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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187009157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-09
- Tag1870-09-15
- Monat1870-09
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1870
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Anzeiger. Donnerstag sGrNe Beilage zu Nr. 2K8.) 15 September 1870. Bekanntmachung. Die bei dcm hiesigen Leihhause in den Monaten September, October, November und December 1869 velfttzten oder erneuerten Pfänder, dre weder zrr Verfallzeit, noch bis jetzt eingelöst wurden, sollen den 1. November d. I. im Parterre- Locale -eS Leihhauses öffentlich versteigert werden. Es können daher die in den genannten Monaten versetzten Pfänder spätestens den 7. October d. I. und nur unter Mitentrichtudg der AuctionSkosten an 12 Pfennigen von jenem Thaler deS Darlehens eingelöst oder nach Befinden erneuert werden. Vom 8. October d. I. an, an welchem Tage der Auctions-Katalog geschloffen wird, kann die Gin» lösung derselben nur unter Mitentrichtung der AuctionSkosten an 12 Pfennigen von jedem Thaler der ganzen Forderung deS Leihhauses ffattfinde«, und zwar nur bis 21. October d. I., von welchem Tage ab ÄluctionS-Pfand er unwiderruflich weder eiugelöst, noch prolongirt werden können. ES hat also vom 22. October d. I. an Memand mehr das Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können sie daher von den EtgenthUmern nur auf dem gewöhnlichen Wege deS ErftehenS wieder erlangt werden. Dagegen nimmt das Geschäft deS EinlösenS und Versetzen- anderer Pfänder während der Auction in den gewöhnlichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 15. September 1870. Die Deputation des Leihhauses. Tagesgeschichtliche Ueberjicht. Ueber den Act scheußlichen VerrathS, dessen Schauplatz die Citadelle von Laon gewesen, berichtet das Journal „Public": „Gestern (9. September) früh um 9 Uhr erschien eine Deputation der Einwohner von Laon, der ein CorpS von 5 — 600 Preußen folgte, beim General Ternin, dem Commandanten der durch Mo bilgarden vertheidigten Citadelle; die Einwohner flehten den Ge neral an, den Feind von dfisem einzigen, zum Widerstand geeig neten Punkte Besitz ergreifen zu lassen. Der General willigte ein und ließ die Citadelle sofort von den Mobilen räumen; als jedoch der Feind in die Festung einzuziehen begann, ließ der brave Ternin, dessen Namen auf die Nachwelt vererben wird, die Citadelle in die Luft fliegen, indem er eine, auf seine Anordnung vorbereitete Mine anzündele. Cr und 600 Preußen fanden ihren Tod bei dieser Heldenthat, die unS soeben von einer durchaus glaubwürdigen, auS la Fere angekommenen Persönlichkeit erzählt wird." Der brave (!!) Ternin hat also offenbar erst die Capitulation abgeschloffen, die französische Besatzung auSmarschiren lasten und dann sein sorgfältig vorbereitete- Bubenstück de- schänd lichen Vertragsbrüche- zur Ausführung gebracht. Der „Public" hat Recht, Tervin'S Name wird auf die Nachwelt vererben, al- der Name eine- Elenden, der die Ehre de- gesammten französischen Officier-Coiv- durch einen bisher unerhörten Act de- Meineide in frevelhaftester Weise besudelt hat. Wenn solche Dinge in Frankreich möglich sind, und wenn die Verblendung de- Fanaii-» muS dort so weit geht, den Meineid, die gröblichste Verletzung deS militairifchen Ehrenwortes als eine Heldenthat zu preisen, dann wahrlich können und dürfen die Franzosen sich nicht be klagen, wenn daS Schicksal deS Krieges in aller Schwere auf ihre schuldbeladenen Häupter niederfällt. Eine Nation, welche alle Satzungen deS Völkerrechts mit Füßen tritt, Parlamentäre uieder- chießt, Lazarethe verheert, dem Bruche feierlicher Verträge zu ubelt, eine solche Nation hat ihre Anrechte auf humane Behänd ung selbst preisgegeben. Die Machthaber in Pari- schweigen über daS Verbrechen des General Ternin, aber sie preisen dasselbe durch ihre Bemerkung, „daß die Preußen sehr entmuthigt sind". Eine Antwort verdient diese alberne Behauptung nicht, sie wird den französischen Ministern demnächst durch unsere braven Truppen in Paris selbst erthcilt werden, und Niederträchtigkeiten im Style von Laon, die etwa noch in der Hauptstadt versucht werden sollten, würden sich nur an dieser selbst strafe». Die Absicht