Komponierte J. S. Bach „Hammerklavier-Konzerte“? 169 Alle dynamischen Abschattierungen waren auf diesem Cymbal, das Heben streit mit Klöppeln bespielte, natürlich möglich. Aber im Gegensatz zu den Cembali hatte Hebenstreits „Pantaleon“ keine Dämpfung. Gerade das Inein anderklingen der Töne ergab aber offenbar den besonderen Reiz dieses Instru mentes. Und es scheint, daß Silbermann aus diesem klanglichen Vorteil des „Pantaleons“ ideellen Gewinn schöpfte: während nämlich die Hammerflügel Cristoforis keinerlei Vorrichtung zur Aufhebung der Dämpfung haben, erfand Gottfried Silbermann für diesen Zweck auf seinen Hammerflügeln einen registerartig zu betätigenden Mechanismus (das spätere Pedal). Gottfried Silbermann war also nicht nur ein berühmter Orgelbauer, er war auch als Klavierbauer ein echter Erfinder, der zwar irgendwann Cristoforis Mechanik als genial erkannte und nachbaute, dem neuen Instrument aber noch zu einer weiteren Entwicklungsstufe verhalf. Die für die Bach-Forschung wichtige Frage ist nun: wann baute Gottfried Silbermann seine Johann Sebastian Bach zufriedenstellenden Hammerflügel? Der Rechtsstreit mit Hebenstreit fand ab Mitte der 1720er Jahre statt. Offenbar hatte Silbermann Hebenstreits Instrument zu diesem Zeitpunkt bereits nicht nur deshalb mit einer Tastatur versehen, damit es leichter zu spielen sei, son dern weil er überhaupt an der Entwicklung eines Hammerflügels arbeitete und entsprechend experimentierte. Maffeis Bericht über Cristoforis Erfindung wurde von dem mit Silbermann bekannten Dresdner Hofpoeten König vermutlich um 1724 übersetzt. Königs Frau war Hofcembalistin in Dresden. In ihrem Auftrag hatte Silbermann 1721 das Cymbal d’amour entwickelt. Ein Hammerflügel Cristoforis muß sie wohl ebenso interessiert haben wie Silbermann. Wann aber kam ein Cristofori- Flügel nach Sachsen? Wir wissen es nicht. Instrumentenkundler unter den Musikhistorikern sind sich nur darüber einig, daß Gottfried Silbermann die Hammermechanik Cristoforis derart genau nachbaute, daß er ein Instrument des italienischen Meisters gesehen und die Mechanik genau untersucht haben muß. Es ist anzunehmen, daß Silbermann spätestens zwischen 1725 und 1728 die Gelegenheit fand, Cristoforis Erfindung zu studieren, daß er sich aber schon vorher mit dem Bau einer Hammermechanik beschäftigt hatte. Was sollte aus diesen Überlegungen gefolgert werden? Wenn es wirklich das bereits ausgereifte Modell eines Silbermannschen Hammerflügels war, das Bach für das Konzert 1733 benutzte - und es spricht sehr viel für diese An nahme so heißt dies, daß möglicherweise auch einige oder (kaum) alle nach 1733 geschriebenen Werke für besaitete Tasteninstrumente, also alle „Cembalo“- konzerte Johann Sebastian Bachs von ihm auf einem Hammerflügel gespielt wurden. Ausgenommen hiervon sind nicht einmal jene Werke für ein zwei- manualiges „Cembalo“ wie etwa das „Italienische Konzert“ oder die „Gold berg-Variationen“ - hier könnte ein Kombinationsinstrument Verwendung gefunden haben: Aus den Verkaufsanzeigen in den Leipziger Zeitungen geht nämlich hervor, daß es zu Bachs Lebzeiten Kombinationsinstrumente auch in Leipzig gab, Instrumente, in denen Kiel- und Hammerflügel vereinigt worden waren. Solche Kombinationsinstrumente scheinen viel häufiger gebaut worden zu sein, als man bisher annahm. 1742 und mit ähnlichem Text auch 1743