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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188006177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-17
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1880
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rrdartlon und Lrprdtltoa Johaaaisgasse 33. Aprrchkoudtu dkr kedartio«: Vormittags >0—12 Uhr. Nachmittags 4—8 Uhr. Tftlr dtk RUckgad« kingkiandtrr Manu« irnylk mach« ftch dir Rcüacttvn nicht vcrvtndlich. Annahme der für die nächst» folirndc Nummer bestimmten Jmcrate an Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittags, an Loiin- «nd Fest lagen früh via '//-> Uhr. Za dra Rliatcn für Zus. .Xuaahmc: Otto Klemm. Universitätsstr. 22. Louis Lüsche,Katyarincnstr. ld,p. nur bis '/.3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte. Handels- and GeschäMerkebt. Auflage 16.15«. Tt>oonrmcn1,prri§ Viertels. 4'/,Mk^ incl. Briiigerlobn 3 Mt!, durch die Post bezogen K Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbrfvrkerung 39 NL mit Postbrfkrdcruug 48 Mk. Znsrratr Lgesp. Petitzeile 20 Pf. Grdßere Schriften laut unserem Preisverzrichuiß. — Tabellarischer Satz nach höherein Tarif. 8cc!u«ra uuter de« krdarttsasjirlch die Epaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. SrprdMou zu senden. — Rabatt wird nickt gegeben. Zahlung praonomt-ranüv oder durch Postvorschuß. 1«4. Donnerstag den 17. Juni 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Die Lieferung von 417 laufenden Meter 885 Millimeter im Lichten weiten eisernen Muffenröhren zur Nnlaae einer Wasserleitung soll an einen Unternehmer in Accord vergeben werden Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserm RathhauS, U. Etage, Zimmer Nr. IS auS und können dort entnommen werden. Bezügliche Offerten find ebendas Ibst versiegelt und mit der Aufschrift: „Lieferung eiserner Wafferleitungsrohre" versehen, bis zum 30. Juni cr. Nachmittag- 5 Uhr einzurerchen. Leipzig, am 9. Juni 1880 Des NathS rtrastenbau-Deputatton. Verkauf auf Abbruch. Das in der Liebigftraße stehende Anstaltsgebäude deS früheren Taubstummen-JnstitutS. nebst einem kleinen Gewächshause und einem Schuppen, soll unter den bei Herrn Baurath Müller. Querstraße 31—83, zur Einsicht auSliegenden Bedingungen auf Abbruch verkauft werden. Geehrte Reflectanten werden hierdurch ersucht, ihre Offerten mit der Aufschrift „Des alten Taubstummen-JnstitutS Abbruch" versehen bis spätestens den 36. Juni d. I. bei Herrn Baurath Müller versiegelt abzugeben. Die Gebäude können Donnerstag den 17., Freitag den 18., Sonnabend den 18., Montag den 81., DienStag den 22 und Mittwoch den 83. Juni, Vormittags zwischen 11—18 Uhr besichtigt werden. Diejenigen, welche Gebote gethan haben, bleiben an letztere so lange gebunden, bis sie durch die öffent liche Bekanntmachung im Leipziger Tageblatte davon befreit werden. Leipzig, am 12. Juni 1880. Das Direktorium der «ugcnheilanstalt. Vermiethung. In dem der Stadtgememde gehörigen HauSgrundstück, «rtmmatschc Straße Nr. L7, sollen 1) zwet in der III. Etage befindliche, zeither zu ExpebttionajMecken benutzte Tfenftrtge Zimmer, von denen daS eine nach der Grimmaischen Straße hinaus, daS andere nach dem Hose zu ge» legen ist, nebst einer Lfcnftrtgcu Hofstube in der II. Etage und 2) eine »ellerabthetlung »om 1. Oktober d. I. an auf drei Jahre Freitag, den 18. d. M.. vormittags 11 Uhr an Rathsftelle, eine jede Nummer für sich, an die Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Die Versteigerung-- und Vermiethungsbedingungen nebst Jnventarium der zu vermiethenden Localitäten liegen schon vor dem Termin auf dem RathhauSsaale, I. Etage, zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 3. Juni 1860. Der Math der Stadt Leipzig. Or Georai. Stöß. 8itrni>8 «Iv8 LiÄlielwii