zu Teruin- schen Heldenthaten scheint übrigen- in der That zu existireu. Vic tor Hugo spricht in seinem famosen Briefe von der Rolle, welche den Canälen bei der Vertheidiguvg von Pari- zugedacht sei; in einem Schreiben eine- von Paris nach London g? flüchteten Deutschen ist gleichfalls angedeutet, daß man al- letzte- Mittel beim Ein rücken der Deutschen die Canäle in die Luft zu springen beab Erfahr igte; doch werden unsere wackern Krieger nach der Erfahrung von Laon gegen jene Projecte wohl auf der Hut sein. Ruch mit griechischem Feuer soll die Vertheidiguvg der französischen Haupt stadt geführt werde». Wie ei» Correspoudent de- „Nord" er zählt, hat eiu Fabrikant chemischer Producte, eiu gewisser Alfred Hilouiv, dem Kriegsministerium schon vor einiger Zeit vorge-! schlossen«! Vertrag zu brechen schlagen, Petroleum und andere leicht entzündbare vegetabilische und mineralische Stoffe nach Art d«S griechischen FeuerS zu ver wenden. Diese Stoffe sollten vor den Forts und in den, vor den Wällen angelegten Trancheen zur Verwendung kommen, und Herr Hilouin machte der Regierung gleichzeitig die Mittheilung, daß in der Umgebung von Pari- 30,000 Tonnen Petroleum zu ihrer Disposition ständen. DaS damalige kaiserliche Ministerium wie- diese Anträge zurück und der Polizeipräfect gab Befehl, jene brennbaren Flüssigkeiten unverweilt nach Havre zu schoffm. Die republikanische Regierung dagegen trug kein Bedenken, Hi» louinS Vorschläge zu acceptiren, und da er selbst mittlirweile zum Capitain im 54. Natiovalgardebataillon erwählt worden, übertrug man ihm die Vertheidigung einer Bastion, auf welcher er sein griechische- Fever nach Belieben an wenden kann. Für unS zeigt all' dieser Unsinn nur an, daß in Paris die vollstän digste Kopflosigkeit, gepaart mit blödsinnigem Fanatismus, herrscht. Die verräiherische Infamie, deren die Franzosen sich in Laon ldig gemacht haben, giebt dem Moniteur der Orleans, dem „Etoile Belge" zu nachstehender Niederträchtigkeit Anlaß: „Diese beiden Facta" (nämlich die Vertheidigung von Straßburg und die Schurkerei zu Laon) „modificiren zwar weder den Ernst der Situation, noch sind sie geeignet, den forcirten Marsch der preußischen Armee auf Pari- aufzuhalteu, aber sie werden entschieden die Moral der französischen Truppen und veS franzö sischen Volke- stählen; sie beweisen, daß die Niederlagen Frank reich durchaus nicht entmuhigt, sondern übereizt haben, sie sind geeignet, dem Könige von Preußm Veranlassung zum Nachdenken zu geben, welcher, nach solchen Siegen, sich nicht mehr auf die gebieterische Nothwendigkert stützen kann, welche ihn zwänge, seine eingestandenen und unbestreitbaren Vortheile zu verfolgen." Die „Nordd Allg. Zta" bemerkt dazu: Nachdem ein Prinz von Orleans, um den schlechten Leidenschaften de- französi schen Volke- zu schmeicheln, sich bereit- Herbeigelaffen hat, den Meuchelmord französischer Bürger gegen deutsche Soldaten als vachahmenSwertheS Beispiel zu empfehlen, konnte man sich auf dieser Seite allerdings auf Außerordentliche- gefaßt machen. Daß man aber die Infamie so weit treiben würde, den hinterlistigen, frevelhaften Bruch einer abgeschlossenen Capitulation mit der stand haften Vertheidigung einer Festung, also die Gemeinheit mit der Tapferkeit gleichzustellen und die unmoralische Verletzung eine geschloffenen Vertrages als ein „die Moral stärkende- Ereigniß" zu bezeichnen, da- haben wir selbst bei dem Leiborgane der Or leans bisher für möglich nicht gehalten. Da eS doch geschehen ist, so beweist da- Factum eben, daß die Kronpräteudentschaft über ihrem Ziele Alle- bei Seite setzt, dessen Beachtung Sitte und Ehrenhaftigkeit sonst fordern. UebrigenS hat der „Etoile" Recht, wenn er sagt, daß dieser Vorgang Anlaß zum Nachdenken giebt. Nur nicht in der Richtung, daß wir deshalb, weil wir um eine neue Erfahrung französischer Niederträchtigkeit bereichert find, unser« SiegeSmarsch aufhallen müßten. Gewiß nicht. Wa der Tapferkeit nicht gelungen, wird die Gemeinheit nicht er zwinge«. Aber darüber wird man allerdings Nachdenken müsse», welche Repressalien stärkster Art zu ergreifen si"d, um diesem Volke für alle Zukunft lofsenen Vertrag zu brechen. die Lust zu benehmen, einrp. g..
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