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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188006181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-18
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1880
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Erscheint täglich früh 6^/, Uhr. Reparil»» »ab Lr-edttto» JohamuSgasse -4. Lmechst»»-«, »kr Letzattt«»: Bormittagö 10—l 2 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. Mr dk AM,ad« ktn-kiandtkr Mavu- Attptr «»ch» PH die Strdactt»« mchk vervindttch. Annahme der für die nächst- folanide Nummer bestimmt« serate an Wocheutag« bts Ihr Nachmittags. an Loau- «rd Festtag« früh dis '/,S Uhr. Z> »ru Füllt« f»r Z»s L,aah»r: Otto Ltlemm, Umversttätsstr. 22, Lauts Lösche. Lathannenstr. r v, p. »ur bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeschrstSverkchr. «Ich IW ie.lü«. Ldommaratnprkts viertelt.4'/-M.. incl. Bringeriohn S Mu, dnrch d»c Post bezogen K Mk. Jede einzeln« Nummer 2L Pf. Belegexemplar tü Pf. Vedührcn für Extrabellage» ohne PostdefSrberung 3» Mk. «il Postdesbrderuug 48 Mk. Znfrralr Sgefp Petitzeile 2« Pf Eirvvere Schnftea laut unfernn PreiSverzeichniö. — Tabeüarifcher Sah »ach höherem Larff. Leclmoe» »ntrr de» tlc»«Nt«»«ßttch die Spaltzeüc 4« Pf Inserate sin» stets an d Sr»e»ttli» r» sende». — Na hau wird nicht zegeden. Zahlung ge»«ollln»r»»ä« oder dnrch Postvorschuß. 195. Freitag den 18. Juni 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Ein hier in Haft befindlicher Mensch führt zwei schwarz und rathgeftretste walene Pferdedecke« bei sich, die er am 1k. duz. Vormittag- auf der Straße von Laucha nach Leipzig gefunden haben will, jedoch vermuthlich irgend wo gestohlen hat. Der betreffende Berlustträger wird hierdurch ersucht, sich ungesäumt bei unserer Eriminal-AbHeilung -u melden. Leipzig, am 17. Juni 1880. Las Palizet-Amr der Ltadt Leipzig. Ur. Rüder. Hohlselb, Erim.-Commiss. Bekanntmachung. Meter L8K Millimeter im Lich DaS verlege« von 417 laufenden Meter L8K Millimeter im Lichten weiten eisernen Muffenröhren »ur Anlage einer Wasserleitung soll an einen Unternehmer vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unseren RathhauS, 11. Etage, Zimmer Nr. 18 au- und können dort entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „LeaunqSarbeilen eiserner WasserleitungSrohre" versehen ebendaselbst bi- zum 30. Juni cr. Nachmittag- K Uhr eimureichen. Leipzig, am 8 Juni 1880. Les Raths Stratzenbaudeputatton. Bekanntmachung. Im Hinblick auf die von den städtischen Behörden beschlossene Nebernahme de- ArmenwesenS auf die Stadt wird die laufende Subscriptionsperiode, welche am 30. d. M. zu Ende gehen würde, mit Bezug auf Z 17 der Armenordnung vom 22. Oktober 1840 annoch bi- zum 31. December d. I. verlängert. Leipzig, den 14. Juni 1860. Las «rmen-Ltrectorium. Ludwig-Wolf, Bors. Hentschel. Politische Uebersicht» Leipzig, 17. Juni. Am Mittwoch ist in Berlin die Nachcon se ren; zusammengetretcn, welche den Zweck hat, einen der wichtigsten au< dem großen orientalischen Hader noch unerledigten Streitpunkte einer güt lichen Ausgleichung entgegenzuführen. Es handelt sich um die im Berliner Frieden vorgesehene Ver mittelung der Mächte, falls über die seitens deS Congresies nur in ganz allgemeinen Grundrissen festgesetzte Grenze zwischen der Türkei und Grie chenland «ine Verständigung unter den nächst- betheiligt« Mächten nicht zu Stande kommen sollte. Die Confermz hat sonach nur eine kleine Nachlese zu den Festsetzungen des Kongresses ab- zubalten und kann an Wichtigkeit mit jener großen Friedens-Versammlung nicht von fern ve«lich« werden. Es ist nicht anzunehm«, daß die Mächte sich über ein Stück Lande- in Thessalien oder Epi- ruS mehr oder weniger nicht zu einigen vermöchten, und ebensowenig ist anzunehmen, baß die Pforte sich dem einmllthigen Schiedssprüche der Mächte widersetzen werde, wenngleich sie den zu erwarten den Beschlüssen einige Vorbehalte und Verwahrun gen entgeaenbringt. Man wird somit erwarten dürfen, daß diese Differenz endlich beglichen wird. ES sind jetzt gerade zwei Jahre her, daß der Con- areß seine Arbeiten begann. Man hat über seine Leistungen mehr Tadel als Lob gehört, allein bei dem neuen Zusammentritt einer Diplomotmver- sammlung, die eine Lücke an dem Werk de- Con- gresseS auSsüllen will, drängt sich doch die Aner kennung auf, daß der Berliner Friede wenigstens zwei Jahre vorgehatten bat, daß er den einzigen festen Punct in einem Meer voll Verwirrung bil det und daß seine Schöpfungen in Frage zu stellen offenbar keine der Mächte gegenwärtig geneigt ist. Die damal« geschaffenen Grundlagen mögen daher immerhin für eine längere Reihe von Jahren Vor halten, und Da- ist Alles, was man von den da mals so mühsam getroffenen Vereinbarungen er warten konnte. Eine auf Menschenalter hinaus haltbare Ordnung unter jenen unendlich schwirre gen und verwickelten Verhältnissen herzustellen, ist eine unmöglich zu erfüllende Ausgabe. Da- Tagen de» Congresies in der deutschen Reich-Hauptstadt war eine Anerkennung der veruchtteluden und friedenstistenden Bestrebungen der deutsche« Re gierung, und in demselben Sinne sollt« mau auch da- kleine Nachspiel begrüßen, da- sich soeben ent faltet, den Zusammentritt der Vertreter der Groß Mächte unter dem Schutze de- deutscheu Kaiser-zu de« Zwecke, eine der brennenden Kragen, die sich 'durch ihre weitreichenden Beziehung« zu einer Angelegenheit der gesammteuropäische» Politik ge sialtet, durch friedliche Verständigung aus der Welt zu räumen. Es kann augenblicklich Niemand sagen, ob eiue Verständigung über die kircheupolitifchr Vorlage noch zu Staude kommt. Günstig find ia die Aussichten keineswegs. Die uationalliberale Partei, die bei der Verständigung tu erster Reihe in Betracht kommen muß, hat wahrend der Com- «ission-verhandlunge» ihre Stellung bestimmt ge nug genommen; sie hat ihre unerläßlichsten For derungen klar bezeichnet, und die Regierung wird stch darüber zu entscheiden haben, ob sie auf den von den Nationalliberal« eingenommene« Boden treten will. Darüber geheu augenblicklich die Ver muthungen und Angaben »eit aus einander, eS liegen offenbar endgültige Beschlüsse noch nicht vor, die Entscheidung liegt vornehmlich bei der Regierung und man wird deren weitere Schritte abwarten wüsten. Kommt aber auch die Vorlage durch die verneinenden Stimmen der Nationalliberalen zu Fall, so scheint es dock ganz ungerechtfertigt, wenn, wie e- seitens offi- ciöser und anderer Stimmen geschieht, darin eine Mißtrauens-Erklärung gegen den Reichskanzler erblickt wird. Die Stellung de- Fürsten BiSmarck zu diesem Gesetz ist eine durchaus unklare; er hat die Vertheidigung allem dem Cultusminister Über asien und Nichts gethan, um die Meinung zu ver leiten, daß ihm persönlich an dem Zustande kommen deS Werkes Biel gelegen sei; er hat die Dinge gehen lasten, wie sie eben gehen. Die Ab lehnung kann um so weniger ein persönliche» Miß trauensvotum gegen den Reichskanzler enthalten, als unter »en gegen da» Gesetz vorgrbrachten Gründen ein sehr schwer wiegender der war, daß man gar nicht weiß, wem Über kurz oder lang nie Handhabung dieses Gesetzes zu fallen wird, daß die Volksvertreter aufgefordert werden, dem Fürsten BiSmarck Vollmachten zu ertheilen, hie sie ihm vielleicht vertrauensvoll er- tbeilen würden, daß aber diese Vollmachten sehr wohl einmal in einem ganz anderen Sinne von anderen Staatsmännern gehandhabt werden könnten. Wenn Jemand in der Ablehnung der Vorlage ein Mißtrauensvotum erkennen kann, so ist es nicht der Reichskanzler, sondern der CultuSminister, der in der That von liberaler Seite weitgehende Ver trauen-Vollmachten