152 Fritz Rollberg, Johann Ambrosius Bach. hatte. Der schon genannte Kailtor Dedekind hat in einem Schreiben dem Rate den Stadtpfeifer Hoffmann von Ohrdruf als Nachfolger Bachs vorgeschlagen. Dabei nennt er Ambrosius den „weitbelobtcn Stadtmusikus" und berichtet von einem gemeinsamen Spiel auf der Violine, das Bach, Hoffmann und Pachclbel im vergangenen Herbst (also 1694) bei einer Festlichkeit zu Ohrdruf vollsübrt hätten. Hoffmann bezeichnet er als einen Vetter des Verstorbenen. Nicht allzuviel ist cs, was wir über Leben und Wesen des Ambrosius Bach wissen. Vor allem fehlt jeder Hinweis auf et waige schöpferische Tätigkeit. Das ist auffällig. Viele der Eisenacher Organisten, Kantoren, Hausleute sind irgendwie einmal als Tonsetzer genannt: Als Schöp fer einer der zahlreichen Gelegenheitsmusikcn, in den Stadtrech nungen, wenn sie dem Rat ein Werk verehrten und dafür ein Geschenk erhielten. Für Ambrosius war von alledem nichts auf zufinden. Er ist also mit Sicherheit als nur ausübender Mu siker anzusprechen. Nur zwei Handschriftproben fand ich von ihm: einige Male sei nen Namcnszug, unter dem Anstellungsvertrag und den Gesuchen, dann Quittungen über empfangenen Sold. Zwei davon sind hier (Titelbild u. S. 148) als Abbildung beigcgcbcn. Ein zeitgenössisches Ölbild, dessen Original in der Berliner Staatsbibliothek ist, während das Eisenacher Bachhauö eine Kopie birgt, zeigt Ambrosius Bach in einer für die Jeitverhältnissc völlig fremdartigen Aufmachung: ohne die Modestückc des Barock, be sonders ohne Perücke, mit offenem Kragen, unbeengt, steht eine stattlicke Manncsgcstalt vor unS, in vielen Zügen an das Bild des großen Sohnes erinnernd. Der halbe Bildhintergrund läßt die Ansicht einer Burg, wohl der Wartburg, erscheinen. Der Maler des Bildes ist vielleicht unter dem Personal des Eisenacher Hofes zu suchen. 1690 nennt ein Aktenstück einen solchen namens Herlico. Vom Vater dürfte Sebastian nicht nur die Statur ererbt haben. Sein Violinspiel, des Großoheims Meisterschaft aus der Orgel, die hehren Klänge von dessen gewaltigen Tonschöpfungen, die oft St. Georgenö hohen Raum füllten, die er wohl sicher schon in jungen Jahren mit gestalten half, sic erweckten Kräfte in seiner Seele, die später Höchstes, Reinstes der Menschheit schenken konnten.