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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187009182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-09
- Tag1870-09-18
- Monat1870-09
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1870
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AwMI-tt dkS Mizl, B-Mzmch« md dk« Rat« drr Stadt SchA L«1. Sonntag den 18. September. 187V. Bekanntmachung. DI« EntsckSdigun!, für da» vom «. August d. I. Mittag» bi» 8. August früh -Etzin vnqu-ntint »eweie«- » «ud IR. »«satzuugS »ataMua (Saugorhaus.u «ud Muhlhaus»») de» tl. Thüringisch»» «andwchr-R»gi«»utS Nr. 3t kann den 17. und 18. September d. I. bei uns erhoben werden. Der drn Quartierzettel Borweisende gilt zur Empfangnahme berechtigt. ^ Lei»,'«, d,n 1«. Sept.mber 187«. . Da» Quartier-Amt. Gewerbekammer. Zur Deckung deS VerwaltungSaufwanbeS für daS laufende Jahr haben wir in unserer öffentlichen Sitzung vom 14. April a c. einen Zuschlag von Einem Neugroschen auf jeden Thaler Gewerbesteuer erheben zu lassen beschlossen. 'Nachdem daS Königliche Finanzministerium deshalb daS Nöthige an den KreiSsteuerrath verfügt hat, wird dieser Zuschlag auf Grund von H. 17 des Gesetzes vom 23. Juni 1863 hierdurch ausgeschrieben, mit dem Bemerken, daß derselbe von allen, zur Gewerbekammer an sich wahlberechtigten mit mindesten- einem Thaler ordentlicher Gewerbesteuer angelegten Gewerbtreibenden zu entrichten ist und von den Steuerbehörden m t dem zweiten Steuertermine, 15. Oktober, eingehoben wird. Leipzig, den 15. September 1870. Die Gewerbekamme r. ^ * > Wilhelm Häckel, Vorsitzender. Feldpostbriefe. Leipzig, 16. September. AuSzug au- dem Briefe eine- offi' cierdienstthuenden BicefeldwebelS vom 12. ILgerbatail- lon Krpnpriuz. „Geliebte Eltern! Heute ist Rasttag, ein Tag der Erholung und Reinigung nach viertägigem Bivouakiren, aber auch Sonntag für uv-, denn soeben trifft der reiche Strom hei» Mischer Nachrichten, der so lauge aufgestaut gewesen, bei unS ein und überschüttet unS mit seinem Segen. Er bringt mir Karlen, Briefe und Grüße vom 17., 19 und 24. August, für alle habt herzlichen Dank. Wenn Ihr erst wüßtet, wie eS Jemand in allen Gliedern vor Ungeduld kribbelt, der sich bewußt ist, an seinem Theile die Weltgeschichte mitmachen zu helfen und dennoch, auf einem kleinen Neste sitzend, nichts davon erfährt, waS sich zu Hause und in der weiten Welt sonst zuträgt, dann allein wüßtet Ihr auch, mit welchem Fieber man die vor sich liegenden Nachrichten verschlingt, den ruhigen Genuß erst auf ein zweite-, dritte- Lesen aufsparend. Daher habe ich auch die große Partie Kölnischer Zeitungen und Leipziger Tageblätter mit Ungeduld neben mir liegen; ich will jedoch zuerst an Luch schreiben, um Eure Sorgen so rasch al- möglich zu zerstreuen. Es waren heiße Tage, diese letzten Tage, ich kann sagen, daß ich jede Art von Feuer kennen gelernt Hab«, zerplatzende ShrapnelS rechts und link-, Chaffepot- und Mitrailleusenkugeln, Granaten und wie diese liebenswürdigen Dinger sonst heißen. Eine Kugel strich so hart an meiner rechten Seite vorbei, daß sie die um meinen Leib gehängte Feldflasche in lausend Stücken zertrümmert in der Luft umher schleuderte, so daß auch nicht ein Splitter zurückblieb; nur den Bindfaden, au dem sie hing, habe ich aufbewahren können. In der Nacht auf gebrochen, glaubten wir die Franzosen bei ihrer unS genugsam bekannten Nachlässigkeit ertappen und in Verwirrung bringen zu können; statt dessen fanden wir sie in einer äußerst scheu Stellung in der Nähe der Festung Sedan. Die von unS scherzweise a»S- aesprochene Hoffnung, daß wir unS heute wohl mit französischem Kaffee zum Frühstück regaliren würde» können, verwandelte sich sehr bald in Ernst. AlS wir, noch ohne etwa- gesehen zu haben, über eine Wiese marschirteu, wo Shrapnel auf Shrapnel mit Heulen die Luft erfüllte und die Svrevgstücke umherflogen, ja ein- derselben mitten iu da- Bataillon schlug und mehrere Leute heftig verletzte, da wurde die Lage recht ungemüthlich. Ich und wir Alle waren recht froh, als nach etwa 20 Minuten unsere Artillerie auffuhr und unS bald Luft verschaffte. Bei unserem weiteren Bormarsch ereignete sich ein drolliger Zwischenfall, der Euch amü- Nren wird. Während nämlich unsere Leute niederknieu, um sich dadunh einen kleinen Bortheil zu verschaffen, stehe ich daneben uud beobachte bald die Uber un- zerspringenden Granaten, bald dw sich vorsichtig duckende» Leute. Ich merke immer Etwa-hinter um, ohne Umfang- darauf zu achten; da jedoch oh». Aufhören jede kleine Bewegung durch diesen Gegenstand hinter mir vachge macht wird, so drehe ich mich neugierig um und erblicke einen Soldaten, der meinen Mantel gefaßt hält und ängstlich wie mein Schatten jeder Bewegung, die ich mache, folgt. Ich erwähne die sen Zwischenfall nur, um der guten Muter die Beruhigung zu geben, daß ich noch einen ganz leidlichen Umfang haben muß, wenn ich von einem kräftige« Menschen als Schutzwehr benutzt werde. Doch genug deS ScherzeS; die unS zugewiefene Aufgabe war wahrhaftig ernst genug. Unser Bataillon löste zwei Infan- teriebataillone in der Bertheidiguvg eines kleinen Wäldchen- ab, welche- von drei Seiten auf daS Heftigste beschossen wurde. Da quf unserer rechten Seite augenblicklich weiter keine Truppen stan den, so machten die Franzosen wiederholt den verzweifelten Ver such, unS zu flrnkiren und auf diese Weise einen AuSgang an dern Kesseltreiben der ring- sie umgebenden Armeecorp- zu ge winnen. So kam eS, daß wir binnen kaum Stunde unsere ganze Munition, circa 35 Stück pro Mann, verschossen hatten. Mit den Patronen der Gefallenen wurde in unserer kritischen Lage der letzte Versuch gewagt, der Vorstoß gelang; der Femd wich und nach kurzer Zeit rückte endlich die heißersehnte Verstär kung an Alle- die- hatte sich bis früh 9 Uhr zugetragen uud kamen wir nachher nicht wieder inS Feuer. Wir haben große Verluste erlitten, unser Lieutenant und Feldwebel sind geblieben, ferner Vicefeldwebel Platzmann und noch manche andere treuen braven Cameraden. Wir gruben ein kühle- Grab unter einer schattigen Birke uud versenkten sie darin, die Front gegen den Feind, die Czakoö und ein eilig gezimmerte- Kreuz oben auf. Mir und Allen rollen die Thränen aus den Augen! doch ich muß für heute abbreche», denn vorwärts, auf nach Paris heißt die Losung. Gott beschütze Euch und mich!" Leipzig, 17. September. Brief eines Leipziger Feld diakon S. Gorze, 8 September. Im Anfang, als wir hier her kamen, wurden wir den Felblazaretheu zugetheilt und gab eS fürchterlich viel zu thun, denn eS fehlte an Allem. Wir mußten eine Nacht um die andere wachen, wa- uns bald sehr angrifi. Seit vorgestern bin ich auS dem Lazareth weg und verpflege vier verwundete französische Hauptleute; eS sind liebenswürdig« Leute uud sie bedanken sich hundert Mal für die ihnen geleisteten Dienste. Sie wollen immer etwa- Neue- wissen, schickt mir doch bald einige Zeitungen mit, denn wir erfahren sonst hier gar nicht-. Augen blicklich passtren die bei Sedan gefangenen Franzosen an unS vorbei, vor mehreren Stunden sah ich einen Transport von mehreren Hundert gefangenen Officiereu Die Leute mußten auf chrem Marsche bis hierher alle Nächte bivouakiren, aber unser« Truppen geht e- auch nicht besser. Heute sind sämmtliche Häuser von unseren Mannschaften nach Bretern durchsucht worden, man hat Alle- mitgenommen, sogar die Tischplatten, um Baracken her zustellen. Seit 8 Tagen regnete eS fast beständig^ unsere Sol daten stad durch uud durch naß, sie dürfen die Mäntel am Tage
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