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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 31.07.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070731026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907073102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907073102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-31
- Monat1907-07
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Dresdner Nachrichten Mittwoch. »1. Juli IVO? Nr. rriu * Etter Gewitter innertzald der kurze» Spanne Zeit Heranzießung auswärtiger Frauenabteilungen «otweudlg, von 12 Stunden, da- ist viel aus einmal, und wer während > so steht de» lei« Htnderui- entgegen. Die Teilnahme von ' Frauenabteilun^n' an Ievaügen ist nicht zn gestatten." Anerkennend wurde Labei der Bestrebungen de» Berban- eines Gewitters nicht gern im Bette liegen bleibt» der hatte eine unruhige Nacht. Hatte sich schon gestern in den späte ren Abendstunden der Horizont mit dunklem Gewölk um zogen. so verkündete kurz nach Mitternacht grollender Donner da» Nahen de» ersten Gewitters, da» sich denn auch gegen l Uhr unter heftigen Regengüssen entlud. Gegen 3 Uhr folgte ihm das zweite und in der sechsten Morgenstunde La» dritte Gewitter, das bald wieder heite rem Sonnenschein wich. Da umdüsterte sich der Himmel in der zehnten Bvrmittaasstnnde von neuem, um bald daraus unter schweren Dvnnerschlügen seine Schleusen wie der zu össnen. und abermals goß e» in Strömen. Während diese» letzte» Gewitters schlug der Blitz in So schwitz, wo auch viel Schloße» sielen, mehrfach in die elektrischen Leitungen, was verschiedene Störungen im Gefolge hatte. Durch einen Blitz wurden die Pferde eines vor dem Thomasschen Restaurant ans der Schönen Aussicht stehende» Psundschen MilchwagenS scheu gemacht, gingen durch und rasten die steile Robert Diez-Straße abwärts. Dabei kamen sie zu Hall, der Wagen überschlug sich, und die Tiere sowohl wie üaS Geführt wurden schwer beschädigt. —* Personal-Veränderungen in der sächsischen Armee: -W Zenker. OberltnI. im 77. Feldart.-Reg.. «in Valent seines Dienst grade« verlieben : di« Lknts.: -U- Holtsch im 107 Ans -Reg., -st Wei« im 133 Jns.-Rey. — »u Oberllnt«. befördert, -st ttzross« nn 77. Feldart.-Reg.. vom 1 August d. I. ad aus «in Jabr ohne Sehalt beurlaubt. -A- Weigel, di« 31. Juli d I. in der Kaiser!. Swubtruppe für Südwestafrika, mildem 1. August d. I. in der Arm« und zwar im Stbuben-Reg. wieberangeltellt. — Die Oberltnts. ^ -st Deutschbein im 104. Ins.-Re«.. zz Seeder im 103 Ins.-Reg zu den Offizieren der Res. »er betr Regimenter übergefübrt und kommandiert zur Dienstleistung bei der Intendantur 19 Armeekorps, mit Wirkung vom l. Juli d. Z. zu Militiir-Jntenbanlurassessoren ernannt, uno zwar Deutichbem bec Intendantur iS.. Lecher der Intendantur 19. Armeekorps überwiesen. -st Dr. r>. Gosen, Oberarzt, bis 31. Juli d I. in der Kaiser!. Schutzirupp« für Südweltasrika, mit dem 1. August d I. in der Arme« und zwar im Schützen-Reg. Mil einem Valent vom 27. Oktober 1905 » iviederangeslellt. —* 14. Deutscher Turntag in Worms. Die Verhand- lungen am Montag leitete wieder Dr. Goctz. Einen breiten Raum nahm eine Erörterung über das Ringen ein. Eine ganze Reihe von Einzeibeslimmnngcn darüber wurden schließlich en bloe angenommen. Sie sollen erprobt lind dann evenruell neu geregelt werden. Berufsringer wurden von den Wettkämpfen ausgeschlossen. Ferner wurde beschlossen, daß am Sonntage, drei Wochen vor dem Deuffchen Turnfest P r o b e w e t t u r n c n der angemel- dcten Sechskämpser stattsinden solle. Tie Probeburnen wer den in Gruppen oder in Gauen nach Bestimmungen der einzelnen Kreisleitungen vorgenommen. Ais Kamps- richter haben die siir das Deutsche Turnfest gewählten tätig zu sein. Im Bedarfsfälle können Hilsskampfrichter heran- gezogen werden. Mit dem Probemetturncn ist auch ein Probelnrnen der allgemeinen llebungen vorzunehmen. Turner, welche hierbei die allgemeinen Uebnngen mnngel- haf! aussühren, find von der Teilnahme am Wctturnen zu- .rückzuwcisen. Die Bahnen zum Wettlaufen sind io breit herzurichten, daß jedem Läufer 3 Meter zur Beringung stehen, für vier Läufer 8 Meter. Die Bahn jedes Lausers ist in ihrer ganzen Längsausdehnung durch weiße Kalkstrichc zu bezeichnen, oder durch Bänder abzngrenzen. Ebenso sind Ablaus und Ziel gut sichtbar zu bezeichnen. Bei der Ablausstclle sollen noch 5 Meter freier Raum von gleicher Beschaffenheit wie die zu durchlaufende Strecke und am Ziel 15 Meter freier Raum mit weichein Boden zur Ver fügung stehen. Die ganze Bahn ist durch seile Schranken vor dem Eindringen von Zuschauern zn schützen. Hur das Kugelstoßen, Kugelschocken. Tchleuderballwerfen und siir den Eilbotenlaus werden keine besonders beseitigten Bahnen verlangt. Um einer etwaigen „Prcisiägerei" vvrzubengcn, wurde beschlossen, daß an den offiziellen Gau- und KreiS- turntagen nur diejenigen Turner teilnchmen dürfen, die dem betreffenden Gaue oder Kreise angeboren. Auslän dische Gäste werden von dieser Bestimmung nicht betroffen. Bezüglich des Frauenturnens wurden folgende Be schlüsse gefaßt: „Der einfachste und gangbarste Weg ist her Anschluß der Frauenabteilungen an die in demselben Orte bestehenden. zur deutsche» Turncrschast gehörenden Mänuertnrnvereine. Hrauenableilungen. deren Anschluß an die Mannerturnvercine untunlich erscheint, kann die gast weife Teilnahme an den zur Förderung des Hranenturnens getroffenen Veranstaltungen der Kreise, Gaue und Vereine gestattet werden. Es ist wünschenswert, daß zu den Be ratungen in Kreisen und Gauen über franenturncrifche An gelegenheiten auch sachverständige Vertreterinnen des Frauenturnens zugezogen werden. Zur Förderung des Frauenturnens ist die Ausbildung der Leiter und Leite rinnen von Frauenabteilungen unbedingt erforderlich. Den Kreisen oder auch den Gauen wird die Einrichtung ent- 'prcchender Lehrgänge dringend cmpsohlen. Die Turn kleidung sei zweckentsprechend. Schnürleibchen und alle anderen die Atmung und die sreie Bewegung hindernden Kleidungsstücke find unstatthaft. Als Fußbekleidung dienen bequeme Schuhe ohne Absätze oder solche nur mit niederen Absätzen. Schauturnen vor geladenen Gästen und Bereins- angchörigen dürsten immer zur Förderung des Frauen turnens beitragen. Bei allem össentlichen Auftreten ist große Zurückhaltung und Vorsicht geboten. Es erscheint wünschenswert, daß bei Kreis- und Gauseiten die turneri sche» Darbietungen auf dem Gebiete des Frauenturnens in crner Linie von ortsansässigen Frauenabteilungen ver anstaltet werden. Ist im Interesse des Frauenturnens die des für Verbelsarung dar FtzauanNetdung gedachtz vvm Ausschuß der Frauen »eilt« He« nächsten Turnfest In^ffttttMurs« M. erprobt werden. End- tordnung soll Eine beim gültiger Beschluß soll dann darüber im Jahre 1911 bei« nächsten -rutschen Turntage gefaßt werde». — Daraus er holten Ach dir Abgeordneten »on ihrer anstrengende« Arbeit bei einem Frühstück, da« die Stadt gegeben hatte — Beim Wiederbeginn -er vrrhanblunge» war von Inter esse ein Antrag de» MaingaueS Uber Politik und Turnerschast. Er. ging dahin: Der Turntag wolle beschließen, daß dem Borstanbe der deutschen Turnerschast mit bezug auf de» von diesem in Nr. l der „Deutschen Turnztg." erlassene» Ausruf ausgegebe» wird, solche pvltti- sche Machinationen z» unterlassen, da diese de» Grundsätzen der deutschen Turnerschast widersprechen und außerdem ge eignet sind, die Turnvereine, überhaupt di« deutsche Turnerschast. auf das schwerste zu schädigen. Der sozial demokratische Stadtverordnete Stadt Müller- Ofscn- bach betonte, daß eigentlich die Politik mit der Turnfache nicht- zu tun habe. lLebhafter Beifall.» Tie Sache de» Vaterlandes sei aber eine Sache, über die sich streiten lasse. iStürmischer minutenlanger Widerspruch-t Die Sozial demokraten hätten ia auch das Recht, tn der deutschen Turnerschast zu sein. «Lebhafte Unruhe.» Der Redner trat infolge der Unruhe vom Rednerpulte ab. Dr. Hahn- Hamburg: Wir wollen den Mann doch ruhig sprechen lasse». «Beifall.» ES entstand ein großer Tumult. Verschiedene Turner drangen erregt ans das Rednerpult los. Dr. Goetz: Hunüerttausende schauen aus uns. Wir wollen doch die Frage in Ruhe behandeln. »Lebhafter Beifall.» <Zu dem Beigeordneten Wevers, der als Vertreter der Stadt anwesend ist»: Sie haben sich schwer versündigt mit Ihrem Frühstück. »Große Heiterkeit.» Turnlehrer S ch m u ck - Darmstaüt: Dr. Goctz hat niemals Politik in dem angezogenen Sinne betrieben. Dazu ist er viel zu ge scheit. Aber er hat jahrzehntelang die Erziehung des deut schen Volkes geleitet. iStürmischer Beifall.» Was geht uns die sozialdemokratische Partei an? Es ist eine Partei, die nur dekretiert, die aber mit der Turnsache nichts zn tun hat. Es ist daS Traurige an dieser Partei, daß sie das Ver trauen zu den Führern der deutschen Turnerschast unter graben will. Tie Turner, die den vorliegenden Antrag gestellt haben, sind nicht so schuldig, wie es scheint. Sitz wollen ganz gern bei -er deutschen Turnerschast bleiben, aber sie werden bedrängt von allen Seiten. Dr. Berger- Leipzig: Wir fürchten uns vor den Gegnern nicht, wir wollen aber bei der Abstimmung zeigen, daß wir daS Vaterland über alles halten. tStürmischer Beifall.» Justiz- rat K ä r n b a ch - Breslau: Wir wissen uns einig in unsc- rem Streben. Wir lassen es hinausschallcn. daß es unse ren Gegnern in die Ohren schallt. iLebhaster Beifall.» Herr Stadtmiiller hat uns mit seinen Worten ein schweres Un recht getan. iLebhaster Beifall.) Der Herr hat gesagt: „Vaterlandsliebe ist ein Begriff, über den sich streiten läßt." Ich will sagen: „Vaterlandsliebe ist ein Begriff, bei dem sich nicht über das Tüviclchen aus dem t streiten läßt." »Stürmischer, langanhaltender Beifall.» Wir verlangen in unseren Satzungen Pflege der vaterländischen Gesinnung. Wer die weite Welt als Vaterland betrachtet, hat mit uns nichts zu tun. iSiürmischer Beifall.» In unserer Gemein schaft haben wir mit solchen Leuten nichts zu tun. (Stürmi scher Beifall.» Ein Herr, der sich vssen zur Sozialdemo kratie bekennt, hat mit uns nichts zu schassen. lStürini- scher Beifall.» Der Antrag ist ungehörig. Wir müssen über ihn zur Tagesordnung übergehen. iLebhaster Bei fall.» S ch a t t - Hanau: Durch das Auftreten des Herrn Stadtmüller wird nur Zwist und Zwiespalt geschaffen. Es stecken noch andere Sachen dahinter. Der Turnverein Büdesheim hat sogar eine Summe zum Wahlsonds der Sozialdemokratie gezeichnet. tLebhasles Hört! Hört!» Wir wollen unsere Kinder zu patriotischen Männern erziehen. Wir sind uns eins darin, daß wir sür das deutsche Bater- land in jeder Weife einzutreten haben. (Stürmischer Bei fall.» Redakteur K u n z e n d o r s - Berlin: In dem Aus rufe war ein ganz wahres