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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188006275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-27
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1880
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Grschei»t täglich früh 6'/. Uhr. Setzettle» »»d <r»rdttte» JohEiSgass« rr. HPttchstmcke» der »rdottl«« vormittag» 1»—l2 Uhr. Nachmittags «—S Uhr. Mr »tk «ttUttz-»« etugttaadter «lam»- »ach» »k»ae1»a »tcht Annahme der fü? die ntchtz- Glaentze Nummer deftt»»tea Inserate an »«chenta-eu dt« i Uhr Nachmttta--, « Sano- «» Festtage« früh dt«'/.» Uhr. H« dev Fittalk» fik Z,s.-^»ch»,: Ott« Me»«. UniverfitLtSstr. 22. I Lüfche.Kathariuenstr. I8.P. »»r di« '/L Uhr. MchMerIaMM Anzeiger. OkM sm Politik. Lrcalzeschichte, Havdcls- Md Eklchjftsderkkhl, «uslagr ir.lS». Ad»,aeme»l»,»rri» viertelt. 4'/, ML, rncl. «ringerlohn ü ML. durch die Post bezogen S ML Jede einzelne Nummer 2S Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen Ohne Postbefvrderung 8» PL mit Postbefvrderung 48 ML Znstrate Lgefp Petttzeile 20 Pf. vrbtzere Schriften laut nuferem PrelSverzrichniß. — Tabellarischer Latz nach höhere» Tarif. Rectum, „Nr de» Lkbae1t««sittch bi« Spaltzeile 4« Pf. Joferate stab stets an d. tr»ebvt», zu senden. — Nabatt »rrd nicht gegrben Zahlung ober durch Postvorschnß. LV4. Sonntag den 27. Juni 1880. 74. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, «« ,0. Juni ». «.» «deudS «'/. Uhr t« ««ale der l. »ür,erfch«le. . Lage-ordnung: L Gutachten de« Bau-AuSschusseS über ». Wiederherstellung der Blitzableitung am Alten Theater' d. Ein richtung mehrerer Räume de« ehemaligen ReichS-OberhandelSgericht-gebäudeS für städtische Expeditionen. II. Gutachten de» Bau- und Oekonomie>Ausschusses über Regulirung der Fluchtlinie am Peter-steinwege und Einleitung de- Expropriation-verfahren- gegen die Besitzerin de- Grundstücke- Nr. 9/10 dort. III. Gutachten de- BerfaffungS-AuSschufleS über Abänderung der ort-statutarischen Bestimmungen hinsichtlich de- katholischen Schul-AusschusseS. IV. Gutachten de- Schul-Ausschusses über ->. Errichtung einer besonderen Directorstelle für die siebente Bürgerschule; b. die Rechnungen der Gewerbeschule für 1877 und 1878, sowie die Rechnung der Nicolaischule für 1878. V. Bericht über verschiedene Caflenrevisionen. Bekanntmachung. Nachdem wir am 7. April d. I dem Kaufmann Herrn Aerdinaud «osewisch, König-Platz Nr. 8, Eoncesfion zur gewerbmäßigen Beförderung von Auswanderern nach überseeischen Häfen und Abschließung hierauf bezüglicher Verträge im Aufträge der Niederländisch-Amerikanischen Dampfschifffahrt--Gesellschaft zu Rotterdam erthellt haben, ist diese Concession jetzt auf im Aufträge des Schiffsexpedienten Earl Ludwig vötzeker in Bremen abzuschließende UeberfahrtSvertrüge vom Hamburger und Bremer Hafen au- erstreckt worden, wa- hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Leidig, am 23 Juni 1860. Per «ath «er St»tzt Set«,«,. 0». Georgi. Kretschmer. Bekanntmachung. Die Stelle eine- ständigen, jedoch nicht confirmirten HülfSaeistlichen bei den vereinigten Parochien Leipzig-, mit welcher ein Gehalt von 2400 ^l jährlich verbunden ist, soll möglichst bald besetzt werden. Amtswohnung ist nicht vorhanden. Wir bitten, Gesuche um diese Stelle unter Beifügung der Zeugnisse bi- zum 10. Juli d. I. bei uns einzureichen. Leidig, den 28. Juni 1880. Per «ath «er «ta«t Leipzig. ' Or. Georgi. Messerschmidt. Bekanntmachung. Die Grwerbekammer zu Leipzig hat beschlossen, zur theilweisen Deckung ihre- VerwaltungSaufwandel für da- laufende Jahr aus jede Mark de- für da- Einkommen m