ii«>rIiA8vm'>i>8 üer 81M l-vlprlz Itouuvrstag, Oon 17. Zoul, ^dvn»l8 <1 Ikr, lm 8uulv Ovr Lrotvn vlirgorsekol«. IggesorOniing: 1) kerieki Oe» 8lsnOe8»u88ct»i»»e» über Vorneblspe Or. Kord s unO Oe. >leOing's derügl. Oer lnvoliOencssse (Hel. Oe. K. lileissner). — 2) liesclOussssssunsr über eine slsluisriselie keslimmunx beir. -XenOerung Oer (--»ckssisorOnung sllel. Oe. tteinbsrO). — 3) 1>ie Verölkenilickung von Osliresberiebten über Oss 8snitäl»vesen Oer 8isOt l,eipriu sllel. Pros, lleelam). Oe. I'losa. ZUM Jubiläum Lelgieus. In diesen Tagen strahlt ganz Belgien in fest lichem Gewände; Flamländer und Wallonen, Li berale und Katholiken, alle feiern den fünfzigsten Jahrestag der Unabhängigkeit ihres Vaterlandes. Der Wiener Congreß hatte die neun belgischen Provinzen mit Holland verbunden und so daS vereinigte Königreich der Niederlande gebildet. Wenn diese beiden Länder hätten vereinigt bleiben können, die herrlichste Zukunft würden sie haben vor sich ausblühen sehen. Sie hätten jetzt säst 10 Millionen Einwohner, die Production ihrer In dustrie und ihre Handelsbewegung würde sich nach Milliarden beziffern, sie hätten vielleicht eine der wsten Marinen Europa«, ihre Grenzen wären durch ein Heer von 200,000 Mann geschützt, sie würden herrliche Colonien besitzen; Brussel, welches man schon jetzt Klein-Paris nennt» wäre ohne Zweifel eine der reichsten und der wichtigsten Städte des Continentv geworden und die Nieder lande ständen an der Spitze der Mächte zweiten Ranges. Aber unglücklicherweise war König Wilhelm I., den der Wiener ConAreß auf diesen herrlichen Thron gesetzt hatte, «n Mann von sehr geringer politischer Einsicht: anstatt zu versuchen, das Herz seiner neuen Unterthanen zu gewinnen, hatte er den beklagenswerthen Gedanken, sie beherrschen zu wollen; sein Wahlspruch war auch: Ockerint, ämn meturuit — er wollte eher Furcht als Liebe er wecken. Er hätte die Belgier bester kennen sollen, hätte wissen sollen, daß sie kein Volk sind, daS Mißhandlungen duldet. War doch die Geschichte ihrer stolzen Stadtgcmeindcn und ihrer Revolu tionen vorhanden, er hätte sich durch sie sollen helehren lassen. Um zu herrschen, muß man stark sein, und Holland zählte im Jahre 1815 nur 2»/^ Millionen Einwohner, während Belgien ihrer fast 1 Millionen hatte. Diese Lage war einmal gegeben, es war also offenbar nothwendig, die Belgier aus gleichen Fuß mit den Holländern zu setzen, man mußte einen ehrlichen Dualismus schaffen, unter diesen Bedingungen wäre die Existenz der Niederlande gesichert gewesen. Die Belgier haben Jahrhun derte hindurch fremde Fürsten ertragen, aber sie mußten stets mit Gewalt und mit dem Schwerte niedergehalten werden, sobald man an ihren natio nalen Rechten und an ihrer Autonomie rütteln wollte. Dadurch, daß Wilhelm I. ihnen die holländische Sprache aufnöthiate, ihnen holländische Beamte, eine holländische Verwaltung schickte, daß er ihnen die obersten Stellen in der Armee entzog, dadurch endlich, daß er sie in ihrer Eigenliebe unauSgesetz durch lästige Maßregeln verletzte, mußte er unver meidlich «ne Revolution Hervorrufen. Die Er eignisie, welche im Jahre 1830 in Paris vsrfielen mußten dann in Belgien die Lunte an da- Pulver saß legen. DaS Volk erhob sich und erklärte seine Unabhänaigkeit; eS gab einen blutigen Kamp — aber endlich siegte die Revolution. Lm 24. August 1830 wurde eine provisorische Regierung eingesetzt, am 4. Oktober erfolgte die Erklärung der Unabhänaiokeit der belgi schen Provinzen. Die Versuche der iai Stillen von Frankreich auS unterstützten französisch gesinn ten Partei, den Anschluß an Frankreich durchzm setzen, scheiterten an dem nationalen Selbstgefühl, die Bestrebungen der republikanischen Partei an dem besonnenen und maßvollen Sinne der über wiegenden Mehrheit der