nicht verlangen kann. Wenn man sieht, wie das CultuSministerium mit Ele menten verstärkt wird, wie sie selbst unter Herrn v. Mühler in die höchste Verwaltung nicht Auf nahme gesunden hätten, so wird man die Vorsicht in der Ertheilung von Vollmachten begreifen können, von denen Nichts verbürgt, daß sie in die rechten Hände kommen und in dem Sinne gehandhabt werden, wie eS die Meinung gewesen. Die Kreissynode Berlin I, die am Dienstax zusammengetreten ist, muß in ihrem Berichte über daS kirchliche Leben des Jahre- 1879 über die Laubelt der Berliner klagen. Der Besuch der GottcSdlenste hat sich nicht gehoben. Nur weni gen Geistlichen im Svuodälbezirk ist es ver gönnt, in gefüllten Kirchen in predigen. An hohen Festtagen sind wohl säst alle Kirchen überfüllt, an Sonntagen dagegen von einer nur geringen Zahl von Andächtigen be sucht. Die Zahl der Eommunicanten ist zurück gegangen, dagegen haben sich die Taufen, Consir mationen, kirchlichen Trauungen und die Begräb nisse mit geistlicher Begleitung etwa- vermehrt 18 Personen sind au- der Landeskirche ausgetreten, während im Jahre vorher die Zahl der AuSschei- denden noch 289 betrug. Die ausiälliae Vermin derung ist natürlich eme Folge der Lahmlegung der socialdemokratischen Agitation. Im vorigen Monat wurde in Bielefeld der 5. westfälische Lehrertag abgehalten. Bei dem ge meinschaftlich« welche- sich den Verhand lungen anschloß, brachte der Negierung»- und Schulrath Hirischer au- Minden einen Trink- svruch au-, tu welche» er die Verdienste des MiniMM Kalk um die Schule feierte. In einer zweiten Red« auf die tüchtigen, braven Lehrer machte er eiuig« maßvolle Bemerkungen Uber die schweren Borwürse. die dem preußischen Lehrer stände gemacht worden sei« uud die m dem Um fange, der ihn« gegeben, und an der Stelle, wo sie au-gesprocheu worden, „vielleicht nicht verdient gewesen" seien. Er nannte nicht Den, der lenen Vorwurf erhob« hatte: die Zuhörer aber wußten, daß die unglücklich« Aeuße- rung« des Minister- von Puttkamerim Landtage gemeint war«. Und Herr von Puttkamer hat nicht gezögert, seinerseits Herrn Hielscher zu wider leg«. Er hat Die- allerdings nicht gethan. indem er für seine Kritik de« Lehrerstaude- die Beweise »eibrachte, sondern indem er Herrn Hielscher — von Minden nach Gumbinnen versetzte. Wir ent- innen unS nicht, daß Falk jemal» auf den klugen Nedanken gekommen wäre, einen Mangel an Sründen in solcher Weise durch schlagende That- ach« zu ersetzen. Gumbinnen und Insterburg leiten ,n der preußischen Beamtenwelt als Orte »er Verbannung, eine Versetzung dahin als Straf versetzung. In Elberfeld, dem Wahlkreise Hasselmann'S, wird unter den Socialdeinokraten ein Flugblatt verbreitet, in welchem die Parteihänpter Auer, Bebel, Fritzsche, Hasenclever, Kayser, Liebknecht. Vahlteich und Wiemer erklären, daß sich Hassel- mann durch seine RcichStagSrede vom 4. Mai diese-JahreS von der Partei der Socialdemokraten osgesagt habe. Bekanntlich sagte Hasselmann m jener berüchtigten Rede: „Ich bedauere eS. daß die russischen Anarchisten seiner Zeit auf der Tribüne von Seiten einiger Socialisten als eine unS fremd gegenüberstehende Partei hingestellt md. Ich für meine Person acceptire diele Ge meinschaft. ... Es ist tief in das Bewußtsein des Volkes die Idee eingedrungen, daß die Zeit des »arlamentarischen Schwätzen« vorüber ist und die Zeit der Thalen beginnt." ES ist sehr begreiflich, daß den übrigen soclaldemokratisch« Parteiführern dieser offene Aufruf zur Revolution unbequem ge kommen ist, und so nehmen sie denn den Anlaß wayr, den ihnen schon längst verhaßten Hasselmann förm- ich auS der Partei auSzuschließen. DieHerren gestehen ibrigens offen den revolutionären Charakter ihrer Partei ein, ihr Excommunicationsdecret wird daher den Erfolg sicherlich nicht haben, den Glauben zu erwecken, als schreckten sie vor der Zerstörung der gesellschaftlichen Ordnung durch offene Gewalt zurück. Was Hasselmann demselben gegenüber thun wird, steht dahin ; wir glaube« nicht/daß er sich zur Riederlegung seine» Mandat- veranlaßt sehen wird. Bei der nächsten ReickStagSwaht aber diirste die Erklärung der Auer, Bebel m s. w. jeden falls eine Rolle spielen. Der vielfach besprochene Zusammenstoß zwischen Sr. M. S. „Sachsen" und einem englischen Schuner beschränkt sich darauf, daß Sr. M. D. „Sachsen" während einer Geschwindigkeits-Probe- chrt an der abgemessenen Meile der von kleinen ahrzeugen sehr belebt« Kieler Förde derart zwischen einen Schuner und ein Segelboot gerielh, daß trotz der sofort angewendet« Manö ver eine Berührung deS Schuner- mit dem inten am Backbord der „Sachsen" hängenden oot nicht mehr zu vermeiden war. Der Schuner büßte hierbei seinen Klüverbaum ein, während sich die Beschädigung der „Sachsen" auf Beschadi- ing deS Kutters und der BootSvavidS beschränkte, er Schuner dürste inzwischen seine Reise be reits fortgesetzt haben, während die „Sachsen" sich auf dem Wege nach Danzig zur Vereinigung mit dem Geschwader befindet. In Tirol haben, wie schon gemeldet, die drei LandeSbischösc mit dem ersten Schritte, den sie über die Schwelle der Landstube machten, unter der Autorität ihres hirtenamtlichen KrummstabeS eine Kriegserklärung gegen daS Grundrecht aller Staaten, die zu Europa zählen wollen, geaen die Gleichberechtigung der Glaubentbekcnntnisie, er lassen. WaS der Berliner Vertrag „im Namen Gölte- de- Allmächtigen" und entsprechend „dem Gedanken europäischer Ordnung" für Bulgarien, Montenegro, Serbien und Rumänien als unerläß liche Bedingung ihres staatlichen Bestandes festgesetzt hat, die Gleichberechtigung der Religion und der Confession, für Tirol, daS westlichste Land Oester reichs , von den ersten Culturnationm, Deutsch« und Italienern, bewohnt, soll dieser europäische Grundsatz nicht gelt«. Die tiroler Bischöfe em pfind« „bitteren Schmerz" darüber und leg« feierliche Verwahrung dagegen ein. daß in Tirol der Protestantismus mit der katholisch« Religion vollend- gleichberechtigt sein svll. Oesterreich soll hinter Montmegrinern, Walachen, Bulgaren und Serben rangiren! Nachdem durch da- Reichs- gesetz vom 20. Mai 1874 llbn die Aner kennung von Religions-Gesellschaften selbst den bisher nicht anerkannt« Bekenntnissen da» Recht, Religions-Gesellschaft« unter den gesetzlichen Bor anSsetzungen zu bilden, ertheilt uud die E von EultnSgemeinden derselben reichsgeß regelt war, konnte den Protestanten, Anerkennung oder Zulassung in Oesterreich scho» längst nicht bedurft hatten, die staatliche Geneh migung zur Errichtung evangelischer Psarraemei» d« in Innsbruck und Meran, wo sie deren- seit Langem in großer Zahl ansässig war«, am aller wenigst« versagt wert»«. Fünf Jahre besteh« diese Gemeinden zu Brecht; ihre Mitassieder sind die ruhig- st«, fleißigsten, staat-treuest« Bürger, sie belästig« Niemand«, sie geben durch ihr Verhalten Nieman dem Anstoß. Nur die fixe Idee, Tirol zu einem europäisch« Curiosum, zu einer Veste der reli ryiuye« Vor- ie Errichtung stesetzÄa-. i, die Me, giösen Unduldsamkeit zu mach«, wird durch diese Gemeinden gestört, und Die- genügte, um die tiroler Bischöfe zu einer Declaration zu veran lass«, an welcher der Streit um die GlaubenS- einheit, der schon beigelegt erschien, stch von Neuem zu entzünden droht! lleberhaupt hat verschiedenen Bericht« zufolge iberall in Tirol die ultramontane Be wegung in jüngster Zeit wieder ausfällig zuge- nommen. In den Städten und Dörfern werden Flugschrift« vertheilt, Versammlungen gehalten und Wanverprediger eifern von der Kanzel unbim WirthS- hause gegen die „Feinde der Religion", welche Tirol „lutherisch" und„judisch" machen wollt«.—Bekannt lich hat ein Bruchtheil der auS Deutschland auS- gewiesenrn Jesuiten in Tirol und Vorarlberg Zu lucht gesunden, und gerade diese sind eS, welche in Wort und Schrift die liberale Zeitrichtung und Alle-, was mit ihr zusammenhängt, ver damm«. — DaS Unsinnigste Hit ein solcher Wanverprediger der Gesellschaft Jesu in dem Flecken St. Anton, zwischen Bludenz und Landeck, cleistct, aus welcher Strecke Vorbereitungen zum -aue der Arlbergbahn getroffen werden. — „Bleibt der heilig« Kirche ergeben", rief der Jesuit den Bauern zu, „geht Eueren altge wohnten Beschäftigungen nach und hütet Euch, mit jenem Teufelswerke (der Eisenbahn) in Be rührung zu kommen. Jede? Geldstück, das Ihr zur Herstellung jenes Werkes hergebt, ist ein Pflasterstein zur Hölle! — Wenn der schnaubende Antichrist durch Euere Thäler braust, so wendet Euch ab und schlagt ein Kreuz. Sonst ist eS um Euer Seelenheil, rrm Euere Weiber und Töchter geschehen!" ES ist kaum glaublich, daß solche Dinge im neunzehnten Jakrhundert noch gesagt werden können, aber die Ultramontan« bringen e» zu Stande. In Brüssel fand am I». Juni unter großer Theilnahme deS PublicumS die feierliche Er öffnung der nationalen Ausstellung statt. Der König, die Königin, der Graf und die Gräfin von Flandern trafen mit ihrem Gefolge gegen 2 Uhr vor dem AuSstellungS-Palaste an. wo sie unter begeisterten Zurufen der Bevölkerung von dem AuSstellungScomits empfang« wurden. DaS diplomatische CorpS war vollständig erschien«, außerdem wohnten zahlreiche Abgeordnete und Senatoren sowie die Civil- und Militairbehörd«, die geistlichen Würdenträger und der Bürger meister von Brüssel mit dem Stadtrathe der FÄer bei. Nach der Ankunft der königlich« Familie fand die Aufführung einer Cantate statt, worauf vor der königlichen Tribüne eine lange Reihe von Ausstellern und Arbeitern — annähernd 600» — vorbei zogen. Sodann betrat der König mit der königlich« Familie die Ausstellung selbst. Auf eine begrüßende Ansprache des Minister- deS In nern erwiderte der König, er beglückwünsche da» Comitö, dessen wohlwollenden Bestrebungen diese- aroße nationale Unternehmen zu danken sei, da- seinen Platz in der belgischen Geschichte behalten werde. Dem Bürgermeister von Brüssel, der in seiner Ansprache der Bemühungen de» Königs um die Eröffnung neuer HandelSwege gedacht hatte, erwiderte der König, die Industrie könne nicht ge deih«, wenn man nicht neue Absatzgebiete sür sie aufzufinden trachte; der Handel sei die beste Stütze der Industrie. Wenn man seine Ausdehnung fördere, werde man auch der nationalen Industrie einen größeren Wirkungskreis schassen. Der französische Ministerrath erklärte sich in seiner Berathung am Dienstag gegen die Ver leihung der vollständigen Amnestie. Con- stan», Cazot, Tirard sprachen für, JuleS Fern» und Frehcmet gegen die Berleihung. Die Re gierung wird bloS ein Decret vorleg«, durch wel che» eme weitere Anzahl Verbannter begnadigt werd« soll. Die äußerste Linke nnd der republi kanisch« Verein wollen nun infolge der Ablehnung von Seit« der Regierung ein« Gesetzentwurf für die vollständige Amnestie eindring« und für den selben die Dringlichkeit beantragen, so daß die Angelegenheit «vglichenoeise «och vor End« be laufend« Monat- entschied« werd« kann. Ver«ischte§. — In Berlin ist a« Dienstag der nene prächtige >stch«l»rr Bahnhof dem vfsentlichen Ber kehr «ergeben worden. Die umliegend« HLnser halt« au» dieser Veranlassung Flaggenschmnck Kladderadatsch Nr. 27 sind die Ge brüder Sach», weiland Bankier- in Frank furt a M., «m«gestellt. Ihre Portrait- sind so elegant und fein, daß man zuerst glaubt, oie jung« Herren sei« Heirath«-Cand,baten und sucht« eine Frau. Sie Hab« aber nur da- Weite gesucht, ihre Portrait» sind Steckbriefe, zu denen ver Staat-anwalt die bedenklich« Unterschrift ge-
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