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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187011047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18701104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18701104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-11
- Tag1870-11-04
- Monat1870-11
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1870
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10222 ' . ^ Bei dem BundeSkauzleraMte in Versailles ist ein „Aufruf au die Mitglieder der Generalräthe" eiugegangen, welcher in Nordfrankceich allgemein verbreitet wird und dessen Wortlaut zeigt, wie tief daS FriedevSbedürfuiß namentlich in die ge bildeten und besitzenden Claffen gedrungen ist. Der Aufruf be tont die Notwendigkeit der FriedevSverhandlungrn und sagt u. A.: „Man muß die Gerechtigkeit selbst höher alS den Patriotis mus zu stellen wissen und zugestehen, daß Frankreich eS war, daS, in schlimmer Weise beeinflußt, Preußen den Krieg erklärt hat und daß eS, wäre daö Waffenglück ihm günstig genug gewesen, um seine Armeen bis nach Berlin zu führen, deßhalb schwerlich den Frieden anders als nach einer Grenzberichtigung auf Kosten Deutschlands angenommen haben würde; daß Frank reich eS mithin nicht unbillig finden dürfe, wenn Preußen heute dieselbe Forderung stellt und sie in vernünftigen Grenzen hält. Nicht Diejenigen werden dadurch gedemüthigt werden, welche den Frieden über fich ergehen lassen, sondern jene Unsinnigen viel mehr, welche in ihrem tollen Stolze und unüberlegten Patriotis mus den Krieg gebilligt und dazu beigetragen haben, daß er er klärt wurde." AuS Paris eingetroffenen Nachrichten vom 29. October zu Folge hat die Regierung ein Decret erlassen, durch welches der Orden der Ehrenlegion ausschließlich für militairische Dienste reservirt bleiben soll. Durch ein anderes Decret wird die kaiser liche Garde abgeschafft. Dem monatlichen Finanzberichte zu Folge betrug die gesammte Staatsschuld der Vereinigten Staaten am Ende deS MonatS October 2472 Millionen Dollars; eS ergiebt sich dem nach für den verflossenen Monat eine Verminderung derselben von 5 Millionen Dollars. Im Staatsschatz« waren 103 Mill. Dollars an baarer Münze und 26^ Mill. Dollars Papiergeld vorräthig. § Leipzig, 3. November. Im vorigen Monat haben daS hiesige Bürgerrecht 58 Personen — und zwar 42 Inländer, 14 sonstige Norddeutsche und 2 Ausländer — erlangt, nämlich: 1. Advocat, 2 Aerzte, 1 Agent (Norddeutscher), 1 Buch handlung-» Buchhalter, der Director der hiesigen KreiSdirection, der Direcior der I. BezirkSschule, 1 Galanteriewaarenhändler, 1 HaadelSmäkler (Ausländer), 1 Händler mit Schreibmaterialien, 4 HandlungS-Agrnten (incl. 2 Nordd.), 1 Handlungs-Buch halter, der Hauptcasstrer bei der Leipzig-DreSdner Eisenbahn, 6 Hausbesitzer (incl. 1 Nordd. und 1 Ausl.), 1 Inhaber eines ConditoreigeschäftS, 1 dergl. deS v. Steyberschen ErzirhungS- InfiirutS und Pensionats (Nordd.), 1 der^l. eine- Wäsch- und ModewaareugeschäftS (Nordd.), 1 InstitutSlehcer (Nordd.), 5 Kaufleute (incl. 3 Nordd.), 1 Kohlenhändler, 2 Lehrer an hiesigen Bürgerschulen, 1 Leistenfabrikant, 1 Mechaniker, 1 Maler (Nordd.), 1 Maschinenhändler und Mechaniker, 1 Maurer meister, 3 Oberlehrer an der hiesigen Realschule, 1 Posamentirer, 1 Privatmann, der Redakteur der Zeitschrift „praktischer Maschinen-Constructeur" und Ingemeur, 4 Restaurateure (incl. 1 Nordd/>, 2 Schneider (incl. 1 Nordd.), 2 Schuhmacher (incl. 1 Nordd), 1 Sprachlehrer, 1 Sieindruckereibesitzer, 1 Stell macher, 1 Tapezierer und 1 Bietualienhändler. Außerdem haben 53 Personen — und zwar 38 Inländer, 14 sonstige Norddeutsche und 1 Ausländer —um Erthei- lung deS Bürgerrecht- beziehentlich um Verleihung deS sächsi schen UuterthanenrechtS nachgesucht und 102 Personen — nämlich 59 Inländer und 43 sonstige Norddeutsche — sind unter die hiesigen Schutzverwandten ausgenommen worden. Hierbei dürfte die Hinweisung auf §. 148 der Bundes-Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869, welcher bSher erfahruvgsmäßig von vielen Gewerbtreibenden u. s. w., wie eS scheint, auü Unkenntniß un berücksichtigt gelassen worden ist, nicht unpassend sein, Inhalts dessen mit Geldbuße bis zu 50 Thlr. und im Falle deS Unvermögens mit Gefängnißstrase bis zu 4 Wochen be straft wird, wer außer den in §. 147 vorgesehenen Fällen — wo lLoncession, Approbation oder Bestallung erforderlich ist — ein stehendes Gewerbe beginnt, ohne dasselbe vorschriftsmäßig aazuzeigen. L Leipzig, S. November. Obbleich die Fritz Reuter'schen Dichtungen ihre Wirkung hinsichtlich der Heiterkeit nie verfehlen und also immer lebhafte Theilnahme erfahren, so ist doch die jetzige Zeit zu ernst, als daß man sich in die humoristischen Ge stalten dieses Dichter- so recht vertiefen konnte. Deshalb hatten schon die Vorlesungen von Bur Meister, die vor einiger Zeit im Eldorado stattfanden, nur ein kleine- Publicum. Auch die gestrige Vorlesung, welche Karl Kräpelin im Saale deS Hotel de Pologne hielt, war spärlich besucht. Wir haben die- aufrichtig bedauert, da der Vorleser nicht nur den plattdeutschen Dialekt so treu wiedergab, wie man eS selten hört, sondern auch die einzelnen Reuter'schen Figuren so darstellte, daß sie Fleisch und Blut bekamen. Ein Gedicht, „Die Sokratische Methode", machte den Anfang; daran reihte sich ein Stück aus der „Reise nach Konstantinopel" und „AuS der Franzosenzeit". In dem letzter« entwickelte der Vorleser die gesunde Komik so glücklich, daß ein Strahl der Heiterkeit nach dem ander» über die Gesichter der Zuhörer lief. Den Schluß machte ein Vortrag auS: „Min Stromtid". Vielleicht gefällt eS dem trefflichen Vorleser, un- später noch einmal, wenn die Gemüther nicht mehr so von Kriegs» jympathieu umgarnt sind, mit einigen Vorträgen zu erfreuen. * Leipzig, 3. November. In einem Garten an der Egel straße hierselbft ist am 28. October der Leichnam eine- neu- gebornea Kinde- aufgefuudeu worden, welcher wahrscheinlich von der Straße auS über den Gartenzaun geworfen war. * Leipzig, 2. November. Der wiederholt bestrafte Dachdecker und Kellner Franz L. auS Pöschwitz bei Altevburg, 26 Jahre alt, welcher gestern unter der Anklage stand, in der Nacht vom 13. zum 14. October v. I. auS einem Gute zu BaalSdorf durch Eiusteigen in die Parterrestube, beziehentlich nach zuvor geschehener Zertrümmerung eine- Fenster-, eine Mehrzahl Effecten im Ge- sammtwerthe von gegen 13 Thlr. entwendet zu haben, wurde vom köuigl. Bezirksgericht, welchem Herr GerichtSrath vr. v. Buttlar präfidirte, wegen ausgezeichneten Diebstahls, in Anbetracht seiner Rückfälligkeit zu einjähriger Zuchthausstrafe verurtheilt. Anklage und Verteidigung waren bei der Verhandlung durch die Herren, Assessor von Wolf und Advocat G. Simon vertreten. * Leipzig, 3. November. Wie vorauSzusehen und wie in einigen Nummern unsere-Blatte- auch betont, hat die Kohlev- noth nicht allein in und um Leipzig, sondern auch in allen andern abseits der Kohlenreviere gelegenen Districren deS Landes einen fast bedenklichen Charakter angenommen, der insbesondere auf die ärmeren Claffen der Bevölkerung einen geradezu empfind lichen Eindruck hervorbringt. Die Preise sind selbstverständlich