Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-31
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»WW»I>WP>W»WWM '»'s >»^l'W » -DM-?- Erscheint tSglich früh 6 V, Uhr. LeS«rtt,a,,» «rpedttt»» Jvhaunisgast« SS. S,rrch-„tr» »er LrSartUmr vormittags lü—12 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. Wir »ir »ückgabr tin-esandlkr sktt»t» «achl sich die Redaclton nicht »rrvtndltch. Annahme der für die nächft- sotaende Rummrr bestimmten Inserate an Wochentagen bis 8 lltzr RachmtktaaS. an Sonn- «,d Festtagen früh bis '/,!> Uhr. Z, »e, Malta sSr Zas-Ttaiahmr: Ltta Klemm, Universitütsstr. 22, LoaiS Lösche. Katharinenstr. 18,p. aur bis '/,3 Uhr. UcipiiycrIagclilaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und GcschästSvcrkchr. «uN»gk 16,l»0. Ldo«>e«eat»prei§ viertelt. 4'/, ML, incl. Bringerlohn S ML. durch die Post bezogen S ML Jede einzelne Nummer 2S Pf. Belegexemplar 1» Pf. Gebükren für Extrabeilagen ohne Postbesürderuug SV ML Mit PostbrfÜrderung 48 ML Zoserate Sgesp. Petitzeile 20 Pf- Größere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Krclamra unter dem Ncdarltenestrtch di« Spaltzcile iO Pf. Inserate sind stets an d. Erprdttten zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prusnawanmü« oder durch Postvorschuß. «A? 238. Sonnabend den 3t. Juli ,880. 74. IghlgaM Bekanntmachung. Die Stelle eines HülfsausseherS für Straszenbauten bei unserer Tiefbauverwaltung ist sofort zu besetzen Die Stelle ist für jetzt nicht etatmäßig; die Anstellung erfolgt gegen einen Wochenlohn von 21 und monatliche Kündigung. Bewerber, welche die für die Stelle eine- Straßenbauaufsehers erforderliche technische Vorbildung haben müssen» werden veranlaßt, sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse bis zum 14. August er. bei unS zu melden. Leipzig, den 37. Juli 1880. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Harrwitz. Iw gefälligen Beachtung. -W» Unsere Expedition ist morgen Sonntag dm 1. August nur Vormittag- bis 1,9 Uhr geöffnet. Bekanntmachung, den Verlust der Ttimmberechtigung wegen Abgabenruckständen betr. Nach Vorschrift der Revidlrten Slädte-Orvnunq z 44 unter g sind von der Sttmmberechtigung bei den Wahlen alle diejenigen Bürger, welche die Abentrichtung von Staat-- und Gemeindeabgaben, ein schließlich der Abgaben zu Schul- und Armen-Casten, länger als zwei Jahre ganz oder theilweise im Rück stände gelassen haben, ausgenommen. Unter Hinweis auf diese gesetzliche Bestimmung fordern wir daher aus Veranlassung der in nächster Zeit vorzunehmenden Aufstellung der Stadtverordiietenwahlliste und der dann bevorstehenden ErgänzungL- wahl des Stadtverordneten-Coltegiums alle Abgaben-Restamen, welche davon betroffen werden, zur un gesäumten Abführung ihrer Rückstände auf. Leffqig, den 34. Juli 1880. Ter «alb der Stadt Leipzig. Oe. Äeorgi. Nitzsche. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akademischen Halbjahres zu haltenden Revision der Universität- Bibliothek werden diejenigen Herren Studirenden, welche Bücher au- derselben entliehen haben, aufgefordert, diese am 39., 30. und 31. Juli gegen Zurückgabe der EmpfangSbstcheinigung abzuliefern. Die Ablieferung wird m der Weise zu geschehen haben, daß Diejenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben von H anfangen, am 39. Juli, die, deren Namen von 4—K beginnen, am 30. Juli, und die Uebrigen am 31. Juli in den Frühstunden zwischen zehn und ein Uhr (Freitag, den 30. Juli, auch »Nachmittag von 3—K Uhr) abliefern. Alle übrigen Entleiher werden xufgefordert, die an sie verliehenen Bücher am 5., 8 oder 7. August (während der gewöhnlichen OeffnungSstunden) zurückzugeben. Während