ij* Wolfgang Lidke 13. Juni stattfanden 11 , seinen Einfluß in besonders günstiger Weise geltend gemacht hätte, so kannte er doch zumindest die beruflichen Belange der gewählten Musiker und bemühte sich in der Folgezeit, dem auf kommenden empfindsamen Zeitstil eine größere Bedeutung im Musikleben einzuräumen, wie das für die Stadtpfeifer ausdrücklich verlangt wird. Er selbst stand aber mit seinen Kompositionen ganz in der Zeit Bachs 12 , doch mit J. G. Walther, zu dem er offensichtlich auch in persönlichem Gegensatz gestanden hat, konnte er sich bei aller Eigenwertigkeit nicht messen. Näher stand ihm J. S. Brunner, der von 1745 bis 1777 Weimarer Stadt kantor war. Dieser ist zwar nicht Bachschüler gewesen, doch die Intensität seines künstlerischen Schaffens dürfte sehr wahrscheinlich nicht unerheblich von der Weimarer Bachpflege her beeinflußt worden sein. Auch auf den langjährigen Organisten an St.Jakob, Philipp Samuel Alt 13 darf hingewiesen werden, denn er gehörte bereits zu Bachs Zeiten der Wei marer Hofkapelle an. 1721 bekam das genannte Gotteshaus - dank einer herzoglichen Stiftung - die erste Orgel, die von Heinrich Nicolaus Trebs gebaut wurde, der schon unter Bachs Anleitung das Instrument in der Schloßkapelle errichtet hatte. Wie J. C. Vogler, war auch der unmittelbare Nachfolger Bachs als Hof organist, Johann Martin Schubart (oder Schubert), in die Schule des späte ren Thomaskantors gegangen. Es dürfte ungeklärt bleiben, warum Schu bart die wenige Jahre zuvor erstellte Bachorgel umbauen ließ, so daß uns heute die genaue Disposition des von Bach gespielten Instruments in der „Wilhelmsburg“ unbekannt ist 14 . Schubart, der 1717 Bachs neue Stelle in Köthen freihielt und schon 1721 im Alter von 31 Jahren starb, erfreute sich einer großen Wertschätzung, wie das die Inschrift seines Grabsteins zeigt: „Hier liegt ein Musicus, der in dem Heiligthum vor seines Fürsten Stuhl erhöhte Gottes Ruhm; doch diese Lust ist aus. Es stirbet Hand und Ton, dort aber spielt er fort vor seines Königs Thron.“ 15 Nachdem auswärtige Herzoge die Administration über die Weimarer Lande und die Vormundschaft über Herzog Ernst August Constantin aus geübt hatten, wurde diesem, Ende 1755 die „venia aetatis“ erteilt. Der all gemeine Aufschwung schloß auch die Neugründung einer Hofkapelle ein. Zu ihrem Leiter wurde der entfernte Verwandte und Schüler J. S. Bachs, Johann Ernst Bach, bestimmt 16 . Als er das Vorwort zu J. Adlungs „An- 11 Akten des historischen Archivs der Stadt Weimar. 12 Hierzu siehe W. Lidke, Das Musikleben in Weimar i6Sj—17Weimar 1954, S. 74/75 und 93, sowie K. Straube, Chorahorspiele alter Meister, Leipzig o. J. 13 G. Schnaubert, Die Hof- und Garnisonkirche St. Jakob in Weimar, Weimar 1913. — Schnaubert schreibt irrtümlich Simon statt Samuel. 14 Hierzu siehe J a u e r n i g, a. a. O. 15 L. Schrickel, Geschichte des Weimarer Theaters, Weimar 1928. 16 Hierzu siehe G. Kraft, Johann Ernst Bach, in: MGG, Bd. I, Kassel 1949—51, und H. Kretzschmar, Ernst Bach, ■ Sammlungauserlesener Fabeln, in DDT Bd. XLII, Leipzig 1910.