Spalte ä deS Einkommentzeuerkataster- xntfallenden Sleurrdelrag-. einen Zuschlag vo» «ret Psennige« zu erheben Indem wir nach erfolgter Genehmigung der Vorgesetzten Behörden, diesen Steuerzuschlag, welcher mit dem auf den IS. -alt «. I. fallenden Einkommensteuertermin erhoben werden soll, hiermit auSschreiben, bemerken wir, daß derselbe von allen zur Gewerbekammer wahlberechtigten Gewerbtreibenden de- Leipziger Gewerbekammerbezirkes (Stadt Leipzig, die zum königlichen Amtsgericht Leipzig gehörenden Ortschaften, sowie Zwenkau, Taucha und Markranstädt), deren bezügliche- Einkommen 808 übersteigt, zu entrichten »st. Leipzig, den 27. Juni 1880. Lte Gewer«eka»»er. W. Häckel, Vors. Herzog, Secr. Bekanntmachung. Die durch Bekanntmachung vom 15. Februar 1877 veröffentlichten Vorschriften über den Verkauf von vra« uu« Weiher BaSwaare bringen wir zu strengster Nachachtung hierdurch wiederholt in Erinnerung. Dieselben lauten: 1) Jeder hier feilhaltende Bäcker oder Verkäufer von Vrod, bez. weißen Backwaaren, d. i. Semmeln, Franzbroden, Dreilingen, Dre-dner Semmeln, Kümmel- und Franzosenbroden, hat an seiner Ver kaufsstelle ein deutlich geschriebene- oder gedruckte- Berzeichniß sichtbar und leicht erkennbar auSzuhängen, au- welchem sich ergiebt, »1 zu welchem Preise sie da- Pfund oder halbe Kilogramm Brod, bez. d) »edeS Einzelstück von Semmeln. Dresdner Semmeln, Franzbroden, Kümmelbroden, Franzosen broden und Dreilingen verkaufen und «)wie schwer jedes Einzelstück der vorbezeichneten weißen Backwaaren wiegen soll. 2) Dieser Anschlag wird auf gedrucktem Formulare Rath» wegen auSgefertigt. Die Betheiligten haben daher ihre Verzeichnisse nur in einfachen unterschriebenen Exemplaren einzureichen, und zwar die hiesigen in der RathSwache, die auf dem Brodmarkte feilhaltenden beim Marktvoigte. Nach diesen Verzeichnissen werden von unseren Beamten die Formulare auSgefüllt und letztere find von den Bäckern oder Verkäufern nach vorgängiger Vergleichung mit den eingereichten Ver zeichnissen zu unterschreiben. Nach der Unterzeichnung werden sie gestempelt und unentgeltlich auSgehändigt, die »ingereichten Verzeichnisse aber zur Controle zurückbehalten. 3) Da- ausgefertigte Verzeichniß muß mindestens je auf den Zeitraum von 14 Tagen festgehalten, im Uebrigen aber bei leder Abänderung in der vorgeschriebenen Weise erneuert werden. 41 Jede» Brodlaib ist mit so viel Gruben zu versehen, alS es Pfunde (halbe Kilogramme) wiegen soll. 5) Jeder auf hiesigem Brodmarkte feilhaltende Bäcker oder Brodverkäufer hat an seinem Stande «ne Tafel auSzuhängen, auf welcher sein Name und Wohnort deutlich angeschrieben ist. 6) Behufs Ueberwachuna wegen richtigen Gewicht» de» Brode» und der unter 1b verzeichnet«» Back waaren werden durch unsere mit Äeaussichtigung des Marktverkehrs beauftragten Beamten und unsere Diener Nachwiequngen bei den Bäckern und Verkäufern von Backwaaren ftattfinden. Auch ist jedem Käufer die Benutzung der in der RathhauSwache. sowie der an den Wochenmarkttagen auf dem Brodmarkte öffentlich aufgestellten Waage zum Nachwiegen der hier verkauften Back waaren gestattet. 7) Das Feilhalten von minderwichtigem Brod oder minderwichtigen Backwaaren der unter Id ver- zeichneten Sorten wird nach 8. 148/ der Gewerbe-Ordnung mit Geldstrafe «iS zu 1SV Mark oder im Falle de» Unvermögen» mit Hast «ts zu »1er Wochen, sonstige Vernachlässigung dieser Vorschriften mit Geldstrafe bis zu L8 Mark oder mit Hast dt« zu 14 Tagen geahndet. Hierbei haben auch die Bäcker und Verkäufer von Brod wie Backwaaren in jedem Falle ihre Ange hörigen, Gewerbsgehülfen und Dienstleute persönlich zu vertreten. Die vorstehenden Bestimmungen unter 4, 8 und 7 werden hiermit auf diejenigen auswärtigen Bäcker und Händler «streckt, welche, ohne in Leipzig Vrrkaufstellen zu haben, Brod hierher zum Verkaufe bring-«- Leipzig, am 19. Juni 1880. Per «ath «er Stadt Leipzig. Or. Tröndlin. Harrwitz. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 19. d. M. bitten wir ebenso dringend wie herzlich um weitere Gaben für die von der Ueberschwemmung in der Oberlausitz Betroffenen, und bemerken, daß wir die bei unserer StiftungSbuchhalterei eingegangenen und noch eingehenden Gaben dem hiesigen Unter- stützungS-Eomite zur weiteren Beförderung übergeben werden. Leipzig, den 25. Juni 1880. Ter «ath Per Stadt Leipzig. Mess« vr. Georgi. serschmidt. Die russischen Nüstuugen gegen China. LlS Ergänzung unserer jüngsten Nachrichten über die militairische Bewegung Rußland» an ge wisse« Punkten seiner asiatischen Grenze liegen un- heute weitere Berichte über umfassende maritime Rüstungen vor, welche mehr oder minder mit der bedrohilchen Haltung China- im Zusammenhänge stehen dürsten. Wa- vor Allem die Flotte im Baltischen Meere betrifft, so ist im Laufe der jüng sten Tage folgenden Schiffen der Beseht zur schleu nigen Ausrüstung und Kriegsbereitschaft zugegangen: den Schrauben - Linienschiffen Kaffer Nikolaus, Rietwizan und Sinope; den Monitor- Perm», Latnik, Uragan, Tifon und Wjestschun; ferner den Kanonenbooten Priboj, Zobjaka, Domowoj, Dym und Gogol. Arhnliche Befehle sind auch nach dem Schwarzen Meere sür die KrieaSdampfer Lwica, Kretschet, Sokol, Suksu und Aluschta abgegangen. Auch der Amur-Flottille sind Verstärkungen zu gegangen, weil die jüngsten Nachrichten von zerren Grenzstricken für Rußland gerade nicht sehr befriedigend lauten. Die zur Amur- Flotille gehörigen Kriegsdampfer Jermak, Tungus, Morsch, Nerpa, Wostok, Iaponetz und Mandschur haben überdies neue Geschütze in vermehrter Zahl erhalten. Wa- die Rüstungen Rußland- zu Lande betrifft, so scheint man namentlich zu beabsichtigen, große Reitermaffen im Vereine mit zahlreichem Geschütz argen die chinesische Grenze vorzuschieben. That- sache ist. daß da- au- 15 Polken (Regimentern) hestehende Orenburgische Kosackenheer schon theil- weise mobil gemacht wurde. Diese Kriegsbereit schaft bezieht sich auch auf die Ural'schen Kosackev, vo» denen ein Theil in der Umgebung der Stadt Ural-k ein Lager bezogen hat. Ueber die Bewaffnung, Au-rüflung und Krieg»- tüchtigleit der chinesischen Armee, deren Vortrup- Pen sich immer mehr der russischen Grenze nähern, -ehe» d»n dort interessante Nachrichten ei». AuS »mse» erhellt, daß im Laufe der jüngsten Jahre die chmesistbe Armee mit ihrer bisherigen asiatischen Organisation, Bewaffnung und Au-rüstung völlig aebrvchen hat. Hinsichtlich dieser Umwandlung scheinen englische Einflüsse maßgebend gewesen zu fern, wie e» denn überhaupt festst»ht, daß die chi nesisch« Regierung englische Osficiere al» Lehrer in diu »euorganisirten verschiedenen Waffengattungen verwendete. Ein russischer GeneralstadSosficier, der Gelegenheit gehabt, die gegen die rnssische Grenze i» Marsch« begriffenen chinesischen Vortrupp«, zu hte», beschreibt diese folgendermaßen: „Die chinesischen Truppen, welche ich zu sehen Gelegen heit gehabt, erinnern nur noch durch ihre bekannte asiatische Kleidung und Zvpses, daß sie Chinesen sind: im Uebrigen sind sie völlig nach europäischem Muster organisirt, bewaffnet und ausgerüstet. Die Infanterie, die ich gesehen, hat durchgehend» Hinterlader, größtentheilS englische- Fabrikat. Jndeß sollen im Inneren China« auch Wasfen- fabriken nach englischem Muster errichtet worden sein. Statt de- TurnisterS