2 Marc-Andre Souchay, Diese Art der eindimensionalen Variation, die „Reihenvaria tion", ist tonal ruhend, stellt Veränderung neben Veränderung — am vollkommensten objektiviert in Nachsehen Suiten (doch nicht in allen) und Beethovenschen Variationen. Die „Funktionsvariation" dagegen, die ihre klarste Formulierung in den Sonaten Beethovens gefunden hat, schafft Übergänge zwischen den Veränderungen, stuft die Umbildungen mit Hilfe der Harmonik, lagert aber vor allem Variationen verschiedener Ordnung über-, neben- und untereinander, so daß sie dreidimensional genannt werden muß. Die Bachsche Fuge wäre denn die Vervollkommnung der einen von den drei Rundformmöglichkeiten: der zweidimensionalen, der „Tiefenvariation". Was für die Beethovensche Sonate der einzelne Satz bedeutet, ist für die Fuge die Durchführung. Hier wie dort geschieht alles durch das Thema, das freiestes Metrum ist, Inhalt und Form gleichmäßig bedingt. Mit den Durchführungen endlich prägt das Thema die Form der ganzen Fuge, wie mit den Sätzen daö Ganze der Sonate. Es hat sich also unsere Betrachtung des Themas in der Nach sehen Fuge, das neben seinem melodischen Eigenwert zugleich Funk tion der Durchführung und so der ganzen Fugenform ist, zu scheiden in: I. Das Thema als eigengesetzliches musikalisches Gebilde, II. Daö Thema als Funktion der Durchführung und III. Das Thema als Funktion des Ganzen der Fuge. !. Teil. Das Thema als eigengesetzliches musikalisches Gebilde. 1. Themengrenzen. Fugieren bedeutet das Sich-entwickeln-lassen einer bestimmten Linie. Jur bestimmten Linie wird sie rein äußerlich dadurch, daß sie, nur sie allein, von allen Stimmen wörtlich gebracht wird, daß wir von einem Punkt aus, eben doch ihrem Ende, neue Linien auö ihr herauswachsen sehen. Aber wir empfinden auch Gliederung. I. B. ein Thema wie dieses: