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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188008314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: S. 5078 statt S. 5089
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-31
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1880
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Hrscheiut t-gUch früh L'/, Uhr. Hrtilllo» m» <e»c»ttt»» JvhanutSgafle LS. 4p«ch-»»r»a »rr L«»actt»»r vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. Mr kt NLikgadr etu,tsanl»«tr M»n»- »ach, ftq die «cdacttou «uh, vtrbtndltch. Annahme der für die nöchk,. v^mdr Nummer bestimmt,'« Smmitr au Wochentagen bis ö llür Nachmittags, aa L«m- »ad Festlagen früh bis V,ü Kbr^ r, «ra Rltatt» für Zns.-Lml«h»t. Klemm. UuiversitLtSstr. 22. KouiS Lüsche. Katharinen str. I v.p. am dis '/.3 Uhr. KripMer Tagcblat! Anzeiger. Orgall für Politik, Lvcalgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 1-.1S6. rbmnmnent,»««, viertes. 4',ML, Mkl. Bnnaerloy» 5 BL, durch die Post bezogen S ML Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Pf Gebühre» für Lxtrabeuagrn ohne Pvstbefvrdcrung 39 ML Mit Postbefvrderung 48 ML 3»stritt Laef». Prtitzeile 20 Pf. Grshere Lchristen laut unserem PrelSver-eichlliß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. U«1«»e, imttr »«» »«harlimttßrich die Stnüyeil« 4« Pf. JnferM« stu» stets aa d. <«»e»ttt-, zu senden. — «adatt »ich nicht gegeben. Zahlung prmmm»«mach» »da durch Postvorfch^. .N AiS. DieuStag den 31. August 1880. 74. Jahrgang, ZU gefälligen Achtung. Donnerstag» den 2. September» wird aus Anlaß der 8«Ä»i» - unsere Expedition von 1« Uhr ab geschloffen bleiben. LxpvüMon äos LvipÄssr l'LKSdlLUvs. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß am Nationalfefttage Deutschlands, den 2. September Vormittags 10 Ubr ein Dank« und FestgotteSdienft in der Nikolaikirche ftattftnden wird. Leipzig, am 24. August 1880 Die Kircheninspection für Leipzig. Der Superintendent. Der «ath der Stadt »eipzig i. Et. DiakonuS vr. Suppe. ltt. Georgi. Harrwitz. Steinbruch -Verpachtung. Der Abbau deS da Stadtgemeinde Leipzig gehörigen «rasdorfer Stein brucheS soll auf vier Jahre verpachtet werden und fordern wir Pachtluftige hierdurch auf, ihre auf ein jährliche- Pachtgeld zu richten den Gebote dis zum 1. Lctsder d. I. bei uns einzureichen. Die BerpachtunaSbedingungen liegen in unserer Oekonamte-Jnspeetio« t« alte« JohanntShoSpttale und bei dem Stetnbruchsauffeher Herrn Förster Zacharias ta Lradefeld zur Einsicht auS, wo auch sonst etwa gewünschte Auskunft ertheilt werden wird. Leipzig, am 25. August 1880. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Wangemann Bekanntmachung, die Verpflegung der Etnqnartternng betreffend. Die Unterossiciere und Mannschaften deS in der Zeit vom 80. August bis mit 11. September «. in Leipzig verquartrerten Infanterie Regiment- Nr. 104 haben laut Quartieranweisung auf den SO. August die volle Marschverpflegung von den Quartiergrbern gegen die übliche Verpflegungs-Entschädigung von 85 ^rxcl. ServiS zu erhalten. Auf die Zeit vom 31. August bis mit II. September ist denselben vom Königlichen KrieaSministerium statt der Victualienportion in oslur, die Geldvergütigung, welche 48 />z pro Mann und Tag beträgt, sowie Brod io ostors zugesprochen, vom Regiment aber wegen Uebernahme der Verpflegung durch die Quartier geber mit unS in Unterhandlung getreten worden. Da nun bei eigener Verpflegung der einquartierten Mannschaften denselben vom Quartiergeber die Benutzung des KochfeuerS, sowie der Koch-, Eß- und Waschgeräthe des QuartrergeberS gewährt werden muß, diese Verpflichtung aber erfahruna-mäßig mit so viel Unzuträglichkeiten für die Wirlhschaftsverhältniffe verknüpft ist, daß die meisten Quartiergeber e- selbst ohne Entschädigung vorziehen, den Einquartierten lieber die nötbige Naturalverpflegung zu gewähren, so sind wir im Interesse der Quartieraeber auf die an gebotene Vereinbarung de- Inhalts, daß die vorstehende Geldvergütigung im Ganzen dehufS Auszahlung an die einzelnen Quartiergeber zur Etadtcaffe eingezahlt und den emquartterten Unterofficierrn und Mann schaften die Verpflegung, bestehend in Kaffee und MtttagSkast excl. Vrvd, von Seiten der Quartiergeber gegen Gewährung lener Vergütigung von 48 pro Mann und Tag gereicht werde, eingeganaen und bringen dies hierdurch mit dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß, daß die auf den Einzelnen entfallenden Verpskegungs-EntschSdigungen später zugleich mit halb beiondere Bekanntmachung ergehen wird. Leipzig, den 30. August 1880. dem ServiS zur Auszahlung gelangen werden und deS- Der «ath Per Stadt LetprtA. vr. Georgi- Harrwrtz. Bekanntmachung. Den zwischen der Koch- und Südstraße gelegenen Tract der Fichtestraße, den der Arndtstraße zwischen der Kaiser-Wilhelm- und der Brandvorwerkftraße einschließlich der Kreuzung mit der letzteren, den der Moltkestraße von der Kaiser-Wilhelm- bis zur Brandvorwerkftraße und den der Brandvorwerkftraße zwischen der Kronprinz- und Arndtstraße, jedoch bei allen Straßen mit Ausnahme der Fußwege und Brunnen, haben wir in öffentliche Unterhaltung übernommen. Leipzig, den L«. August 1880. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Genossenschaftswesen. Der GencssenschaftStag zu Altona lenkt wiede rum die Blicke deS deutschen Volkes auf da- Ge« nosienschaftSwesen, die fruchtbringendste Schöpfung de- Liberalismus auf wirthschastlichem Gebiete. WaS hier, unbeirrt durch unverdiente Quälereien und nicht eben geschickte Eingriff« von Seiten der Behörden, durch die schneidige Initiative eine- Schulze-Delitzsch im Laufe der Jahre geleistet wor den ist, dafür liegen unzählige Beweise vor. Man darf mit Recht sagen, daß die GenossenschastS- bewegung nicht nur unser Volk, sondern auch die Regierungen, insofern, als sie nicht länger zögern konnten, das bürgerliche Creditwrsen durch daS Gesetz zu schützen, zum Guten gezwungen haben. Freilich, die Stimmführer deS Tage-, die extremen Conservativen und der Ultramontanen, dieselben Leute, welche sich heute alS Regierungspartei geriren, pflegen in edlem Wetteifer zu versichern, der Liberalismus sei nur stark iu der Negation, in doctrinärem Nihilismus und was der unsinni gen Unterstellungen mehr find, aber unfähig zu positivem Schaffen. DaS stetige WachSthum des Genossenschaftswesen- beweist daS Gegentheil dicser Behauptungen. Im Gegensatz zu der neuerdings wieder herr schenden Tendenz, von der StaatSbcvormundung Alle- zu erwarten, überall den hülfreicheu und omnipotente« Staat herbeizurufen, der denn auch nach dem Wunsch mancher Zünftler ZwangS- innungen schaffen soll, entwickeln sich die Genossen schaften durch die Anregung eines Ihatkrästigen und praktischen ManneS, durch die Selbstthätigkeit eben jener Kreise, die man durch Zwangs organi- sationen konservativer- und ultramontanersenS be glücken möchte, des Handwerkerstandes. Längst sind sie über diesen Kreis hinausgewachsen. Die minder bemittelten Landwirthe und namentlich in den Consumvereinen diejenigen Arbeiter, die nicht nur auf einen lustigen Sonntag und blauen Mon tag bedacht sind, verbessern ihre wirthschaitliche Lage durch treues Zusammenstehen und schaffen sich dadurch Credit. Die wenig bemittelten Kreise des Volkes vermögen unter billigen Be dingungen nur durch zw« Mittel sich Geld zu verschaffen, durch die Solidarhaft uud durch die allgemeine Wechselfähigkeit. Gewiß hatte e» in manchen Fällen seine großen Härten, daß der begüterte Genosse bei dem, wenn auch keineswegs häufigen, Zugrundegehen eine» Verein- für den mittellosen eiutreten mußte. Aber fast immer traf ihn die Mitschuld an der Kata strophe. Denn die Genoffen schäften beruhen auf Selbstverwaltung, auf thätiger Controle der selbst gewählten Aufsicht-- und Revisionsbehörden, für welche der Vater de- Genossenschaftswesen- ein gehende und vortreffliche Mustervestimmunaen ver- fsßt hat. Kein blinde- Vertrauen darf hier ein- re'ßen. da- nicht am wenigsten bei den vom Staat concessionirten Aktiengesellschaften Oester reich- so schwere Opfer gekostet hat. Fiele die Solidarhaft sott, so würden viele Mit glieder da- treibende Motiv verlieren, ein sorg same« Auge aus die VereinSverwaltuog zu haben, und die Katastrophen der Genossenschaften würden weit zahlreicher werden. Darum lehnte denn auch der GenoffenschostStag die Beseitigung der Solidar haft, die von manchen Seiten bei der bald bevor stehenden Revision deS GknoffenschaftSgesetzeS be« fürwortet wurde, entschieden ab. Selbst eine Beschränkung auf einen bestimmten, daS Normal guthaben bedeutend übersteigenden Betrag als äußerste Concession fand wenigc Fürsprecher, wenn auch dem Anwalt und Gründer der Genossenschaf ten. Schulze-Delitzsch, die Vertretung ihrer Inter esten vertrauensvoll überlasten wurde. «»'eine einzige Stimme aber erhob sich für die Beschränkung der allgemeinen Wechselfähigkeit, gegen die sich soeben auch die Handelskammer zu Brauuschweig mit eingehender vortrefflicher Be gründung ausgesprochen hat. Sie würde die Million Mitglieder von Creditgenostenschaflen größtentheil- de- PersonalcreditS berauben, die Creditgenostenschaflen vernichten und den Wucher zur Nothwcndigkeit machen, welchem eben erst durch ein Gesetz entgegengrtreten wurde. Läßt sich doch die Dringlichkeit jene- (Besitzes wesentlich dadurch begründen, daß, trotz der steigenden Ausbreitung der Genossenschaften, noch Millionen sich tn Un- kenntniß Uber ihre segen-reiche Wirksamkeit befin den. Möglich, daß ta- Wuchergesetz Viele zu dieser reineren und besseren Quelle de- CreditS hindrängt. ES wäre da- eine sehr segensreiche Folge, welche wir mit Freuden begrüßen würden. Politische Uebrrsicht. Letppttz, 30. August Die Rückkehr de- Fürsten BiSmarck nach Berlin scheint für eine Anzahl von ausländischen Blättern daS Signal abgegeben zu haben, um noch eine stärkere Betheiligung der deutschen Diplomatie bei der Beilegung der orientalischen Wirren zu prophezeien, als sie bisher schon — wenigstens m jenen Blättern — zu verzeichnen war. Be sonders englische Zeuungen, welche der orien talischen Politlk deS Cabinets Gladstone feindlich gegenüber stehen, allen voran der „Daily Telegraph", wollen jetzt alS ganz sicher erfahren haben, daß Deutschland in da- denkbar engste Verhältniß mit Oesterreich-Ungarn einzutretea gewillt sei, weil sich für den Fürsten BiSmarck immer klarer herau-gestellt habe, daß England allzu sehr auf Rußland- Seite stehe uud dessen Bestrebungen unterstütze. Der deutsche Reichskanzler sei von Anfang au mit Oesterreich darüber einverstan den gewesen, daß ein Großbulgarien nicht ge duldet werden könne. Nun wolle allerdings Rußland in diesem Punkte nachgeben und habe, besonder- um dem LieblingSwunsche de- englischen Premier- noch mehr entgegen zu kommen, sich da mit einverstanden erklärt, daß eine Reihe von kleineren selbstständigen Staaten und Staatchen auf der Balkanhalbinsel »xistire. Da» wolle Fürst BiSmarck aber noch weniger al» ein Großbulgarien, da er nicht mit Unrecht fürchte, daß diese kleinen Staaten noch unrettbarer dem russischen Einflüsse verfallen würden, al- ein großer, und daß der un- auSbleibliche Hader unter ihnen selbst eine stete Gefahr für den Frieden Eurcpas bilden werde. Wie in diesem Punkte der deutsche Reichskanzler die Macht Oesterreich- im Orient zu stärken gr- sim t sti, so habe er sich auch entschlossen, in dem Streite Oesterreich» mit Serbien nachdrücklich für da« gute Recht de- Ersteren einzutreten. Die Ver treter Deutschlands in Wien und Belgrad seien bereit- mit Anweisung versehen, der serbischen Re gierung und ihren diplomatischen Agenten zu er öffnen, daß Deutschland darauf bestehen müsse, die Bestimmung der Berliner Conferenzbeschlüsse zur Ausführung gebracht zu sehen, welche von dem zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien abzu schließenden Handelsverträge spreche. Daß wirk lich in dieser Beziehung formelle Anweisungen er gangen waren, ist doch sehr zu bezweifeln, im Uebrigen mag iu Verstehendem die Ansicht de- Fürsten BiSmarck übe' die beregten Dinge nicht ganz unrichtig wiedergegebeu fein. Trotzdem hält er den Zeitpunkt nicht für gekommen, jetzt auS der ebenso klugen, wie kräftigen Reserve herau-zutreten, welche er sich und der deutschen Politik feit Jahren auferlegt hat. Die auswärtigen Angelegenheiten de-Deutschen Reiche» stehen auch nach einer anderen Richtung hin im Tagesinteresse. Die Feierlichkeiten, welche sich in Belgien den ganzen Sommer hindurch an die fünfzigjährige Wiederkehr der Unabhängig. keitS-Erklärung knüpften, haben nicht wenig dazu beigrtragen, dle guten Beziehungen de- belgischen Volkes besonders auch zu seinen deutschen Nachbarn zu kräftigen. Wie der leitende Minister, FrSre- Orban, bei allen Phasen seine- Kampfes gegen Rom der Interessengemeinschaft mit der gleiche Ziele wie da» liberale belgische Ministerium verfolgenden Politik Falk'- sich erinnert hat, so betonen die anti-ultramontanen Blätter Belgiens tagtäglich ihre Sympathien für die liberale Partei in Preußen und Deutschland, die sie von einer in ihrer Gefähr lichkeit doch wohl häufig überschätzten Reaktion bedroht sehen. Wenn z. B. befürchtet wird, daß eS auf Grund der von evangelischen Orthodoxen und katholischen Ultramontanen colportirten Petition gegen da- Ueberhandnehmen de« Juden - thumS jemals zu legislatorischen Maßnahmen kommen könnte, durch welche dm Juden wieder eine Ausnahmestellung angewiesen würde, so ver kennt man doch, daß in Deutschland ebmsowenig eine hundertjährige Entwickelung der Dinge zu rückgedreht werden kann, wie in Frankreich und den übrigen Ländern, die au» der Revolution von 1789 die hauptsächlichsten Consequenzen zogen. So wenig wie die Vorrechte der Feudalherren, so wenig läßt sich die Rechtlosigkeit der Juden wieder Herstellen. Doch, um auf Belgien zurück zukommen, wie freisinnlg die Regierung dort auf religiösem Gebiete verfährt, beweist die Nachricht, daß der Staat die letzte Allocution de- Papste» unerwidert lasten werde, da die Curie in derselben nur längst bekannte Dinge wiederhole und mit dem Geiste der Neuzeit in Widerspruch stehende Forderungen erhebe. Die Franzosen find doch, wenn e- sich um die Kitzelung ihres Selbstgefühle- handelt, geradezu närrisch zu nennen. Die Pariser „Estafette" untersucht in einem Leitartikel, welcher den in Deutschland herrschenden oder für den nächsten Winter drohenden Nothstand wieder w ven schauerlichsten Farben schildert, ganz ernsthaft die Frage, ob nicht Europa und namentlich Frankreich diesem armen Waisenknaben von deutscher Nation mit Almosen beispringen sollte! An sich, meint die „Estafette", welche, beiläufig gesagt, ihre eigenen Mitarbeiter nicht immer bezahlt, mit klassischer Frech heit, aa sich hätte ein solche- Verfahren für da- Land, welches die Wohlthat empfängt, nichts weiter Beschämende- ; nur müsse diese« Land erst beweisen können, daß e» seine eigenen HülfSquellen zur Lin derung der Noth schon erschöpft habe. Da- sei aber tn Deutschland nicht der Fall: die Reichs» schuld wie die preußische Staatsschuld wären ver hältnismäßig ganz unbedeutend und überdies hätte man ja noch dreihundert Millionen im KnegS- schatzr zu Spandau, siebenhundert Millionen in der Invalidencasse und hundert Millionen in dem Festungsfond». „DaS Deutsche Reich", schließt dieser unglaubliche Artikel, „illuminirt zur Feier der gewonnenen Schlachten. So mag e- auch zahlen! DaS Deutsche Reich sucht seinen Ruhm darin, für die größte Militairmacht Europa- zu gelten. So mag e- auch zahlen! DaS Deutsche Reich , ein Koloß mit thönernen Füßen, hat sich für eine erste Periode von fünfzig Jahren zum Kerkermeister Elsaß-Lothringen- aufgeworfen, wel ches weder von Annexion, noch von Assimiliruna etwa- wissen will. So mag eS auch zahlen! Da» Deutsche Reich, welche- eine Milliarde baar für den Krieg besitzt, kann seine eigenen Unter- thanen nicht der Nolh und Arbeitslosigkeit preisgeben. So mag eS denn zahlen! Wenn e« den Deutschen gefällt, am Hungertuche zu nagen und dafür Elsaß- Lothringen in Ketten zu schlagen und vor der Milliarde der kaiserlichen Casse Wache zu stehe«, so ist da- ihre Sache. Weder Frankreich noch Europa brauchen sich darum zu kümmern." Diese Betrachtungen in dem Blatte eine- notorischen SchuldenmacherS erinnern uns an die köstliche Caricatur Hogarth'S: Ein Mann sitzt im Schuld- thurme und schreibt mit größtem Eifer an einem Werke; man liest nur den Titel desselben, er lautet: „Unfehlbarer Plan, mit einem Schlage die ge- sammle großbritannische Staatsschuld zu bezahlen." Die Wiener hochofsicivse „Montags-Revue" be spricht die AuSlafsnngen der Blätter Uber die Rede Gambetta'S und führt dabei auS, d»ß Deutschland seit dem Versailler Frieden die Bemühungen der französischen Nation, ihr StaatS- weseu in feste Formen zu fügen, mit seinen Sympathien begleitet und die Thalsache der unvergleichlichen Entwickelung Frankreich- zu Wohlstand und Reichthum ohne Mißtrauen hingenommen habe. Sollte eine Trübung diese- Verhältnisses eintreten, vermöchte die unkluge Rücksicht aus den augenblicklicheu Bei fall der Menge oder eine berechnete „Toast, Politik" Argwohn zu erregen und leidenschaftliche Gesinnungen und vermeintlich zu Grabe getragene Hoffnungen aus- Neue hervorzurufen, so würde Europa einig darüber sein, daß ein Verschulden nach dieser Richtung nicht Deutschland anzurechuen wäre, sondern daß Frankreich wie die Schuld daran, so auch die Verantwortung dafür zu tragen hätte. Unter den Berliner Blättern ist e» brsooderS die „Nat.-Ztg.", welche die deutsch-franzö sischen Beziehungen in äußerst maßvoller Weise behandelt. DaS Blatt schreibt: „Man wird gut thua, den ZeitungSlärm. der sich iu Frank reich erhoben hat, ruhig ablaufea zu lasten und in vierzehn Tagen etwa nachzusehen, wa- von ihm noch übrig ist Heber die Gesinnungen, mit welche» die französische Nation die Ereignisse vor zehn Jahren betrachtet, ist ja eine Täuschung absolut unmöglich; waS die Franzosen im Interest« ihrer eigenen Würde zu leisten haben, ist, da- Unab änderliche mit Fassung zu tragen und, da sie mit Thaten unterlegen sind, sich nicht mit Worten revanchiren zu wollen. Doch ist DaS lediglich ihre eigene Sache und eS gehört dazu eine sehr staats- mttnnische und männliche Tugend — Selbstveherr-
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