BStiigKSMgiSiiS Komponierte J. S. Bach „Hammerklavier-Konzerte“? 163 die ersten Klavierpart-Akkoladen zu Beginn seiner Klavierkonzerte (mit Aus nahme von KV 537 und 595) das Wort Cembalo, 6 obwohl es nachweisbar ist, daß er bereits in den 1770er Jahren in den ,,Cembalo“-Stimmen seiner Kon zerte dynamische Bezeichnungen wie crescendo, p und f eintrug 7 und in Wien nachweislich seinen eigenen Hammerflügel für die Aufführungen seiner Kon zerte benutzte. Bestimmt schrieb er dies nicht in der Absicht, eine Interpreta tion auf Kielflügeln nahezulegen, sondern war nur lange genug in Italien ge wesen, um sich die dortige Terminologie völlig zu eigen zu machen, die auch später noch von Beethoven in Wien benutzt wurde. Schubert schrieb als Schüler Salieris im Triosatz D 28 auch zunächst noch „Cembalo“ vor den Klavierpart. Sogar in London gab es um 1790 noch keine säuberliche Begriffs trennung: Dort dirigierte Haydn laut einer Zeitungsnotiz von einem „harp- sichord“ aus, durch einen verläßlichen Besucher wird aber berichtet, daß Haydns Instrument bei dieser Gelegenheit ein Pianoforte war. In Anbetracht dieser terminologischen Sachlage muß es eigentlich sehr ver ständlich sein, wenn nun behauptet wird, daß es ein folgenschwerer Irrtum ist zu glauben, mit dem Wort „Cembalo“ in einem Dokument der Zeit Johann Sebastian Bachs könne tatsächlich stets und eindeutig nur ein Kielflügel ge meint sein. Im Juni 1733 erschien in einem Leipziger Zeitungsblatt die Ankündigung eines Konzertes, das Johann Sebastian Bach mit seinem Collegium musicum zu geben beabsichtigte. Sie lautete 8 : „Nachdem von Ihro Königlichen Hoheit und Churfürstlichen Durchlauchtigkeit die gnä digste Concession ertheilet worden, daß die zeithero eingestellten Collegia Musica nunmehro wiederum continuiret werden mögen; Als soll morgen, Mittewochs, als den 17. Junii c. a. im Zimmermannischen Garten auf dem Grimmischen Stein-Wege von dem Bachischen Collegio Musico Nachmit. von 4. Uhr der Anfang mit einem schönen Concert gemachet, und wöchentl. damit continuiret werden, dabey ein neuer Clavicymbel, dergleichen allhier noch nicht ge höret worden, und werden sich die Liebhaber der Music, wie auch die Virtuosen hierzu ein zustellen belieben.“ Wer die durch neue Erkenntnisse bereicherte Frühgeschichte des Hammer flügels und heute nochmals die Biographien Johann Sebastian Bachs und Gott fried Silbermanns unvoreingenommen studiert, dem wird vermutlich ein leuchten, daß aus diesem Bericht recht eindeutig hervorgeht, daß bei dieser Gelegenheit wohl kein anderes Instrument von Bach gespielt worden sein dürfte, als eben ein „neuartiges Cembalo“, nämlich ein Hammerflügel. 9 Hun- 6 Leicht nachprüfbar ist dies beispielsweise in Band V/15/7 der Neuen Mozart-Ausgabe, wo auf S. XII die erste Seite von Mozarts Autograph des Konzerts KV 488 abgebildet ist, so wie in den Faksimile-Ausgaben der Klavierkonzerte KV 459 und KV 49 1. 7 Für diesen Hinweis möchte ich Prof. Dr. Christoph Wolff sehr herzlich danken. 8 Nachricht auch Frag- und Anzeiger, Leipzig, 16. Juni 1733, zitiert nach Dok II, S. 237L Zu den Anzeigen, die inhaltlich wohl alle auf Bach selbst zurückgehen, vgl. W. Neumann, Einige neue Quellen ~u Bachs Fierausgabe eigener und zum Mitvertrieb fremder Werke, in: Musa - Mens - Musici. Gedenkschrift Walther Vetter, Leipzig 1969, S. iöyff. 9 Theoretisch könnte es auch ein „Lautenwerk“ gewesen sein, das ja auch zu den besaiteten Tasteninstrumenten gehörte und, wenn es in Flügelfotm gebaut war, Cembalo genannt