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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.08.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070830025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907083002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907083002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-30
- Monat1907-08
- Jahr1907
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Achtuhrlcidenschliiß, Scheckgesek. Personalveränderungen Tzülö»»- in der Aimee. Marokko. Wilhelm Hvlzamer t. Briefe von Lina Hau. ! Freitag, 30. August 1907. Neueste Dralstmetttuiisten vom 29 August Kaiserbesuch in Westfale«. Hannover. Um 10 Uhr sind der Kaiser, der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich und Prinz Oskar mit Urngebungen mittels Svnderzuges nach Bielefeld abgereist. Zur Verabschiedung waren Oberprüsident Dr. v. Wentzel und der kommandierende General v. Stünzncr erschienen. Bielefeld. Die Stadt ist überall reich mit Fahnen und Girlanden geschmückt. Auf der Fcststraßc vom Bahnhose zum Schiller-Platze bildet sich ei» Spalier von Kriegervercinen, Schulen und anderen Vereinen. Aus der Umgegend sind viele Tausende herbeigeströmt. Auf dem Schiller-Platze, gegenüber dem neuen Ralhausc, ist ein Prunkzelt errichtet worden. Ans der Terrasse des Rat hauses erhebt sich das noch verhüllte marmorne Reiter- denkmal Kaiser Wilhelm I. von Freiherr« von Tettau und Bildhauer Albrccht. Das Wetter ist schön. Bielefeld. Der Kaiser tras mit dem Kronprinzen, den kaiserlichen Prinzen und dein Gefolge um >1^ Uhr hier ein und fuhr durch die Fcststraße zum Nathansc, wo die Vertreter der Stadt Ausstellung genommen hatten. Nachdem die vereinigten Gesangvereine eine Hymne ge sungen hatten, hielt der Oberbürgermeister eine Ansprache und erba<- die Erlaubnis zur Enthüllung des Denkmals. Der Kaiser erteilte die Erlaubnis. Der Oberbürger meister überreichte daraus dem Kaiser einen Ehre^r- trunk. Der Kaiser dankte und erwähnte die Beziehungen, die er seit langen Jahren mit Bielefeld habe und die ihm deshalb teuer seien, weil sein Lehrer Hintzpcter hier wohne und so als echter Westfale seiner Heimat treu geblieben sei. Er beobachte mit großem Interesse das Wachstum der Städte in seiner Monarchie un beorette solches auch ganz besonders mit Freude in Biele feld. Er wünsche von Herzen, daß die Stadt sich so gut weiter entwickeln möge und daß die Ravensberger Treue, di, der Oberbürgermeister erwähnt habe, ihm immer er halten bleibe. Der Kaiser dankte sür den großartige» Empfang, gnd beauftragte den Oberbürgermeister. der Bürgerschaft sein«»» herzlichen Dank au »zu sprechen. Münster. Aus Anlaß der Kaisenagc fand heute vormittag in der hiesige» Universität ein Festakt statt, wobei Kultusminister D r. Holle eine Begrüßungsrede hielt, in der er auf die seit dem Inkrasttrctcu des vom Kaiser vollzogenen Statutes vom 18. Oktober 1002 cin- getretene überaus günstige Entwicklung der Universität binwics, die durch die treue -Hingabe des Lehrkörpers und die Opserwilligkcit von Stadt und Provinz erzielt worden sei. Mit Rücksicht daraus habe der Kaiser die Gnade ge habt, der Universität den Namen Westfälische Wil helm s - U n i v e r j i t ä t zu M ü n st c r zu verleihen. Der derzeitige Rektor der Universität dankte sür die Aus zeichnung und brachte ein Kaiscrhoch ans. Der Landes hauptmann brachte das erste -Hoch ans die neue West fälische Wilhelms-Universität aus. Katholikentag Köln. (Priv.