trägt der chinesische Soldat eine Art Jagdtasche, seine Patronen verwahrt er in zwei auf den Brust seiten befindlichen Ledertaschen, ähnlich wie die unserer Tscherkeffen. Die Cavallerie ist mit Lanzen. Säbem und Pistolen bewaffnet und ma- növrirt gleichfalls nach europäischem Muster. Die Artillerie hat ältere und neuere Geschütze. Erstere bestehen au» Vorderladern nach englischem »nd französischem Muster, scheinen aber in China her gestellt zu sein. Ich habe aber auch drei Batte rien bemerkt, welche Stahlbronze - Hinterlader führten. Diese sind jedenfalls neuesten Datum» und gleichfalls au- englischen Gießereien hervor- gegaugen. Wa» die Manövrirfähigkeit der chine sischen Truppen betrifft, so klappt bei ihnen frei lich nicht Alle» wie bei einer europäischen Armee, aber die b« kannte Anstelligkeit de- Asiaten ist bei den Manövern keine-weg- zu verkennen oder zu unterschätzen." CuUusrniuiskr und Lehrerstand iu Preußen. Die „Nat.-Lib. Eorresp." sagt: Die Versetzung eine- Schulrath- von Minden nach Gumbinnen, nicht weil er in einem Lehrerkreise ein Hoch auf den früheren Cultu-miuister au-gebracht, sondern Weiler da- öffentliche Ur theil de- jetzigen Cul- tu-minlster- über den Volk-schultehrer» stand etwa- z« ungünstig genannt batte, zeugt von der außerordentlichen Empfindlichkeit der damit berührten Stelle. Nickt eine persönliche Empfind lichkeit meinen wir, sondern eine sachliche, politische. Man merkt sehr wohl» daß den jetzigen EultuS- minister, nachdem er in Schulsachen nickt mehr eine- Falk au-sührender Arm, sondern selbst der leitende Kopf ist, der Ehrgeiz erfüllt, die preußische Lehrerschaft ans andere Bahnen zu bringen; und Die- gewiß nicht etwa nur, insoweit sie sich auf Abwege von der Sittlichkeit verloren haben sollte. Da- kan« ja doch immer höchsten- einen kleinen Bruchtheil betreffen. Nein Herr v. Putikammer ist augenscheinlich der Meinung, der Geist de- rreußischen Lehrerstandes in seiner Masse be- »llrfe erner durchgreifenden Verbesserung, und ein Beruf sei eS, dazu mindestens den An- toß zu geben. Aller Wahrscheinlichkeit nach findet er die Volksschullehrerschaft dem Ein fluß der Geistlichkeit der beiden großen christlichen Kirchen zu sehr entwachsen und will sie daher mit Güte oder mit gesetzlicher und DiSciplmar-Gewalt wieder unter diesen Einfluß zurllckbringen. Eine Reaction gegen da- SchulaussichtSgesetz ist im Werke oder vielmehr schon im Vollzüge Gelänge der Friedensschluß mit der katholischen Kirche so wie Herr v. Puttkamer sich denselben denkt — der sich dabei ziemlich ebenso gern de- Centrums be dienen würde wie der gemäßigten Liberalen, und dem der Triumphzug eine- wirdereingesetzten ab gesetzten Bischof» so harmlo-, ja fast erfreulich dünkt — diese Zurücksührung der Lehrer unter das kaum abgeschültelte Joch der Geistlichkeit würde unbegrenzt im ganzen Lande vor sich gehen, so weit die nur zu große Macht de- Ministers reicht. WaS diese- Joch aber bedeutet, Da- lehrt ein Blick auf den Geist der evangelischen wie der katho lischen Geistlichkeit. Ist derselbe der großen Mehrzahl nach etwa der Wissenschaft und Bil dung der Zeit zugeneigt, duldsam gegen abweichende GlaubenSausfassung, besonder- patrio tisch und reich-treu? Von dem Allen doch wohl leider eher da- Gegentheil, wie im verschwiegenen Ministerrath, vermuthen wir, selbst Herr v. Putt kamer nicht leugnen würde. Diesen Eii fluß aus die Lehrer und dadurch auf die Schuljugend wieder- herstellen, bedeutet also «ne entlprechendeSckwächung der Vaterlandsliebe, der Duldsamkeit, de» BtldungS- streben- und der Achtung vor der Wissenschaft in den Massen de- heranrrffenden Geschlecht-, Dem