Bevölkerung. Bereit- am 20. December erkannte die in London zusammen getretene Conferenz der Mächte die Auslösung dei bisherigen Königreichs der Niederlande an, und am 4. Juni l83l wurde der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg zum Könige der Belgier erwählt Der junge, durch einen Bruch mit den Völker rechtlichen Bestimmungen des Wiener Congrcsses entstandene Staat hat durch seine im Laufe eines halben Jahrhunderts eingenommene besonnene und loyale Haltung sein politisches Dasein gerecht- ertigt und befestigt und sich die Achtung Europas erworben. Zwar' heftige innere Parteikämpse sind Belgien nicht erspart geblieben. Aber in kritischen lugenblicken hat bisher immer der Staatssinn über den Parteigeist den Sieg davongetragen. Es war eine glückliche Fügung! daß ein weiser und hochgesinnter Fürst den Staat mit klarem Blick und festem, aber maßvollem Willen durch die Ge- ahren der ersten Jugendzeit leitete, und daß sein Sohn und Nachfolger mit dem väterlichen Throne auch die väterlichen Tugenden erbte. Der bis herige Verlaus der inneren Geschichte Belgiens be rechtigt demnach zu der Hoffnung, daß auch in Zukunft die Parteien in entscheidenden Augen» blicken ihr Interesse den Anforderungen deS StaotS- wohlS unterzuordnen wissen werden, und daß die Mahnungen zur Einigkeit, welche gegenwärtig durch die Begeisterung der FesteSfeier hindurch- ktingen, bei den Einzelnen und bei den Parteien Gehör und Beachtung finden werden. Vor Allem aber hat Belgien auch im Völker verkehr sich der Aufgabe gewachsen gezeigt, welche seine Lage zwischen zwei mächtigen StaatSwesen ihm auserlegl. Dem belgischen Staate ist die völkerrechtliche Neutralität zugeficbcrt. Aber der Staat hat doch die Erfahrung gemacht, daß nicht unter allen Umständen diese ihm gewährie Stel lung ein ausreichender Schutz gegen die Gefahren, die aus europäischen Verwickelungen hervorgehen könnten, sein würde. Und Belgien hat auch ge lernt, daß keine Macht in gleichem Maße wie Deutschland Werth auf die belgische Selbst ständigkeit und Unabhängigkeit legt und zu ihrer Vertheidigung, wenn sie bedroht werden sollte, be reit sein würde. Alle Maßregeln, ^die Belgien getroffen hat, um seine VertheidigungSkrast zu stärken, haben in Deutschland stets die lebhafteste und entschiedenste Anerkennung gesunden. Und dies Gefühl achtungsvollen, freundschaft lichen und neidlosen Wohlwollens ist ja auch be sonders in neueren Zeiten von Seiten Belgiens m einer sllr unö hocherfreulicken Weise erwidert worden. Wenn es Zeiten gab, wo Belgien seine Sympathie überwiegend Frankreich zuwandte und seine Sicherheit vor Allem in der politischen An lehnung an England zu finden glaubte, wo es da gegen nicht ohne ein gewisses Mißtrauen seine Blicke nach Osten wandte, so ist m dieser Be ziehung ein Umschwung eingetreten, durch den Bel gien ferner politischen Einsicht und seinem zutreffen, den Scharfblick selbst da« beste Zeugniß ausstellt. Mehr und mehr hat sich die Einsicht Bahn ge brochen und befestigt, daß Deutschland unter allen Umständen der treueste und wohlwollendste Freund deS belgischen Staates und seiner Unabhängigkeit ist. Die Beziehungen der beiden Staaten haben sich im Laufe der Jahre ausS Herzlichste und Wohl wollendste entwickelt. Eine ausrichtige, aus gegen- feitiger Achtung und Vertrauen begründete Freund schaft verbindet die Regierungen und die Völker Und so nimmt denn auch Deutschland den herz lichsten An theil an den schönen und freudigen Feste», zu welchen der befreundete Nachbarstaat sich anschickt. Unsere wärmsten Glückwünsche geleiten den Staat in daS zweite halbe Jahrhundert seine- politischen Da sein-. Möge die göttliche Vorsehung auch ferner über Belgien wachen und möge der Geist der Vaterlands liebe und Besonnenheit, der Belgien glücklich durch ein halbe- Jahrhundert geführt, auch fernerhin lebendig wirken in dem belgischen Bolle, dem wir freudig zu seinem Jubelfeste ein herzliches Glück ans! zurusen. Politische UebersichU Leipzig. 