der Revisionszeit (39. Juli bis 1l. August incl.) können Bücher nicht ausgeliehen werden. Ebenso muß während derselben das Lesezimmer geschlossen bleiben. Leipzig, den Ltt. Juli 1880. rte Direktion der UntverfitätS-vibliothek. vr. Krehl. Betcrniärktimk der Universität. Vom 1. August bis 13. September besorgt die Geschäfte der Veterinärklinik Herr Assistent Lorcntz allein, da der Unterzeichnete aus Gesundheitsrücksichten verreisen muß. Professor vr. Zürn. Die europäische Ftolten-emonstration. Eine internationale mit Hunderten von Feuer schlünden ausgerüstete Armada soll demnächst die lecken türkischen Galeeren bedrohen; denn, wenn nicht in zwölfter Stunde noch eine Willensänder- ung irgend einer der Mächte stattfindet, so werden Kriegsschiffe aller europäischen Großstaaten, zu «irrer Flotte vereinigt, in den türkischen Gewässern erscheinen. Die Flottendemonstration scheint nach langen diplomatischen Weiterungen wirklich be schlossene Sache zu sein. Oesterreich und Deutsch land haben lange gezögert, ehe sie sich dem russisch- englischen Prostete geneigt finden ließen, und sehr wahrscteinlrch ist eS. daß die beiden Bundesgenossen herzlich wenig Vertrauen zu Hnem Erfolge halten und noch haben. Sie mögen akör schließlich ein gewilligt haben, um die Möglichkeit der Controls und des Einflusses bei der mililairisch-diplomatischen Action zu behalten und zu verhindern, daß dieselbe nicht durch den Eiscr Rußlands und vielleicht auch Englands, Bahnen beschreite, die anstatt zur Beschwichtigung, zur weiteren Aufreizung der Leidenschaften in der Türkei führen würden. Man mag über die Herausbeschwörung diese- CeegespensteS denken wie man will, man muß aber billig anerkennen, daß, nachdem einmal ein euro päischer Schiedsspruch in den griechischen und mon tenegrinischen Streitfragen gegen die Pforte ge fällt worden ist, eine Nothwenvigkeit vorlag, dem Urtheile und den Richtern selbst Autorität zu ver schaffen. Freilich hätte man sich vorher darüber klar werden wüsten, ehe man auf das Schieds gericht einging, ob auch die Möglichkeit eines er folgreichen Einschreitens gegen die Renitenz der Pforte vorhanden war. Vielleicht wäre dann die Execution ganz und gar erübrigt worben, denn eS unterliegt wohl kaum einem Zweifel, daß vle Pforte nur deshalb den Cvnserenzbcschtüsien sich hart- nack g widersetztc, weil sie an die Einigkeit der Machte nicht glaubte. In Wirklichkeit ist diese Einigkeit auch gar nicht vorhanden, denn jede Macht wird schließlich für sich ihre Interesten im Oriente verfolgen, wie eS d,e nationale Tradition gebietet. Das Mittel der Flottendemonstration ist unter solchen Umständen, da- heißt, wenn man eine ernste Gefährdung deS europäischen Frieden« wirklich zu vermeiden wünscht, ein verhältnißmäßig schwächliche-, in Rücksicht auf die Folgen aber, die eS herbeisühren kann und, wie sich schon jetzt zeigt, wahrscheinlich herbeisühren wird, sogar gefährliches. Es ist aus drücklich ausgeschlossen, daß die comb'mirtc Flotte Landungen vornehmen darf. Es wäre auch gar nicht möglich, daß eine Anzahl Panzerschiffe ohne ein Geschwader von Transportfahrzeugen so viel Landungstruppen mit sich führen könnte, a'.S nöthig wären, um den atbanefii'chen Aufstand lahm zu legen, oder die Pforte zu zwingen, in dem grre- chlicben Conflicte vertragsmäßig zu Werke zu gehen. Diese Einsicht wird man auch der europäischen Diplomatie zutrauen dürfen. Die Absicht kann also nur die sein, eine Action der Pforte zur See on» türkische Zufuhren nach den aufstän dischen Distncten zu verhigrern, und nebenbei den Schein zu erregen, als ob man gesonnen sei, der Tlkkei entgegen zu