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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187009169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-09
- Tag1870-09-16
- Monat1870-09
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1870
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8258 deutende Opfer, welche in dieser Weif« gebracht werden, find auf unsere Bitte um Mittheilung, die wir zu» Zweck der knechten Bertheilung der Gaben auSsprecheu mußten, zu unserer Keuntniß gekommen ; einzelne Beispiele von Engherzigkeit, die wir im Gegensätze hierzu im Laufe unsere- Wirken- in Erfahrung brin gen mußten, dienen nur als Schatten in dem lichten Bilde hoch herzigen OpfermutheS, welche- unser Leipzig, seinem alten Riffe treu, in dieser Zeit wieder in erfreulichster Weise daraebote» hat. Mit in vorderster Reihe stehen in Beziehung auf da-verhalte» «gen ihre Angestellten die Stadtgemeinde und die Leipzig.Dresdner Eisevbahngesellschaft. Auch von der Staatsbahnverwaltung ver lautet allerdings, daß sie die Familien ihrer Angestellten wirksam unterstützt. Dre zweite und weitaus schwierigere Aufgabe war die Ver- theilung der Gaben. Daß wir räumlich damit über da- Weichbild der Stadt hinauSgreifeu mußten, unterlag, wie schon angedeutrt, von vornherein leinem Zweifel. Auch waren unter den 308 UnlerstützungSgesuchcn, welche in der ersten Woche bi- zum 31. Juli auf dem unS vom Rathe der Stadt freundlichst überlassenen Bureau auf der Alten Waage angebracht und niedergeschriebeu wurden, nicht weniger als 72 von auSwärtS. Wir gelangten alsbald zu der Urberzeugung, daß eS unmöglich sei diese Gesuche von hier auS ordnungsmäßig zu prüfen, und regten de-halb, wo die- nicht schon selbstständig geschehen war, die Bildung eigener HülfSoereine auf den Dörfern an, denen wir einen entsprechenden Gesammtzuschuß zu ihrem OrtS- bedarf in Aussicht stellten. Diese Anregung ist fast Überall auf fruchtbaren Booen gefallen ; die eigenen Sammlungen haben in einzelnen Ortschaften, unter denen wir die armen Gemeinden Thonberg - Straßenhäuser und Neureudnitz anerkennend hervor» heben dürfen, recht ansehnliche Erträge geliefert. Die Zuschüsse, welche von uns an die verschiedenen Vereine allwöchentlich gewährt werden, sind bis zum letzten Zahltag auf den Betrag von 317 Thlr. 25 Ngr. pr. Woche angefttegen ; eine weitere Zunahme steht «och in Aussicht. Bei der Bemessung dieser Zuschüsse haben wir dz« Zahl der unter stützungSbedüiftigen Frauen und Kinder, den Ertrag der Sammlungen am Orte selbst, endlich dessen mehr oder weniger engen wirtschaftlichen Zusammenhang mit Leipzig in Betracht gezogen Die Vertheilung unter die Einzelnen bleibt den OrtSveremen überlassen; doch haben wir die Vorsteherinnen deS hiesigen Vereins zur Unterstützung hülfSbedürftiger verheirate ter Wöchnerinnen, dessen durch den Kriegszustand sehr erweiterte Thätigkert auch sonst mit der unserigen Hand in Hand geht, gern ermächtigt, auch den Frauen einberufener Krieger auS den um liegenden Ortschaften eintretenden Fall- eine Unterstützung an Betten, Wäsche, Nahrungsmitteln oder auch in Geld nach ihrem besten Ermessen für unsere Rechnung zu verabreichen. Für die hiesigen unterstützungsbedürftigen Familien galt eS nickt nur ein Normalmaß deS Unterstützung-- betrag- zu finden, sondern auch den Verhältnissen jede- einzelnen Falle- nach Möglichkeit gerecht zu werden. Mußten wir auf der einen Seite bestrebt sein, sie vor Noth und harter Entbehrung zu sichern, so war doch wiederum