16. Juni. Die Ursache, weshalb daS Einladungsschreiben des deutschen Reichskanzlers zu der Nachconserenz verhältnismäßig so spät erging, liegt darin, daß, trotz enlgegensiehender Meldungen, von einzelnen der Unterzeichner deS Berliner Vertrages der Versuch gemacht worden war, die Aufgaben der Conferenz zu erweitern, und daß hierüber ein Notenwechsel unter den Cabineten staltsand. Es verlautet, daß der englische Premier, von dem zuerst ver Plan ausging, die Mehrzahl der noch unge lösten Fragen deS Berliner Vertrages vor daS Forum der Conferenz zu bringen, erst dann Ab stand hiervon genommen habe, als von Seiten Rußlands mit verdächtigem Elser daS Programm Gladstvne'S noch erweitert wurde. Man erinnert sich, daß zu den nicht erfüllten Abmachungen deS Friedens zwischen Rußland und der Pforte auch die Zahlung einer Kriegsentschädigung von 300 Millionen Rubel an den Sieger ehört. Allerdings wurve hierfür eine etwaige andcntschädigung in Klein-Asien in Aussicht ge nommen, die Verrechnung der Kosten ist aber vom Petersburger Cabinct nachträglich wiederholt be anstandet worden. Wenn auf der Conferenz noch diese neue Last zu der UnglückS-Bürde der Pforte hinzugekommen wäre, dann hätten die englischen Besitzer türkischer Fonds den Werth der britisch- türkischen Spannung in einer sehr handgreiflichen Weise am eigenen Leibe erfahren. Man gehr wohl nicht fehl, wenn man diesen Umstand zwar nicht als ausschlaggebend für den Rückzug Gladstoue'S von feinem Conferenzprozramm ansieht, ihm aber doch eine bei den praktischen Staatsmännern Eng lands nicht zu unterschätzende Bedeutung beilegt. Der BundeSrath trat am vorigen Montag unter dem Vorsitze des Reichskanzlers zu einer Plenarsitzung zusammen. Nach einigen geschäft lichen Mittheilungen deS Vorsitzenden fand die zweite Berathung deS preußischen Antrages wegen Einverleibung der unteren Elbe in das Zollgebiet statt. Der von dem Bevollmächtigten Hamburgs abermals gestellte Antrag auf Verweisung der Sache an die Ausschüsse wurde abgelehnt und der in erster Lesung gefaßte, dem preußischen Antrag entsprechende Beschluß, daß l) vorbehaltlich der näheren Modalitäten der Ausführung der Elb strom von Altona und Harburg abwärts bis Cux haven in daS Zollgebiet «ngeschlossen werde; 2) für den Fall der Beibehaltung von Grenz- aufstchts-Stalionen an beiden Ufern der Elbe ab wärts Altona und Harburb die Kosten dafür auch fernerhin aus gemeinschaftliche Rechnung getragen werden, bestätigt. Schließlich wurde zu der wegen Ablaufs der bisherigen Wahlperiode erforderlichen Neuwahl der vom BundeSralhe zu ernennenden Mitglieder des ReichSbank-CuratoriumS geschritten. Die Wahl fiel auf den königlich baienschen Be vollmächtigten, Ober-Regierung-rath Freiherrn von RaeSselbt, den königlich sächsischen Bevoll mächtigten, Wirklichen Geheimen Rath von Nostitz- WaÜwrtz, und den königlich wllrttembergischen Bevollmächtigten, Ober-Ainanzrath von Schund. Von Anfang an hat sich der Bischofsartikel in der kirchenpolitischen Vorlage als derjenige dar gestellt, der einer Verständigung der National liberalen mit den Conservaüven und der Regierung die größten Hindernisse bereitet. Auch jetzt, bei« Eintritt in die zweite Lesung, steht die Meinu»gs Verschiedenheit llder diesen Artikel in ihrer ganzen Schroffheit da und läßt eine Verständigung als überaus zweifelhaft erscheinen. Während von anderer Seite verlautete, die Regierung habe sich bereits mit dem Gedanken vertraut gemacht, diesen Artikel fallen zu lassen, bringt die „Post" eme Betrachtung, welche die von nationalliberaler Sette geäußerten Bedenken gegen die Wiederanerkennung amtentlasiener Bischöfe zu widerlegen sich bemüht und den Artikel in der Fassung deS freiconserva- tiven Antrag-, wonach eine solche Wiedereinsetzung die Anerkennung der Anzeigepflicht zur Voraus setzung hat, als unschädlich und als ein höchst werthvolles Zwangsmittel für den Staet nachzu weisen sucht. UeberdicS wird auS dem Bericht, welcher im Namen der Commission vom Abgeord neten 1)r. Grimm erstattet worden ist, eine Aeuße- rung deS CultuSministerS in der Commission be kannt, welche klar sagt: „Für die Regierung ist der Artikel t Kern- und Mittelpunkt der ganzen Vorlage. Ohne die rechtliche Möglichkeit, daß die Bischöfe zurückkehren könnten, hat die Vorlage kaum noch einen Werth für die königliche StaatS- regierung." Die zweite Lesung der Vortage im Abzeordnetenhause beginnt also unter recht trüben Aussichten. DaS preußische Herrenhaus hat am Dienstag den Gesetzentwurf, betreffend die Ver wendung der auS Reichssteuern auf Preußen entfallenden Geldsummen, unverändert nach den Beschlüssen de« Abgeordnetenhauses angenommen. Der Finanzminister Bitter betonte den großen Werth, den die StaatSreqierung aus das Gesetz lege, allein er trat den Besorgnissen deS Grafen Lippe, daß man vorzeitig zu Steuererlassen schreiten möchte, wirksam genug entgegen. Den Eindruck, daß eine praktische Anwendung deS Gesetzes schon in unmittelbarer Aussicht stehe, wird man auö den Bemerkungen des Finanzministers gewiß nicht haben gewinnen können. Da dem Herrcnhause weiterer ArbeitSstoff nicht mehr Vortag, hat eS sich bis aus unbestimmte Zeit vertagt in Erwar tung der auS dem Abgeordnetenhause herüber- kommenden Kirchengcsetzvorlage. Mit dem Ab lauf der nächsten Woche wird der Landtag wohl geschlossen werden können. Wie erinnerlich, hatte Gras Wilhelm BiSmarck im letzten Reichstage den Antrag eingcbrackt, den Reichskanzler auszusordern, zu erwägen, ob e- nicht thunlich sei, daS Wechselrecht für gewisse Kategorien von Landwirthen, Handwerkern, Ofsi- cieren, Studenten und Beamten auszuheben. Bezüglich der Handwerker konnte er in dem sonst doch so reaktionären Reichstage keine Unter stützung finden, dagegen wurde der übrige Theil deS Antrags angenommen. Wie jetzt verlautet, hat der Reichskanzler die Aufforderung gnädig ausgenommen, ja er soll sogar beabsichtigen, die „Wohlihat" der Entziehung deS WechselrechtS auch aus die Handwerker auSzudehnen. ES wäre ent« schieden zu wünschen, daß diese Frage rein zum Auötrag gebracht würde und nicht versumpfte. Wenn wirklich eine so horrende Maßregel wie die Entziehung deS WechselrechtS möglich ist, so möge man sie durchführen, damit nicht durch Verlockun gen mit dem unausgeführten Plane mehr gesün digt wird, als die vollendete Maßre^t zu thun vermag. Die Handwerker würden balv genug zur Vernunft kommen und die beseitigte Wechielfrnheit rasch genug wieder aus der Bildfläche erscheinen. Im Landtage von Tirol wurde, wie schon kurz gemeldet, am vorigen Montag eine Erklärung der Bischöfe von Trient undBrixen im Vereine mit dem Fürsterzbischof von Salzburg eingebracht und verlesen, welche besagt: Wir kennen b»S glauben-» und kaisertreue Volk Tirols und wissen, daß, wie von jeher die Politik desselben und seiner Vertreter stetS vom Geiste unserer heiligen Religion getragen und erfüllt war, so auch heute noch die erhabensten Interessen und Rechte der katholischen Kirche »u den ersten deS Landes zählen. Wir erfüllen daher unsere heilige Pflicht, indem wir gegen die vor einigen Jahren vollzogene Bildung zweier evangelischer Pfarr- gemeinden in Meran und Innsbruck mit dem Rechte der öffentlichen Religion-Übung, welche die gelammte katholische Bevölkerung deS Lande- mit I tiefstem Schmerze erfüllen mußte, feierliche Ber-
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