-Tel.) Der Würzburger Ver treter der „Köln. Ztg." meldet seinem Blatte: Der gestrige Abend des Katholikentages, an dem zwei der zug kräftigsten Politiker bei solchen Taanngen, der badische Pfarrer Wacker und der Abgeordnete Gröber, sprechen soll ten. sei völlig verunglückt. Beide Reden waren ein un widerleglicher Beweis für bestimmte Absichten, die mit diesen Katholikentagen verfolgt werden. Man will nicht das Schauspiel eines offenen Zwistes biete», weshalb man sich streng vorgenammen hat. von dieser Tagung alle inner- politischen Erörterungen unter allen Umstände» ansznschal- ten. Augenscheinlich hofft man. das, die Zeit der Blockpolitik bald zu Ende sei. Würzburg. Die vierte geschlossene Versammlung deS Katholikentages setzte die Beratung über die s o z i a l c n Anträge fort. Angenommen wurde ein Antrag betr. die Organisation der ländlichen Dienstboten, ein solcher betreffend die Unterstützung des Handwerks durch Förde rung von Genossenschaften und Zuwendung öffentlicher Arbeiten an Handwerker-Korporationen. Die Ergänzungs- wnhl sür daS Zentralkomitee ergab im wesentlichen die Wiederwahl der ausschciüenden Herren. Koloniales. Berlin. Einem soeben cingctrofsenen Telegramm des Gouvernements Vuea in Kamerun betreffend die Be wegung in Adamaua entnehmen wir folgendes: Die Bewegung ist mit dem Tode des Malam lWanderpriestcrs) Wadai, der bei Djabake einen Tage mar sch nordöstlich von Warna siel, als vorläufig beendet anzuschen. Eine lokale Erhebung zwischen Garua und Ngauiidcrc wurde nicder- goworfen. Vier Hauptanhänger des Malam Wadai wur den in Ubao drei Tage südlich von Garua hingerichtet. Auch der durch den Lamido (Häuptling) vcn Garua gefangen genommen« Fullah Mahdi, der Anstifter der ganzen Be wegung, wurde hingerichtet. Die Bevölkerung der Lamidate Nei Buba und Nganndere Ist noch erregt: jedoch haben die beiden Lamidos sich als regierungstreu erwiesen. Die Be wegung hat einen allgemein europäcrseindlicken Charakter. Im südlichen Jola-Rogen. zu Englisch-Nvrdnigeria gehörig, wurden Agenten der Senuffi-Sekte fcstgcstellt. Am 18. ds. ist «in Transport von 80 Mann mit einem Maschinen gewehre unter Hanptmann v. Krvgh über Burntu nach Garua in Bewegung gesetzt worden. Diese Verstärkung soll in der Hauptsache die Nesideutur Adamaua instand setzen, der deutsch-englischen Iolaerotz^Schnellen-Grenz-Ex- pcdition, die am 0. d. M. unter Major Häring die Ausreise von Hamburg angetrcten hat und aus ein bis zwei Jahre berechnet ist, das nötige Bcgleitkvmmando zu stellen. Nach Eintreffen der Verstärkung wird aber auch eine Klärung der Lage in den Lamidaten Rei Buba und Ngaundere mög lich werden. Eine weitere Verstärkung hält bas Gouverne ment für unnötig. An der Küste ist alles ruhig. Gouver neur Dr. Gcitz hat am 1«. d. M. eine Dienstreise in den Südbezirk angetrcten, auf der er Gdea, Ianndr und Kribi besuchen wird. Zur Lage i» Ra»«». Tanger. Beim Kriegsminister Gebbas sind heute Reiter vomSultanaus Fez eingetrosfen, welche be richten, daß die Lage in der Hauptstadt sehr ernst ist. Der Sultan befahl Gebbas, ihm schleunigst verfügbare Truppen zu senden, und zwar 800 Mann, einschließlich bestimmter Teile der Mahallah El Meranis, von dessen Niederlage der Sultan nichts weiß. El Merani ist schwer verwundet ohne Soldaten in Elksar eingetrosfen. Der einflußreiche Stamm weigert sich, den neuen Sultan anzucrkenncn. Tanger. Das Kanonenboot „Chamois" ist von Toulon hier eingetrosfen. Unbestätigte Nachrichten auS Eiiigeborenenciuellen besagen, daß Fez von feind lichen Stämmen überfallen worden sei und ge plündert werde. Frankfurt. Die „Franks. Ztg." meldet aus Tanger: Die Verhandlungen mit Raisuli, dem sämtliche Stämme aus der Umgegend von Alknssar beistchen, haben sich zer schlagen. Die zweite Mahallah unter Vagdadi wurde von Raisuli besiegt. Nach Nachrichten aus Fez ist dort der bis her gefangen gehaltene Bruder des Sultans, M u l e y Mohammed, zum Sultan ausgerusen worden. -Heftige Kämpfe tobten zwischen den Parteien, und die Stadt stehe in Brand. Paris. Die „Agence Havas" teilt auf Grund be sonderer Informationen mit, General Drude verfüge zurzeit über annähernd 4 500 Mann, von denen 500 Spanier seien. Die Entsendung von zwei Bataillonen zu ic 800 Mann, die gestern beschlossen wurde, werde den Efscktivbcstand auf 6000 Mann bringen. Hierzu komme die Artillerie der französischen Schisse, die sich augenblicklich vor Marokko befinden. In amtlichen Kreisen wisse man über die Absicht Muley Hasids nichts. General Drudie könne jetzt seine Tätigkeit bis aus 20 vder 30 Kilometer längs der Küste ausdchncn. Dabei handle cs sich aber keineswegs um ein Vordringen in das Innere. Der Ge danke, sich aus eine Eroberung Marokkos einzulassen, sei der französischen Regierung niemals gekommen. Paris. „Petit Journal" berichtet aus Casa blanca: Die marokkanischen Reiter sammelten sich süns Kilometer von Casablanca entfernt. Nach Meldungen einer anderen Zeitung aus Tanger soll i n F e z R e r> o l u- tion ausgebrochen sein. Der Sultan und seine Minister seien im Palast gesungen, und die Bevölkerung habe einen Sturm aus die Mauern versucht. London. Nach einer Meldung des „Daily Telegraph" aus Mazagan vom 26. d. M. erhielt der Pascha von Mazagan am 25. d. M. einen Brief von Abdul Aziz, in dem dieser dem Pascha und dem Zollverwalter den Be fehl gab, eine Anzahl Gewehre und Munition nach Tanger zn schicken. Der Pascha gab im letzten Augenblick Gegen befehl, da er gerade die offizielle Mitteilung von der Pro klamation Muley Hasids erhalten hatte. Dieses läuft praktisch auf eine Anerkennung des neuen Sultans und Unterwerfung unter dessen Autorität hinaus. London. Wie die „Trib." aus Tanger meldet, hat Raisuli jetzt eine gute Gelegenheit, in Tanger einzu- sallcn, da die scherisischen Truppen wegen der Rückständig keit der Soldzahlung allgemein zu desertieren drohen. Wegen der damit im Zusammenhang stehenden Unsicher heit in der Stadt verließen die Familien des britischen Ge sandten und anderer in Tanger wohnhafter Europäer die Stadt. Die Deutschen hielten Dienstag eine Versammlung ab, in der sie über Verteidigungsmaßnahmen beriete». Berlin. (Priv.-Tel.) Aus Recklinghausen wir» der „B. Z- am Mittag" die Nachricht gesandt, der vreußtschc FiSkus beabsichtige, die Zeche Auguste-Bictoria ül Sinsen bei Recklinghausen anzukausen. Er soll bereit- et» Angebot aus sie abgegeben haben, und zwar wird ei« Preis von 17*/- Millionen Mark genannt. Anderseits verlautet, daß die Vergroerks-Gesellschaft Hiberuia die aenamrte Seche erwerben wolle. Magdeburg. Wie der „Magdeb. Ztg." von amtltcher Seite mitgeteilt wird, sind seit dem 28. Juli hier 28 Typhnsfälle vorgekommen. Von den Erkrankten ftud zwei gestorben. Hamburg. In einer gestern abend ftattgehaLte« Versammlung der Elektromonteure und HilsSmon- teure wurde in geheimer Abstimmung mit 417 gegen 3 Stimmen di« sofortige Arbeitsniederlegung be schloßt«, da die Unternehmer jede Unterhandlung mit dem Deutschen Metallarbeiterverbande verweigert und sich den Forderungen der Arbeiter gegenüber ablehnend verhalten hatten. Hannover. Der Generalmajor v. Maltzahn. Kommandeur der 37. Infanterie-Brigade, stürzte heute morgen beim Ausmarsch ins Manöver in Linden mit seinem Pferde und erlitt einen Unterschenkelbruch. Der General wurde in ein benachbartes Haus getragen und dann ins Garnisonlazarett überführt. Frankfurt. Wie der „Franks. Ztg." aus Wetzlar gemeldet wird, wurde aus der Haltestelle Bieber der Biebertaler Kleinbahn beim Rangieren eines Material zuges ein Bremser überfahren und so schwer ver letzt, daß er bald nach seiner Ueberführung in eine Klinik starb. Köln. (Priv.