treten. Daß durch diese Interpretation de- „Flottenmanöver-" nur eine Steigerung der Rüstungen Griechenland» und» Montenegro» herbeigesührt werden konnte, liegt auf der Han». Die beiden Staaten stehen denn auch gewappnet bi- an die Zähne in Phalanx vor den streitigen Grenzgebieten, um loSzuschiagen, wenn dre europäische Armada durch ihr Erscheinen in den türkischen Gewässern da» Zeichen giebt. Anstatt den Frieden zu dictiren, wird die Flotlen- demonstration neue Kriegsbrände entfachen und die wertere Auslösung veS oSmanischen Reiches be wirken. Es ist nun einmal nicht anders; die Ver hältnisse auf der Balkanhatbinsrl sind so zerrüttet und morsch, daß der Zusammenbruch erfolgen muß. unv daß, wenn man ihn gegenwärtig noch nicht herbei wünscht, man bester thäte, alles Flicken unv Re- pariren, AuSknnffSmitlel, welche das Gebäude doch nur erschüttern können, zu Unterlasten. Aus diesen Gründen will unS die Flottendemonstration der Mächte durchaus bedenklich erscheinen, indem sie entweder die Achtung vor dem europäischen Areopag in Konstantine pet noch mehr schwächt oder Feuer an die Mine der europäischen Lage bringt, aus deren Explosion dann ein Weltbranv hervorgehen muß. Die Mächte würden allen Betherligten einen Dienst erweisen, falls sie die Spazierfahrt ihrer Panzer in die tevanlinischen Gewässer verhindern und ihr Pulver und ihre Kohlen für weniger aben teuerliche Actioneu aussparen wollten. Politische Urversichl. Leipzig. 30. Jul». Eine Alarmnachricht, welche einer schweren Hiobspost völlig gteichkvmmt, setzt seit zweimal vier unv zwanzig Stunden die civitlsirte Wett in Be- weguHG. Die furchtbare Niederlage der Eng länder in Afghanistan hat das Interesse an der Entwickelung der ortenlatischen Angelegen heiten noch erhöht. Man fürchtet oder hofft, je nach dem verschiedenen Standpunkt, dre RUck- wuluiig deö mißlichen Engagements, in welche- das Cubinel Gtadstone a» den indischen Grenzen verflochten wirb, aus die näher liegenden Fragendes europäischen Ostens. In welchem Umfange Das geschehen könnte, müssten schon die nächsten Tage lehren. Darüber kann indessen kein Zweifel fein, daß die Whigregierung es sich doppelt überlegen wird, ob sie aus die Liquidation der Türkei in einem Augenblick dringen soll, wo ihr Durch die afghanischen Händel leicht die Macht entzogen oder doch geschmälert werden könnte, ihrem Willen Nachdruck zu verschaffen. Man sieht, nicht btoS den Starken begünstigt daS Glück, sondern auch die schwache Türkei da, s diesmal auf dasselbe bauen. Eines lehrt übrigens die afghani sche Katastrophe zur Evidenz, nämlich wie über trieben vielfach die Nachrichten von der böswilligen Minirarbeit der Russen gegen die britische Herrschaft im Osten sind. Denn gerade jetzt Härte Rußland Wohl am wenigsten Anlaß, sich daS überschwänglich freundliche Cabinet Gtadstone zum Feinde zu machen. Die finanzielle Klemme macht sich auf allen Gebieten der Reichsverwaltung bemerklich. E- ist nicht bloS der um 17 Millionen dauernde Ausgaben erhöhte Mitllairetat, besten Deckung den Fürsten BiSmarck neben der Beseitigung der Matricutarbeckräge vornehmlich beschäftigen mag, sondern noch eme ganze Reihe neuer und bedeutender Forderungen wird an die Reichscaste demnächst gestellt werden. In erster Linie reprä- sentiren sich hier die Millionen, welche daS Gesetz betreffend die Zahlung von Pensionen an die Hinterbliebenen von ReichSdeamten zu seiner Durchführung verlangen wird. Bekanntlich ist die Regelung dieser Materie seit Jahren vergeblich er hofft worden, und zwar vergeblich hauptsächlich mit Rücksicht auf die finanziellen Schwierigkeiten Denn e« berechnen sich nach einer nur oberflächlichen Schätzung die erforderlichen Deckungsmittel auf mindesten- 14 Mill. Mark auf da- Jahr. Und dabei sind noch nicht die Beträge eingeschlostcn, / welche daS Gesetz nach dem Entwürfe und nach der vorläufigen Feststellung, die eS in den BundeS- ratbsauSschUsten erhalten, von den Beamten selber in Höhe von 3 Procent ibrcS Gehaltes in Aussicht nimmt. Ueber kurz oder lang würde diese Ab wälzung sich doch in einen directen Zuschuß deS Reicks ülnwandetr, vermuthlich in der Gestatt, daß die Gehälter selber um den entsprechenden Betrag höher nvrmirt werden würden. DaS sind Summen, die die höchste Beachtung verdienen, und die dazu noch (ber aller rückhalltosen Zustimmung zu d.m Zweck muß daS doch gesagt werden) da- Bedenk lich'' einer Tendenz zuc progressiven Steigerung haoea. Da an der Annahme des Entwurfs durch den Bundesrath nicht zu zweifeln ist, so kann schon heute mit Sicherheit gesagt werden, daß daS Beamtenpensionögesetz den Reichstag in seiner nächsten Session beschäftigen wird. Wie unS telegraphisch aus Straßburg vom Mittwoch gemeldet wird, wurde die erste Sitzung des StaalSrathes von dem Statthalter, F>lld- marschall v. Manteuffel, mit folgender An sprache eröffnet: „Ich heiße Sie herzlich willkommen. ES ist eine ernste Stunde, in der wir unS versammeln, denn mit ihr tritt die neue Verfassung des Lande- erst voll ständig in- Leben Ich sehe mich umgeben von Männern, die thells an- frergewähtlem Lebenöberuf sich rm Dienste des Staats und der Wlstenschaff ausgezeichnet haben, theils durch ihre Geburt in Elsaß Lothringen, ihr reiches Wissen und ihre reiche Erfahrung in der Kenntlich von den Zuständen und Bedürfnissen des Landes hervorragende Stellungen in diesem einnehmen. Sie Alle hat daS Vertrauen Sr. Majestä' des Kaisers direct oder indirect in iesen Ralh berufen, um Allerhöchst demselben frei und offen Ihre Ansichten über die wichtigsten Fragen des StaatSlebenS auszuspiechen. Dabei handelt eS sich nicht um den Sieg der Parteien, nicht dum daS Trchsetzen subjektiver Meinungen und Theorien; eine rein obiectrve Beuitheilung der vor liegenden Fragen ist Ihre Aufgabe, die Förderung deS materiellen und geistigen Wohles des Lande- das alleinige Ziel. Sie wissen» daß ich die letzten Monde meines Lebens daransetze, um Elsaß Lothringen die volle Selbstständigkeit im Reiche zu erringen. Von entscheidender Bedeutung ist hierbei die Thqtig- keit, welche der Staatsrath entwickelt. Ein Gesammt- urtherl über alle Verhältnisse, Maßhallen und die volle Anerkennung der Thatsachen ist nothwendig, damit die Berathungen deS StaalSrathes dazu dienen, das Vertrauen Sr. Majestät deS Kaisers zum Lande mehr und mehr nr befestigen und dazu Bahn zu brechen, daß die Vermehrung der politischen Rechte deS Landes identisch wird mit dem Interesse de- Reiches selb I. Unterstützen Sie mich in meinem Streben, ich bitte Ene recht anS meines HerzrnS Grund darum. Und so ruhe GotteS Segen auf unseren Arbeiten!" « * * lieber den Inhalt der türkischen Note ver lautet jetzt Zuverlässiges. In der am 27. d. über reichten Antwort der Pforte auf die Collectrvnole der Mächte heißt e-, die Pforte habe die von der Conserenz vo,geschlagene Grenzlinie vom stra tegischen, politischen und ethnographischen Stand- puncte aus geprüft unv gefunden, daß dieselbe keine solide Defensivarenze für die Türkei her stelle. Sic umfaste Mezzowo, einen wichtigen strategischen Punct, Janina, die Hauptstadt UnteralbanienS, besten Abtretung schwere Ver wickelungen nach sich ziehen würde, und Larissa, eine blühende Stadt, welche durch die Aus wanderung der dort in der Majorität befinv- lichen muhamedanischen Bevölkerung