krankheitsfall eingetreten ist, der sie ver- anlaßte, die Direktion um Verschiebung ihre- Auf treten- zu ersuchen, welche ihr auch in humaner Weise gewährt wurde. An Stelle von Frau Mahlknecht ist eine nicht weniger bedeutende Künst lerin gewonnen worden, Frau Eugen ie Pappen- heim vom Her Majesty Theater m London, deren erste- Auftreten im „Don Juan" al- Donna Anna stattfinden wird. Die nächsten Opernvorstellnngen find Sonntag: „Die weiße Frau vonAvenel" und Montag: „Der Barbier von Sevilla", lieber da- Repertoire der späteren Tage werden noch Mittheilungen erfolgen. Während heute da-Lißmann'sche Ehepaar, Frau Peschka-Leutner, Herr Freny, Frau Egli, Herr Weber und Herr DreweS zuerst austreten, wird sich in der „Weißen Dame" der als vorzüalich geschilderte Tenor Herr Josef Wolfs dem Leipziger Publicum zum ersten Male vor stellen. Dte sorgsame Vorbereitung der Opern „Don Juan" und „Vampyr" bedingen, daß vorerst einige leichtere Opern vorauSgehen, deshalb wird Herr Gura am Montag zuerst al« „Bar- bier" auftreten und Frau Meysenheim ^„Ro sine" singen. ES ist dabei zu bemerken, daß der Barbier zweimal aufgeführt wird und daß Frau Peschka-Leutner und Frau Meysenheim als „Rosine" alterniren Leipzig, 3. Juni ge der iingen selten gelang, die Scenen dem Inhalte entsprechend zu gestalten, in welchen der Tondichter die männliche Entschlossenheit, das kraftvolle Hervortreten de- Sral-Ritters verlangt, dessen Pflicht alle ander« Rücksicht« besiegt. Von geradezu wunderbarer Wirkung aber war die Erklärung seiner Lieb« zu Gestern nahm« im Zoologischen Garten, der durch seineroman- trsche Lage und durch allerhand Genüsse immer ein zahlreiches Publicum anlockt, die Sommer-Concerte ver Walt her'sch« Capelle (107. Reg.) ihr« Anfang. Da- Programm war ganz geeignet für ein Gartencovcert, es brachte z. B. Chor und Marsch au-der Zauberflöte; Ouvertüre zu Zampa; Ouvertüre zuNebukadnezar; Pilgerchor auSTann- ' user und außerdem recht heitere Piecen, wie z. B. jener Walzer von Strauß; Wimer Blitz-Polka: „lieber Feuer, Schwert und Speer", Marsch von Walther; „Die Alpensänger", Duett f zwei Trompeten u. s. w. In da- Krieg-leb mit sein« Freud«, Leid« und Gefahr« und mit sein« Stürm« wurden die Zuhörer durck da- große Potpourri „Kriegserlebniffe" von Waltyer versetzt, welche- durch die hineinge flochten« Volkslieder und Märsche sowie durch effektvolle Instrumentsrung ein« günstig« Ein druck machte. Da- Publicum nahm vie gelungenen Vorträge dankbar auf. Wie wir hör«, werden diese Concerte an einzeln« Wochentagen (Montag, Mittwoch, Freitag) fortgesetzt werden, und eS steh . ^ - die rege Theilnahme find«, (Möchte auch bei solch« Veranlassung« auf die Bildung de- Publicum- durch gediegme Musik Bedacht genommen werden die Loh-Concerte in SonderShausm können al- Muster dimm. Die Red.) «bracht hat, erregt da- mitgetheilte Factum In ereffe. E» sei dabei daran erinnert, daß die be rühmte Verlag-Handlung der Herr« Breitkopf und Härtel die Werke de- groß« Tonsetzers im K. Jahrhundert in einer kritisch durchgeseh«« GesammtauSgab« veröffentlicht. Die Red.) L Musikalische Bibliothek. — De- ver- lorbenen Londoner Musikkritiker- C. L. Gr Lu isen'S hinterlassene an ausgezeichneten Wer?« reiche Bibliothek kam am 3. v. im Geschäft von Deberham und Storr, Coventgarden, unter d« Kammer. Wie erwirbt un- erhält manLundschafi? Tausendfach verschiedener Art sind die Canäle, durch welche die Menschen allerorts, wo die Natur nicht in Iberschwenglicher Fülle der Hände Fleiß auf da» »enkbar kleinste Maß reducirt, die Quellen de- Ver luste» herbeizuleit« sucht, um den Baum der eigenen Existenz zum fröhlichen Gedeihen zu bring«, über haupt aus einen grünen Zweig zu kommen. Lauf und Entstehung der Gewässer folgen aber noch immer denselben Gesetzen, denen sie schon vor Jahrtausenden horsam waren. Ebenso werden in dem Rir r Menschen nach Verdienst oder Erwerb nur I. von de- Glücke- unberechenbarer Laune die allen br annten Gesetze durchbrochen, welche die Volk-Weisheit in manchem, dem Geschlechte unsrer Tage so banal und phllisterhaft erscheinenden Sprichwort« kurz und treffend zusammengefaßt hat, wie: «Jeder ist seine- AlückeS Schmied", „Wie man'» treibt, so geht es" rc. Obwohl man die Wahrheit dieser Regeln anerkennen muß, so ist man doch darüber» wie man'- zu treiben rat. um vorwärts zu kommen, vielfach anderer An- icht, al- die biedern Alten. Mit pfiffigem Lächeln sagt un- da wohl ein junger Geschäftsmann: „Die Welt will betrogen sein , und glaubt damit auf dem »eften Wege zu sein, ein reicher Mann zu werden, da er aus die Dummen rechnet, die nach alter Er- ährung in der Welt nicht alle werden. Aber ist eS chon eine erbärmliche Existenz, die sich auf den gei stigen Defect Anderer gründet, so wird sich auch in )en meisten Fällen nach nicht zu langer Zeit Heraus stellen, daß wenigstens da, wo eS sich um die Befrie- >igung der nothwendigft« Lebensbedingungen handelt, auch die Dummen mit der Zeit gewitzigt werdm, wenn sie immer und immer wieder knappe» Gewicht und Maß bekommen, wenn schon nach Jahr und Tag Reaen und Sonnenschein die bestehend« Farben de- „billigen" Kleide- ausgewaschen oder weg- zeleckt haben, oder wenn nach dem ersten Winter chon der dicke, „mollige" Echlafrock durchsichtig und adenscheinig wird. Und wie im offenen Laden de» KaufmannS und KrämerS, so wird auch in der Werk statt de» producirenden Handwerker» und Fabrikan ten über kurz oder lang sich da- alte Sprüchwort: „Ehrlich währt am längsten" im wahren Sinne de- Worte- al- eine goldne Regel erweisen. Wie sehr eine allgemeinere Nichtachtung diese- moralischen Grundgesetzes alle» Gewerbe» und Handelsverkehrs die Wirthschaft eines ganzen Volke-, seinen Credit und damit seinen Waarenabsatz nach außen hin schä digen kann, da» haben wir Deutschen erst in jüngster Zeit wieder erfahren. Durch unprobemäßige Lieferung (natürlich also geringere Waaren, al- die Proben er warten ließen), welche sich einzelne deutsche Firmen gegenüber japanischen Handelshäusern zu Schuld« kommen ließen, ist für die betreffenden Branchen Deutschland der Handelsverkehr mit Japan so gut wie verschlossen und die theureren, aber soliden eng lischen Waaren haben diese Absatzplätze occupirt, von denen sie nicht so leicht wieder zu verdrängen sein werden. Nur „reelle" Lieferungen werden Deutsch land neue Kundschaft in Australien erwerben und erhalten. Wie aber im Großen die Ehrlichkeit der beste und zuverlässigste Magnet ist, welcher Kunden herbeizieht und festhält, so auch im Kleinen. Die Unehrlichkeit im Handel und Gewerbe gleicht jenen Hungerquellen, welche zu Zeit« mit großer Waffer- sülle hervorsprudeln, dann aber plötzlich versieg«. Die Reklame m Schaufenster und ZeitungSblatt vermag nur für Zellen mit trügerischem Schein die Blößen eschüftS zu decken; mit Sicherheit muß sie da- "" " '— - g Palestrina-Feier in Rom. Die ^koeivtä musieals romnnn", der römische Musikverein, hat vom 17. bi- Ende Mai vier Palestrina-Concerte aufgeführt, welche ein« groß« Erfolg hatten, in dem sie sehr besucht warm. Sie fanden im Palas Doria-Pamphily statt. Beim letzt« Concert wurde der Dirigent Maestro Domenico Mustafa durch eine große Ovation geehrt. Beim verlassen de- Concerthauses erwartete ihn eine gewaltige Volksmenge auf der Straße, es wurde ihm Ehr« ein Feuerwerk abgebrannt und er Triumphe nach Hause begleitet. — Bei einer der Aufführung« wurde eine neue Palestrina-Büste in Marmor enthüllt, da» Werk de- Bildhauer- Sciomer. Der älteste Sohn des Fürst« Borghes Prinz Paolo. Fürst von Sulmona ließ zum An- denk« an die- Palestriuafest eine Medaille schla gm, welch« da- Bildniß des unsterblichen Meist nach den best« Original« zeigt Die Denkmünze ward beim letzt« Concert vertheilt. — Der Ge sangchor der SoeietA maoicnl« romnn» zählte bei diesen Aufführung« 112 Stimmen (24 Soprane, 24 Contralti, 28 Tenor« und 3« Bässe). (Auch iu Leipzig, w» der Riedel'swe Verein mehrfach Palestrina'sche Toasätze zur Aufführung eine- Geschäft- einmal auch für fadenscheinig werden. Freilich wird hierbei e» zur Zeit noch mit mit größere Publicum durchsichtig, man der cher Geschäftsmann, Ehrlichkeit versucht. der aus Diesen oder Jenen Hinweisen, der unbekümmert um die Moral nennm-werthe Erfolge erzielte. Die einzelne Fälle zu- hingewiesen werden, icht die einzige Lm? äst ist, sondern nd' ' Wahrheit dieser Lhatsach« für einzelne Fülle egeben, muß hier gleich darauf ' allerdings die Ehrlichkeit ein junge» pfehlung für Umsicht, Ge kett n,ch Geschäf! j, Äewa . .. ischäst-kenntniß, Gewandtheit . Fleiß Ausdauer sich ihr nothwendig zur Seite stell« manne: „Eine grundehrliche Haut, aber er weiß die Leute nicht zu behandeln." Da verdirbt der Eine durch seine Grobheit, waS ein Anderer, der weniger geschickt und solid arbeitet, spielend durch freundliche», gewandte- und zuvorkommende- Benehmen gewinnt. Oder welch peinlichen Eindruck macht e- auf ein« Käufer, wenn der Geschäftsinhaber selbst sich nicht im eignen Waarenlaaer au-kennt, sondern erst seine Leute nach dem Preise von dieser oder jener Waare fragen oder erst in den Rechnungen nachblättern muß. Der Geschäftsmann muß je nach der Art seine- Geschäfte» selbst am besten wissen, an welchem er seinen Kunden und dadurch sich selbst am dimen kann, ob im Contor oder hinter dem kauf-tisch, in der Werkstatt oder im Lad«. Wo er aber einmal seine täglich« Arbeit bat, da gilt eS mit Fleiß und Ausdauer zu wirken. Bei einiger Menschenkenntniß wird der Geschäftsmann die verschieden« Gewohnheiten, welche seine Kunden im Handelsverkehr befolg«, ftudirt haben und, bei gleicher Reellität gegen alle, zu seinem Besten au-zunützen wissen. Nicht in einem einzigen Jahre aber ist eine große und sicher« Kundschaft ge wonnen, sondern eingedenk de» Wortes: „Steter Tropf« höhlt den Ste,n" wird der Geschäftsmann sich mit Geduld umständlich« Käufern, tadelsüchtig« Kund« gegenüber rüsten Gut«, solide Bedimung
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