-Tel.) Die Kölner städtische Polizei- verwaltnng tritt der Anschauung entgegen, als ob in Köln die Genickstarre epidemisch austrete. Innerhalb süns Monaten seien insgesamt 60 Gentckstarrefälle vorgekommcu, von denen 41 tödlich verlausen seien. Bei einer Bevölke rung von 440 000 Personen liegt demnach ein Anlaß zu Kunst NN- Wissenschaft. s* AuS den Reihen der deutschen Erzähler wurde jäh eins der liebenswürdigsten Talente blnweggerisseii. Wilhelm Holz amer ist in Berlin einer rapid auftretenden DiphlberitiS erlegen. Der Dichter, der noch viele Hoffnungen erfüllen sollte, hat nur ein Alter von 37 Jahren erreicht. In der Skizze, in der Novelle, im Roman entfaltete er in den letzten Jcihren ein emsiges und erfolg reiches Schaffen: er wußte seinen volkstümlichen Figuren Charak ter und Leben zu verleihen und war ncimenllich in der Schilde rung deS landschaftlichen Hintergrundes ein seiner StimninngS- künstler, der Formen und Farben in seiner eigenen Weise sah. Seine bekanntesten Bücher sind wohl „Peter Nockler, die Geschichte «ine- Schneiders- und „Der heilige Sebastian. Roman eines Priesters" geworden, aber auch seine späteren Romane „Inge" und „Elllda Solstratten" erwarben sich viel Anerkennung. Seine Novellen („Die Sturmfrau". „Im Dorf und draußen", „Am Fenster") zeichneten sich durch die Innigkeit deS Empfindens und ihre festnmrijseiie Fon» aus. Das vielseitige Talent HolzamerS erprobte sich auch mit Glück in der literarischen und künstlerischen Kritik; außer zahlreiche» Aussätzen 'eb, seine Feder die treffliche inand Meyer und Heinrich Heine s" Neue Denkmäler in Bielefeld. Das Denk mal Kaiser Wilhelms I. zu dessen Enthüllniia der Kaiser eben in Bielefeld weilt, hat künstlerisch einen hohen Wert. DaS Werk ist eine gemeinsame Schöpfung zweier Berliner Künstler, de» Archi tekten v. Tettau und des Bildhauers E. Albrecht, die schon denn allgemeinen Wettbewerb dir beiden ersten Preise errungen hatten und dann au» der engeren Konkurrenz als Sieger hervoegegangen waren. ES ist ein Reiterstandbild au< einem neuen wetterfesten Bauen Marmor, der bei Jjeo unweit de» Gardasee» gebrochen und als Bardiglto-Marmor bezeichnet wird. DaS Denkmal erhebt sich neben dem neuen Bielefelder Rathaus«, mit dessen Architektur A in Einklang gebiacht lst. Postament und Rener haben ein« 4 Metern und gehen völlig zusammen: Die Huf« de» Rosse» wachsen gleichsam in den Block hinein, und der vermelln, der die Gestalt des Katseis umhüllt, bedeckt in großen Linien einen Teil de» stufeniosen, oben mit einem Lorbeers««» zahlreichen Aussätzen sür Zeitungen und Zeitschriften rseb seine, Feder dle trefflichen Monographien über Konrad abgeschlossenen Postaments. Der Kaiser, dessen Haupt vergoldeter Loibeer schmückt, erscheint auf der Höhe seines Lebens, zur Zeit der Wiedererstehung des Reiche». Seine Rechte trägt da» Zepter, die Linke faßt die Zügel DaS Denkmal ist architektonisch streng durchaesührt. Gleichfalls in Bardiglto-Marmor ausgesiihrt sind zwei Hermenbüste» Goethes und Schiller» nach den Modellen von Rauch und Dannecker, die im Anschluß an das benachbarte Kaiser Wilhelm-Denkmal enthüllt werden sollen. ES find Stiftungen etnes Bürgers von Bielefeld. Ihren Platz haben sie gegenüber