zu Grunde gerichtet werden würde. Den Kalifen rnteressirten eie Muselmänner nicht weniger, al- da- Schicksal der Christen die betheiligten christlichen Mächte interessire. Indem die Pforte e« für unmöglich erklärt, Janina, Mezzowo und Larissa zu opfern ist sie zu Concessionen an Griechenland bereit und bittet die Mächte, sich mit ihr wegen An nahme einer definitiven Grenzlinie und wegen Regelung der Details zu verständigen. Montenegro schreitet zur Setbsthl-lfe. Noch bevor die Negierung ihre diplomatischen Be ziehungen mit der Pforte abgebrochen hat, wur den in Cettinje ziemlich umfassende KriegS- rüstungen angeoronet. Wie man nämlich der „Pol. Corr." von dort schreibt, wurde der bereits früher gefaßte Beschluß auf Einberufung von 17,000 Mann dahin abgeändert, daß da» ganze militarrpflichtige Volk kriegsbereit ge macht, beziehungsweise zu den Fahnen emberufen werde. Die Wojwoden Plamenac, Vukolic und Vrbica sollen selbstständige Commandos erhallen, wogegen Bozidar Petrovic da- Obercom- mando zu übernehmen hätte. Bei Podgorizza, Antivari und Zaljevo soll die Armee con- centrirt werden. Der letzHenannte Ort, sowie Dobra-Voda sollen mit Befestigungen versehen werden. Endlich wurde auch der Verprovianti- rungS-Frage volle Aufmerksamkeit gewidmet. Der Fürst begiebt sich nach Podgorizza, von wo an- er dre Durchführung aller erwähnten Maß regeln überwachen, eventuell leiten wird. Der montenegrinische Berichterstatter der „Pol. Corr." läßt durchblicken, daß diese Maßregeln der Regie rung des Fürsten Nikita v»n Petersburg an- angerathen worden sind. Gleichzeitig soll unter russischer Aegide eine Annäherung zwischen Montenegro einerseits und Serbien und Bulgarien andererseits stattaefunden haben; mit einem Worte: man habe in Cettinje auch eine diplomatische Mobilmachung im Auge. Wie au- St. Petersburg berichtet wird, er scheint rS nun ganz gewiß, daß UsattS die Ge neralin Skobetess aus Habsucht ermordet hat. Im Elternhause hatte fein Leben einen großarti gen Zuschnitt. Als UsatiS seine Studien beendet hatte, waren seine Vermögensverhältnisse zerrüttet. Man erzählt, UsatiS habe seinem Commandeur im Kaukasus einen Brief, in welchem er um ein Dar lehn bat, geschrieben. Aus d,e abschlägige Antwort beleidigte er den Chef brieflich, mußte seinen Abschied nehmen und lebte dann in Petersburg. Endlich ging er nach Montenegro. Diese Details machen eS verständlich, daß UsatiS schließlich den Raubmord ausführte. Die Leiche der Generatin Skobeleff wird auf einem Dampfer von Konstantinopel nach Odessa gebracht, wohin ein Beamter de- Ministeri um- des kaiserlichen Hofe« entsendet ist,, um sie auf der Bahn in da- Gouvernement Rjäsan zu geleiten, woselbst die Familie Skobeleff ihre Be sitzungen hat. An den Todtenmefscn für die er mordete Gcneralin, welche im Palais ihrer Tochter, der Fürstin BjelostelSki- BjeloserSkr zu Petersburg abgehatten werden, betheUigen sich die in der Re sidenz und deren Umgebung anwesenden Vertreter der hohen Aristokratie in lebhaftester Weise. Die Schwester der Ermordeten, die Gattin de- Grasen Adlerberg, ist in Folge der erschütternden Kunde von dem gewaltsamen Tode ihrer Schwester er krankt. DaS Papstthum wird auf« Neue von sich reden machen. Der Wiener „Presse" bestätigt man die vom Pariser „Telegraphe" gebrachte Meldung, daß die Wiederernberusung des ökumenischen Concil- eine beschlossene, in nicht zu weite Ferne gerückte Tbatsache sei. Man will in unterrichteten Kreisen sogar wissen, daß unter den für da- Concil bereit- in Vorbereitung befindlichen Vorlagen sich auch eine solche befinde. "V,-'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite