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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.09.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070918026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907091802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907091802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-18
- Monat1907-09
- Jahr1907
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Fsnreigen-can'f. »nnabm« von «>ttiln»iHun,eu «-.« nachmiiingL s Udr. -Lvnn >»,d Nc-erla«» nur Marienirrasc A von II di« '/, l Udr Die I ivaitiac virund^eiie ica. « Silben» L Pt«. »samilicnnachnchlen 20 Pia.: vie ildiiilsantnae» aui der Privat,eue »teile sv Pi«.: die 2ivaUi,e Zeile aui Terlieite Sv Pi«.: ule, iki»«eiandl Livalliae Zeile vv» Dresdner Aui traaaevcr» 78 Pi« von aui>waii,«e„ > MI Zu Nnminer« »»ch s»n»- und Aeiertagen: 1 ivaltiqe Trundteile so Pi« . aui Privaiieile «a Pi«. Lwaiiluc Zeile al» Cmaeiand, von Dresdner Auilraaoebern I Pik., vo» ausivdiliacn i.so Mt Namilien Nachrichten Mrundzeile 2S Pia - De Pinie der Auieraic sind im Morgen und Ade»di>laste dieielbe». Aus. wdrtiac Äuiilaac nur aegen Vor- aurbuabiuna. — Bele,»lLItec kolim ro Dicnniac. Lerns piecher: Nr. U und 2VS6. ^esov/^^. tD)»» Neueste Drahtberichte. Naturforscher und Aerste, Zur Wahlrechtsreform, LandtagSwahlbewegung, «^»»» Tplrjjtl. Manöver. GecichtSberhandlungen. .Othello", „Die Elne". SchiUer-9ceininis;enz. Neueste Drahtmeldungen vom 17.Scptbr. Zur Lage in Marokko. Paris. Dem „Petit Parisicu" zufolge wird man spätestens am Freitag crsahren, ob die Bemühungen der Schau jas, die sich General Drude gegenüber verpflichtet haben, den Stämmen im Inneren die Notwendigkeit der Unterwerfung klar zu mache», von Erfolg begleitet seien. General Drude verlangt anher der Niederlcgnng der Waffe» noch eine entsprechende Kontribution. Dem selben Blatte zufolge erscheint der sranzösischen Regierung die Gesamtlave so befriedigend, das; man von Truppeuentscndungcn nach den Hasenstädte», die noch vor acht Tagen geplant waren, Abstand nehme» kann. Im Gegensatz hierzu bemerkt das „Echo de Paris" ans grund ihm zugegnngencr Nachrichten ans Rabat, das; die Lage der Franzosen dort sehr bedrohlich sei und das; die sran- zösische Kolonie alle Vorbereitungen getroffen habe, um sich auf das erste Alarmzcichen an Bord der Kriegsschiffe zu begeben. Paris. tPriv.-Tel.) Wie verlautet, wird Admiral Philibert mit dem Kreuzer „Gloire" sich »ach Rabat begeben, um den dort am Freitag cintrcssendcn Sultan Abdul Aziz im Namen Frankreichs zu begrüben. Berlin. lPriv.-Tcl.s Infolge eines durch Eifersucht veranlaßtcn Streites mit seiner Krau ersch 0 b heute früh in der Michaelkirchstrakic der 35 Jahre alte Arbeiter und Hausverwalter Lorber seinen einjährigen Sohn und ver wundete seine siebenjährige Tochter durch einen Schuf; schwer. In der Vcnzweislung rannte Lorber dann aus sei ner Kellerwohnung die Treppen des Hauses empor bis auss Dach, wo er sich durch Erschießen zu entleiben suchte. Der Schub ging jedoch fehl und Lorber stürzte sich vom Dache in den Hof, wo er mit zerschmetterten Gliedern liegen blieb. Das schwerverletzte Kind wurde nach dem Krankenhaus Bethanien gebracht, und die Leichen aus Anordnung der Polizei nach dein Schau-Hause überführt. Marburg. «Amtlich.) Gestern rannte unweit Kirch- hetm ein führerloses Bierfntirwert gegen die geschlossene Schranke bei Posten 35,2 der Strecke Kassel—Frankfurt. Der Bahnwärter Rhein, Vater von sechs unversorgten Kindern, wollte es anhaltcn, kam aber mit dein Pferde aus dein Wegübergange zu Fall und wurde von dem gerade vorbei sausenden Schnellzuge 74 Kassel—Frankfurt überfahren und getütet. Köln. tPriv.-Tel.) Gor dem hiesigen Schöffengericht begann heute vormittag der B e l e i d ig u ng s p r 0 z c ß des Oberlandesgerichtsrat R 0 cren gegen bei; Bczirksamt- mann a. D. Sch m i d t. Der Prozeß wird drei Tage in Anspruch nehmen. Das Gericht hat noch zwei, die Par teien noch sechs Zengcn laden lassen. Der Beschuldigte nimmt für sich den Schutz des 8 103 des Strafgesetzbuches in Anspruch. Es handelt sich um die bekannten Vorgänge im Reichstag im Dezember vorigen Jahres, als Nvercn die .Handlungsweise des Beschuldigten in der deutschen Kolonie Togo besprach, worauf dieser einen offenen Brief an Rocren richtete, infolgedessen die Privatklage erhoben wurde. Schmidt erklärte, das; er infolge der maßlosen Anschuldigungen zur Wahrung seiner Ehre, und um seine Exiistenz zu retten, zur Berössevtlichung des offenen Brie fes goschritten sei. Aus Befragen des Borisitzenden, ob er entlassen wurde, erklärt er, er habe seine Entlassung ge nommen, um endlich in der Oesfentlichkeit eine Klarstel lung des Sachverhalts bringen zu können. Der -Vertre ter des Beklagten erhob -sofort die Widerklage aus Belei digung, sodasi eventuell eine Kompensation in Betracht kommt. Danach schritt das G-richt zur Verlesung der Reden Roerens in der bekannten Reichstagssitzung und öcö offe nen Briefes des Beklagten. Solingen. tPriv.-Tel.) Gegenüber sensationellen Meldungen eines Nachrichtcnbureaus über die Lauöcs- v c r r a t s - A f s ä r e wird zuständigcrseits versichert, daß alle Nachrichten über weitere Verhaftungen erfunden seien und daß auch die Beschlagnahme eines Schiwara gehörigen Bankguthabens von 50 000 Mark nicht erfolgt sei. Ander Schiwara ist ein einziger Solinger Bürger in die Ange legenheit verwickelt. Darm stadt. Die 13jährige Tochter des Miihlcn- bositzcrs Neuroth vo» der Schnalenmühle bei Dieburg im Odcnwnlüe ist heute früh ihren schweren Verletzungen erlegen, die ihr bei dem Ucbcrfalle in der Mühle zu- gesügt worden sind. Franksurta. M. Die Polizei verhaftete heute früh in Bockcnheim den Georg Martin, der verdächtig ist, in der Sonntagnncht die Bluttat im Odenwalde a.ns- gesührt zu haben. Martin, der sich bei der Verhaftung Mohr nannte, leugnet die Tat. Durch eine Tätowierung am Arme wurde sein« Identität sestgcslcllt. Scnstenberg. Tic Zahl der ausständigen Bergarbeiter betrug heute mittag 1180 Mann. Der Betrieb der betroffenen Werte wird in beschränktem Um fange aufrecht erhalten. Wien. Ter Komponist Ignaz Brüll ist ge storben. -Haag. In der Thronrede, mit der die Tagung der Generalstanten eröffnet worden ist, gibt die Königin ihren besten Wünschen für den Erfolg der Friedens konferenz Ausdruck, deren wichtigen Arbeiten sic mit be sonderem Interesse gefolgt sei. Die Thronrede führt weiter ans, daß der Anstand des Landes und der Kolonien sehr zufriedenstellend sei. Die Beziehungen zu den fremden Mächten seien die freundschaftlichsten. Entwürfe zur -Her beiführung einer Verfassungsänderung bezüglich des Wahl rechtes würden den Gcneralstaatrn vorgclcgt werden. Tie Küstcnverteidignng solle eine Besserung erfahren. Ferner werden angekündigt: Vorschläge zu einer teilweise« Trockenlegung des Zuydersccs, Maßregeln zur Rettung Schiffbrüchiger, Uebcrnahme der TeSinscktionscinrichftitl. gen durch de» Staat und die Fleischbeschau. Bern. Der StänLerat hat einstimmig beschlossen, dem Kanton Bern eine Biindcssubvention von 6 000 000 Jrcs. zu gewähren, um die Anlage des L ö t s ch b e r g t u n n e l S doppelspurig durchführen zu können. Madrid. Der Earlistcn-Gcncral Marquis Val- lescrrat, Adjutant des Prätendenten Dou Carlos, hat sich gestern erschossen. Lissabon, lieber das Gefecht in Portugiesisch- Asrika mit den Kuamatas geht der Negierung eine Mel dung des Gouverneurs aus Luanda zu, wonach eine nach Süden vvrgehende Kolonne bei Hamcguero nachmittags 1 