dem Schiller-Theater. Briefe zum Han-Prozeß. Im Hau-Pro-eß jagt eine Veröffentlichung dir andere. Heute ergreift die Wiener „N. Fr. Pr." das Wort, um mir einer Reihe von Linas Briefen an Hau hervorzu- treten, die Lina während ihres Aufenthalts bei ihrer Mutter, Frau Molitor, in Baden-Baden im Sommer und Herbst 1900 nach Konstanttnopel an ihren Gatten geschrieben hat. DaS Wiener Blatt erklärt, es wolle zur Zerstreuung von Mißverständnissen, die aus der in den Prozehberichten enthaltenen teilweise» Veröffentlichung einiger dieser Briefe erwachsen seien, alle diejenigen Stellen im Wortlaut wiederseben, dir in de» Prozeß Hineinspielen und für das Verständnis der Persönlichkeiten und der Verhältnisse wich tig sind, unter Ausschluß aller nicht zur Sache gehörigen vertraulichen Mitteilungen. Es heißt dann weiter zur Charakterisierung der Briefe: ^Die Briese Linas sind vvn überströmendcr Zärtlichkeit. So schreibt ein« vollkommen glücklich« Frau« die mit ihrem Mann in ungetrübtester Innigkeit lebt. Noch ist Olga nicht in die HandlUW eingctreten. Noch dann Lina im Gefühle des gesicherten Besitzes über die jüngere, hübsche, ein bißchen überspannte Schwester mit überlegenem Lächeln scherzen. Es dauert lange, bis sie «ine unbehagliche Beunruhigung übcrkommt, die ihrer späteren tragischen Eifersucht den Weg bahnt." Die Auszüge beschränken sich auf die Belege für Lina» leidenschaftliche Lieb« zu i-vem Manne und auf ihr« charakterisierenden Bemerkungen Mer ihr« Mutter, ihr Kind, ihre Geschwister — vor allem Olga — das Leben in der Villa Molitor und die Sehnsucht nach ihrem amerika nischen Heim. „Montag, 2. Juli lOON. Mein lieber Hauser! Eben kam Deine Sendung von Straßburg. Du lieber, alter Kerl ver wöhnst mich doch zu sehr. Mama ist einfach ganz pass, wenn sie all die -Herrlichkeiten von mir sicht. Sie ist sehr gut und läuft mir mit Eiern und Wein und guten Sachen nach und will an mir mit Gewalt herumknricren. Olga ist ein ganz nervöses, hochgeistiges Wesen geworden, einsach mit Lektüre übersättigt, und ist gerade am Herausgeben eines Gedichtbuches. Baby ist natürlich mit allen gut Freund und genießt das Obst im Garten von Herzen. Das Haus ist einfach großartig. So viel schöne neue Sachen! Mama ist ganz die Alte, ewig besorgt und ängstlich, mit den Mitteln nicht zu reichen, von Olga beherrscht und in Angst vor Luise und Betty. (Die Frau Oberstleutnant Bachelin.)... Baden selbst ist ideal, und das Kind ist hier am besten aus- gehoben. Sonst kommt einem allerlei klein vor. Olga ist wirklich ein begables Mädel und hat sich sehr vertieft. Ihre Gedichte sind natürlich nicht wclterschüternd, aber gefällig und rcimvollkommcn. Lieber alter Hausimann, und doch wie froh bin ich. nicht mehr zu Haus zu sein und bei Dir! Wenn Du nur gut acht gibst aus Dich, daß wir Dich wieder gesund kriegen! . . . Das ist wahr, ziemlich vereinsamt sind sic hier droben, und wenn ich wirklich die Schuld daran trag«, tut mir's herzlich leid." (Es folgt ein Satz in eng lischer Sprache, in dem es heißt, daß Mama Molitor mit einigen Versen Olgas gar nicht einverstanden sei. Da sei von einer inbrünstigen Umarmung die Rede, bei der „leiden schaftliche Glut ihren Körper durchrieselt". ES sei doch im höchste» Grade unpassend, daß ein junges Mädchen über so etwas schreibt.) „Ich muß auch meinen Intellekt ein bissel Futter geben, um in so hoher Atmosphäre mittun zu können. Schreib oft! Deine L." „4. Juli 1006. . . . Olga muß mit Glacehandschuhen angerührt werden. Sie ist vollkommen unerträglich unö
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