Kleine Beiträge Zur Entstehung der Kantate „Ihr Tore zu Zion" (BW'V 193) Nachdem Siegfried Wilhelm Dehn (1799-1858) die Originalstimmen der Kan tate „Ihr Tore zu Zion“, BWV 193, in den vor 1854 angelegten Katalog „J. S. Bach’s Cantaten in Auflagestimmen“ 1 aufgenommen und der Hs. ein Titelblatt mit Provenienz- und Inhaltsangabe 2 zugefügt hatte, fristeten die „Trümmer dieser Cantate“ 3 in der Berliner Königlichen Bibliothek ein Schat tendasein. Erst Friedrich Smend hat sich eingehend mit der Komposition und ihrer Entstehungsgeschichte auseinandergesetzt. 4 Die Entdeckung der Parodie beziehung zur Kantate „Ihr Häuser des Himmels“, BWV 193 a, brachte Smend zu der Überzeugung, daß die Ratswechselkantate BWV 193 nach dem 3. Au gust 1727, dem Aufführungsdatum der weltlichen Huldigungskantate BWV 193 a, entstanden sein müsse. Da laut Spitta im Ratswechselgottesdienst 1727 die Aufführung der Kantate BWV Anh. 4 stattgefunden hatte und aufgrund von Smends Annahme, daß die Werkfassungen BWV 193 und BWV 193 a auf eine in Köthen entstandene Urfassung zurückgehen, hat Alfred Dürr BWV 193 dem Jahr 1726 beziehungsweise der Zeit um 1727 zugewiesen. 5 Der Charak ter der Schriftzüge Johann Heinrich Bachs, der als Schreiber an der Herstel lung des Aufführungsmaterials beteiligt war, läßt nach den Untersuchungen von Hans-Joachim Schulze die Entstehung des Stimmensatzes zu BWV 193 nicht vor dem Jahr 1727 zu. 6 Die im Zusammenhang mit der Arbeit an NBA I/32 vorgenommene Durch sicht der im Stimmensatz zu BWV 193 enthaltenen Korrekturen hat zusätzliche Belege für die Entstehung der kirchlichen nach der weltlichen Werkfassung erbracht. In der von Johann Heinrich Bach geschriebenen Altstimme hat Bach die ursprüngliche Textunterlegung „daß sein Hertze mög erkennen“ in Satz 5, T. 22-23, gestrichen und durch die Lesart „die vor dich das Recht erhalten“ 1 BB Mas. ms. tbeor. K 45/. 2 Sr 62 ; Wortlaut des Titelblattes: C. P. Ihr Pforten zu Zion“ Cantate von Job. Seb. ßacb. Canto. Violino 1. doppelt Alto. Violino 2. d°. Viola Hantb. 1. Hantb. 2. Die Abkürzung ,,C. P.“ befindet sich auch in den Originalstimmensätzen zu BWV 34a, 36b, 43, 120a, 136, 179, 192, 214. 226 und bedeutet einen Hinweis auf die Herkunft der Stimmen aus der „Collection Poelchau“; vgl. die zu den genannten Werken gehörenden Kritischen Berichte der NBA. Eine Aufnahme der unvollständigen Stimmensätze zu BWV 34a, 56 b, 43, 120a, 156, 179, 192 und 193 in den Katalog der Sammlung Poelchau 1832 (BB Mus. ms. tbeor. K 41) ist unterblieben. 3 Spittall, S. 562, Anm. 50. 4 Nene Bacb-Fnnde, AfMf 7, 1942, S. 10-14; ßacb in Käthen. Berlin (1951), S. 51-5 5 Dürr Chr 2, S. 89 und 166. 6 BJ 1979, S. 59-65; Schulze Bach-Überlieferung, S. 113 f.