Bachs Stellung in der Leipziger Kulturpolitik seiner Zeit Von Ulrich Siegele (Tübingen) Diese Studie hat das Ziel, kulturpolitische Rahmenbedingungen für Bachs Leip ziger Wirken zu erhellen. Sie untersucht also das Verhältnis von Struktur und Individuum und führt auf einer anderen Ebene meine frühere Studie über Bachs Endzweck einer regulierten und Entwurf einer wohlbestallten Kirchen musik weiter, die hauptsächlich Fragen der kirchenmusikalischen Organisation betraf. 1 Der hier vorgelegte erste Teil stellt die Verhandlungen über die Wie derbesetzung des Kantorats an der Thomasschule nach Johann Kuhnaus Tod dar. Diese Verhandlungen, die in fünf Etappen verliefen, machen deutlich, welche Stellung im kulturpolitischen Kontext der Zeit die Leipziger Ratsherren Bach gaben. Die Fortsetzung, deren Erscheinen für den nächsten Jahrgang vor gesehen ist, stellt zunächst die Reaktion Bachs auf diese Verhandlungen dar, warum er sich für Leipzig entschied, warum er Köthen verließ. Der kultur politische Rahmen hat Bachs Leipziger Amtszeit bestimmt. So fällt von hier aus neues Licht auf die Ereignisse und Äußerungen der Jahre 1729/50 und 1749/50. Die Entscheidungen, womit Bach sich innerhalb des kulturpolitischen Kontexts der Zeit orientierte, lassen seinen Lebensentwurf und gelungene wie mißlungene Versuche der Realisierung erkennen. Hieraus wird deutlich, wel che Stellung er selbst sich gab. So können Fremdeinschätzung und Selbstein schätzung aufeinander bezogen werden. Die Studie geht zurück auf das Referat Fragen zu Bachs Entscheidung für Leipzig, das ich auf dem wissenschaftlichen Kolloquium Johann Sebastian Bach, Leipziger Wirken und Nachwirken der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten Johann Sebastian Bach der DDR am ;. Dezember 19S1 in Leipzig gehalten habe. Ich danke Prof. Dr. Werner Felix und Dr. Armin Schneiderheinze für die Einladung und den Anstoß, ein lange erwogenes Vor haben in Angriff zu nehmen. Die Weiterarbeit brachte neue Gesichtspunkte und hat die dort vorgetragenen Thesen modifiziert. Geblieben ist die Absicht, durch eine Analyse der Motivationen und Intentionen der handelnden Personen und Institutionen Lücken, die die dokumentarische Überlieferung läßt, zu schließen. Schon die Referate und Diskussionen des Leipziger Kolloquiums haben mich zur Weiterarbeit angeregt; ich nenne hier Prof. Dr. Karl Czok (Leipzig), Tatjana Frumkisova (Moskau), Andreas Glöckner (Leipzig), Dr. Ort- run Landmann (Dresden) und Dr. Martin Petzoldt (Leipzig). Inzwischen haben mich mit Auskünften entgegenkommend unterstützt: Dr. Werner Menke in Müllheim (Baden) über Hamburger Akten zu Telemann, das Stadtarchiv Braunschweig (gez. Angel) über Andreas Christoph Duve, das Staatsarchiv Hamburg (Dr. Eckardt und Dr. Schneider) über Akten zu Telemann und die Hamburger Währung, das Statistische Bundesamt in Wiesbaden (Dr. Rasch) über die Entwicklung der Kaufkraft. Ich danke allen, die mir geholfen haben, so auch den Mitgliedern eines Tübinger Seminars im Winter 1981/82, besonders aber Dr. Hans-Joachim Schulze in Leipzig, der eine Auskunft des Pfarramts Reichenbach im Vogtland eingeholt und überhaupt diese Arbeit auf mancherlei Weise gefördert hat. 1 In; Festschrift Georg von Dadelsen, Neuhausen-Stuttgart 1978, S. 313-351.