fortwährend im Steigen, bei alledem aber ist daS Material selbst hie und da für schwere- Geld nicht zu erlangen und ein Ende dieser Calamität unter den gegenwärtigen Verhältnissen kaum abzusehen. Um softnehr verdient daS Gerücht Beachtung, wonach das Ministerium deS Innern auf vielfache Vorstellungen die Anord nung getroffen haben soll, daß von jetzt ab allen Ladungeu be hufs eines besseren und schnelleren Gebrauch- der Transport mittel nur eine kurze Frist zum Ausladen gegeben werden soll, insbesondere bei den mit voller Ladung hier eintreffendeu Kohlen- lowrieS, welche, schnell entleert, sofort wieder dienstbar gemacht werden können. — Der Güterverkehr mit der Berlin-Anhaltischen Bahn unterliegt wieder in so weit einer Beeinträchtigung, alS nach Berlin loco nur Eilgüter, sowie Kohlen- und Steinsendungen, andere gewöhnliche Frachtgüter zur Beförderung über die gedachte Strecke und bis auf Wertere- aber nicht angenommen werden können. Der Eil- und Frachtgut-Verkehr nach der badischen Station Kehl ist wieder vollständig eröffnet. Bis zu der in nächster Zeit zu gewärtigendeu Wiederherstellung der Eisenbahn - brücke werden Sendungen nach Straßburg von Kehl auS mittelst Rollfuhrwerk- Uber die Schiffbrücke befördert. -s Dresden, 2. November. Unser sonst so friedfertiger Pro- testanteuverein hat sich zu einer im heutigen Anzeiger ent haltenen geharnischten Widerlegung der vom Professor, Pastor O. Michael am hiesigen Vitzthum'schen Gymnasium, in den Orten Mißlareuth und WinterSdorf gehaltenen „Krieg-Predigt" veranlaßt gesehen. Der Herr Professor urtheilt nämlich in seiner im Druck erschienenen Schrift Uber den Protestavtenverein folgen dermaßen: „Da hat in Deutschland sich sogar ein Verein ge bildet, der eS zwar wagt, sich den auS dem Spott- zum Ehren namen gewordenen Namen der Väter widerrechtlich anzueignen, aber doch nur, um ihn zn einem Schmachnamen herabzuwürdlgen, der, wenn man hinter all den gleißenden Sätzen auf den Kern dringt, doch nicht- anderes thut, als daS GotteSwort für ein alt und ehrwürdig Fabelbuch für Kinder zu erklären und vom Christen- thum nichts übrig behält, als «ine AllerweltSreligiou mit bloßen religiösen Stimmungen und Eindrücke«, ohne den Kern der GotteSthateu und GvtteSgedankrn io festem Wort, ohne Sünde, Buße, Erlösung. — Soweit ist die deutsche Frömmig keit von französischer Frivolität vergiftet worden/ In seiner Entgegnung, welche mit leichter Mühe alle fälschlichen Angaben diese- geistlichen Redner- einer kleinen voigtländischen Dorfkirche, widerlegt, weist der Prolestantenverein gelegentlich auf die undeutsche Wurzel der Orthodoxie in Rom hm — In unserem „Literarischen Verein" theilte gestern der Vicefeldwebel, Dichter und königl. Hofschauspieler Herr Koberstein einige unterhaltende Züge auS dem Leben unserer französischen Gefangenen mit. Die Elsässer darunter benehmen sich am verständigsten und einer derselben, ein Graubart von Sergeant, erklärte ganz offen den übrigen Gliedern seiner Truppe in längerer Rede und unter lebhaften Geberden, daß er kein Franzose mehr sein wolle, son dern ein Deutscher. Angelegen lassen sich'- auch unsere jungen, wie älteren Soldaten der Bewachungsmannschaft sein, irgendein französisches Wort fich anzueignen und bei den Gefangenen dann gelegentlich anzubringen. Die TurcoS suche« llch aus alle Weise schwerer Arbeit zu entziehen, und so hatte denn auch einer unserer wachhabenden Soldaten bemerkt, daß solch ein Wüstevsohn sich fort geschlichen, um in- Barackenlager zurückzukehren. Er ließ ihn
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