jede- Uebermaß, welches sie etwa über die gewohnten Verhält nisse hinauSgeführt und sie zu einer bequemeren Leben-weise ver leitet hätte, sorgfältig zu vermeiden. Von einigen anderen größeren Städten wurde berichtet, die Gaben seien so reichlich geflossen, daß mau die Familien der einberufenen Soldaten besser habe stellen können, als während der Anwesenheit ihrer Ernährer. Weit ent fernt, die- für ein Lob zu halten, konnten wir darin nur ein höchst unwirthschaftliches Gebühren erblicken. Man kau« die gesunde Entw ckelung de- Wohlstände- einer Familie kaum schwerer schädigen» als indem mau sie an Bedürfnisse gewöhnt, die sie aus eigener Kraft nicht zu befriedigen vermag, und sie so von der festen Grundlage des BorwärtSstrebenS durch Arbeit und Sparsamkeit auf den abschüssigen Boden de-Almosenempfangen- hinüberdrängt. Die Unterstützungen, die unser Verein bietet, find nicht Almosen, sondern der Verein vertritt nach Kräften die Stelle der Ernährer, welche für die Gesammtheit in den Kampf gezogen sind. Aber die Gaben sollen auch nicht für die Zukunft auS wirtschaftlich selbstständigen Familien Almosemmpfäuger machen. Um die Prüfung der Verhältnisse in jedem einzelnen Kalle zu ermöglichen, theiuen wir die Stadt in 20 Bezirke, deren Mr einem Verein-Pfleger zugewiesen wurde. Der Pfleger hat di« auf dem Bureau aufgenommeue» Gesuche durch Erkundigung an Ort und Stelle zu prüfen und da- Ergebniß aufzuzeichnen, auf Grund dessen die Feststellung erfolgt: er zahlt jeden Freitag die Unterstützungsbeträge auS und hat so die best« Gelegenheit, sich über die Verhältnisse seiner Pflegebefohlenen fortlaufend in Kenntniß zu halten, zugleich aber ihnen da uöthig mit Ratb, Trost und Ermunterung beizustehen. Nach Vernehmung mit mehreren erfahrenen Pflegern haben wir de» Normalsatz auf wöchentlich 1 Thlr. für die Frau und auf 10 Ngr. für jede- Kind, sowie für unterstützungsbedürftige Elter» oder Geschwister der Einberufenen festgesetzt. Bei Arbeitsunfähigkeit, bei Kränk lichkeit der Kinder oder wo sonst ein besondere- Bedürfuiß an zuerkennen ist, wird der Betrag entsprechend erhöht, von Andere« gewährt« ttntmstÜtzuuße» -der einigermaßen sicherer Erwerb da« gegen etngerechnet -der doch berücksichtigt. Die Brodmarkeu ver- theilt der Pfleger anßerde» ga»z nach fre hin geringe Staat-uuterstützuvg in Rechnung zu ziehen, hatten wir bisher um so weniger Anlaß, als dieftlbe vermöge der für erforderlich gehaltenen Centralisation bis gegen Ende August noch nicht »ur erstmaligen Auszahlung gelangt war. Unsere erste re-«lmäßige Auszahlung erfolgte am 5. August, und zwar auf 3 Wochen, davon 2 rückwärts bis auf den Tag de- AuSmarscheS, den 22. Juli, berechnet; in einzelnen dringende» Fällen war sch-« vorher ä eont» gezahlt wsrden. Hatte »nsrr N-chen-Budget sich in dieser Weise bis Ende August bei 451 unterstützten Familien*) mit zusammen 940 Köpfen (d. h. Frauen und Kindern) bereit- auf 681 Ttzr. 15 Ngr. (aus schließlich dr- oben erwähnten Zuschusses von 317 Thlr. 25 Ngr. an die Dörfer) erhoben, so ist doch damit da- Maß de- BedarfS noch dicht erschöpft. Abgesehen davon, daß noch fast täglich neue Gesuche einlaufen — theilS in Folge neuer Einberufungen, theilS weil solchen, die bisher auS eigenen Mitteln sich erhalten haben, diese versiege» —, so wird der Winter voraussichtlich noch weit größere Anforderungen stellen. Auch wird in vielen Fällen sich unabweiSlich da- Bedürfniß geltend wachen, zu dem am Viertel- jahrSschluffe fälligen Miethzinse wenigsten- denen einen Bei trag zu gewähren, welche für zur Zeit leer stehende Arbeit-locale oder Aftermiethräume den ZinS sortzahlen müssen; wir hegen dabei übrigen- die Hoffnung, daß die HauSwirthe soweit irgend möglich billige Nachsicht üben werden; rühml che Beispiele dreser Art sind unS schon seither vorgekommen. Aber auch bei den Unterstützte» ist den Pflegern nach ihrem Zeugnisse manch wohl- thuender Einblick in ein gesunde-, glückliche- Familienleben ver gönnt gewesen; Fleiß, Ordnung, Reinlichkeit, Sparsamkeit und bescheidene-, genügsame- Wesen sind unter ihnen vorherrschend, und eS zeigt sich auch hier die durchschnittliche sittliche Tüchtigkeit unsere- Volke-, dessen Tapferkeit und wuchtige, nachhaltige Kraft mit Gotte- Beistand uv- bald zur vollständigen Ueberwinduug de- Feinde- und damit zu einem dauerhaften, segensreichen Frieden verhelfen wird. Leipzig, Anfang September 1870. Der Central-Ausschuß -es Leipziger Hülfsvereins für die Angehörigen einberufener Reservisten und Landwehrmänner. Dr. Fr. Zarncke, Bors. vr. Gensel, Schriftf. Gesangverein Ossiau. - Leipzig, 15. September. Um ein LiebeSwerk zu fördern, führte gestern der Gesangverein Ossi an im großen Saale der Central Halle ein Concert zum Besten VeS Sächsischen Mili- lalr-HülfSverein- auf. Dasselbe wurde durch so hervor ragende Kräfte — wir brauchen nur die gefeierte» Namen: Fräulein Mary Krebs, Frau Krebs - Michalest, Frau Peschka- Leutuer, Fräulein Rosa Link, Concertmeister David, Cavellmeister Krebs zu nennen — unterstützt, daß eS einen wahren Hochgenuß gewährte. Der erste Theil begann mit zwei Liedern für gemiss ten Chor von Felix Mendelssohn: Deutschland und d,e Nachtigall. Während der Vortrag de- ersten durch Accuratrffe sich auSzeichnete, brachte die Ausführung deS zweiten den duftigen FrühlinaSgeist, der darin lebt, so effektvoll zur Darstellung, daß man wahrhaft erquickt wurde Die Sonate für Pianoforte und Violine (op. 47) von Beethoven, welche vom Concertmeister David und Fräulein Mary Krebs au-geführt wurde, bietet ein tiefe- Seeleugemälde mit vielen Licht- und Schattenseiten »vd erweckt mächtig die alte Ehrfurcht, die unS vor dem große« Reister eingepflanzt ist. Und wahrlich hätte er selbst zuhören können, er würde sich über da- Erfassen seiner Gedanken, über die vollendete Wiedergabe derselben innig gefreut haben. Alle 3 Sätze fanden stürmischen Beifall. Hierauf erfreuten vie gefeierten Sängerinnen Frau KrebS- Michalesi und Frau Peschka-Leutner die Anwesenden durch da- Duett auS GemiramiS: „Bleibe mir stet- ergeben". Wir wollen mit unser« Lobe derselben nicht Tropfen in-Meer trage», nur da- sei unS erlaubt zu sagen, daß die beiden Sängerinnen mit ihren schmelzvolleu Stimmen, ihrer ausgezeichnete« Technik und sihrrr Gefühl-Wärme gleichsam einen herrlichen Wettstreit boten, der aber — u« mit Schiller zu reden — in Aumuth fich auflöste. Der ihnen gespendet« reiche Beifall war ei» höchst ver dienter. Fräulein Mary Krebs, welche dem Vernehmen »ach unsere Heimath bald verläßt, um nach Amerika zu wandern, *) Wir haben un« dabei nicht, wie der Name unsere« Verein« der« muche» lassen könnte» auf die Angehörigen von Reservisten und Land- wrhrmLlinern beschränkt, sondern auch die Familien von Gliedern der activen Armee, Unteroffieieren u. s. w. berücksichtigt; dagegen mußten die Familien derer, welche al« Marketender, Fuhrleute und dergl. freiwilltg mit in« Feld gezogen find, der Natur der Sache »ach »»«geschlossen bleiben.
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