kann kem aufgeklärter und freisinniger Patriot ruhigzusehen. Je uneingcschränkter hier die Macht de» Minister» auch ohne neue reaktionäre Gesetz gebung ist, je stiller sie sich geltend macht und je weniger sie gerade in ihren wnksamsten Handlungen von irgendwelchen öffentlichen Organen überwacht werden kann, desto wachsamer müssen Alle die Augen öffnen, denen an der Erhaltung der Unabhängigkeit der Schule liegt, — Eltern, Gemrindevertreter und Volk-freunve. Sie müssen durch fortlaufende thä- tige Theilnahme den Mutb der Lehrer stärken, sich nicht wieder geistlichem Befehl zu unterwerfen. Der Geistliche al- solcker, al» handelndtS Glied seiner Kirche hat kein Recht auf Herrschaft Uber de» Unterricht; da» hat er nur, wenn und inso weit der Staat ihm einen Auftrag erlheilt, den er wie jeder andere gut« Bürgcr im Interesse und im Sinn de- Staat- vollbringen soll. In dieser Stellung mllssen wir ihn festhalten, — nvthigenfalls auch gegen den höchste« Vertreter de- Staats in UnterrlchtSsachen. Zoologischer Carlen. Mit den neugeschaffenen Familientagen, an welchen man für wenige Pfennige eS sich einen halben Tag lang im Zoologischen Garten wohl sein lassen und dabei sogar den Genuß an «nein reich auSgestatteten Militairconcert haben kann, hat Herr Pinkert jeden falls eine Einrichtung getroffen, die bald eine allge meine Anerkennung seitens unseres PublicumS finden wird, wie ja schon die ersten Versuche dieser Art ganz ansprechend auSsielen. Wer nicht in der Woche tue nöthige Zeit findet, wird allerdings auch fürderhin an den Sonntagen unserem Thierpark seinen Besuch abstatten muffen. Und bei gutem, freundlichem Wetter wüßten wir auch nicht, wo Einem im Freien die Stunden unterhaltender, schneller vergehen könnten, alS im Etablissement deS Herrn Pinkert, in welchem der Körper Erfrischung und Erquickung und Geist und Gemüth Anregung und Amüsement geboten erhalten. Daß aber nament lich die Kinderwelt die glühendsten Verehrer des Zoologischen GartenS aufweist, wird jeder Familien vater bestätigen müssen, der nur ein einziges Mal seinen Kleinen und Größeren die Pforten "zu diesem Elysium pasfiren ließ, und auS eigener Erfahrung wissen wir, daß, wenn eS sich um den Vorschlag de» Zieles de» sonntäglichen Ausgange- handelt, der Zoologische Garten ausnahmslos zuerst von den Kindern genannt wird. Ein ungemein zahlreiche» Publicum zieht gegen wärtig der Affenpavillon an sich, in welchem sich jetzt die kleine Lhiergesellschaft vorfindet, deren lustigen Ausführungen wir erstmalig im RaubthierhauS oei- wohnten, nämlich Wolf, Hund und Affen, di« letzteren in weit größer« ««zahl alS früher. MoSje Wolf jo», bildet auch jetzt noch da» Object, an welchem die Affen ihre oft gar nicht liebenswürdigen Launen auSlaflen, wenn er sich neuesten» auch glücklicher ver- theidigt ai» früher. Spaßhaft ist da- Manöver, welche» sich gewöhnlich nach Darreichung de» Trink- wasser» abspielt. Jung Jsegrnnm wirb da in der Regel, wenn er glücklich in den endlichen Alleinge brauch de» Trinkgefäße» gelangt ist, von einem lang- armigen Affen der Napf unter der Nase weggezogen, wozu er stet» da- verdutzteste Gesicht mach«. Lehnliche» rege- Leben aiebt e» auch m dem Pa villon der Wasch- und Ruflelbären, nur daß sich da die Balgereien der Insassen, wenn sie auf den schma len, oben an den Wänden angebrachten Bretern sich abspirlen, etwa- gefährlicher auSnehmen. AIS «hrwüroiger, halbblinder Patriarch führt in diesem Reich der alte Waschbär da» Scepter. Unserer heutigen Plauderei wollen wir schließlich noch ein« Geburtsanzeige anschlüßen. Zu den kürz-
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