Uhr den Feind siegreich zurückschlug. Die feindlichen Stellungen wurden vo» der Kolonne besetzt. Die Verluste der Kolonne betrugen: 6 Europäer und 2 Eingeborene tot, 0 Europäer und 12 Eingeborene verwundet. Der Bor marsch gegen den Kraal der Kuamatas wird fortgesetzt, so bald die Kolonne wieder neue Verpflegung hat. K 0 n st a n t i n 0 p c I. Die Pforte hat gestern dem russischen Botschafter ein durch Iradc sanktioniertes Pro jekt einer eigenen Iustizrcsorm für Make donien zustcllcn lassen, womit sie dem Resormprojekt der Ententemächte zuvorkommt. Das Projekt sicht u. a. die Ernennung von je zwei Iustizinspektoren, eines christ lichen und eines mohammedanischen, in den Provinzen Saloniki, llcsküb und Monastir, ferner die Aushebung der Ausnahme-Gerichtshöfe vor, sowie eine unabhängigere Stellung des Appcllhoforäsidcntcn. Das Projekt wurde gleichzeitig den türkischen Missionen im Auslände über sandt und in dem Begleitschreiben u. a. erklärt, daß die Erteilung von Kontrollfunktionen an fremde Agenten un annehmbar sei. ! Mittwoch, 18. September 1W7. Naturforscher- und Aerztctag in Dresden. Ans dem Belvedere fand gestern abend ein von den hiesigen Aerztevereinen veranstaltetes Gartenl 0 n zcrt statt. Zwar der Abend reichlich kühl — aber es war ruhig, und die das Belvedere umgebende Illumination war so reichlich und so ausgesucht schön, daß immerhin eine Anzahl Wettcrhartcr es wagie, im Freien zu sitzen. Nicht allein die Elbfront des schmucken Baues und der ihm vorgclagcr tcn Terrasse war anss reichste mit Bclcuchtnitgskörpcrn besetzt, auch die Anlagen nach dem Albertinum zu zeigten in flammender Pracht ein entzückend schönes Gesamtbild. Selbst ein leuchtender Naturforscher war h er zu sehen. Im Garten wirkten besonders die beleuchteten Pelargonicn- bcctc famos, und das Pnblikum, das den Garten in dichtem Gedränge ninslntete, nahm an dem Tage wie an einem Volksfest teil. .Klang doch nicht allein ans dem weitgevsft ncten unteren Saale das Olsen-Kvnzcrt — auch von der oberen Terrasse am westlichen Anbau schmetterten lustige Märsche, die die Kapelle der „Großen Wirtscliaft" blies. Das Belvedere war bis aus den letzten Platz besetzt, auch die Räume deS Anbaues waren gefüllt, und selbst der genaue Kenner dieser schönen Räume fand ein Eckchen, ein Zimmer chen, ein Sälchen, das er noch nicht betreten und das mit einer gesprächigen, heiteren Menge angesüllt ivar. Beson ders bewunderten die Auswärtigen die Eleganz -der Räume, die namentlich im oberen Saale mit seinen reichen Rosa- ros-en-Gchängcn und dem goldenen Tischschmuck «in glänzen des Zeugnis von der vornehmen Dckorationskunst der Ver waltung ablegt. Unten -aus der Elbe hatte auch die dem Belvedere gegenüberliegende Badeanstalt illuminiert, die Ministerialgebäude strahlten abwechselnd in Not und Grün- seuer. Nicht allein der glänzende Besuch des Abends läßt aus die Frage der Beteiligung an der Tagung über haupt schließen. In der Technischen Hochschule, wo sich die Bureaus — hier geht alles in der Mehrzahl — der Tagung befinden und wo seit gestern die meisten, Lurch wog glänzend besuchten Abteil» ngssitz ungen mit den Einzelvorträgcn abgchalten werden, deren Zahl durch viele Nachncnnungen noch weit über die ursprünglichen 624 hinaus gestiegen ist, — in der Technischen Hochschule herrscht Tag für Tag ununterbrochen -ein ganz außerordentliches Ab und Zu. Als Hilfskräfte haben sich Studenten der Technischen und Tierärztlichen Hochschule in den Dienst der Ausschüsse gestellt. Sic geben Auskünfte, dir fast von jedem über die unglaublichsten Dinge erbeten wer den, sie weisen den Weg nach den Slbteilungslokalen, sie Helsen einen suchen, nach dem gefragt wird, sie geben der Presse Auskünfte — man glaubt cs. daß sie abends heiser sind