VORWORT. s mag Vielen vielleicht verfrüht erscheinen, wenn ich mir im vorliegenden J j Buche die Aufgabe stellte, die Entwickelungsgeschichte der modernen Buchkunst zu schreiben, da von einer Kunst am Buche überhaupt erst wieder seit kaum acht Jahren die Rede sein kann; manche mögen auch fürchten, dass mein Buch die heute so nahe liegende Gefahr einer Ueberschätzung der Buch ausstattung fördern soll und wird. Beide allzu berechtigten Befürchtungen hoffe ich durch mein Buch selbst entkräften zu können. Die leitenden Gedanken bei der Niederschrift des Textes und der Zu sammenstellung des Illustrationsmaterials waren nicht allein, eine kritische Würdigung der Buchkunst der letzten dreissig Jahre zu geben, sondern im besonderen zu zeigen, wie die heutigen, ganz neuen Bestrebungen in der deutschen Buchausstattung von ihren frühesten Anfängen an bis hinauf zu ihrer heutigen Höhe sich entwickelt haben, welche Ziele die moderne Buch ausstattung vor Augen hat und welche grundlegenden technischen und ästheti schen Leitsätze für sie in Betracht kommen. Dadurch konnte mein Buch nicht allein einen rein kritischen Charakter tragen, sondern musste gleich zeitig eine Werbeschrift werden für eine gediegene, zweckmässige und schöne, vornehme und diskrete Buchausstattung, die im Buche neben den geistigen auch sinnlich-ästhetische Genüsse gewährt. Ich lebe in der Hoffnung, wenig stens zu einem kleinen Teile meine Absichten erreicht zu haben, um im Publi kum Sinn und Verständnis für eine edle und schöne Buchausstattung heben und fördern zu helfen, damit auch gerade die breiteren Schichten in sicherem Stilgefühl immer besser Kunst und Talmiware unterscheiden lernen. Vor allem aber sind in dem reichen Abbildungsmaterial, das meinem Texte bei gegeben wurde, manche interessante und wertvolle Schöpfungen auf dem Gebiete der Buchausstattung der letzten Jahre festgehalten worden, die in dieser chronologischen Zusammenstellung jedem Bibliophilen und Kunstfreund, wie ich hoffe, angenehm sein werden. Für eine liebenswürdige Förderung und Unterstützung meines Unter nehmens möchte ich auch an dieser Stelle dem Herrn Dr. Georg Hirth, Herausgeber der Jugend, in München, Herrn K. E. Graf zu Leiningen- Westerburg in Pasing, Herrn Direktor Paul Kersten in Erlangen und Herrn Melchior Lechter in Berlin meinen herzlichen Dank aussprechen, sowie be sonders den Firmen Theo Ströfer in Nürnberg, Albert Langen in München, S. Fischer und Schuster & Löffler in Berlin, Fischer & Franke in Charlotten burg, Eugen Diederichs in Leipzig und den Schriftgiessereien von Genzsch & Heyse in München und Rudhardt in Offenbach, ferner der kaiserlichen Reichsdruckerei in Berlin und endlich meinem Verleger Hermann Seemann Nachfolger in Leipzig für seine aufopfernde Thätigkeit. Florenz, im November 1901. Der Verfasser.