Das Porträt Ambrosius Bachs 151 Was bisher nie verstanden wurde, klärt sich nach diesen Feststellun gen auf. Sie geben uns Auskunft über die Absicht des Künstlers, im De kor des Bildes die Schaffensstätte des Porträtierten sichtbar werden zu las sen. Das Tempelchen, das der Maler im Hintergründe zur Ausschmückung einfügte, ist nicht nur eine sinnvolle Beigabe, sondern zugleich ein Doku ment. Es stand an oberster Stelle im herzoglichen Schloßgarten, der sich bis an die Stadtmauer beim Glockenturm hinaufzog. Wir wissen, daß beide Herzoge, Joh. Georg I. (1668-1686) und Joh. Georg II. (bis 1698) mit star kem Interesse den Garten ihres Schlosses 9 ausgestaltet haben. Wir sind über diesen Garten gut unterrichtet 10 . Der untere Abschnitt, in sechs Teile ge gliedert, war als reiner Blumengarten angelegt; inmitten zahlreicher Sta tuen aus Stein befand sich eine hochspringende Fontäne. Breite Treppen stufen führten in den höher liegenden Französischen Garten. „Oben im Lust-Garten stehet ein schönes plaisierliches Lust-Hauß / davor stehen 2 rothen Löwen aus Stein gehauen die halten das Sächsische Wapen. Ehe man hinauf in das Lust-Hauß kommt / muß man 24 breite steinerne Treppen hinauf steigen / auf beyden Altanen stehen 17 große übergüldete Statuen / samt unterschiedlichen Blumen-Töpffen.“ Nach einer Beschreibung der einzelnen Gemächer, heißt es dann weiter: „17 breite steinerne Treppen gehen zum andern Gemach hinauf. Die Säch sische Wapen stehen oben vor der Thür auf alle 4 Ecken ein Stuccador- Arbeit / über allen Fenstern ist ein Fürstlicher Hut. Die Stühle und Bäncke um diesem plaisierlichen Lust-Hauße herum / sind von grünem Rasen gemacht.“ Das war der Ort, den der Herzog liebte, von lebensfrohen Freunden und Gästen umgeben. Von diesem beherrschendem Platze aus mußte das Trom peter- und Pauker-Corps im Sommer fast täglich festliche und heitere Klänge über die Straßen der Residenzstadt hinausschmettern, wie es die Chronisten bekunden 11 . Von diesem Kunststempel aus richtete der Bildschöpfer den Blick auf die Wartburg. Zwar war die Burg seit 1560 nicht mehr bewohnbar, aber sie blieb nach wie vor das Symbol des Landgrafengeschlechtes, das stolze Ver mächtnis des Eisenacher Fürstenhauses. Da der Maler im Aufträge des Her zogs handelte, mußte das Porträt seines Hoftrompeters mit den fürstlichen Initialen geschmückt werden. Für eine so hohe Auszeichnung mußte der Herzog Gründe einer besonderen Veranlassung gehabt haben. Man geht wohl nicht fehl, diesen Entschluß als einen Ausdruck des Dankes und der Anerkennung anzusprechen, weil Ambrosius auf die besser besoldete Stel lung in Erfurt verzichtet hatte und in Eisenach blieb 12 . Weil es nahe hegt, 9 Es handelt sich um das alte Schloß, den ehemaligen Landgrafenhof. i° Vgl. Joh. L i m b e r g, Das im Jahre 1708 lebende und schwebende Eisenach. 11 Vgl. Georg Dressei, Verzeichnis einiger Sachen, sovon 1648 bis 168} in Eysenach; Andrea Toppius, Historiia der Stadt EJsetiach mit Vorrede von Christ. Juncker 1710. 12 Auch die großen Bildmaße dürfen hier — im Gegensatz zu den üblichen Hofbildnissen— mitsprechen.