und dann eine außerordentliche vauss diboucki haben. Eine ihrer Hanptanfgaben ist die Ausgabe der täglich er scheinenden besonderen Zeitung des-Kongrcsses, des „Tage blattes" und die Annahme der Teilnehmcrmcldungen, die in diesem „Tageblatt" Lekanntgegeben werden. Die heutige Nummer der Zeitung hat 68 Setten außer dem Inseraten teil. Die Zahl der Teilnehmer dürste nach den ossi- zicllcn Meldungen bis jetzt etwa 1500 betragen, habet sind die Damen, die in großer Zahl mitgekommcn sind, nicht gezählt. Unter den besonders angesehenen oder in Dresden besonders bekannten auswärtigen Namen der Liste finden wir noch folgende: Pros. Dr. Birch-Hirschseld-Lcipzig, Geh. Mcdizinalrat Pros. Dr. Nubncr-Berlin, Negierunqsrat und Geh. Mediziualvat Dr. Salomon-Berlin, Werner von Siemens-Berlin, Geh. Rat Wilhelm v. Siemens-Berlin. Obcrregierungsrat Pros. Weinhold-Chemnitz, Geh. Mcdi zinalrat Pros. Dr. Bricger-Berlin, Pros. Dr. Bielschowskn- Leipzig. Hofr-U Bille-Oberhos. Technischer Rat Blaschle- Bcrlin, Geh. Hofrat Pros. Buntc-Ka-rlsruhe, Pros. Dr. Chiari-»Wien, Geh. Rcgicrungsrat Eranz-Berlin, Pros. Dr. Ebert-Münchcn, Prof. Freiherr v. Eiselsbcrg-Wien, Pros. Wilhelm His-Göttingen, Direktor Pros. Klien-Königsberg, Dr. Klopfer-Leubnitz, Prof. Tr. Äockcl-Lcipzig, Prvs. Dr. Kunst und Wissenschaft. -s* M i t t c i l u n g a u S d e m B u r e a u d e r K ö n i g - lichen Hoftheater. Die nächste Neuheit der Hvsoper ist die zweiaktige Oper „Tiefland" von Eugen d'Albert Die zur Uraussührung angenommene Oper „Tragaldabas" desselben Kompvnistcn wird erst später zur Aufführung ge langen. da die Generaldircktivn nicht in der Lage ist, den »nit Rücksicht aus die anderen Bühnen, die die Oper „Tragaldabas" erworben haben, festgesetzten zeitigen Ter min bestimmt cinzul,alten. 7* Znr Erstausführung -er ueucinstudierten „Nibe lungen" vo» Fr. Hebbel im Königlichen Schauspielhause. Während man bei den bisherigen Ausführungen der „Nibclungcn"-Trilogie Hebbels dem Bühnenbild in dekora tiver und kostümlicher Hinsicht den Charakter des von einer hösisch-ritterlichcn Kultur beherrschten 12. Jahrhunderts ge geben hat, ist bei der Neueinstudierung des Werkes, die Donnerstag, Len 10. September, im Schauspielhause zum ersten Male in Szene geht, mit Absicht ans eine frühere Zeit zurUckgcgangcn worden. Es wird hier znm ersten Male vvn der traditionellen Auffassung, die sich aus das um 1200 ausgezeichnete mittelhochdeutsche „Nibelungenlied" gründet und die sich hauptsächlich unter dem Einfluß der älteren romantischen Malerschule in Deutschland einge bürgert hat» abgcwichcn und sür die dekorative und kostüm- ltchc Ausstattung die Zeit des 5. und 6. Jahrhunderts ge wählt. Wenn sich auch bei dem Stoff der Hcbbelschcn „Nibe lungen". in dem sich mit historischen vor allem sagenhafte Elemente vereinigen, eine genaue Zeitbestimmung nicht herbciftthrcn läßt, so weisen doch bestimmte historische Er eignisse und Figuren, wie der Untergang des älteren bur- aundischcn Reiches durch die Hunne», die Figuren Les Etzel lÄttila) nnd des Dietrich von Bern lThcodcrich der Große) in daS 5. Jahrhundert. Der gewählte primitivere Stil des äußeren Bühnenbildes gründet sich vvr allem auf die architektonischen Ueberveste des alten Ravenna und in kostümlicher Beziehung ans ältere Quellen, wie Gregor von Tours und Sidonius Apollinaris. Die Annahme einer primitiveren Kultur und eines wuchtigeren Stiles ent spricht auch dem Charakter des Werkes besser als das höfisch-ritterliche Bild des 12. Jahrhunderts und schließt sich an die Auffassung an. die der Dichter selbst von seinem Werke hatte und die er in Briefen und in seinen Tage büchern, wenn auch nur andeutungsweise, wiederholt zum Ausdruck bringt. 