Au Bachs Choraltcchnik. 107 DaS liegende Pedal-C ist nicht eine anorganisch unter stellte Tonika, wie etwa am Schluß des Vorspiels „Jesus Christus den Jom Gottes wandt"; auch kommt unser Orgelpunkt nicht aus einer der harmonischen Baßklauseln — authentisch oder plagal —, sondern dieses Pedal-L ist ein melodischer Endton, das heißt: mit ihm schließt eine melo dische Linie, und zwar eine Choralzeile, die vom Pedal im sünftletztcn und viertlctztcn Takt bei manualemKontrapunktvor- getragen wurde. Jetzt aber, als Liegcton, liefert das Pedal-C den Tragbaß für die drei Schlußtakte mit deren manualer Jeilcnsyllogie. An dieser Leistung beteiligen sich zeilenthematisch 4 von den 5 Manualstim men und überlasten das letzte Wort — den Cambiatenanker dem fünften Part, gewistermaßen als Entschädigung für seine Thc- menlosigkeit. An der Icilcnsyllogie selbst ist allerhand Erwägenswertes wahr- zunehmen. — Das musikalische Füreinander und Gegeneinander ein zelner gleichzeitig erklingender Melodien, wie überhaupt das Wesen und der Sinn aller wirklichen Polyphonic, beschäftigt die verschiedenen Interessenten, Forscher und Praktiker, in derart gesondert sondernder Weise, daß man bald jede Erinnerung an den gemeinsamen Ausgang, an die Einheit des Objektes, verloren glaubt. — Dem Philosophen, dem Metaphysiker können die Gebilde der Polyphonic als Luken und Fenster für einen berückenden Ausblick in die Unendlichkeit er scheinen; als raumzeitliche Symbole für etwas Unmeßbares, für