Die „Kunst der Fuge" als Klavierwerk Besetzung und Anordnung Von Heinrich Husmann (Leipzig) Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge" bietet auch heute noch eine Reihe von Problemen, deren endgültige Lösung nicht erreicht wor den ist. Schon ihr Äußeres gibt zu Mißverständnissen Anlaß: die Schrei bung in Partiturform mußte bei oberflächlicher Betrachtung den Ein druck erwecken, es handele sich auch tatsächlich um ein Orchesterwerk. Der fragmentarische Zustand des Ganzen stellt eine andere Frage, — welches die vom Komponisten beabsichtigte Gestalt des Werkes sei. Während das letzte Problem — abgesehen von dem eine verschwommene und schwärmerische Musikauffassung so anziehenden „Schlußchoral" — lediglich den Forscher interessierte, ist das erste vor allem von praktischen Musikern diskutiert worden, bei denen zumeist eine schöne Intuition für die mangelnde Beweisführung schadlos halten mußte. Besonders ver hängnisvoll wirkte es, daß sich das Bemühen der Orchestratoren und der von ihnen abhängigen modernen Klavierbearbeiter immer nur auf die „Kunst der Fuge" selbst beschränkte, während ein Vergleich mit anderen Spätwerken Bachs schon die Richtung der Lösung hätte weisen können. Dabei soll gern zugestanden werden, daß alle, die um die Erkenntnis der „Kunst der Fuge" gerungen haben, Richtiges gesehen haben, — der Fehler liegt, wie häufig, in der unzulässigen Verallgemei nerung von Teilergebnissen. Da die Frage der von Bach gewollten Anordnung des Werkes sich einfacher erledigen läßt, wenn zuvor die Frage der Besetzung beantwortet ist, soll diese zuerst behandelt werden. Ehe ich jedoch dieses Problem in Angriff nehme, soll kurz angedeutet werden, in welche Richtung die Werke des späten Bach weisen, — hier dürfte dann die größte Wahr scheinlichkeit einer Lösung der die „Kunst der Fuge" betreffenden Fragen liegen. Es mögen daher kurz die bedeutenden letzten Jnstrumentalwerke zusammengestellt werden: 1735 2. Teil der „Klavierübung": Italienisches Konzert und ll-moll-Partite 1739 3. Teil der „Klavierübung": „Orgelmesse" 1742 4. Teil der „Klavierübung": Eoldberg-Variationen Bach-Jahrbuch i?z8. 1