Bach-Gräber im Ausland') Von Heinrich Miesner (Hannover) Bei den großen Feiern des Bach-Jahres 1935 stand natürlich die Gestalt des Thomaskantors im Mittelpunkt. Obwohl nun die musi kalisch interessierte Welt abermals, wie der Kauf von Biographien und ähnlichen Werken gezeigt hat, lebhaftesten Anteil genommen am Aufstieg und Niedergang der einzigartigen urdeutschen Künstler- samilie Bach, scheint es dennoch vielen entgangen zu sein, daß sich in demselben Jubiläumsjahr am 5. September der Geburtstag des jüngsten Sohnes Sebastians, Johann Christian, zum 200. Male jährte^). Dieser Spätling der Familie wie auch der jüngere Namens vetter Sebastians habm Zweck und Ziel ihres Lebensweges nicht im Gebiete deutschen Sprachbereichs gefunden, sondern jenseits unserer Grenzen im fremden Lande. In der Heimat pflegen wir heute jede Bachstätte in Ehren zu halten. Die Ruhestätten dieser beiden ausgewanderten Söhne der großen Familie zu betreuen, ist leider nicht mehr möglich; aber sie zu kennen, ist zum mindesten für jeden Bachfreund unerläßlich. So mögen uns einige Berichte aus dem 18. Jahrhundert den Weg zu ihnen zeigen. Cramers Magazin der Musik vom Jahre 1783 (S. 194) berichtet: „London 1782. Im Anfänge des Januars ist hier der Music- meister der Königinn, Johann Christian Bach, im 47. Jahre seines Alters mit Tode abgegangen. Unter den Nachlebenden Söhnen des großen Joh. Seb. Bach war er der jüngste, und 1735 zu Leipzig gebohren. In seinen jüngeren Jahren kam er zu seinem Herrn Bruder, Carl Philipp Em. Bach, der da mals in Königl. preußischen Diensten war, nach Berlin, wo er *) Dieser Aufsatz war für das Bach-Jahrbuch 1935 bestimmt, konnte aber nicht gedruckt werden, da sich meinen Erkundigungen im Auslande Hindernisse entgegenstellten. *) In den Reichsdenkmalen wurden jüngst di- Quintette dieses Meisters von Rud. Steglich neu herausgsgeben.