und richtiges Wort gesprochen. Es ist kein Ausruf gegen die Sozialdemokratie, sondern eine Antwort aus die schmählichen Angriffe unserer Geg ner. Es ist unerhört, unseren Turnfiihrer Dr. Goctz zu verdächtigen und zu beleidigen. iLebhaster Beifall.» Rach erregter Debatte wurde beschlossen, Uber den Antrag des Maingaues zur Tagesordnung Überzü ge h e ». Es wurde betont, daß Ser Antrag deS Maingaues ungerechtfertigte Vorwürfe i» verletzender Form gegen den Ausschuß enthalte, die zurückzuweisen seien. Mit stürmischem Jubel wurde dem Ausschuß ein Vertrauens votum erteilt, dazu erschallte das Lied: „Deutschland, Deutschland ubee alles!" — Die Beteiligung an den olympischen Sviclen wurde in Aussicht genommen. Zum Vorsitzenden der deutschen Turnerschast wurde wieder D r. Goetz-Leipzig gewählt. Nach Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten wurde daraus der 14 deutsche Turntag geschlossen. Am Nachmittag fanden Besichtigungen der Stadt WormS statt. —* Das große Knnstseuerwerk. das am Freitag abend >49 Uhr auf der Vogelwiese stattfindet, veripiicht auch in diesem sind, ferner 2 groß« Brrttkal-Brillantseuerräder an einer Spind«! laufend «tt reicher bengalischen Llchterdekoration. 44 Stück große Bombenröhren nnd römische Ltchie, mit Mktvollem Kreuzfeuer von Kometen und bunten Leuchtkugeln und 2b Stück große Rakrtem die gleichzeitig aufsteiaen und mit Luitschlangen gefüllt sind. Weiter folgen noch 6 Stück groß« Lundomden, daMnter eine Rtesenbomb« mit effektvolle« LeuchlkngrlauSwurfen ln Ule» Farben und 12 Stück groß« Buketts in Intervallen, Leuch,, kugeln und Schwärmer mit Knallessekten »uswersend. Der 2. Teil wird mit 60 Stück großen Raketen eröffnet/ dt, im schnellsten Tempo anffteigrn nnd mit bnnten Leuchtkugeln. Schwärmern, Lustschlang«» und Gold- und Ttlberregen gefüllt sind. Dann folgen «tn große- Riefen-Mofaikfeuer. das aus 14 Stück reichverzierte» vrillaimeurrrädrrn und 7 Stück Brillant- Sonnen gebildet wird. 63 Stück große römische Lichter, sächer artig ausgestellt, mit essettvolleni Leuchlkugelsviet und 2L Stück "r. di« gleichzeitig «Ufft Dann folgen «tn große- rrichvrrzirrtr» vriklantku, n gebildet wird. 63 Stü, iiüaestrllt. mit effektvolle, ^ , , große Viktoria-Raketen, die gleichzettig aussteiae« nnd mit farbige» Spciialleuchlkugeln gefüllt sind. 8 Stuck Luslbombc» und 12 Stück Viktoria»BuketlS beschließen de» zweite« Teil irls, während im dritten Tetl« Raketen. -Raketen. " Riese» ueittg »teig in 2 Girandolen auf, die mit Jahre ei» Glanzpunkt des große» Volksfestes zu werden: es ist dem bekannten Dresdner Piirotechniker W. Heller übertragen worden. Es wird mit den üblichen drei Böllerschüssen eröffnet. Daran schließen sich M Stück große Raketen, die im schnellen Tempo ausstrigen und mit verschiedenartigen Ausladungen gestillt dr» feurigen ^ . Riesenfenerbänme. Boinbenröhre», Fallschirm», dnketts. Kaiser-Raketen und 2 Stück große Rtesen-Mammutlusl- doiiibrn in buntem Wechsel folgen, die eine groß« Rtesentranl. gebildet von über 100 Stück Bombenrvbren nnd römischen Lichtern, umrahmen. De» effektvollen Schluß bildet die Beschießung einer Festung, deren Prospekt bereits jetzt errichtet ist. DaS Bauwerk wird mit benaalilchrn Rolfe»«, flammen beleuchtet und dann mit 200 Knallraketen und anderen " die Explosion des L» einer «mdvle Gleichzeitig »teigen noch 400 Stück große Raketen t verschiedenen effekwollen Aus ladungen gefüllt sind. — Die „Dresdner Bauhütte* veranstaltete am Sonntag vormittag eine Besichtigung der neuarbauten V e r I ö h n u na » k i r ch e und ihres Gemeindehau. ses an der Schandauer Straße. Die eigenartiae Kirchen anlage. an die ein Gemeindehaus mit vollständigem Wirt- schastsbetrieb angcbaut ist. steht bi» jetzt in Sachsen einzig da, während im übrigen Deutschland schon 65 solcher Kir chenbauten bestehen. Das Gemeindehaus grenzt direkt an die Strcrßensront, während die Kirche selbst seitlich da hinter steht. Zu beiden Seiten des Kirchenvorplatzes lausen schöne Wandel- oder Kreuzgüngr, sodatz man bei »ngünsti- ger Witterung von der Straße aus trockenen Fußes bi» zur Kirche gelangen kann. Der Bau ist nach etue« mit dem l. Preise gekrönten Entwurf« des Regterungsbau- meisters Rumpel und des Baumeisters Krutzsch ausgeführt und kostet rund -Lz Millionen Mark. Der Türm hat eine Höhe von 65 Metern. Die Kirche und daS Gemeindehaus sind im romanischen Stile erbaut, der allerdings zahlreiche moderne Ausbildungen ersuhr. DaS an der Straße lie gende Gemeindehaus enthält «inen großen Konzertsaal mit Theatervühne, der für 800 Personen Platz bietet, kleinere Säle sür den Konftrmandenunterricht. sür de» «vangeli- scheu IüngltngS- und Iungsrauenvereio. «in Sitzungs zimmer sür de» Kirchenvorstanü und andere Räumlich keiten. Im Souterrain liegen die WirtschastS» uud Garde- roberäume, die Küche und die Borratskammern. Das Pfarrhaus, das erst im nächsten Jahre erbaut werden soll, kommt Vinter die Kirche zu stehen. Die stimmuuasvolle Malerei des Saales wird vom Maler Helaö, einem Schüler Pros. Gußmanns, auSgesührt und ist das Ergebnis einer engeren Konkurrenz. Der nach der Straße zu liegende Haupteingang zur Kirche mündet auf den von den erwähn ten Wandelgängcn cingeschlossenen Vorplatz, ber mit schö nen Gartenanlagen versehen werden soll. Rechts liegt die Brauthalle, sür deren Ausstattung schon verschiedene Stif tungen in Aussicht gestellt sind. DaS mächtige Schiss, daS von einem schönen Sterngewölbe überspannt ist. bat eine Länge von 23 und eine Breite von 20 Metern. DaS Ge- wölbe ruht auf vier imposanten Säulen von rotem Matn- sandstein. »Die Kirche saßt auf den beiden Empore» rund lOOO Personen und ist durchweg aus Postaer Sandstein er baut. Sie erhält ein aus drei Glocken bestehendes Guß- stahlgeläute. Für den «Altar liegt bereits eine Skizze des Professors Wrba vor. die wahrscheinlich zur Ausführung gelangt. Jedenfalls bildet daS neue eigenartige Gottes haus. dessen Einweihung Ostern IMS erfolgen dürste, «ine» hervorragenden Schmuck der Vorstadt Striesen. Die Füh- rung durch den im Rohbau nahezu vollendeten Bau er folgte unter der Leitung deS Baumeisters Gast. Nächsten Sonntag, den 4. August, veranstaltet der Verein „Dresdner Bauhütte" eine Besichtigung des neue« Stände- Hauses. — Die Gruppe Löbtau deS Evangelischen Arbeitervereins unternahm am Sonntag nachmittag in Stärke von 87 Personen eine Besichtigung der «Frauen kirche. Interessant war der Besuch der Katakombe», tn denen allerdings nur noch daS Grabdenkmal Gevrge Bährs, des Erbauers der von 1727 bis 1734 er»i«Äetcn Frauenkirche, zu sehen ist. In der abends im Beroins- lokal abgehaltenen, zahlreich besuchten Mitgliederversamm lung hielt Herr Pastor Kretschmar einen Vortrag Aber seine Ferienreise nach Italien. — JndeeOrtS-KrankenkasseDresden beziffert» sich tm Juni der Mualtederbeftanb aus 107 83t und zwar «t »38 männlich« rmd 43 »93 weibliche Versicherte. Gezablt wurde an Krankengeld an Mitglieder «> 522 M. »7 Psg. In den TeneiungSbetmen der Kasse fanden USPfleg- linae in der Lauer bi« ,u 3 Wochen Ausnabme, wSbren» l«1 Möglich« nach zusammen 4093 Verpflegt««-» di- «nftalt verließen. Von dt««, »«. neienden sind vollständig erwerbssäbi» 159 und gebessert IS entlass«« wor ben. Die Zahl der beitragStahlenden Irbeitgeber betrug am MonatS- schluffe 24 nio. Die Zadl ver versicherung-pflichtigen Personen sür di« In validenversicherung betrug US WS und zwar 66 065 männlich« und U 038 weibliche. Sopran versagte, oder ein Tenor durch Abwesenheit glänzre, dann hals der Meister aus und führte so ohne alle Fähr nis das Werk zum glücklichen Ende." Als die letzten Klänge „Selig im Glauben!" leise verichwebten, sank schon die Dämmerung hernieder, — alles schwieg in lautloser Entrücktheit, als hätte eine unerhörte Offenbarung aus einer höheren Welt sich soeben verkündigt, bis der Bann der Ergriffenheit sich in spontane, nicht endenwollendc Be geisterung ausloste. Vergnügt lächelnd erklärte der Meister: „Sl'a. Kinder, ihr dürft mit mir zusrieden sein: ich war nicht aus den Kovi gefallen, als ich dies schrieb" Noch ehe Humverüinck sich von dem Meister an diesem dentwürdigen Abend trennte. auig lein LieblingStraum in Erfüllung: Richard Wagner forderte ihn aus. nach Banreuth ;u kommen. eS gebe dort allerlei sür ihn zn tun, was ihm vielleicht Svaß machen würde, meinte er und iügte hinzu, wie zum Trost für die vrtmitivc Art der Arbeit, die ihm bevorstände: „Ia. mein Lieber, die alten, großen Meister der Malerei haben auch erst Farben reiben müssen, ehe >ie ansangcn durste», selbständig zu arbeiten." „Gut." er widerte der künftige Komponist von „Hänscl und Gretel", „so komme ich als F a r b e n r e i b e r." Damit verab schiedete er sich von Richard Wagner und ging, voll von Eindrücken eine» unvergleichlichen Abends und voll Er wartung zukünftiger hoher Genüsse, durch die laue Boll- monönacht seinem Heime zu. Charles Cottet in Richters Kunftsalon. Auf der Dresdner internationalen Kunstausstellung von IMl fiel eine umfangreiche Darstellung einer Pro zession an einem Johannistage auf. Tie Szene spielte in der Bretagne, der am wenigsten französischen unter allen alten Provinzen Frankreichs, deren Bewohner ebenso rauh und schweigsam erscheinen, wie sie fromm und gotteSfürchtta sind. Aber während die dunkle Tracht dort vorherrscht und die Frauen nur an Festtagen anders, als ln schwarzen Kleibern ausgehen, erglänzte auf diesem Bild« alle» t« ungebrochenen, Hellen Farven, im Glanze der strahlende» Sonne, sodaß man sich auf der einen Seite de» Einbruck einer gewissen Härte ber Malerei nicht erwehren konnte, der doch auf der anderen durch dir Kühnheit und Echtheit der Schilderung wieder abgeschwächt wurde. Der Maler dieses höchst beachtliche» Bildes war der im Jahre 1863 in Le Puy im Languedoc geborene E Harles Eottet, ein echtes Kind des französischen Südens, der in seinem Vater lande »eben seinem Freunde Lucien Simon als der beste Vertreter der jungen bretonischen Schule gilt. Da wir seit dieser Zeit nichts wieder von seinen Arbeiten in Dresden gesehen haben, ist es höchst erfreulich, daß uns jetzt Gelegenheit gegeben wird, uns in Richters Kunstsalon durch die Betrachtung einer stattlichen Reihe seiner Bilder, die bis vor kurzem die Frühjahrs-Ausstellung der Wiener Sezession schmückten, genauer über sein Schaffen zu unter richten. Da zeigt es sich denn, daß offenbar zwei ver schiedene Seele» in der Brust dieses Künstlers schlummern. Eottet ist zunächst ausgesprochener Luminist. zu dem ihn eine im Jahre 1894 nach Aegypten unternommene Reise und ein Aufenthalt tn Spanten gemacht haben mögen. Als solchen lernen wir ihn vor ollem aus seinen in verschieden artigen, bald glühend roten, bald grünlichen Beleucht tungen wiedergegebenen Archiiekturstücken von Segovia, das sich malerisch um seinen hochragenden Dom ausbaut, kennen. Doch wirken gerade diese Gemälde wenig über zeugend, sie sind zu sehr aus den Effekt berechnet und stark dekorativ, was übrigens auch von seinen venezianischen Landschaften tm feuchten Nebeldunst gilt. Ans der im Jahre 1905 entstandenen Ansicht deS düsteren Felsennestes „Pont-en-Royans in der Tauphinö", das aus einem Felsen zn kleben scheint, gehen die Farben schon mehr auö dem L-euchtenden in das Dunstige und Umflorte über. Ein gelbliches Gran herrscht ans diesem schon dem Vorwürfe nach höchst interessanten Stück vor und erhöht den Eindruck der Lebensmahrheit, die Cottets meist« Bilder aus der Bretagne tm hohen Grade auSzeichnet. In ihnen trifft er den melancholischen Grunbton der Landschaft und die ver haltene Ruhe seiner sich zumeist au» Bauern und Schissern zusammensrtzenden Bevölkerung sozusagen aus den Nagel, wobei er sich freilich mehr aus di« Darstellung des gegebe ne» Mlteus verlegt, als daß er genauer auf Etnzrlzüge etnginge. Dem Ernst ber sich ihm tn solchem Zusammen hang« darbieteuben LrbenSschtcksale ber dortigen Bewohner entsprechend, wählt er ost unendlich traurige, meist ab- aedämvlte Tämmerungstan«. welche die Gegenstände ein- hüllen und undeutlich machen und nähert sich durch Siases Verfahren dem in seiner Art unerreichten EugSne Carriöre, den Muther den „Klassiker der Flor- malcrei" genannt hat. Unter -eit Beispielen dieser Art. die bei Richter zu sehen sind, ist die „Johannisnacht" mit den Bäuerinnen und Kindern, die, säst stumpfsinnig, in das hell auslodernde, weithin leuchtende Feuer stätkLn, bet weitem daS bedeutendste Werk. ES ist ein an R e m b r a n dt gemahnendes Nachtstück, den Cottet, wie man weiß, für den ersten Meister der Malerei hält. Wenn er jedoch in neuerer Zeit einmal den Versuch macht, wie einst bet seiner großen „Prozession", zu heiteren Farben zu ßröifen, waS z. B. bei seiner „Wallfahrt" in der Bretagne der Fall ist. geht seiner Schilderung mehr oder Minder die erforder liche Wärme ab. Die bunten Gewändkr deiner Wallfahre rinnen. die aus einer Miese ein weißes Tuch ausbretten, um an diesem improvisierten Tisch ihre Mahlzeit abzuhal ten. haben etwas Kreidiges, und die aauze Szene lstbet unter dem zu deutlichen Streben, schlicht und ursprünglich sein zu wollen. Ungesuchte Tragik aber spricht au» dem Bilde de» alten, abgemagerten Schimmels, ber, müde und gebrochen, das spärliche Gras ber Weide, auf die man ihn getrieben hat, abnagt. Das Typische der Erscheinung herrscht bei diesem Gemälde so stark vor, daß man leicht die Sorgfalt der Zeichnung und Malerei übersieht, bi« aus keinem der zur Zeit bei uns ausgestellten Bilder in dieser Vollendung wiederkehct. Als Porträtmattr verfügt Eottet, wenn man das aus dem einzigen vorhandenen Bildnis einer jungen, hell gekleideten Dame schließen bars, über eine eigene, ganz persönliche Note. Er beschränkt sich nicht, wie Carrlör«, darauf, gewissermaßen nur den geistigen Extrakt seines Modells sestzuhalten, sondern er verwendet aus die Wiedergabe -er Züge großen Fleiß, »och ist auch hier dt« greifbare Körperlichkeit, dt« andere Bild- ntSmaler so gern anstreben, keineswegs sei« eigentliches Ziel. So sehr er gelegentlich die Kontur betont und darin seine Stärke sucht, so wenig hat er es darauf bet diese» Damenvilbnt» abgesehen: vielmehr hat er anch -ter die Er scheinung tn ein feine- Grau versinken lassen, bas dem Bilde di« Lebendigkeit raubt, die es ohne btBe Manier haben würde« ——. ' 2. -ß.
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