1* Königl. Schauspielhaus. Wer der Banalitäten des Alltags herzlich müde ist und ehrlichen Durst nach quell- frischem Trank empfindet, der empfängt immer wieder bei Shakespeare Befriedigung und Trost. „Othello" gehört zu den gewaltigen Dramen, in denen ein Starker die Natur des mitempsindenden Zuschauers in seinen Bann zwingt. In wundervoller Plastik, di« trotz der großzügigen Anlage an subtilen Zügen reich ist, stehen die Gestalten frei aus erhabenem Sockel geschlossen und klar, wie die Skulpturen des Michel Angclo, übermenschlich wie diese und doch in ihren geheimsten Wirkungen dem Genießenden nahe stehend. In dieser gigantischen Dramcnkunst sind starker, ursprünglicher Naturalismus und der höchste Idealismus zu wundervoller Harmonie verschmolzen. Der Darstellung sind die weitesten Gebiete eröffnet. Banales Schauspieler- tum findet kein« Statt — Seclenkünder sind not, Persön lichkeiten mit starkem Empfinden, mächtigen Ansdrncks- mitteln und seinem Begreifen, ttcber ihrem Können muß ein Schimmer dessen liegen, der ihrer Darstellungsknnst Boden gab. Mit dem Othello trat Herr Wahlberg sein Engagement an. Hier scheint ein Mitglied gewonnen zu sein, daS sich vortrefflich und ruhig in das Ensemble ein- vrdncn wird — er hat Qualitäten, die dieser Ansicht sicliere Grundlagen geben. Der Othello gehört z» den Aufgaben, bei deren Durchführung die feste künstlerische Linie leicht durch Stimmung und Temperament beeinflußt wird. Ge rade in dieser Rolle wird der Darsteller nicht immer der selbe sein können. Herr Wahlbcrg repräsentierte nicht den Typus edlen ArabertumS. sondern Len reinblütigen Mohren, von dem das Drama spricht. Er gibt ihn als reisen Mann, dessen „Jahre sich schon abwärts senken" Vor dem Senat, dessen Liebling-er ist, zeigt er die freie Würde einer offenen Natur, dabei das sichere Selbstbewusstsein des in Kampf und Sieg zur vollen Reise gelangten Mannes. In seiner Neigung zu Desdcmona ossenbarte sich das zärt ltchste Gefühl, das etivas Rührendes hatte. Als Iago lang sam sein tenslisches Gift in die Seele des arglos Vertrauen den träufelt, verblaßte der heitere Schimmer dieser Liebe und cs war wirklich, als umdüstere nachtdunkles, gewittcr schwangeres Gewölk seine Seele. In dem Wachsen der »in seligen Leidenschaft zeigte Herr Wahlberg reise künstlerische Ansdrncksmittel. Hier war cs ihm gegeben, die Tiefe einer unendlichen Scelenqual zu ofscnbären, die den mit- empfindcuden Hörer zur Anteilnahme zwang. Die Eifersucht, die Krankheit der Seele ergriff den ganze» Menschen und vernichtete sein bestes Sein. Im letzten Alt fchlte ihm etwas von der starren, fast priesterlichcn Ent schlossenheit des Mannes, der um Ehre alles tut. Hier war die Auffassung durchweg zu weich. Neben diesem Othello stand in Frau Salbach eine Desdemona, deren in reiicr Fülle blühende Renaissanceekscheinnng dem zart Mädchen hasten Charakier zwar nicht entspricht, die aber durci, Innigkeit einer Stimme vvn bc.zauberndem Wohlklang und den Zug von Reinheit nnd Keuschheit, der durch ihre Darbietungen geht, den innere» Gehalt völlig erschöpfte Si-e hat etwas von einer Seelenkündcrin. — Sehr wichtig sür die Wirkung des Trauerspiels ist die Auffassung, mit der der Darsteller den Iago gibt. Sein Verhalten -allein kann die unglaubliche Vertrauensseligkeit der -Umgebung rechtfertigen. Acltere Auftastungen legten das Schwer gewicht nach der Leite des traditionellen Schuften. Da durch wurden OthMo sowohl, wie Roderigo und Cassio zu vollendeten Tröpfe?:. Herr Frobösc gibt ihn in der Maske des freundlichen Biedermannes, die alle Beteilig ten täuschen muß. Er spielt ihn mit Humor und läßt den Satanismliö des ganzen Kerls nur hier und da wie spitze Flammen auszllngcln. Er geht lalt lächelnd daraus aus. ara»
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